Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sendet mich Ali Bey, um euch zu ihm zu holen. Er will es versuchen, ob die Ueberreste des Heiligen noch zu finden sind, damit sie in diesem Falle heute noch begraben werden.«

      »Ja, das ist eine wichtige Aufgabe, welche wir zu lösen haben. Die Gebeine des Pir dürfen nicht da ruhen, wo diejenigen des Miralai liegen!«

      »Ich befürchte sehr, daß wir nicht Gebeine, sondern nur Asche finden werden!«

      »So laßt uns eilen!«

      Wir brachen auf, das heißt, sämtliche Priester und Kawals; die Fakirs aber blieben zur Beaufsichtigung von Idiz zurück. Als wir oberhalb Scheik Adi bei dem Zelte des Bey anlangten, sprach dieser mit einem Mann, den er an den Kaimakam mit der Frage gesendet hatte, ob die Türken den Priestern der Dschesidi erlauben würden, den Scheiterhaufen zu untersuchen. Der Offizier hatte bejahend geantwortet und nur die Bedingung ausgesprochen, daß die betreffenden Personen keine Waffen bei sich führen sollten.

      Ali Bey konnte die Scheiks nicht begleiten, da er stets anderweit zur Disposition sein mußte. Ich bat, mich anschließen zu dürfen, und das wurde mir gern gestattet. Fast hätte man die Hauptsache vergessen: ein Gefäß, welches die Asche des Heiligen aufnehmen sollte. Auf eine darauf bezügliche Frage zeigte der Bey, daß er auch bereits an diesen Umstand gedacht habe.

      »Mir Scheik Khan, du weißt, daß der berühmte Töpfer Rassat in Baazoni meinem Vater Hussein Bey eine Urne machte, die einst seinen Staub aufnehmen soll, wenn es Zeit ist, ihn aus dem Grabe zu entfernen, damit er nicht mit dem Mehle des Sarges vermengt und verunreinigt werde. Diese Urne ist ein Meisterstück des berühmten Töpfers und wohl wert, die Ueberreste des Heiligen aufzunehmen. Sie steht in meinem Hause zu Baadri, und ich habe bereits Boten ausgesandt, sie herbeizuholen. Sie wird ankommen, noch ehe ihr am Scheiterhaufen eure Arbeit beendet habt.«

      Dies war genügend, und so setzte sich die Prozession nach niederwärts in Bewegung. Wir kamen bei der Batterie vorüber und langten an dem Orte an, wo der »Heilige« sich und seinen Feind der Rache geopfert hatte. Wir sahen einen Aschenhügel, aus dem die halb verbrannten Stummel starker Hölzer hervorragten. Vor demselben lag die Leiche des erschossenen Parlamentärs. Die Hitze des Feuers hatte wohl seine Kleider, nicht aber seinen Körper zerstört. Er wurde entfernt, eine Arbeit, bei der unsere Geruchsnerven nicht wenig zu leiden hatten.

      Die Asche war erkaltet. Die nahe liegenden Häuser lieferten die nötigen Werkzeuge, und nun begann man eine vorsichtige, nur Zoll für Zoll fortschreitende Wegräumung der Aschendecke. Diese Abräumung mußte so sorglich vorgenommen werden, daß sie eine sehr lange Zeit in Anspruch nahm, während welcher ein Dschesidi mit einem Maultiere anlangte, auf dessen Rücken die Urne befestigt war. Ihre Form glich über dem Fuße derjenigen eines umgestürzten Glasschirmes, wie wir sie auf unseren Lampen zu sehen pflegen, und darauf ruhte ein Deckel, den eine Sonne krönte. Auf diesem Gefäße waren eine Abbildung und einige Worte im Kurmangdschi eingebrannt.

      Es schien mir ganz unmöglich, die Ueberreste des »Heiligen« von denen des Scheiterhaufens zu unterscheiden; allein ich sollte mich bei dieser Annahme geirrt haben. Als die Asche beinahe bis zum Boden herab fortgeräumt worden war, wurden zwei formlose Klumpen bloßgelegt, denen die Priester ihre ganze Aufmerksamkeit zuwandten. Sie schienen nicht ins reine kommen zu können, und Mir Scheik Khan winkte mich hinzu.

      Es war keine leichte Aufgabe, diese Gegenstände genau zu untersuchen; man mußte sich Mund und Nase dabei verschließen. Wir hatten wirklich die Körper der beiden Toten vor uns. Sie waren halb verbraten und halb verkohlt, auf ein Dritteil ihrer früheren Größe zusammen geschrumpft und von einer ziemlich starken Kruste umgeben, welche, wie sich bei der näheren Untersuchung ergab, aus den unverbrennlichen Bestandteilen des Erdpeches und der daran angeklebten Asche bestand.

