Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке. Эрих Мария Ремарк
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке - Эрих Мария Ремарк страница 7

СКАЧАТЬ nickte ihm zu und hob ebenfalls mein Glas.

      „Er ist mein Freund”, sagte ich zu dem Mädchen. „Ein Kamerad aus dem Kriege. Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der aus einem großen Unglück ein kleines Glück gemacht hat. Er weiß nicht mehr, was er mit seinem Leben anfangen soll, – deshalb freut er sich einfach, dass er noch lebt.”

      Sie sah mich nachdenklich an. Ein Streifen Licht fiel schräg über ihre Stirn und ihren Mund. „Das kann ich gut verstehen”, sagte sie.

      Ich blickte auf. „Das sollten Sie aber nicht. Dafür sind Sie viel zu jung.”

      Sie lächelte. Es war ein leichtes, schwebendes Lächeln, das nur in den Augen war. „Zu jung”, sagte sie, „das ist so ein Wort. Ich finde, zu jung ist man nie. Nur immer zu alt.”

      Ich schwieg einen Augenblick. „Dagegen ließe sich eine Menge sagen”, erwiderte ich dann und machte Fred ein Zeichen, mir noch etwas zu trinken zu bringen. Das Mädchen war so sicher und selbstverständlich; ich fühlte mich wie ein Holzblock dagegen. Ich hätte gern ein leichtes, spielerisches Gespräch geführt, so ein richtiges Gespräch, wie es einem gewöhnlich hinterher einfällt, wenn man wieder allein ist.

      Zum Glück war Fred vernünftig. Er brachte mir statt der kleinen Fingerhüte jetzt gleich ein anständiges Weinglas voll heran. So brauchte er nicht immer hin und herzulaufen, und es fiel auch nicht so auf, wieviel ich trank. Ich musste trinken; anders konnte ich diese stockige Schwere nicht loswerden.

      „Wollen Sie nicht noch einen Martini nehmen?” fragte ich das Mädchen.

      „Was trinken Sie denn da?”

      „Das hier ist Rum.”

      Sie betrachtete mein Glas. „Das haben Sie neulich auch schon getrunken.”

      „Ja”, sagte ich, „das trinke ich meistens.”

      Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das schmeckt.”

      „Ob es schmeckt, weiß ich schon gar nicht mehr”, sagte ich.

      Sie sah mich an. „Weshalb trinken Sie es denn?”

      „Rum”, sagte ich, froh, etwas gefunden zu haben, über das ich reden konnte, „Rum hat mit Schmecken nicht viel zu tun. Er ist nicht so einfach ein Getränk, – er ist schon mehr ein Freund. Ein Freund, der alles leichter macht. „Aber soll ich Ihnen nicht noch einen Martini bestellen?”

      „Lieber Rum”, sagte sie. „Ich möchte ihn auch mal versuchen.”

* * *

      Langsam bekam alles Griff und Glanz. Die Unsicherheit schwand, die Worte kamen von selber und ich achtete nicht mehr so darauf, was ich sagte. Ich trank weiter und spürte, wie die große, weiche Welle herankam und mich erfasste, wie sich die leere Stunde der Dämmerung mit Bildern füllte und geisterhaft über den gleichgültigen, grauen Bezirken des Daseins der lautlose Zug der Träume wieder auftauchte. Die Wände der Bar weiteten sich und plötzlich war es nicht mehr die Bar, – es war eine Ecke der Welt, ein Winkel der Zuflucht, ein halbdunkler Unterstand, um den ringsumher die ewige Schlacht des Chaos brauste und in dem wir geborgen hockten, rätselhaft zueinandergeweht durch das Zwielicht der Zeit. Das Mädchen saß zusammengekauert in seinem Stuhl, fremd und geheimnisvoll, als wäre es hierher verschlagen von der anderen Seite des Lebens.

      Es war schon dunkel, als ich Patrice Hollmann nach Hause brachte. Langsam ging ich zurück. Ich fühlte mich plötzlich allein und leer.

