Waldröschen I. Die Tochter des Granden. Karl May
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Название: Waldröschen I. Die Tochter des Granden

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ fürchterlicher Hustenanfall ergriff den Alten, nachdem er seine Erzählung beendet hatte. Da hörte man plötzlich, als derselbe ausgetobt hatte, leise Schritte sich der Zelle nähern. Mariano trat sofort in den vorderen dunklen Winkel des Raumes, während der Pater sich so stellte, das ihn das Licht der Lampe nicht bescheinen konnte.

      Nun wurde die Tür geöffnet und – der Hauptmann stand vor derselben.

      »Was geht hier vor?« fragte er. – »Tritt nicht ein, Capitano«, bat der Pater. »Du unterbrichst die Beichte dieses sterbenden Mannes!« – »Ach so!« entgegnete der Hauptmann, indem er, der Weisung des Paters folgend, vor der Tür stehenblieb. »Doch warum blieb der Alte nicht in der Zelle, die ich ihm durch Mariano anweisen ließ?« – »Darf die Beichte eines Sterbenden von Unberufenen gehört werden, Hauptmann? Hier sichert die Tür davor, daß wir belauscht werden.« – »Ihr seid sehr vorsichtig, Pater! Ich hoffe aber, daß die Beichte nichts enthält, was unserer Gesellschaft Schaden bringt.« – »Die Beichte eines Bettlers? Geh, Capitano, ich glaube, du treibst mit dem Sakrament Scherz!«

      Der Hauptmann entfernte sich auch jetzt gehorsam, ohne Mariano bemerkt zu haben. So war eine große Gefahr glücklich vorübergegangen. Dennoch horchte der Pater sorgfältig, bis die Schritte des Capitano vollständig verklungen waren, ehe er fortfuhr:

      »Mein Sohn, du hast eine sehr große Sünde begangen. Du hast ein Kind seinen Eltern geraubt und bist schuld daran, daß es ein Räuber geworden ist. Diese Sünde ist viel größer, als du denkst, aber noch größer ist Gottes Gnade; er wird dir verzeihen, wenn dir derjenige vergibt an dem du gesündigt hast«

      Da erhob der Kranke die Hände und richtete einen bittenden Blick auf Mariano, der nun näher trat und, ihm die Hand entgegenstreckend, sagte:

      »Manuel Sertano, ich vergebe dir. Ich ersehe die ganze Größe deines Vergehens, aber auch ich bin ein Sünder, und Gott mag mir vergeben, wie ich dir vergeben habe.«

      Der Bettler ließ darauf sein Haupt nach rückwärts sinken, seine Augen schlossen sich, und über seine Züge breitete sich der Ausdruck eines tiefen Friedens.

      »Oh, wie leicht und wohl wird es mir!« flüsterte er. »Mein Gott ich danke dir, denn nun kann ich ruhig sterben!« – »Ja«, sagte der Pater. »Ich entbinde dich kraft meines Amtes nochmals von deinen Sünden. Du hast sie bereut und sie sind dir vergeben!« – »Doch nun laßt mich auch noch das tun, was notwendig ist, um das von mir gestörte Glück einer vornehmen Familie wiederherzustellen«, bat der Sterbende. »Ich sehe, daß Ihr Papier und Feder bei Euch führt, frommer Vater. Schreibt alles auf, und ich will Euch meine Unterschrift geben, um diesen Jüngling als denjenigen anzuerkennen, der geraubt wurde.« – »Ja, das wollen wir tun«, entgegnete der Pater, indem er die Schreibutensilien hervorzog. »Zwar ist das, was wir von dir erfahren haben, noch nicht ausreichend, aber Gott wird erforschen, wo jener fremde Mann ist, der Señor Gasparino genannt wurde, und diejenigen Leute, denen ihr Kind vertauscht wurde.« – »Der Capitano weiß sicherlich alles«, meinte Mariano. »Ich werde ihn zwingen, es mir zu sagen.« – »Um Gottes willen, tue das nicht«, warnte der Pater. »Er wird sich niemals zwingen lassen, sondern dich ganz sicher töten, sobald er sein Geheimnis in Gefahr sieht. Wir müssen ohne Falsch sein wie die Tauben, aber auch klug wie die Schlangen, mein Sohn. Die List wird uns viel leichter zum Ziel führen als die Gewalt. Wie hieß das Gasthaus, in dem die Verwechslung geschah?« – »Es war der Gasthof ›L‘Hombre grand‹«, antwortete der Bettler. – »Und in welchem Zimmer war es?« – »Ich holte den Knaben aus dem hintersten eine Treppe hoch gelegenen Gemach. Wir aber befanden uns von der Treppe an gerechnet im zweiten Zimmer.« – »Haben die Fremden von der Verwechslung etwas gemerkt?« – »Ich weiß es nicht, denn wir verließen das Haus noch vor Anbruch des Morgens, während man noch schlief.«

      Jetzt begann der Pater die Anfertigung des Dokuments, das alles enthielt, was wichtig war. Als er es beendet hatte, wurde es von dem Bettler unterzeichnet, und dann setzte der Dominikaner zur Beglaubigung seine Signatur darunter.

