Название: Liebesdramen
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Louis von Fontanieu gab seine Ungeduld zu erkennen.
»Ich sehe wohl,« sagte er, »daß wir uns nicht so schnell verständigen werden. Die Nacht bricht an, und ich bitte Sie um Erlaubniß, Sie bis an das Stadtthor zu begleiten; wir können ja unterwegs die Sache besprechen.«
»Nein, mein Herr,« antwortete die Marquise, »wir sind jetzt ausgeplündert und haben daher keinen Raubanfall mehr zu fürchten. Behalten Sie daher Geld und Börse und lassen Sie uns fortgehen.«
»In der That,« sagte Fontanieu, den diese unerwartete Kälte ärgerte, »man hatte mir Hoffnung auf eine bessere Aufnahme gemacht.«
»Darf ich fragen, mein Herr, wer so gütig gewesen ist, für meine Gesinnung zu bürgen?«
»Ein Bekannter, der die Ihnen von dem Marquis d‘Escoman bereitete Stellung kennt.«
»Sie kennen also den Marquis von Escoman und die Stellung, die er mir bereitet hat?« erwiederte Emma ganz erstaunt.
»Wie abscheulich!« eiferte Susanne. »Die Stellung, die er Ihnen bereitet hat! Jedermann weiß in Châteaudun, wie er sich gegen uns benimmt. Wer weiß, ob uns nicht der Herr Marquis selbst diese Falle gestellt hat.«
»Ich heiße Louis von Fontanieu,« erwiederte der junge Mann mit Verwunderung über die Haltung der vermeinten Margarethe Gelis. »Es ist also nicht auffallend, daß ich einen Mann von meinem Stande kenne.«
»Mein Herr,« sagte Emma, »bis jetzt betrachtete ich Ihr Benehmen nur als eine Unbesonnenheit, jetzt aber bekommt es das Ansehen einer Schlechtigkeit. Sie sind indeß noch jung, Sie sind ein Edelmann und gewiß noch nicht unempfänglich für Ehre. Erlauben Sie daher, daß ich Sie als Edelmann behandle. Ich beschwöre Sie, verlängern Sie diesen empörenden Auftritt nicht; Sie kennen mich nicht und ahnen daher auch nicht, wie weh Ihre letzten Worte einem ohnedies schon tief verwundeten Gemüthe gethan haben.«
Aus den Worten der Marquise sprach ein so tiefes, Gefühl« daß Fontanieu sogleich seine Eroberungsgedanken aufgab und seine Keckheit zu bereuen begann.
»Verzeihen Sie mir,« sagte er, »ich habe Sie schwer beleidigt; ich habe Sie verkannt und mich durch den Ruf, in welchem Sie stehen, verleiten lassen. Mein Unrecht ist um so größer, da ich Ihnen nur in meiner Verstimmung, in meinem Schmerze eine ungenügende Entschuldigung bieten kann.
»Verstimmung? Schmerz?« erwiederte die Marquise mit Ironie.
»Finden Sie das so erstaunlich?« fragte Louis von Fontanieu.
»Ich wundere mich darüber, weil ich an einen Schmerz nicht glaube, der noch einer Hoffnung Raum gibt, und weil Sie mir noch viel zu jung scheinen, um nicht mehr hoffen zu können.«
»Sie glauben also meinen Worten nicht?«
»Was kann Ihnen daran liegen, ob ich Ihren Worten traue oder nicht? Ich habe Sie nur durch eine Unschicklichkeit kennen gelernt – Sie sehen, daß ich den allermildesten Ausdruck für Ihre Handlungsweise wähle. Was in Ihrem Innern vorgeht, kümmert mich nicht, ich verlange nur, daß Sie mir aus dem Wege gehen.«
»Ich bitte Sie,« erwiederte Fontanieu, »gehen Sie so nicht von mir, es würde mir Unglück bringen; ich befinde mich in einer Lage, wo man der Verzeihung bedarf. Noch ein Wort, und vielleicht wird meine Offenheit für mich reden. Ich will Ihnen mit wenigen Worten Alles sagen, selbst auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen. Ich will lieber lächerlich als gehässig erscheinen; Sie sehen also, daß mir vor Allem an meiner Entschuldigung liegt. Ich habe morgen ein Duell; vielleicht wissen Sie es schon, denn in dieser kleinen Stadt findet ja das unbedeutendste Ereigniß ein Echo.«
»Ich habe es noch nicht gewußt,« antwortete dies Marquise mit einiger Ironie; »aber die peinliche Stimmung, von der Sie sprechen, ist doch wohl nicht durch dieses Duell hervorgerufen worden?«
Louis von Fontanieu erröthete und biß sich in die Lippen.
