Название: La San Felice Band 14
Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Unterdessen verwandelte man mit der größten Geschwindigkeit das Kloster Monte Oliveto in ein Tribunal. Dieses Kloster war 1411 von Luzella d’Origlia, dem Günstling des Königs Ladislaus, gegründet worden; Tasso hatte hier ein Asyl gefunden und zwischen dem Gefängniß und dem Wahnsinn eine Rast gemacht. Die Angeklagten sollten hier eine Rast zwischen dem Gefängniß und dem Tode machen.
Die Rat war eine kurze, und der Tod ließ nicht lange auf sich warten. Die Staatsjunta handelte nach dem sicilischen Gesetzbuch, das heißt nach dem alten Verfahren der sicilichen rebellischen Barone. Man nahm, um es anzuwenden, ein Gesetz aus dem Gesetzbuch Rogers, und vergaß, daß Roger, weniger eifersüchtig auf seine Gerechtsame als der König Ferdinand, nicht erklärt hatte, daß ein König nicht mit seinen rebellischen Unterthanen unterhandle, sondern im Gegentheil nicht nur einen Vertrag mit den Bewohnern von Bari und Trami, welche sich gegen ihn empört hatten, unterzeichnet und denselben auch genau erfüllt hatte.
Dieses Verfahren, welches dem des »schwarzen Zimmers« sehr ähnelte, war schrecklich, da dasselbe den Angeklagten durchaus keine Sicherheit bot. Die Anklagen und Spionagen galten so viel wie Beweise, und die Ankläger und Spione so viel wie Zeugen. Wenn der Richter es für gut fand, so kam die Tortur der Rache zu Hilfe, und unterstützte dieselbe, denn Kläger und Vertheidiger waren Männer der Junta, das heißt Männer des Königs, aber nie Männer der Angeklagten.
Ueberdies wurden die Belastungszeugen im Geheimen verhört, ohne den Angeklagten gegenübergestellt zu werden, so daß die Entlastungszeugen nicht ein Gegengewicht ausüben konnten, da sie weder öffentlich noch im Geheimen gefordert wurden, und so mußten die Angeklagten die Last der Anklage allein tragen, wie sie auch der Gnade der Richter vollständig überlassen waren.
Das Urtheil, welches von der Gewissenhaftigkeit derjenigen abhing, welche mit dem Ausspruch beauftragt wurden, stand immer unter der verderblichen Willkür des königlichen Hasses, ohne daß der Angeklagte appellieren durfte, ohne daß ihm Frist gestattet ward, ohne daß er von irgendwo Hilfe erwarten durfte. Der Galgen stand an der Thür des Tribunals, das Urtheil ward während der Nacht gefällt, den folgenden Morgen verkündet und am nächsten Tage vollstreckt. Vierundzwanzig Stunden geistliche Vorbereitung, dann das Schaffot.
Für die, welchen der König sich gnädig erwies, blieb die Grube von Favignana, das heißt ein Grab.
Ehe der Reisende, welcher von Ost nach West wandert, Sicilien erreicht, sieht er zwischen Marsala und Trapani aus dem Meere eine Klippe aufsteigen, welche von einem Castell überragt wird. Das ist das Agusa der Römer, eine verhängnißvolle Insel, welche schon zur Zeit der heidnischen Kaiser ein Gefängniß war. Eine in den Felsen gehauene Treppe führt vom Gipfel nach einer Höhle, welche mit dem Meere in gleicher Ebene liegt. Ein unheimliches Licht fällt herein, welches nie von einem Sonnenstrahl erwärmt wird, und von der gewölbten Decke tröpfelt eisiges Wasser, ein ewiger Regen, welcher den härtesten Granit zernagt und den kräftigsten Menschen tödtet.
Dieser Graben, dieses Grab, diese Gruft, das war die Huld des Königs von Neapel. Doch wir wollen zu unserer Erzählung zurückkehren.
Wir haben gesehen, daß an dem Abende, wo der Beccajo, welcher Salvato gefangen hielt, den Henker bis in seiner Höhle suchte, damit er ihn hängen sollte, Meister Donato den Gewinn ausrechnete, den ihm die zahlreichen Hinrichtungen einbringen würden, die er nothwendiger Weise zu vollziehen hatte.
Auf diesem Gewinn beruhte die Mitgift von dreihundert Ducaten, welche er seiner Tochter an dem Tage zu geben versprach, wo sie Giovanni, den ältesten Sohn des alten Fischers Basso Tomeo, heiraten würde.
