Название: Liebesdramen
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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In der Provinz ist es anders: dort kennt man kein neutrales Gebiet. Natürlich: zwischen Leuten, die einander persönlich oder gruppenweise als sociale Gegner gegenüberstehen, muß allerdings eine tiefe Demarcationslinie gezogen werden.
Dies hatte Bertrand wohl eingesehen. Die Kundschaft der Wüstlinge war ihm erschienen, mit Trüffeln vollgestopft, von Champagner triefend,« von zerbrochenen Gläsern schimmernd, beständig hungrig und zumal durstig, das Geld mit vollen Händen ausstreuend.
Diese Kundschaft hatte ihn in Versuchung geführt. Er hatte die sybaritischen Mahlzeiten verglichen mit den immer um einige Pfennige verkürzten Rechnungen der ruhigen und vernünftigen Leute. Mit tiefer Verachtung betrachtete er daher die unter den ehrsamen Bürgern beliebten und häufig in deren Häuser gelieferten Blätterteigpasteten, in denen nach der Meinung der Besteller, die doch dreißig Saus dafür zahlten, nie genug Hahnenkämme waren; und ohne die Bestellungen der Bürgersleute ganz abzuweisen, hatte er sich durch die glänzenden Aussichten, welche ihm die Schlemmer eröffneten, verleiten lassen.
Frau Bertrand war Feine gottesfürchtige, sehr thätige Hausfrau. Der Gemal war ein moralischer Mann, gewissenhaft in der Erfüllung seiner Zahlungspflichten und ein eifriger Nationalgardist. Er glaubte dadurch die bösen Zungen völlig zum Schweigen gebracht zu haben, und wirkte daher unverdrossen in Küche und Keller zum Besten der mehr als leichtfertigen Gesellschaft, in welcher der Marquis von Escoman den Vorsitz führte.
Die beiden feindlichen Parteien – die Regierungsbeamten und die Aristokratie – zogen sich mit einer Uebereinstimmung der Gesinnung, die man sonst bei ihnen vermißte, aus der »goldenen Sonne« zurück. Bertrand verlor nicht nur die Lieferung der Hochzeitsmahle für die Bürgersleute und die Festessen; er verlor nicht nur die unverheirateten Abonnenten, sondern es kam so weit, daß ehrbare Frauen nicht einmal mehr eine Torte bei Bertrand kaufen mochten. Die Köchinnen bekreuzten sich, wenn sie vorübergingen. Der Wirth zur »goldenen Sonne« hatte Personen von üblem Ruf in seinem Hause.
Dahin war er also mit den besten Absichten von der Welt gekommen. Als ehrlicher Mann erkannte er nicht ohne Schmerz die Ursache der Leere, die um sein Haus entstand; über Mangel an Besuch konnte er sich eben nicht beklagen. Die großen Rechnungen, welche ihm seine Gäste zahlten,« trösteten ihn nicht über seinen Verruf. Er versuchte gegen den allgemeinen Unwillen zu kämpfen, indem er seine Gäste beiderlei Geschlechts in den Augen Aller entschuldigte, die kleinen Sünden derselben als die harmlosesten Vergnügungen darstellte und jedes öffentliche Aergerniß zu vermeiden suchte.
Die Damen, welche in Begleitung der Gäste zum Souper gekommen waren, hatten, als sie sich Morgens entfernten, einige Male einen Auflauf in der Nachbarschaft veranlaßt. Bertrand möblirte nun, um den Anstand zu beobachten, einige Zimmer im zweiten Stockwerke seines Hauses; seine verspäteten »Cousinen« konnten nun bei ihm verweilen, bis die Nacht angebrochen war.
Das Gegenmittel erwies sich aber schlimmer als das Uebel. Der köstliche Bratengeruch war einigen der jungen Damen, welche das Gasthaus besuchten, so unwiderstehlich, daß sie sich nicht entschließen konnten diese duftende Atmosphäre zu verlassen; sie verschoben ihr Fortgehen von einem Abend zum andern, bis sie am Ende bei dem Speisewirth ihren Wohnsitz erwählten und die »goldene Sonne« zu einem nicht eben empfehlenswerthen Hotel garni machten.
Altes aus Anstandsrücksichten!
Am Abende des Tages, an welchem die eben beschriebenen Ereignisse stattgefunden halten, klopfte Louis von Fontanieu an die Thür dieses Gasthauses.
Er war sehr aufgeregt gewesen,, seitdem er das Hotel Escoman verlassen hatte. Der arme Louis hatte eine zu lebhafte Phantasie, er vergeudete Zeit und Thatkraft in leeren Träumereien. Wie ein Opiumraucher und Hatschisesser baute er Luftschlösser auf die geringsten Hoffnungen. Die Folge davon war, daß es ihm an Energie und Willenskraft fehlte, um seine Ideen in Ausführung zu bringen.
