Das adelige Nest. Иван Тургенев
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Название: Das adelige Nest

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ schwieg.

      »Ich habe Wladimir Nikolaitsch Ihre Cantate gezeigt; ich war versichert, daß er sie zu schätzen wissen wird, – und wirklich sie hat ihm sehr gefallen.«

      Lemm blieb stehen.

      »Es hat nichts zu bedeuten,« sagte er aus Russisch und fügte dann in seiner Muttersprache hinzu: »er verstehet aber nichts. Wie? Sehen Sie das nicht? Er ist Dilettant, und das ist Alles!«

      »Sie sind gegen ihn ungerecht,« erwiderte Liese, »er versteht Alles und kann fast Alles machen.«

      »Ja, Alles Numero zwei, leichte Waare, eilige, Arbeit; dieß gefällt, und er gefällt; nun – und bravo! Aber ich ärgere mich nicht; diese Cantate und ich, wir sind zwei alte Namen; ich schäme mich ein Wenig, – doch das bedeutet nichts.«

      »Verzeihen sie mir, Christophor Fedorowitsch!« sagte Liese auf’s Neue.

      »Es ist nichts, es ist nichts!« wiederholte er auf Russisch: »Sie sind ein gutes Mädchen . . . aber da kommt Jemand zu Ihnen. Leben Sie wohl. Sie sind ein sehr gutes Mädchen!«

      Und Lemm ging eiligen Schrittes zur Pforte, durch welche eben ein ihm unbekannter Mann, in einem grauen Paletot und breiten Strohhut trat. Er grüßte diesen sehr artig (er hatte die Gewohnheit alle unbekannten Gesichter in O. zu grüßen, von den Bekannten wandte er sich auf der Straße weg, – er hatte sich dies zur Regel gemacht), ging an ihm vorbei und verschwand hinter dem Zaune. Der Unbekannte blickte ihm erstaunt nach, und ging, nachdem er Liese einige Augenblicke fest angesehen, gerade auf sie zu.

      Siebentes Kapitel

      »Sie erkennen mich nicht,« sagte er, seinen-Hut abnehmend, »ich aber habe Sie erkannt, obgleich acht Jahre seit der Zeit, daß ich Sie das letzte Mal gesehen habe, entschwunden sind, Sie waren damals noch ein Kind.« – Ich heiße Lawretzky. – Ist Ihre Mutter zu Hause? Kann man sie sehen?«

      »Meine Mutter wird sehr erfreut sein, Sie zu sehen,« entgegnete Liese, »sie hat von Ihrer Ankunft schon gehört.«

      »Sie heißen, wenn ich mich nicht irre, Elisabeth?« sagte Lawretzky, die Treppe hinaufgehend.

      »Ja.«

      »Ich erinnere mich Ihrer sehr wohl, schon damals hatten Sie solch ein Gesicht, das man nicht vergißt. Ich brachte Ihnen damals immer Confect.

      Liese erröthete und dachte: »Was ist das doch für ein Sonderling.« Lawretzky blieb einen Augenblick im Vorzimmer stehen, Liese trat in’s Gastzimmer, wo die Stimme und das Gelächter Panschin’s erklangen; er theilte eine Stadtklatscherei Marie Dmitriewna und Gedeonowsky mit, die eben aus dem Garten zurückgekehrt waren, und lachte selbst laut über das, was er erzählte. Bei dem Namen Lawretzky gerieth Maria Dmitriewna in Unruhe, erblaßte und ging ihm entgegen.

      »Guten Tag, guten Tag, mein theurer Cousin!« rief sie mit gedehnter und fast weinerlicher Stimme: – »wie froh bin ich Sie zu sehen!«

      »Guten Tag, meine gute Cousine!« erwiderte Lawretzky und drückte ihr freundlich die ausgestreckte Hand, »wie befinden Sie sich?«

      »Setzen Sie sich, mein theurer Feodor Iwanitsch, ach, wie bin ich froh! Erlauben Sie erstens, Ihnen meine Tochter vorzustellen, Liese.«

      »Ich habe mich Elisabeth Michailowna schon selbst vorgestellt,« unterbrach sie Lawretzky,

      »Monsieur Panschin . . . Sergei Petrowitsch Gedeonowsky . . . aber setzen Sie sich doch, ich sehe Sie vor mir und traue auf Ehre meinen Augen nicht. Wie befinden Sie sich?«

      »Wie Sie sehen, ich strotze vor Gesundheit; aber auch Sie, Cousine, Sie sind in den acht Jahren nicht magerer geworden!«