Meister Donato hatte auch darüber eine Freude an den Tag gelegt, welche nur die des alten Basso Tomeo gleichkam, als er sah, wie in Folge der treulosen Nichterfüllung der Verträge die Kerker sich mit Angeklagten füllten, und als er aus dem Munde des Königs selbst vernahm, daß er den Rebellen durchaus keine Gnade widerfahren lassen würde.
Es waren achttausend Gefangene, und der niedrigsten Annahme nach standen wenigstens viertausend Hinrichtungen in Aussicht.
Viertausend Hinrichtungen, deren jede mit zehn Ducaten bezahlt ward, gaben also vierzigtausend Ducaten, und das waren zweimalhunderttausend Francs.
So saßen denn Meister Donato und sein Gevatter, der Fischer Basso Tomeo, in den ersten Tagen des Juli an demselben Tisch, wo wir sie schon haben sitzen sehen, leerten eine Flasche Wein von Capri, da sie glaubten sich diesen Extragenuß unter den obwaltenden Umständen gestatten zu dürfen, und rechneten an den Fingern aus, was das Minimum der Hinrichtungen wohl einbringen könnte.
Dieses Minimum konnte zur großen Befriedigung Beider nicht weniger als dreißig- bis vierzigtausend Ducaten einbringen.
Zu Gunsten dieser bedeutenden Summe, und wenn man sie erreichte, versprach Meister Donato die Mitgift bis auf sechshundert Ducaten zu erhöhen.
Meister Donato gestand eben diese Bewilligung zu, und war vielleicht in Folge der guten Laune, in welche ihn die Aussicht auf Galgen und Schaffot, die sich in eben so weite Ferne verlor wie die Sphinxstraße in Theben, versetzt hatte, eben im Begriff noch mehr zu gewähren, als die Thür sich öffnete und ein Gerichtsdiener der Vicaria, im Halbdunkel verborgen, fragte:
»Meister Donato?«
»Tretet näher,« erwiederte dieser, da er nicht wußte, mit wem er es zu thun hatte, und von der Heiterkeit mit fortgerissen ward, in welche ihn seine Berechnungen und der Genuß des Weines versetzt.
»Tretet Ihr selbst näher,« sagte der Gerichtsdienerin befehlendem Tone, »denn ich brauche mir nichts von Euch befehlen zu lassen, sondern Ihr müßt einen Befehl von mir entgegennehmen.«
»Oho, oho!« sagte Vater Basso Tomeo, welcher gewöhnt war im Finstern zu sehen, »es ist mir, als ob ich eine silberne Kette auf einem schwarzen Kleide glänzen sehe.«
»Gerichtsdiener der Vicaria,« antwortete hierauf die Stimme.
»Ich komme im Namen des Fiscalprocurators. Ihr habt es mit ihm auszumachen, wenn Ihr ihn warten läßt.«
»Geht schnell, schnell, Gevatter,« sagte Basso Thomeo. »Es kommt mir vor, als ob hier nicht zu spaßen wäre.«
Und er fing an die Tarantella zu dingen, welche mit dem poetischen Vers beginnt:
»Polichinello hat drei Schweine . . .«
»Hier bin ich!« rief Meister Donato, indem er schnell vom Tisch aufstand und nach der Thür lief.
»Wie Sie gesagt haben, Excellenz, Monsignore Guidobaldi darf man nicht warten lassen.«
Und ohne sich die Zeit zu nehmen, seinen Hut aufzusetzen, eilte Meister Donato dem Gerichtsdiener der Vicaria nach.
Der Weg von der Straße der Seufzer des Abgrundes nach der Vicaria ist kurz.
Die Vicaria ist das alte Castell Capuano. Während der neapolitanischen Revolution spielte sie dieselbe Rolle wie die Conciergerie in der französischen Revolution, die diente den Verurtheilten zur Rast zwischen der Verurtheilung und dem Tode.
Hier wurden die Verurtheilten, um uns des in Neapel geheiligten Ausdrucks zu bedienen, in die Capelle gebracht.
Diese Capelle, die nichts Anderes als der Betsaal des Gefängnisses ist, war seit der Hinrichtung von Emmanuele de Deo, von Galiani und Vitagliano nicht benutzt worden.
Der Fiscalprocurator Guidobaldi begab sich daher in dieselbe, um sie zu untersuchen und Reparaturen vornehmen zu lassen.
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