Liebesdramen. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Liebesdramen - Александр Дюма страница 5

Название: Liebesdramen

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ einen mehr weiblichen als männlichen Charakter hatte.

      Da er gegen Jedermann freundlich und wohlwollend war, so erblickte er Alles in einem rosigen Lichte. In den ersten acht Tagen nach dem Antritt seiner neuen Stellung schilderte er in zwei langen Briefen an seine Mutter mit Begeisterung die Aufnahme, die er in der vornehmen Gesellschaft von Dunois gefunden. Männer und Frauen, behauptete er, wetteiferten mit einander, ihm den Aufenthalt in diesem Städtchen angenehm zu machen, und Gott weiß, durch welches überschwängliche Lob er die Schuld der Dankbarkeit bezahlte. Wer diese Briefe las, mußte glauben, er werde vergöttert.

      Er war daher sehr erstaunt, als ihn der Unterpräfect eines Morgens im Vertrauen über die wirkliche Lage der Dinge aufklärte und ihm sagte, einige Unhöflichkeiten die er in seiner Arglosigkeit wahrscheinlich nicht bemerkt, hätten Gerüchte hervorgerufen, die seinen Muth in Zweifel stellten; er verlange daher im Namen der ihm befreundeten Familie Fontanieu, selbst im Namen der von ihm vertretenen Regierung, daß der neue Secretär Alles aufbiete, um diesem Zerwürfniß mit den Gegnern der Regierung in einer für ihn ehrenvollen Weise ein Ende zu machen.

      Ein Blitzstrahl, der zu den Füßen Fontanieu‘s eingeschlagen hätte, würde seine Nerven nicht heftiger erschüttert haben. Ohne den Unterpräfekten weiter anzuhören, ohne seinen Vetter Mauroy zu Rath zu ziehen, eilte er in den Clubb mit dem festen Entschlusse, die erste Person, die er dort finden würde zu fordern.

      Es war ein Uhr Nachmittags und die Säle des Clubbs waren fast leer. Der Marquis von Escoman und zwei Tagediebe von seiner Bekanntschaft waren indeß schon da.

      Georg von Guiscard, der eine dieser beiden Genossen des Marquis, war ein frivoler junger Mensch von zwanzig Jahren, der andere, der Chevalier von Montglas, ein sechzigjähriger Bruder Liederlich. Alle Drei lehnten sich auf das Geländer des Balcons und erwarteten ihre Pferde zum Spazierritt.

      Die beiden Ersten rauchten ihre Cigarren; der Dritte, in dessen Jugendzeit die Cigarren noch nicht erfunden waren, hatte diesem modernen Genuß keinen Geschmack abgewinnen können.

      Als Fontanieu vor oder vielmehr unter diesen drei Herren vorüberging, glaubte er ein spöttisches Gelächter zu hören, und dieses Gelächter verdoppelte den Zorn, den er im Herzen hatte.

      Er eilte ins Haus und die Treppe hinan. Er war einige Tage vorher im Clubb vorgestellt worden; sein Name stand auf einem angehefteten Zettel, der bis zum Ballotiren so bleiben sollte.

      Fontanieu riß den Zettel von der Wand und trat ihn mit Füßen.

      Der Marquis von Escoman beschrieb eben seinem Freunde Guiscard die Schönheit einer unlängst gekauften Stute, die sein Groom am Zügel hielt. Die Beiden hatten Fontanieu nicht kommen sehen und wußten gar nicht, daß er da war. Nur der Chevalier von Montglas sah sich um.

      Der Chevalier war der einzige alte Garcon in Châteaudun, den der Marquis dem altmodischen Reversi und der Politik abtrünnig gemacht hatte. Der sechzigjährige Lebemann bezahlte freilich für alle Andern und bezahlte so gut, daß er der beste Helfershelfer des Marquis in dessen philanthropischen Bestrebungen geworden war. Er war klein, aber noch kräftig und gewandt; unter der Kupferfarbe seines Gesichts errieth man noch immer den hübschen unternehmenden Pagen, der einst mancher Marquise und Herzogin den Kopf verdreht hatte.

      Er war in seiner Jugend ein ausgezeichneter Tänzer gewesen, und noch auf der Kehrseite seines Lebens machte er von diesem Talent noch gerne Gebrauch, obgleich dasselbe bei der Kleinheit unserer modernen Salons lächerlich geworden war. Er hatte nie begreifen können, daß zwei Paare von Personen von verschiedenem Geschlechte sich einander gegenüber stellten, um steif und langsam vor und zurückzuschreiten, rechts und links hinüber und wieder auf ihren Platz mit derselben Anmuth und Lebhaftigkeit zu gehen, als s ob sie einem Leichenwagen folgten. Als Zögling des großen Vestris, den er noch immer als »Dieu da la Danse« verehrte, machte der Chevalier seine halben Schritte und Pas de Zephir und Entrechats. Ein Ball war für ihn eine hochwichtige Angelegenheit, die ihn acht Tage im voraus beschäftigte, ein choreographisches Kunststück, das er in seinem Zimmer vor dem Spiegel einstudirte. Man sagte sogar, der Chevalier sei mehr als einmal, wenn er auf das Land zu einem Ball gefahren, aus dem Wagen und hinten aufgestiegen, um auf dem Platze des abwesenden Bedienten die gewagtesten Sprünge zu machen.

