Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Ich hätte ihn und den Makredsch sofort erschießen lassen und die Kanonade begonnen. In einer Stunde wären wir mit ihnen fertig gewesen.«

      »Nun bleibt er gefangen?«

      »Ja. Er wird mit dem Makredsch bewacht.«

      »Und wenn sich die Seinen nicht fügen?«

      »So werde ich meine Drohung wahr machen. Bleibe hier, bis ich zurückkehre, und du wirst sehen, ob mich die Türken respektieren.«

      Er erteilte noch einige Befehle und stieg dann nach der Batterie hinab. In der Zeit von zehn Minuten waren alle Dschesidi kampfbereit. Die Schützen lagen mit aufgenommenen Schießgewehren in ihren Verstecken, und die Artilleristen standen zum Schusse fertig bei den Geschützen. Ihre Verschanzung öffnete sich, um gegen zweihundert Dschesidi und wohl an die dreißig Maulesel durchzulassen. Diese Tiere bestanden meist aus denen, die wir mit den Kanonieren gefangen genommen hatten. Der Zug blieb in einiger Entfernung halten, während der Anführer desselben vorschritt und den Platz aufsuchte, wo sich die Offiziere der Osmanen befanden.

      Ich konnte von meinem Standpunkte aus dies alles sehr genau beobachten. Es gab eine ziemlich lange Zeit der Verhandlung. Dann jedoch traten die Soldaten in Trupps zusammen, welche einer nach dem andern bis in die Nähe der Maultiere vormarschierten, um dort die Waffen abzulegen. Dies lief nun allerdings nicht ganz glatt und ruhig ab, besonders da auch sämtliche Chargen gezwungen waren, sich von Säbel und Pistole zu trennen; aber es blieb nur bei leeren Kraftworten, da die Türken wußten, daß jeder tatsächliche Widerstand mit Kartätschen gebrochen werden solle.

      Ali Bey war kaum eine Stunde lang entfernt gewesen, so kehrte er zurück. Ihm folgten die mit den Waffen beladenen Maultiere, deren Treiber beordert waren, die kostbare Beute nach dem Tale Idiz zu bringen. Auch der Kaimakam wurde von einigen Kriegern in Sicherheit gebracht. Man führte ihn dorthin, wo der Makredsch das Glück hatte, die Gesellschaft des dicken Artilleriehauptmannes und seines tapfern Leutnants zu genießen. Er konnte mit diesen beiden auf Beförderung warten und unterdessen »Tabak aus Schiras« rauchen.

      Nun machten auch wir uns auf den Weg. Halef ritt mit. Mein Baschi-Bozuk war nicht zu sehen; jedenfalls hatte er aus Langeweile seinen Esel spazieren geritten. Auf dem Wege nach dem Tale Idiz begegneten wir einer langen Reihe zurückkehrender Dschesidi. Sie hatten ihren Beitrag zum Baue des Grabmales geleistet und sollten nun zu demselben Zwecke eine gleiche Anzahl ihrer Gefährten ablösen. Sie teilten uns mit, daß der Bau rasch vor sich schreite.

      Als wir den Eingang erreichten, bot sich uns das Bild eines sehr bewegten Lebens dar. In der Mitte desselben war eine große Anzahl von Frauen versammelt, die auf großen, flachen Steinen Mehl aus Körnern bereiteten; andere saßen an Gruben, die sie durch Feuer erhitzten, um Brot zu backen; noch andere machten Fackeln oder richteten die Lampen und Laternen, die man vorgestern aus Scheik Adi mitgenommen hatte, zu der bevorstehenden Feier her. Am regsamsten aber ging es im oberen Teile des Tales zu, wo das Grabmal errichtet wurde. Es stellte eine ungeheure Felspyramide dar, deren hintere Seite sich an die steile Wand des Felsens lehnte. Das Fundament bestand aus großen Blöcken, deren Transport und Aufbau jedenfalls bedeutenden Kraftaufwand gekostet hatte. In der Mitte der voraussichtlichen Höhe war ein hohler Raum gelassen, der die Gestalt einer zwölfstrahligen Sonne hatte und von deren Mittelpunkt die Urne aufgenommen werden sollte. Mehrere hundert Männer arbeiteten daran, und noch mehr Frauen und Kinder waren beschäftigt, Steine herbeizuwälzen, oder hingen wie Eichhörnchen an den Vorsprüngen der Felsenwand, um von oben herab dem Baue förderlich zu sein.