      »So«, sagte er, »diese Schrift werde ich auf das sorgfältigste aufbewahren, denn bei mir ist sie sicherer als an jedem anderen Ort. Wir gehen jetzt; ich aber werde gleich wieder zurückkehren, um dich zu pflegen und dir in deinen schweren Anfällen beizustehen. Das ist die Pflicht eines Mannes, der der Religion angehört.«

      Nachdem der Pater sich verabschiedet hatte, kehrte Mariano zwar in seine Zelle zurück, aber er fand während der ganzen Nacht keine Ruhe. Was er erfahren hatte, war so unendlich wichtig für ihn und war gerade in der Hauptsache noch in ein so geheimnisvolles Dunkel gehüllt, daß es sein ganzes Nachdenken in Anspruch nahm.

      Er hatte bisher den Hauptmann als seinen Wohltäter betrachtet, nun aber hatte er ihn als den Urheber eines Verbrechens kennengelernt, das ihn, den unschuldigen Knaben, aus den Armen liebevoller und vornehmer Eltern gerissen und unter eine Bande geächteter Menschen gebracht hatte. Die Zuneigung für den Capitano verwandelte sich in einem Augenblick in Haß; auf ihn fiel der ganze Zorn des Mannes, denn der Bettler war ja nur ein Werkzeug gewesen, er hatte gehorchen müssen und dann gebüßt; er stand außerdem am Rand des Grabes, und dies machte auf den weichherzigen Mariano einen solchen Eindruck, daß er dem alten Mann nicht zu zürnen vermochte. Er beschloß, seine Abneigung den Hauptmann nicht merken zu lassen, im stillen sich aber alle Mühe zu geben, das Geheimnis seiner Geburt und Abstammung aufzuklären.

      Es gab in der Brigantenhöhle noch einen, der erst spät zur Ruhe kam, und das war der Hauptmann.

      Er saß in seiner Zelle, deren Wände von kostbaren Waffen behangen waren, hatte den Kopf schwer in die Hand gestützt und war in ein tiefes, grübelndes Nachdenken versunken, aus dem er zuweilen auffuhr, um einige halblaute Worte zu murmeln.

      »Dieser Gasparino Cortejo ist ein großer Schurke, viel schlimmer als der schlechteste Brigant!« sagte er leise vor sich hin. »Warum will er diesen Doktor töten lassen? Hm, ich habe eigentlich gar nichts danach zu fragen; aber ich möchte es doch wissen. Er zahlt gut, ein Dummkopf ist, wer eine Zitrone nicht so sehr ausquetscht, daß auch der letzte Safttropfen herauskommt.«

      Wieder sann er nach. Sein Gedankengang schien, wie aus dem Spiel seiner Mienen zu ersehen war, ein sehr unruhiger zu sein. Er erhob sich sogar, ging einige Schritte auf und ab, blieb wieder stehen, wiegte seinen Kopf hin und her, dann nickte er langsam und murmelte weiten

      »Auch die Geschichte mit dem Mariano soll mir noch manches Sümmchen einbringen. Ich sollte den Jungen töten, aber ich wäre doch ganz ohne Verstand gewesen, wenn ich es getan hätte. Ist er mir doch dem Advokaten gegenüber für immer eine Geisel. Jetzt habe ich den Jungen sogar liebgewonnen, und es sollte mir leid tun, wenn ich noch gezwungen würde, ihn ganz verschwinden zu lassen. Vielleicht brächte ich das gar nicht mehr fertig!«

      Der Hauptmann schritt abermals eine kleine Weile in dem engen Raum auf und ab. Dann stieß er ein kurzes, höhnisches Lachen aus, trat an die Felsenwand seines Gemaches, und als er an einer Stelle derselben drückte, gab ein kleines, viereckiges Stück des Steins nach, und es kam ein Raum zum Vorschein, in den der Hauptmann hineingelangte, um ein sichtlich sehr altes und zusammengelegtes Papier daraus hervorzubringen.

      »Wie sich der Elende weigerte, wie er sich wand und krümmte, als ich diesen Schein von ihm verlangte«, murmelte er vergnügt. »Aber er mußte, denn ich hatte ihn in der Hand! Und ich durfte nicht genannt werden, denn da dieser Schurke Manuel den Jungen geholt hatte, war er es, dessen Name niedergeschrieben wurde.«

      Er schlug das Papier auseinander, trat näher an das Licht der Lampe heran und las:

      »Ich erkläre hiermit der Wahrheit gemäß, daß der Fischer Manuel Sertano aus Mataro am ersten Oktober 18** in dem Gasthof ›L‘Hombre grand‹ in Barcelona auf meine Veranlassung und gegen Bezahlung von tausend Silberpiastern einen Knaben gegen einen anderen umgetauscht hat. Der umgetauschte Knabe lebt unter dem Namen Mariano unter СКАЧАТЬ