      IV

      Das Wetter wurde warm und feucht und es regnete einige Tage lang. Dann klärte es sich auf, die Sonne fing an zu brüten, und als ich am Freitag morgens in die Werkstatt kam, sah ich Mathilde Stoß auf dem Hof stehen, den Besen unter den Arm geklemmt, mit einem Gesicht wie ein gerührtes Nilpferd.

      „Nu sehen Sie doch mal, Herr Lohkamp, die Pracht! Is doch immer wieder ‘n Wunder.”

      Ich blieb überrascht stehen. Der alte Pflaumenbaum neben der Benzinpumpe war über Nacht aufgeblüht.

      Ich schenkte ihr ein Glas Rum ein und ging dann zur Benzinpumpe. Jupp saß schon da. Er hatte in einer verrosteten Konservenbüchse vor sich eine Anzahl abgeschnittener Blütenzweige stehen. „Was soll denn das heißen?” fragte ich erstaunt.

      „Für die Damen”, erklärte Jupp. „Wenn sie tanken, gibts so einen Zweig gratis. Habe daraufhin schon neunzig Liter mehr verkauft. Der Baum ist Gold wert, Herr Lohkamp. Wenn wir den nicht hätten, müssten wir ihn künstlich nachmachen.”

      „Du bist ein geschäftstüchtiger Knabe.”

      Er grinste. Die Sonne durchleuchtete seine Ohren, dass sie aussahen wie rubinfarbene Kirchenfenster. „Zweimal bin ich auch photographiert worden”, berichtete er. „Mit dem Baum dahinter.”

      „Pass auf, du wirst noch ein Filmstar”, sagte ich und ging zur Grube hinüber, wo Lenz gerade unter dem Ford hervorkroch.

      „Robby”, sagte er, „mir ist da was eingefallen. Wir müssen uns mal um das Mädchen von dem Binding kümmern.”

      Ich starrte ihn an. „Wie meinst du das?”

      „Genau, wie ich es sage. Aber was starrst du denn so?”

      „Ich starre nicht” —

      „Du stierst sogar. Wie hieß das Mädchen eigentlich noch? Pat, aber wie weiter?”

      „Weiß ich nicht”, erwiderte ich.

      Er richtete sich auf. „Das weißt du nicht? Du hast doch ihre Adresse aufgeschrieben! Ich habe es selbst gesehen.”

      „Habe den Zettel verloren.”

      „Verloren!” Er griff sich mit beiden Händen in seinen gelben Haarwald. „Und dazu habe ich damals den Binding eine Stunde draußen beschäftigt! Verloren! Na, vielleicht weiß Otto sie noch.”

      „Otto weiß sie auch nicht.”

      Er sah mich an. „Jammervoller Dilettant! Um so schlimmer! Weißt du denn nicht, dass das ein fabelhaftes Mädchen war? Herrgott!” Er starrte zum Himmel. „Läuft uns endlich schon mal was Richtiges über den Weg, dann verliert so ein Trauerbolzen die Adresse!”

      „So großartig fand ich sie gar nicht.”

      „Weil du ein Esel bist”, erwiderte Lenz, „ein Trottel, der nichts kennt, was über das Niveau der Huren aus dem Gafe International hinausgeht! Du Klavierspieler, du! Ich sage dir nochmals: es war ein Glücksfall, ein besonderer Glücksfall, dieses Mädchen! Du hast natürlich keine Ahnung von sowas! Hast du dir die Augen angesehen?’ Natürlich nicht, – du hast dein Schnapsglas angesehen – ”

      „Halt den Schnabel”, unterbrach ich ihn, denn mit dem Schnapsglas traf er in eine offene Wunde.

      „Und die Hände”, fuhr er fort, ohne mich zu beachten, „schmale, lange Hände wie eine Mulattin, davon versteht Gottfried etwas, das kannst du glauben! Heiliger Moses! Endlich einmal ein Mädchen, wie es sein muss, schön, natürlich, und, was das wichtigste ist, mit Atmosphäre” er unterbrach sich – „weißt du überhaupt, was das ist, Atmosphäre?”

      „Luft, die man in einen Reifen pumpt”, erklärte ich mürrisch.

      „Natürlich”, СКАЧАТЬ