»Sie haben Recht, Madame,« sagte er, »ich fürchte keineswegs den Tod; aber Angesichts des Grabes, das für mich vielleicht schon gegraben ist, stehe ich allein, verlassen, mitten unter fremden Menschen, wie in einer Wüste, ohne ein befreundetes Herz, dem ich meine Gedanken mittheilen könnte, ohne ein zärtliches, trauliches Wort von süßlächelden Lippen zu hören. Das ist die Ursache meiner peinlichen, trostlosen Stimmung, die mich so eben zu der schlechten That trieb.«
»Sie sollten lieber sagen,« erwiederte Emma, »daß« Sie verrückt sind.«
»Ja, ich war es vielleicht vor einer Weile, aber jetzt bin ich es nicht mehr. Man sagt ja, daß die Wahnsinnigen nicht weinen, und ich fühle Thränen in meinen Augen. – O, wenn meine gute Mutter bei mir wäre! sie ist jetzt vielleicht recht heiter und sorglos, ohne zu ahnen, daß sie ihren Sohn vielleicht nie wieder sehen wird!«
Fontanieu sprach mit so tiefem, wahrem Gefühl, daß die junge Dame gerührt wurde.
»Armer junger Mann!« sagte sie, »Gott wird Ihrer Mutter den letzten Trost nicht rauben; suchen Sie daher bei Gott den Trost, dessen Sie bedürfen.«
»Sie sehen, daß ich nicht so schuldig war, wie ich schien,« sagte Fontanieu, indem er ein Knie vor der jungen Dame beugte. »Gewähren Sie mir also die Verzeihung, um die ich Sie bitte, und nehmen Sie mit diesem Goldstück Ihre Börse zurück. Ach! ich hätte gern einen Talisman daraus gemacht, der die Stelle Ihres holden Bildes in meinem Herzen vertreten haben würde.«
Die Marquise von Escoman nahm ihre Geldbörse und rollte sie, wie in Gedanken vertieft, zwischen den Fingern zusammen.
In diesem Augenblicke hörte man auf dem Fahrwege das Rollen eines Wagens. Dieses Geräusch erinnerte die Marquise an die Nothwendigkeit, dieser Scene ein Ende zu machen. Sie ging an Louis von Fontanieu vorüber und sagte mit einem beinahe freundlichen Wink:
»Fassen Sie Muth. Ich kann Ihnen zwar nicht bieten, was Sie suchen; aber wenn Sie glauben, daß das Gebet einer fremden Person nicht schaden könne, so werde ich Sie in mein Gebet mit einschließen.«
Sie entfernte sich schnell und mit vornehmer Haltung . Fontanieu machte keine Bewegung, sie zurückzuhalten.
Er schaute den beiden Frauen nach, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann stand er auf, und als er sich mit der Hand auf die Erde stützte, faßte er die Geldbörse, welche die Marquise in der Eile hatte fallen lassen.
Er drückte die Börse an seine Lippen und eilte fort um sie der Eigenthümerin zurückzugeben; aber er besann sich und stand wieder still. Warum sollte er sich von einem Gegenstande trennen, der ihn an dieses schöne wunderholde Weib erinnerte – an ein Wesen, das ihn entzückte, dem er sein ganzes Leben zu widmen beschloß!
Nicht ohne einiges Zögern gab er der Versuchung nach. Der Louisd’or steckte wieder in der Börse, und um so mehr war er verpflichtet, sie der Eigenthümerin zurückzugeben.
Während er noch mit seinem Gewissen zu Rathe ging, fühlte er einen leisen Schlag ans seiner Schulter.
Er sah sich um und erkannte die alte Dame, die wieder umgekehrt war.
»Mein Herr«s sagte Susanne fast athemlos und daher nicht in so feierlichem Tone, wie sie wohl beabsichtigt hatte, »ich habe wohl gewußt, daß Sie morgen ein Duell haben, ich weiß auch mit wem. Schonen Sie Ihren Gegner nicht, und wenn Gott Sie zum Werkzeuge seiner Rache, oder vielmehr seiner Gerechtigkeit macht, so hoffen Sie. Denn ich werde dann die beste Freundin des СКАЧАТЬ