Helene. Иван Тургенев
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Название: Helene

Автор: Иван Тургенев

Издательство: Public Domain

Жанр: Русская классика

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СКАЧАТЬ auf dem Clavier verschiedene bald heitere, bald rührende Stückchen,« kleidete sich mit Geschmack, aber etwas kinderhaft und gar zu zierlich. Anna Wassiljewna hatte sie als Gesellschafterin ihrer Tochter engagirt und ließ sie fast niemals von sich. Helene hatte nichts dagegen; wenn sie zufälliger Weise mit Zoë allein blieb, wußte sie niemals, was sie mit ihr sprechen sollte.—

      Die Mahlzeit dauerte ziemlich lange; Berßenjew unterhielt sich mit Helene vom Studentenleben, von seinen Plänen und Hoffnungen; Schubin horchte, schwieg, aß mit übertriebener Hast und warf von Zeit zu Zeit komische Blicke auf Zoë, die darauf beständig mit phlegmatischem Lächeln antwortete. Nach der Tafel begaben sich Berßenjew, Helene und Schubin in den Garten; Zoë blickte ihnen nach, zuckte leicht die Achseln und setzte sich dann ans Clavier. Anna Wassiljewna fragte sie zwar: Warum gehen Sie denn nicht auch in den Garten? doch die Antwort nicht abwartend, setzte sie hinzu: spielen Sie mir etwas recht Schwermüthiges vor . . .

      – La dernière pensée de Weber? fragte Zoë.

      – Ach ja, aus Weber, sagte Anna Wassiljewna, ließ sich auf einen Armstuhl nieder und eine Thräne zitterte an ihren Wimpern.

      Unterdessen war Helene mit ihren beiden Begleitern in eine Akazienlaube gelangt, in deren Mitte sich ein hölzerner Tisch, von Bänken umgeben, befand. Schubin blickte zurück, sprang einige Male umher, sagte dann leise: Warten Sie! lief auf sein Zimmer, brachte ein Stück Lehm und begann nun, Zoë‘s Gestalt unter Kopfschütteln, Brummen und Lachen zu modelliren.

      – Immer die alte Geschichte, sagte Helene zu Berßenjew, nachdem sie einen Blick auf die Arbeit geworfen hatte, und setzte damit ihr an der Tafel begonnenes Gespräch mit ihm fort.

      – Die alte Geschichte! wiederholte Schubin. Das ist aber ein unerschöpflicher Stoff! Heute besonders bringt sie mich zur Verzweiflung.

      – Weshalb denn das? fragte Helene. Man könnte glauben, Sie sprechen von irgend einer boshaften, widerlichen Alten. Ein hübsches junges Fräulein . . .

      – Freilich, warf Schubin ein, – sie ist hübsch, sehr hübsch; ich bin überzeugt, daß jeder Vorübergehende, der sie sieht, durchaus dabei denken muß: das ist mir Eine, mit welcher sich köstlich . . . eine Polka tanzen ließe; auch bin ich überzeugt, daß sie das weiß und daß es ihr angenehm ist . . . Wozu denn also dieses verschämte Spiel, diese Bescheidenheit? Nun, Sie verstehen schon, was ich damit sagen will, setzte er durch die Zähne hinzu. – Sie sind übrigens jetzt mit anderen Dingen beschäftigt.

      Und Zoë’s Bild zerbrechend, begann Schubin hastig und augenscheinlich ärgerlich den Lehm zu kneten.

      – Sie möchten also Professor werden? fragte Helene Berßenjew.

      – Ja, erwiederte dieser, die rothen Hände zwischen die Kniee zwängend. Das ist mein liebster Traum. Freilich, ich weiß sehr gut, was mir noch Alles fehlt, um würdig eines so hohen . . . ich will sagen, ich bin zu wenig vorbereitet, hoffe indessen die Erlaubniß zu einer Reise ins Ausland zu erhalten;5 ich bleibe drei, vier Jahre dort, wenn es nöthig ist, und dann . . .

      Er hielt inne, schlug die Augen nieder, dann rasch wieder auf und brachte unbeholfen lächelnd sein Haar in Ordnung. Wenn Berßenjew mit Frauen sprach, wurde seine Rede noch langsamer; auch lispelte er dann mehr.

      – Sie wollen Professor der Geschichte werden? fragte Helene.

      – Ja, oder der Philosophie, setzte er, die Stimme sinken lassend, hinzu, wenn es sich thun läßt.

