Название: Helene
Автор: Иван Тургенев
Издательство: Public Domain
Жанр: Русская классика
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Er blieb endlich stehen und schüttelte den Kopf. Ja, begann er, zu unserer Zeit waren die jungen Leute anders erzogen. Junge Leute erlaubten sich nicht gegen ältere zu manquiren. Er sprach die Sylbe »man«, nach Art der Franzosen, durch die Nase.) Jetzt aber sperre ich vor Erstaunen die Augen weit auf. Vielleicht haben sie und nicht ich Recht; vielleicht. Ich habe aber doch auch meine persönlichen Ansichten; ich bin doch nicht als Dummkopf auf die Welt gekommen. Was halten Sie davon, Uwar Iwanowitsch?
Uwar Iwanowitsch sah ihn blos an und ließ seine Finger spielen.
– Helene Nikolajewna zum Beispiel, fuhr Nikolai Artemjewitsch fort, Helene Nikolajewna begreife ich freilich nicht. Ich bin für sie nicht hoch genug. Ihr Herz ist so weit, daß es die ganze Natur umfaßt, bis auf die kleinste Schabe, den kleinsten Frosch, mit einem Worte Alles, ihren leiblichen Vater ausgenommen. Nun schön; ich weiß es und mische mich nicht hinein. Da kommen die Nerven und die Gelehrsamkeit und das Schweben in den Lüften, von allem dem verstehen wir nichts. Daß aber Herr Schubin . . . und wenn er auch ein merkwürdiger, außerordentlicher Künstler ist, wogegen ich nichts zu sagen habe, wenn er sich gegen einen älteren Mann vergißt, gegen einen Mann, dem er doch, man kann wohl sagen, viel zu verdanken hat . . . das, muß ich gestehen, kann ich dann dans mon gros sense nicht zugeben. Ich bin von Natur nicht geneigt. zu viel zu verlangen, gewiß nicht; es giebt aber in allen Dingen ein Maß.
Anna Wassiljewna schellte mit Aufregung. Ein Dienstbursche trat herein.
– Warum kommt Pawel Jakowlewitsch nicht? fragte sie. Ich rufe, ich rufe – und er kommt nicht!
Nikolai Artemjewitsch zuckte die Achseln.
– Weshalb aber, ich bitte Sie, wollen Sie ihn rufen lassen? Ich fordere es durchaus nicht, wünsche es nicht einmal.
– Sie fragen weshalb? Nikolai Artemjewitsch! Er hat Ihnen Unruhe verursacht; vielleicht Ihnen in Ihrer Brunnencur Nachtheil gebracht. Ich muß mit ihm sprechen. Ich will wissen, wodurch er sich Ihren Zorn zugezogen hat.
– Ich sage Ihnen, ich verlange es nicht. Und warum müssen Sie . . . devant les domestiques . . .
Anna Wassiljewna erröthete leicht.
– Sie thun mir Unrecht, wenn Sie so reden, Nikolai Artemjewitsch. Ich werde niemals . . . devant . . . les domestiques . . . Geh Feduschka, daß Du mir sogleich Pawel Jakowlewitsch herrufst.
Der Junge entfernte sich.
– Das ist Alles ganz und gar nicht nöthig, sagte Nikolai Artemjewitsch durch die Zähne und begann wieder im Zimmer umherzugehen. Das lag ja durchaus nicht in meinen Worten.
– Aber ich bitte Sie, Paul muß sich bei Ihnen entschuldigen.
– Aber ich bitte Sie, wozu brauche ich seine Entschuldigungen? Und was heißt denn Entschuldigung? Das sind nichts als Phrasen.
– Wozu? fragen Sie. Er muß eine Zurechtweisung erhalten.
– Die mögen Sie ihm selbst ertheilen. Ihnen wird er eher gehorchen. Ich habe nichts gegen ihn.
– Nein, Nikolai Artemjewitsch, Sie sind heute, seit Sie hierher gekommen sind, nicht gut bei Laune. Mich däucht, Sie haben in dieser letzten Zeit sogar etwas abgenommen. Ich befürchte, die Cur schlägt bei Ihnen nicht gut an.
– Ich bedarf durchaus dieser Cur, bemerkte Nikolai Artemjewitsch; meine Leber ist nicht in Ordnung.
In diesem Momente trat Schubin herein. Er schien ermüdet. Ein leichtes, fast spöttisches Lächeln schwebte um seine Lippen.
– Sie haben nach mir gefragt, Anna Wassiljewna? sagte er.
