Название: Liebesdramen
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Was meinen Sie, Marquis?« stammelte Louis von Fontanieu.
»Ich meine, Theuerster, daß Sie einer Situation nahe sind, wo Sie, wie weiland Jupiter, eine Wolke zu Ihrer Verfügung haben möchten; da dies aber schwerlich der Fall sein dürfte, so wird Ihnen die Discretion eines Cameraden gewiß willkommen sein.«
»Wahrhaftig, Marquis,« erwiederte Fontanieu, der sich alle Mühe gab, in den frivolen Ton einzustimmen, »ich habe große Lust, Sie wieder auf die Wiese zu führen.«
»Herr Marquis,« sagte Susanne, die sich so steif und gerade hielt, wie es bei ihrer Beleibtheit möglich war, und ihren Zorn gar nicht verbarg, »Sie-scheinen dem Herrn sowohl als mir ein schlechtes Compliment zu machen. Das wundert mich gar nicht: Sie sind ja immer generös gegen Frauen.«
»Ich wette, lieber Fontanieu,« sagte der Marquis, »daß mich Frau Susanne gelobt hat, als ich eintrat.«
Louis von Fontanieu wollte mit einer Nothlüge antworten, aber Susanne ließ ihm nicht Zeit dazu.
»Der Herr Marquis,« sagte sie, »sollte wissen, daß ich nicht gewohnt bin, etwas Unmögliches zu unternehmen.«
Ohne die kecke Antwort im mindesten übel zu nehmen, brach der Marquis in ein lautes Gelächter aus.
»Bravo!« rief er, »so habe ich Dich gern, meine dicke Huronin. Du bist für war meine einzige Unterhaltung in diesem trübseligen Hause.«
»O, es ist gar nicht nöthig, mir Impertinenzen zu sagen,« entgegnete die Alte. »Gott sei Dank, ich hasse Sie ohnedies schon genug.«
»Das ist es ja eben, was mich entzückt und was Ihnen, keusche Susanne, in meinen Augen einen so hohen Werth gibt. Sie hassen mich – und nicht nur mich, sondern auch meine Freunde. Wie nennen Sie sie doch in Ihrer hochpoetischen Blumensprache?«
»Schnapphähne!« erwiederte Susanne entschlossen.
»Ja, richtig – Schnapphähne! Sie haben’s gehört, lieber Fontanieu. Wenn Sie etwa auf die Freundschaft der Dame Susanne gezählt haben, so haben Sie die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Sie sind in die Classe der Ungethüme versetzt worden, weil Sie zu meinen Freunden gehören.«
»Wirklich, Marquis?« sagte Fontanieu.
»Ich hatte also recht gerathen,« sagte Susanne, »ich hatte mich nicht geirrt: dieser Herr gehört zu Ihren Freunden! – Er hat Ihnen ohne Zweifel etwas zu sagen, ich will nicht stören – ich gehe.«
Susanne ging mit stolzem Anstande und höhnischer Miene in das Zimmer der Marquise.
Louis von Fontanieu hätte sie gern zurückgehalten, denn er zweifelte nicht, daß sie der Marquise sofort die nachtheilige Meinung, die sie von ihm hatte, mittheilten werde.
Der Marquis schaute ihr nach und zuckte die Achseln.
»Ich halte sie für etwas verrückt, die arme Alte,« sagte er. »Sie hängt an ihrer Herrin mit der Treue eines Pudels, und fletscht die Zähne, wenn ihr Jemand nahe kommt. Ich habe mir daher ein- für allemal vorgenommen, über ihre närrischen Streiche zu lachen, und es ist das Beste, was ich thun kann.«
»In der That,« erwiederte Fontanieu, der nach und nach seine Fassung wieder bekam, und in der Erwartung, daß Susanne an der Thür horchen werde, sich einigermaßen wieder in Gunst setzen wollte; »in der That, sie scheint der Frau Marquise sehr zugethan zu sein.«
»Allerdings« das ist sie. – Apropos, hat Ihnen die Marquise erlaubt, das wunderbare Goldstück zu behalten?«
Louis von Fontanieu bemerkte erst jetzt, daß er den Gegenstand, welcher der Vorwand seines Besuches war, ganz vergessen hatte. Er griff in die Tasche und zog die grünseidene Börse heraus.