      »Wenn man es bedenkt, wie lange wir uns nicht gesehen haben,« sprach Maria Dmitriewna sinnend, »woher kommen Sie jetzt? Wo ließen Sie . . . das heißt, – ich wollte sagen,« verbesserte sie sich eilig, – »ich wollte sagen, bleiben Sie lange bei uns?«

      »Ich komme jetzt aus Berlin,« entgegnete Lawretzky, – »und reise morgen auf mein Gut – wahrscheinlich auf lange Zeit.«

      »Sie werden doch, wie selbstverständlich, in Lawriky wohnen?«

      »Nein, nicht in Lawriky; ich habe aber, ungefähr fünfundzwanzig Werst von hier, ein kleines Dörfchen; dorthin will ich mich begeben.«

      »Es ist das kleine Dörfchen, das Sie von Glaphira Petrowna geerbt haben?«

      »Dasselbe.«

      »Aber um Gottes willen, Jegor Iwanitsch! Sie haben in Lawriky ein so schönes Haus.« Lawretzky runzelte kaum merklich die Stirn« .

      »Ja . . . aber in jenem Dörfchen ist auch ein kleines Häuschen; und für jetzt brauche ich nichts mehr. Dieser Ort – ist für mich jetzt der passendste.«

      Maria Dmitriewna ward wieder so verlegen, daß sie sich sogar gerade richtete und die Arme spreizte. Panschin kam ihr zu Hilfe und begann ein Gespräch mit Lawretzky. Maria Dmitriewna beruhigte sich, stützte sich auf die Lehne des Sessels und schaltete nur von Zeit zu Zeit ein kleines Wörtchen ein. Bei alle dem blickte sie so trübselig auf ihren Gast, seufzte so bedeutungsvoll, und schüttelte so traurig den Kopf, daß jener es nicht aushielt und sie endlich ziemlich scharf fragte, ob sie gesund sei.

      »Gott sei Dank!« entgegnete Maria Dmitriewna – »und warum diese Frage?«

      »So, mir schien es, daß Sie sich nicht ganz wohlfühlten.«

      Maria Dmitriewna machte eine würdevolle und etwas beleidigte Miene. – »Wenn es so ist,« dachte sie, »so ist es mir ganz einerlei; Dir scheint, Freund, Alles, wie der Gans das Wasser zu sein; ein Anderer hätte vor Schmerz die Auszehrung bekommen und Du wirst bald vor Fett platzen.«

      Mit sich selbst machte Maria Dmitriewna keine Ceremonien, gegen Andere aber und laut brauchte sie gewähltere Ausdrücke.

      Lawretzky sah in der That nicht einem Schlachtopfer des Geschickes ähnlich. Von seinem rothwangigen, echt russischem Gesichte, mit hoher weißer Stirn, etwas dicker Nase und bereiten, regelmäßigen Lippen, wehten Steppengesundheit, feste, langdauernde Kraft. Er war vortrefflich gebaut und die blonden Haare auf seinem Kopfe lockten sich, wie bei einem Jünglinge. In seinen blauen hervorstehenden und etwas unbeweglichen Augen bemerkte man, wenn auch nicht Tiefsinn oder Müdigkeit, aber doch etwas Aehnliches, und seine Stimme klang zu gleichmäßig.

      Panschin ließ inzwischen das Gespräch nicht stocken. Er lenkte es auf die Vortheile der Zuckersiedereien, worüber er ohnlängst zwei französische Brochüren gelesen hatte, und begann mit ruhiger Bescheidenheit deren Inhalt mitzutheilen ohne übrigens diese selbst auch nur mit einem einzigen Worte zu erwähnen.

      »Ach, das ist ja Fedia!« erklang plötzlich in der Nachbarstube hinter der halb offenen Thür die Stimme von Martha Timotheewna. – »Fedia, in der That!« – Und die Alte eilte in das Gastzimmer. Lawretzky hatte nicht Zeit, sich vom Stuhle zu erheben, als sie ihn schon umarmt hatte. – »Laß Dich doch betrachten, laß Dich doch betrachten!« sagte sie, sich von seinem Gesichte entfernend. »Ach, wie gut siehst Du aus! Aelter bist Du geworden, aber wirklich nicht häßlicher. Warum küssest Du aber meine Hände? – Küsse mich selbst, wenn Dir meine runzeligen Wangen nicht zuwider sind. Nicht wahr, nach mir hast Du nicht gefragt; ob wohl die Tante noch lebe oder nicht? Und doch bist Du in meinen Armen geboren, Du Taugenichts. Nun, das ist aber alles einerlei; wie solltest Du an mich denken? Recht hast Du aber gethan, daß Du gekommen bist. Was aber,« fügte sie hinzu, sich zu СКАЧАТЬ