Waldröschen I. Die Tochter des Granden. Karl May
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Название: Waldröschen I. Die Tochter des Granden

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ werde ich nicht dulden, selbst wenn ich für meine Überzeugung mein eigenes Leben einsetzen müßte!«

      Da erhob sich der Graf, winkte gebieterisch mit der Hand und sprach:

      »Señores, es ist hier nicht der Ort zu einem solchen Streit; Sie können sich also entfernen, um später meine Entscheidung zu vernehmen. Ihre Ansichten kenne ich; ich habe nun auch noch diejenige von Señor Sternau zu prüfen. Er wird also hierbleiben, um mir dieselben darzulegen. Gehen Sie jetzt, Sie werden das weitere bald erfahren.« – »Das heißt, wir sind verabschiedet?« grollte Francas zornig. »Wir sind entlassen? Gut, wir gehen, aber dieser Fremde wird uns Genugtuung geben, und Sie, Erlaucht, bitten wir, sich vorher sehr zu bedenken, ehe Sie sich entscheiden.«

      Sie packten ihre Instrumente zusammen und verließen das Zimmer. Sofort trat Rosa ein, warf sich ungestüm an den Hals des Grafen und jubelte:

      »Gerettet! Mein Vater, ich danke dir!«

      Er wehrte sie leise von sich ab, doch ohne sie ganz aus den Armen zu lassen, und meinte:

      »Nicht so sanguinisch, mein Kind! Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Ich habe erst noch die Ansicht von Señor Sternau zu prüfen.« – »Oh, sie wird die einzig richtige sein!« rief sie.»Du darfst ihm all dein Vertrauen schenken.«

      Ihre Augen strahlte dem Deutschen so voll und warm entgegen, daß ihm dieser Blick wie Sonnenlicht bis tief ins Herz drang und er mit bewegter Stimme bat:

      »Erlaucht, haben Sie Vertrauen zu mir! Gott weiß es, wie wahr und ehrlich ich es mit Ihnen meine. Verzeihen Sie aber zugleich auch die Härte, mit der ich zu diesen Männern sprach. Ich war vollständig empört über den Leichtsinn, der Ihr teures Leben gefährdete. Wäre die Operation wirklich vorgenommen worden, so lebten Sie nicht mehr, das schwöre ich Ihnen bei Gott dem Allwissenden zu.«

      Jetzt öffnete sich die Tür, und Graf Alfonzo kam hereingestürmt. Er hatte bis jetzt draußen mit den Ärzten verhandelt und kam nun, voller Ärger und Enttäuschung, um womöglich seinen finsteren Zweck doch noch zu erreichen.

      »Sie gehen? Du jagst sie fort, Vater?« fragte er.»Ist das möglich?« – »Ich jage sie nicht fort, mein Sohn«, antwortete der Graf. »Ich habe sie gebeten, mir Zeit zur Prüfung zu lassen.« – »Ich hoffe, daß deine Entscheidung diese verdienten Männer berücksichtigt!« – »Meine Entscheidung wird eine gerechte sein. Für jetzt aber bitte ich, diesen unerquicklichen Gegenstand vollständig fallenzulassen.«

      Alfonzo mußte gehorchen, und der Graf wandte sich an seine Tochter: »Denke dir, dieser Señor hat auch meine Augen untersucht.«

      Sie blickte in schneller, freudiger Überraschung empor.

      »Wirklich?« fragte sie. »Hatten Sie Grund zur Hoffnung? Hielten Sie die Erblindung noch einer Untersuchung für wert, Señor?« – »Allerdings, Señorita. Ich habe ungemein viel Blinde behandelt, und die Übung schärft das Auge, so daß man beinahe auf den ersten Blick ein vollständig hoffnungsloses Auge von einem solchen, das noch einer Besserung fähig ist, zu unterscheiden vermag.« – »Und was haben Sie bemerkt?« – »Daß auch hier die Ärzte unrecht hatten.«

      Sie sprang auf. Auch der Blinde erhob mit einer freudig überraschten Bewegung den Kopf, während Graf Alfonzo einen giftigen Blick kaum zu verbergen vermochte.

      »Wie meinen Sie das?« fragte der Graf. »O bitte, bitte, sprechen Sie!« – »Erlaucht, hat man Sie für unheilbar erklärt?« – »Allerdings. Und zwar waren es ganz entschieden Männer der Wissenschaft, die dieses Urteil fällten.« – »Welches ist das Übel, an dem Sie nach diesem Urteil leiden sollen?« – »Man schrieb die Krankheit dem Staphylom – einem dem Weinbeerkernchen ähnlichen Geschwür an der Augenhornhaut – zu.« – »Hm, man hatte unrecht! Ihre Krankheit besteht in dem grauen Star, in einer allerdings außerordentlich seltenen Verbindung mit derjenigen perlmutterartig glänzenden Trübung der Hornhaut, die wir Ärzte Leukom nennen.« – »Und ist dieser Zustand heilbar?« fragte der Graf fast atemlos. – »Bis vor kurzem wurde er allerdings für unheilbar gehalten; mir ist aber die Herstellung mehrerer Patienten bereits geglückt. Ich entfernte das Leukom mittels fortgesetzter Punktation mit der Starnadel und operierte dann den darunter befindlichen grauen Star. Wollen Sie sich mir anvertrauen, Erlaucht, so geben ich Ihnen mit dem besten Gewissen die Hoffnung, das Licht Ihrer Augen zwar nicht in seiner ganzen früheren Schärfe und Stärke, aber doch so weit wiederzugewinnen, daß Sie mittels der Brille sehen können!«