      – Er ist schon jetzt stark wie ein Teufel in der Philosophie, bemerkte Schubin, indem er mit dem Nagel tiefe Furchen in dem Lehm zog, wozu braucht er ins Ausland zu reisen?

      – Und wird Sie Ihre Stellung vollkommen befriedigen? fragte Helene, auf den Ellenbogen gestützt und ihm gerade ins Gesicht blickend.

      – Vollkommen, Helene Nikolajewna, vollkommen. Welchen besseren Beruf könnte es geben? Denken Sie nur, in die Fußstapfen eines Timofei Nikolajewitsch6 zu treten . . . Der Gedanke allein an einen solchen Wirkungskreis erfüllt mich mit Freude und Schauer, ja . . . mit Schauer, den . . . der aus dem Bewußtsein der Unzulänglichkeit meiner Kräfte entspringt. Mein seliger Vater ertheilte mir seinen Segen zu diesem Werke . . . Seine letzten Worte werde ich nie vergessen . . .

      – Ihr Vater starb im vergangenen Winter?

      – Ja, Helene Nikolajewna, im Februar.

      – Man sagt, fuhr Helene fort, er habe eine bemerkenswerthe Schrift in Manuscript hinterlassen; ist das wahr?

      – Ja, ein solches ist vorhanden. Das war ein vortrefflicher Mann. Sie hätten ihn lieb gewonnen, Helene Nikolajewna.

      – Ich bin davon überzeugt. Und was ist der Inhalt jener Schrift?

      – Den Inhalt, Helene Nikolajewna, könnte ich Ihnen nicht leicht in ein paar Worten wiedergeben. Mein Vater war ein Mann von großer Gelehrsamkeit, Schellingianer, er gebrauchte nicht immer deutliche Ausdrücke . . .

      – Andrei Petrowitsch, unterbrach ihn Helene, vergeben Sie mir meine Unwissenheit, was bedeutet Schellingianer?

      Berßenjew lächelte leicht.

      – Ein Schellingianer bedeutet einen Anhänger Schelling’s, eines deutschen Philosophen, worin aber Schelling’s Anschauung bestand . . .

      – Andrei Petrowitsch! rief plötzlich Schubin, um des Himmels Willen! Du wirst doch Helene Nikolajewna nicht gar einen Vortrag über Schelling halten wollen? Habe doch Mitleid!

      – Durchaus keinen Vortrag, murmelte Berßenjew und wurde roth, ich wollte . . .

      – Und warum denn keinen Vortrags warf Helene ein. Wir Beide, Pawel Jakowlewitsch, bedürfen der Vorträge sehr.

      Schubin sah ihr fest in die Augen und brach plötzlich in Lachen aus.

      – Worüber lachen Sie denn? fragte sie trocken und fast streng.

      Schubin verstummte.

      – Ach ich bitte, zürnen Sie nicht, sagte er nach einer kleinen Pause, vergeben Sie mir. Aber in der That, wie ist es möglich, ich bitte Sie, jetzt, bei diesem Wetter, unter diesen Bäumen von Philosophie zu sprechen? Wäre es nicht besser, wir sprächen von Nachtigallen, von Rosen, von jungen Gesichtern und Lächeln?

      – Ja, und von französischen Romanen, von Weiberstaat, setzte Helene hinzu.

      – Meinetwegen auch davon, wenn er nur hübsch ist.

      – So? Nun wenn wir aber nicht von Weiberstaat sprechen wollten? Sie nennen sich mit Stolz einen freien Künstler, warum suchen Sie die Freiheit Anderer zu schmälern? Und erlauben Sie mir die Frage, weshalb greifen Sie bei dieser Sinnesart Zoë an?

      Schubin fuhr plötzlich von seiner Bank auf. Ja, so! sagte er mit unsicherer Stimme, Ich verstehe Ihren Wink; Sie schicken mich fort, zu ihr, Helene Nikolajewna. Mit anderen Worten, ich bin hier überflüssig?

      – Es fiel mir gar nicht ein, Sie fortzuschicken.

      – Sie wollen sagen, fuhr Schubin zornig fort, ich sei keiner anderen Gesellschaft werth, wir paßten zusammen, ich sei ebenso flach, albern und kleinlich wie die süßliche deutsche Mamsell? Nicht so?

      Helene runzelte die Stirn.

      – Sie СКАЧАТЬ



<p>5</p>

Es war zu jener Zeit das Reisen ins Ausland gesetzlich erschwert. D. Uebers.

<p>6</p>

Granowski, ein sehr beliebter Professor der Geschichte in Moskau; verstorben. D. Uebers.