Seit einigen Stunden hatte seine erregte Phantasie die verschiedensten Entwickelungen des Abenteuers gefunden, dessen Held er war. Er sah sich, trotz der Feindseligkeit Susannens, als den Wiederhersteller des Friedens im Hause des Marquis; er sah, wie er den beiden Gatten einen späten Honigmonat bereitete, und gefiel sich in der Ausschmückung seines Liebeswerkes.
Wir wollen indeß nicht behaupten, daß sich sein Herz über alle selbstsüchtigen Nebengedanken erhoben hätte. Seine erregte Phantasie setzte vielmehr ein Nachspiel in die Scene, in welcher seine Rolle gerade nicht die unangenehmste war.
Da er jedoch nicht alle Gewissensscrupel hinsichtlich dieser kleinen Abänderung des ursprünglichen Themas beseitigen konnte, so wurde er durch diese täuschende Luftspiegelung nicht beschwichtigt, sondern noch mehr aufgeregt. Er hatte ja gesehen, wie gleichgültig der Marquis gegen, Emma war, und konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß er ihm im Grunde wenig Unrecht thue, wenn er die Liebe der schönen Frau zu gewinnen suchte und den lieblichen Blumenstrauß, den man in einem Winkel verwelken ließ, aufnähme und an seinem Herzen erfrischte. Und überdies war ja, wie es unter solchen Verhältnissen immer der Fall ist, die Leidenschaft nach Maßgabe der zu überwindenden Hindernisse größer geworden.
Es war in der That zu fürchten, daß Susanne ihren Verdacht gegen Emma ausgesprochen. Wie abgeschmackt auch der Argwohn war, daß Fontanieu mit dem Marquis einverstanden sei, so war jenem doch der Gedanke unerträglich, bei der Marquise in einem zweideutigen Lichte zu erscheinen. Er fürchtete, daß sie den Einflüsterungen Susannens, die so viel über sie vermochte, nicht widerstehen werde, und er hielt es für unmöglich sich der Marquise vorzustellen, bevor er einen ernsten Versuch gemacht, sein Versprechen zu halten.
Sein erster Versuch war freilich nicht glücklich gewesen, die kurze Unterredung mit dem Marquis hatte ihn überzeugt, daß dieser nicht leicht in das Ehejoch zu bringen war.
In seiner Unerfahrenheit dachte er an den Chevaliers von Montglas, der ihm in dieser schwierigen Lage gewiß mit Rath und That würde beistehen können, und er beschloß sich an den alten Roué zu wenden, jedoch ohne ihn völlig zu seinem Vertrauten zu machen.
Fontanieu war also einige Minuten vor der bestimmten Stunde zur »goldenen Sonne« gekommen, in der Erwartung, den Chevalier zu finden; denn Montglas hatte alle Anordnungen für das Souper zu treffen und mußte früher da sein als die Andern.
Eine alte Bäuerin, welche den doppelten Dienst einer Kellnerin und eines Küchenmädchens versah, führte Fontanieu in ein an den Speisesaal stoßendes Zimmer.
In diesem Zimmer fand er den Chevalier.
Der alte Roué saß in einem großen Lehnstuhle; vor sich hatte er eine Flasche Madeira, zwei Gläser, ein Blatt Papier und Schreibzeug.
Neben ihm saß Frau Bertrand, welche der Chevalier, als galanter Cavalier, genöthigt hatte, in seiner unmittelbarsten Nähe Platz zu nehmen.
Am andern Ende des Zimmers stand Bertrand mit ehrerbietiger Haltung. Er war in vollständiger Rüstung, in weißer Jacke, weißer Schürze, das Küchenmesser an der Seite.
Der Congreß entwarf eben den Küchenzettel. Der Chevalier hatte unbeschränkte Vollmacht. Die Berathung war ungemein lebhaft.
Der Kochkünstler, welcher nicht Zeit gehabt hatte umfassende Vorkehrungen zu treffen, hatte nur ganz einfache Speisen anzubieten. Der alte Feinschmecker war entrüstet, bei einem solchen Festessen hätte er gern gebratene Ortolanen und Fricassée von Feigenschnepfen auf der Tafel gesehen.
Bertrand versprach vergebens die feinsten Saucen zu den Hühnern, Rehkeulen und Forellen, welche in der Speisekammer vorräthig waren, der Chevalier verschmähte Alles.
Bertrand war tief betrübt. Die Frau vom Hause hatte Mitleid mit den Seelenleiden СКАЧАТЬ