»Ei ja, da ist sie ja,« setzte der Marquis hinzu. »Ich wünsche Ihnen von Herzen Glück zu Ihrem guten Erfolge, lieber Fontanieu. Wie haben Sie die Marquise gefunden?«
»Ich verhehle Ihnen nicht, Herr Marquis,« sagte Louis, »daß sie aus mich einen sehr tiefen Eindruck gemacht hat. Es ist unmöglich, mehr Schönheit mit Anmuth zu verbinden.«
»Ei, der tausend, wie begeistert! Man könnte wirklich glauben, Sie hätten ihr schon zu tief in die Augen geschaut – Sie müssen nicht roth werden, Theuerster. Ich sage Ihnen im voraus, daß ich ein sehr willfähriger Ehemann bin. Ja, sie ist hübsch – und dann hat sie eine für mich sehr schützbare Eigenschaft: sie legt mir in keiner Sache ein Hinderniß in den Weg.«
Louis von Fontanieu glaubte diese Gelegenheit zur Ausführung seines Planes benützen zu müssen.
»Ja,« erwiederte er, »aber glauben Sie, daß ihre Ergebung Glück oder auch nur Gleichgültigkeit sei?«
»Aha! ich sehe schon was vorgegangen ist,« sagte der Marquis, »eine Fee hat Sie mit ihrem Zauberstabe berührt, Susanne hat Ihnen den Kopf verdreht, gestehen Sie es nur. Nennen Sie es wie Sie wollen; ich kann Ihnen nur sagen, daß sie thun und lassen kann was sie will, und das ist für eine Frau sehr viel werth.«
»Ich glaube aber,« erwiederte Louis lächelnd, »daß sie die Sclaverei vorziehen würde, wenn Ihre Liebe die Fesseln vergoldete.«
»Lieber Freund, die sentimentalen Redensarten wollen wir den Zuckerbäckern und Poeten überlassen,« antwortete Escoman, der nun von seiner erzwungenen Heiterkeit zu einem ihm sonst fremden ernsten Tone überging. Die Marquise hat in Ihrer Gegenwart geweint, die Thränen machen sie sehr anziehend. Die Weiber weinen eben so leicht, wie sie lächeln, wenn das Lächeln ihrem Gesicht einen neuen Reiz gibt. Sie haben sich durch Thränen bewegen lassen, zu Gunsten meiner Frau eine Lanze mit mir zu brechen. Ich könnte mich beklagen über die Unschicklichkeit, mit der sie das Publikum in die Geheimnisse unseres Alkovens einweiht. Denn Sie sind nicht der erste Ritter, den sie an mich abgeschickt, lieber Fontanieu; doch es ist eine Kinderei, die ich ihr verzeihe. Ich will mich nicht zu rechtfertigen suchen. An Ihrer Stelle würde ich vielleicht so denken wie Sie; an meiner Stelle werden Sie künftig so handeln wie ich, wenn Sie selbst fühlen, wie unerträglich solche Fesseln für einen unabhängigen Geist sind. Uebrigens kennen Sie Margarethe Gelis, nicht wahr!«
»Ich habe nicht die Ehre.«
»Wirklich? Wenn Sie sie gesehen haben, werden Sie meine Gleichgültigkeit gegen die Reize der Marquise erklärlich finden. Die Dante sollte sich mit der stillen, gemüthlichen Freundschaft ihres Gemals begnügen, und diese Freundschaft habe ich ihr nie verweigert – Doch lassen wir diese langweiligen Dinge; ich wünsche, daß unter uns nie wieder die Rede davon sei.«
Louis von Fontanieu ward ganz eingeschüchtert durch die üble Laune, welche aus diesen letzten Worten des Marquis sprach. Er sah ein, daß sein Plan nicht leicht auszuführen war, wie er anfangs geglaubt, und er nahm Abschied von dem Marquis, um ungestört über die Verhältnisse nachzudenken.
Siebentes Capitel.
Das Gasthaus »zur Sonne.«
Wie alle Provinzstädte hatte Châteaudun ein in großem Rufe stehendes Gasthaus. Dieses hatte zum Schild eine goldene Sonne, und der Speisekünstler, welcher dieses Etablissement in Ruf gebracht hatte, hieß Bertrand.
In Paris beobachtet man den auf dieses Schild vollkommen anwendbaren Grundsatz: Sol lucet omnibus: die Säle eines Speisewirthes bilden ein auf der Grenze zweier erst unlängst abgetheilten Gebiete СКАЧАТЬ