      Ungeachtet seiner höchst stürmischen Jugend schienen seine sechzig Jahre weder seine Leidenschaften noch seine Körperkraft vermindert zu haben. Sollte eine Hirschjagd gehalten werden, so war der Chevalier von Montglas der Erste, der auf dem Sammelplatz erschien, und keiner der jungen Männer, die an der Jagd theilnahmen, konnte so gut wie er über eine Hecke oder einen Schlagbaum setzen. Eine zehnstündige Jagd war für ihn ein Spiel und hinderte ihn keineswegs, die folgende Nacht tüchtig zu zechen. Bei Tische zumal leistete der alte Kämpe Ausgezeichnetes. Niemand erinnerte sich den mindesten Rausch an ihm bemerkt zu haben, obgleich der Chevalier Jedermann Bescheid that; eben so wenig hatte sein frohes Gesicht jemals die mindeste Spur von Gram und Sorge gezeigt.

      Endlich sprach man von einigen Abenteuern, die der Chevalier, trotz feiner grauen Haare, mit Ehren bestanden hatte, gleichviel ob er mit einer schönen Dame oder mit einem Gegner zu thun hatte.

      Vollkommene Helden im guten wie im bösen Sinne findet man übrigens nur in Romanen, und da wir eine wahre Geschichte erzählen, müssen wir gestehen, daß der Chevalier von Montglas auch seine Mängel hatte.

      Zuvörderst machte er sich dadurch lächerlich, daß er zu viel an die Vergangenheit dachte. Die Vergangenheit schien ihm um so schöner, da ihm das Leben und Treiben der vermeintlichen Nachfolger großer Roués kleinlich und erbärmlich vorkam. Natürlich sprach er auch zu viel von der glänzenden Rolle, die er in jener heroischen und nun fast schon dem Sagenkreise angehörenden Zeit gespielt habe. Niemand mochte die wahren oder erdichteten Duellgeschichten mehr hören, die immer mit den Worten endeten: »Das Gefäß meines Degens diente ihm als Pflaster.« Daher pflegte man ihn, wenn er nicht da war, den »Pflaster-Chevaliers« zu nennen.

      Der Chevalier von Montglas war arm, und das Bedürfniß eines geräuschvollen, ruhelosen Lebens, zumal die Leidenschaft des Spiels hatte ihn viel zu weit fortgerissen, seitdem der Marquis von Escoman den Ton angab.

      Die Armuth, die einen alten ehrenhaften Edelmann wahrhaft ehrwürdig macht, war dem lasterhaften Chevalier – denn anders kamt matt ihn nicht nennen – in hohem Grade lästig geworden und hatte ihn nach und nach zur Verleugnung alles Schicklichkeitsgefühls geführt. Er borgte hier und da einige Louisd'or, die er aber eben so wenig bezahlte wie seine Spielschulden, und so war er im Verkehr mit den jungen Leuten, die ihm doch weit nachstanden, in eine gewisse untergeordnete Stellung gekommen. Seine wahren Freunde bedauerten dies; aber es lag in seinem Wesen so viel Einnehmendes, daß matt über seine Thorheiten oft, lachte, aber nie unwillig wurde.

      Der Chevalier von Montglas war also der Einzige, der sah was Fontanieu that. An der Blässe und Aufregung des Secretärs errieth er leicht was in ihm vorging.

      Seit einiger Zeit waren die Zuhörer des Chevalier minder nachsichtig geworden; er hatte auf manchen Lippen ein spöttisches Lächeln bemerkt, wenn er feine Jugendstreiche erzählte. Das ärgerte ihn, und er meinte, ein Duell sei das beste Mittel, den Spöttern den Mund zu stopfen und sich ein aufmerksames Gehör zu verschaffen. Es schien ihm überdies pikant, sich in seinem Alter zu schlagen. Er verließ den Balcon und trat auf den jungen Mann zu.

      »In der That,« sagte er mit der kecken Miene, die den Edelleuten aus dem vorigen Jahrhundert eigen war, »ich bedaure, daß wir so eben die Lakeien fortgeschickt haben.«

      Fontanieu fühlte den Stachel dieser Worte.

      »Warum das?« fragte er trotzig.

      »Weil die Lakeien nöthig gewesen wären, um einen Tollkopf zu ersuchen seinen Zorn zu Hause oder in der Unterpräfectur auszulassen.«

СКАЧАТЬ