      Die Priester waren teils mit der Beaufsichtigung des Werkes beschäftigt, teils legten sie selbst mit Hand an. Mir Scheik Khan saß in der Nähe der Pyramide. Wir gingen zu ihm. Ali Bey erzählte ihm die heutigen Vorkommnisse und zeigte ihm auch die beiden Schreiben des Mutessarif. Der Khan versank in tiefes Nachdenken; dann aber fragte er:

      »Was wirst du tun, Ali Bey?«

      »Du bist der ältere und der weisere; ich komme, mir deinen Rat zu erbitten.«

      »Du sagst, ich sei der ältere. Das Alter liebt die Ruhe und den Frieden. Du sagst, ich sei der weisere. Die größte Weisheit ist der Gedanke an den Allmächtigen und Allgütigen. Er macht den Schwachen stark; er beschützt den Unterdrückten; er will nicht, daß der Mensch das Blut seines Bruders vergieße.«

      »Sind diese Türken unsere Brüder? Sie, die wie wilde Tiere über uns und die Unserigen herfallen?«

      »Sie sind unsere Brüder, obgleich sie nicht als Brüder an uns handeln. Tötest du einen Bruder, der dir übel will?«

      »Nein.«

      »Du sprichst mit ihm freundlich oder streng, aber du forderst nicht sein Leben. So sollst du auch mit dem Mutessarif reden.«

      »Und wenn er nicht auf mich hört?«

      »Der Allerbarmer gab dem Menschen den Verstand, um zu denken, und ein Herz, um zu fühlen. Wer nicht die Rede eines anderen überdenkt, und wer nicht die Gefühle seines Bruders empfindet, der hat den Erbarmenden verlassen und verleugnet, und dann, erst dann darf der Zorn und die Strafe über ihn kommen.«

      »Mir Scheik Khan, ich werde nach deinen Worten handeln!«

      »So wiederhole ich meine Frage: Was wirst du tun?«

      »Ich werde mit zehn Männern nach Dscherraijah gehen, mir aber genug Krieger folgen lassen, um den Mutessarif gefangen zu nehmen. Vorher aber, bereits noch heute, werde ich Kundschafter nach Mossul, Kufjundschik, Telkeif, Baaweiza, Ras ul Aïn und Khorsabad senden, die mich rechtzeitig von seinen Plänen benachrichtigen werden. Ich werde in Liebe mit ihm reden, dann mit Strenge, wenn er nicht hört. Achtet er auch dann nicht auf mich, so lasse ich ihn seinen geheimen Brief sehen und gebe das Zeichen, ihn zu ergreifen. Während ich bei ihm bin, werden meine Männer Dscherraijah umringen. Er kann mir nicht entgehen.«

      »Vielleicht wird er auch Kundschafter senden, um zu erfahren, wie du dich auf die Zusammenkunft mit ihm vorbereitest.«

      »Er wird nichts erfahren, denn meine Leute werden bereits während der Nacht von hier abgehen, und zwar nicht auf der Straße über Baadri, sondern rechts bis fast nach Bozan hinüber. Sie werden am Morgen am Bache im Westen von Dscherraijah sein.«

      »Und wer wird während deiner Abwesenheit in Scheik Adi befehligen?«

      »Willst du es tun?«

      »Ich will.«

      Das klang so einfach. Hier übergab der weltliche Beherrscher der Dschesidi ihrem geistlichen Regenten seine Gewalt ohne die leiseste Regung einer kleinlichen Eifersucht, ohne alles Mißtrauen und Bedenken. »Willst du?« fragte der eine. »Ich will,« antwortete der andere. Welchen Klang mag wohl das Wort »Kulturkampf« in einem der Dialekte dieser Teufelsanbeter haben!

      Es wurde nun die Verproviantierung der in Scheik Adi eingeschlossenen Türken besprochen und dann das heutige Fest. Unterdessen wanderte ich von Gruppe zu Gruppe, um einen oder den andern sprachlichen Fund zu tun. Da kam es hinter mir heran gekeucht, und eine nach Atem schnappende Stimme rief:

      »Weiche aus, Sihdi!«

      Ich wandte mich um. Es war mein Halef, der seine ganze Körperkraft anstrengte, ein mächtiges Felsstück vor sich herzurollen.

      »Was tust du hier?« fragte ich erstaunt.

      »Mein Beitrag zum Monument.«

      »Wird er angenommen? Du bist ja kein Dschesidi!«

      »Sehr gern! Ich habe gefragt.«

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