– Ja, gewiß habe ich nach Dir gefragt. Aber Paul, ich bitte Dich, das ist ja schrecklich. Ich bin sehr unzufrieden mit Dir. Wie hast Du Dich gegen Nikolai Artemjewitsch vergessen können?
– Nikolai Artemjewitsch hat bei Ihnen über mich geklagt? fragte Schubin und warf mit demselben spöttischen Lächeln einen Blick aus Stachow. Dieser wandte sich ab und senkte die Augen zu Boden.
– Ja, er hat über Dich geklagt. Ich weiß nicht, was Du gegen ihn verschuldet hast, Du mußt ihn aber gleich um Entschuldigung bitten, seine Gesundheit ist jetzt sehr zerrüttet und dann müssen wir Alle, so lange wir jung sind, unseren Wohlthätern Achtung erweisen.
– Oh Logik! dachte Schubin und wandte sich gegen Stachow. Ich bin bereit, Sie um Entschuldigung zu bitten, Nikolai Artemjewitsch, sagte er mit einer kurzen, höflichen Verbeugung, wenn ich Sie wirklich durch irgend etwas beleidigt hätte.
– Ich hatte . . . durchaus nicht, entgegnete Stachow immer noch den Blicken Schubin‘s ausweichend. Ich verzeihe Ihnen übrigens gern, denn Sie wissen, ich bin gar nicht difficil.
– Oh, das unterliegt durchaus keinem Zweifel! sagte Schubin. Erlauben Sie mir aber die Frage, ist es auch Anna Wassiljewna bekannt, worin mein Vergehen besteht?
– Nein, ich weiß Nichts, bemerkte Anna Wassiljewna, und streckte neugierig den Hals vor.
– O mein Gott! rief ungeduldig Nikolai Artemjewitsch: wie viele Male habe ich schon gebeten, gefleht, wie viele Male gesagt, wie verhaßt mir alle diese Erklärungen und Scenen sind! Kommt Unsereiner ein Mal nach langer Zeit nach Hause und glaubt auszuruhen, – man spricht ja immer von: Familienkreis, intérieur, Familienvater, – gleich giebt es Scenen und Unannehmlichkeiten. Keine Minute Ruhe! Man mag wollen oder nicht, man fährt in den Club oder . . . oder sonst irgend wohin. Der Mensch ist ja ein lebendes Wesen, er hat doch physische Bedürfnisse, und da will man . . .
Und ohne seine Rede zu Ende zu bringen, verließ Stachow rasch das Zimmer und warf die Thür zu. Anna Wassiljewna folgte ihm mit dem Blicke. In den Club? sagte sie mit bitterer Miene leise, – es ist nicht der Club, wohin Sie fahren, flatterhafter Mensch! Im Club giebt’s Niemand, dem man Pferde aus dem eigenen Gestüte schenkt – noch dazu Grauschimmel! Meine liebste Farbe. Nein, nein, leichtfertiger Mann, setzte sie schon lauter hinzu, – nicht in den Club fahren Sie. Und Du, Paul, fuhr sie fort und erhob sich von ihrem Sitze, – schämst Du Dich gar nicht? Du bist doch kein kleines Kind. Da habe ich wieder Kopfweh bekommen. Wo ist Zoë, weißt Du nicht, wo sie ist?
– Sie ist, glaube ich, oben auf ihrem Zimmer. Das schlaue Füchslein verkriecht sich bei solchem Unwetter immer in seinen Bau.
– Oh, bitte, bitte! – Anna Wassiljewna tastete suchend rings um sich her. Mein Gläschen mit geriebenem Meerrettig, hast Du es nicht gesehen? Paul, thue mir den Gefallen, ärgere mich in Zukunft nicht mehr.
– Wie könnte ich das, Tantchen? Lassen Sie mich Ihr Hündchen küssen. Den Meerrettig habe ich im Cabinet, auf dem Tischchen gesehen.
– Die Darja läßt ihn auch immer irgendwo stehen, seufzte Anna Wassiljewna, und rauschte in ihrem seidenen Kleide ab.
Schubin wollte ihr folgen, blieb jedoch stehen, als er hinter sich die träge Stimme Uwar Iwanowitsch’s vernahm.
– Dich . . . Gelbschnabel . . . sollte . . . man . . . anders . . . abfertigen; sagte in gebrochener Rede der Cornet außer Diensten.
Schubin trat zu ihm. Und weshalb sollte man mich, abfertigen, ehrenwerther Uwar Iwanowitsch?
– Weshalb? Bist jung, СКАЧАТЬ