      »Es sind die Toten,« meinte ich. »Ihr habt es diesem Erdpeche zu verdanken, daß ihr euren »Heiligen« begraben könnt.«

      »Aber welcher ist es?«

      »Sucht ihn heraus!«

      Ich wollte sehen, wie weit der Scharfsinn dieser Männer gehe. Sie gaben sich die größte Mühe, vermochten es aber nicht, die scheinbar schwierige und doch so leichte Frage zu entscheiden.

      »Es ist unmöglich, den Pir zu erkennen,« meinte endlich der Khan in ziemlicher Ratlosigkeit. »Wir müssen entweder darauf verzichten, seiner Asche die gebührende Ehre zu erweisen, oder wir sind gezwungen, beide Körper in die Urne zu legen, Freund und Feind, den Frommen und den Gottlosen. Oder weißt du einen bessern Rat, Emir Kara Ben Nemsi?«

      »Ich weiß einen.«

      »Wie lautet er?«

      »Nur allein die Gebeine des Pir in die Urne zu tun.«

      »Aber du hast ja gehört, daß wir dieselben nicht von denen des Miralai unterscheiden können!«

      »Das ist ja nicht schwer! Dieser hier ist der »Heilige«, und dieser hier ist der Türke.«

      »Woraus erkennst du das? Kannst du es beweisen?«

      »So sicher, wie ihr es nur wünschen möget. Der Pir hatte keine Waffen bei sich; der Miralai aber trug seinen Säbel, einen Dolch und zwei Pistolen. Seht ihr die krumm gezogenen Pistolenläufe und die Messerklinge an diesem Körper kleben? Die Schäfte und der Griff sind verbrannt. Und hier grad unter ihm sieht die Säbelspitze aus der Asche heraus. Dieser ist also unbedingt der Miralai gewesen.«

      Jetzt nun wunderten sich die Dschesidi, daß sie nicht selbst auch auf diesen so einfachen Gedanken gekommen waren. Sie alle ohne Ausnahme stimmten meiner Ansicht bei und machten sich daran, die Reste des Pir in die Urne zu bringen.

      Während des ganzen Vorganges hatte der Kaimakam mit mehreren seiner Offiziere in der Nähe gehalten. Ihm wurde die Leiche seines früheren Vorgesetzten überlassen, und dann kehrten wir wieder zur Höhe zurück. Dort bat Ali Bey den Khan um seine Befehle in Beziehung auf die Bestattungsfeierlichkeit.

      »Wir müssen sie auf morgen verschieben,« antwortete dieser.

      »Warum?«

      »Pir Kamek war der Frömmste und der Weiseste unter den Dschesidi; er soll würdig bestattet werden, und dazu ist es heute zu spät. Ich werde anordnen, daß man ihm im Tale Idiz ein Grabmal errichte, und dieses kann erst morgen fertig sein.«

      »So wirst du Maurer und Zimmerleute brauchen?«

      »Nein. Wir werden einen einfachen Bau aus Felsblöcken errichten, der keines Kittes bedarf, und jeder Mann, jedes Weib und auch ein jedes Kind soll einen Stein dazu herbeibringen, je nach seinen Kräften, damit keiner der versammelten Pilger ausgeschlossen werde, dem Verwandelten das ihm gebührende Denkmal zu stiften.«

      »Aber ich brauche die Krieger zur Bewachung der Türken!« wendete Ali Bey ein.

      »Sie werden sich ablösen; dann stehen dir immer genug von ihnen zu Gebote. Laß uns beraten, welche Gestalt wir dem Baue geben!«

      Da ich hierbei unbeteiligt war, suchte ich meinen Dolmetscher auf, um mir das Manuskript des Verstorbenen geben zu lassen. Er hatte es in das Innere eines hohlen Thinarbaumes versteckt, und wir ließen uns in der Nähe desselben nieder, wo ich meinen Sprachübungen ungestört obliegen konnte.

      Darüber verging der Tag, und der Abend kam heran. Auf den Höhen, die das Tal von Scheik Adi umgaben, leuchtete ein Wachtfeuer neben dem andern auf. Es war den Türken unmöglich, zu entkommen, selbst wenn der Kaimakam gegen sein Versprechen die Nacht zu einem Durchbruche hätte benutzen wollen. Die Zeit der Dunkelheit verging ohne alle Störung, und am Morgen kehrte Pali zurück. Die Schnelligkeit und Ausdauer seines guten СКАЧАТЬ