      Der Graf streckte seine Arme zum Himmel empor und rief:

      »O mein Gott, wenn dies möglich wäre!«

      Und Rosa sank vor Entzücken weinend an seine Brust und bat mit Schluchzen:

      »Vater, vertraue ihm! Es kann dir keiner helfen, nur er allein!« – »Ja, ich will deiner Stimme gehorchen; ich will mich ihm mit allem Vertrauen übergeben, meine Tochter!« entschied der Graf. »Hier, Señor, haben Sie meine Hand! Sie haben Ihr Werk heute so fromm mit Gott angefangen und werden es auch mit Gottes Hilfe vollenden. Alfonzo, mein Sohn, willst du dich nicht mit uns freuen?«

      Der junge Graf versuchte, sein Gesicht zu beherrschen, und antwortete:

      »Ich wäre ganz glücklich, dich wieder gesund und sehend zu wissen, aber ich bedenke auch, wie äußerst leichtsinnig und gefährlich es ist, Hoffnungen zu erwecken, die nicht in Erfüllung gehen. Der Kranke muß sich dann zehnfach unglücklich fühlen.« – »Gott wird gnädig sein! Wie lange Zeit wird die Behandlung in Anspruch nehmen, Señor?« – »Der Stein ist, da Sie erst an den Bohrer gewöhnt werden müssen, unter zwei Wochen nicht zu entfernen«, antwortete Sternau. »Erst dann, wenn Sie von dieser Operation vollständig gekräftigt sind und Ihr Allgemeinbefinden nichts befürchten läßt, können wir an die Behandlung des Auges gehen, die allerdings eine bedeutend längere Zeit in Anspruch nehmen wird.« – »Aber können Sie so lange hier verweilen, Señor?« – »Ich müßte mich von Professor Letourbier für längere Zeit beurlauben oder gar verabschieden lassen.« – »Verabschieden Sie sich! Ja, verabschieden Sie sich«, bat der Graf, »Sie sollen bei mir eine Heimat finden und reichlichen Ersatz für alles, was Sie in Paris verlassen!« – »Mein bester Lohn soll das Bewußtsein sein, Ihnen die Gesundheit Ihres Körpers und das Licht Ihrer Augen wiedergebracht zu haben, Erlaucht. Ich werde also noch heute dem Professor schreiben.« – »Tun Sie das! Sie wohnen natürlich bei mir, Señor. Rosa mag Ihnen Ihre Zimmer sogleich anweisen.« – »Dazu haben wir ja den Kastellan«, bemerkte Alfonzo hämisch. – »Ja, richtig«, meinte der Graf. »Ich dachte in meiner Freude nicht daran.« – »Auch ich bin Señor Alfonzo für seine Erinnerung dankbar«, sagte Sternau stolz, »da es nicht im mindesten meine Absicht ist, in den hiesigen Verhältnissen um meinetwillen eine Revolution hervorzubringen.« – »Und doch hat sie bereits begonnen«, entgegnete der junge Graf wegwerfend. »Unsere Ärzte können diese Wohnung nicht verlassen, weil es Ihnen beliebte, den Schlüssel zu sich zu nehmen.« – »Ah, wahrhaftig, das habe ich vergessen, ich werde sofort öffnen.«

      Sternau verabschiedete sich von dem Grafen und eilte hinaus, wo er allerdings die drei Spanier fand, die ihn mit finsteren, haßerfüllten Blicken maßen.

      »Señor«, raunte ihm Francas zu, »Sie haben den Kampf mit uns begonnen! Wir werden ihn fortsetzen, und zwar so kräftig und so lange, bis Sie unterliegen und uns um Gnade bitten. Sie werden kein Erbarmen finden!« – »Bah!«

      Nur dieses eine Wort gab Sternau zurück, dann schob er den Sprecher beiseite und öffnete die Tür. Er selbst schritt voran, um sich direkt nach seiner bisherigen Wohnung zu begeben. Bei seiner späteren Rückkehr nach dem Schloß fand er jedenfalls sein Zimmer bereit.

      Nur kurze Zeit später saßen in dem Gemach der frommen Schwester Clarissa wieder drei Männer hinter verschlossenen СКАЧАТЬ