Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »So lautet der Befehl des Gouverneurs?«

      »So lautet er.«

      »Und du wirst ihn erfüllen?«

      »Mit allen Kräften.«

      »Tue es!«

      Er erhob sich, zum Zeichen, daß die Unterredung beendet sei. Der Kaimakam machte eine Bewegung, ihn zurückzuhalten.

      »Was wirst du beginnen, Bey?«

      »Du wirst die Dörfer der Dschesidi zerstören und die Einwohner derselben berauben, und ich, das Oberhaupt der Dschesidi, werde meine Untertanen zu beschützen wissen. Ihr seid ohne vorherige Anmeldung bei mir eingebrochen; ihr verteidigt das mit Gründen, welche Lügen sind; ihr wollt sengen und brennen, rauben und morden; ihr habt sogar meinen Boten getötet, eine Tat, welche ganz und gar gegen das Recht der Völker ist. Daraus folgt, daß ich euch nicht als Krieger betrachten kann, sondern als Räuber behandeln muß; Räuber aber schießt man einfach über den Haufen. Wir sind fertig! Kehre zu den Deinen zurück. Jetzt stehst du noch unter meinem Schutze; dann aber bist du vogelfrei!«

      Er verließ das Zelt und erhob den Arm. Die Artilleristen mochten längst auf dieses Zeichen gewartet haben – ein Kanonenschuß krachte, und noch einer.

      »Herr, was tust du?« rief der Kaimakam. »Du brichst den Waffenstillstand, noch während ich bei dir bin!«

      »Haben wir einen Waffenstillstand abgeschlossen? Habe ich dir nicht gesagt, daß wir fertig sind? Hörst du? Das waren Kartätschen – und das Granaten; dieselben Geschosse, welche für uns bestimmt waren; nun aber treffen sie euch. Allah hat gerichtet; er trifft den Sünder mit demselben Streiche, mit dem dieser gesündigt hat. Du hörst das Schreien deiner Leute. Geh zu ihnen, und befiehl ihnen, unsere Dörfer zu zerstören!«

      Wirklich schien der dritte und vierte Schuß außerordentlich gewirkt zu haben; das konnte man aus dem wilden Heulen schließen, welches aus der Tiefe scholl.

      »Halt ein, Ali Bey! Gib das Zeichen, mit dem Feuer wieder einzuhalten, damit wir weiter verhandeln können!«

      »Du kennst den Befehl des Mutessarif, und ich kenne meine Pflicht; wir sind fertig.«

      »Der Mutessarif hat seine Befehle nicht mir, sondern dem Miralai gegeben, und nun ist es meine Pflicht, meine Leute nicht wehrlos niederschießen zu lassen. Ich muß sie zu retten suchen.«

      »Willst du diesen Gedanken fest halten, so bin ich bereit, die Verhandlung wieder aufzunehmen.«

      »So komm herein!«

      Ali Bey wand sein Turbantuch los und wehete damit nach unten, dann ging er wieder in das Zelt.

      »Was verlangst du von mir?« fragte der Kaimakam.

      Der Bey blickte nachdenklich zur Erde, dann antwortete er:

      »Nicht du bist es, dem ich zürne, und darum möchte ich dich schonen; jedes endgültige Uebereinkommen aber, welches wir treffen könnten, würde dein Verderben sein, weil meine Bedingungen für euch mehr als ungünstig sind. Darum werde ich nur mit dem Mutessarif selbst verhandeln, und du bist aller Verantwortung ledig.«

      »Ich danke dir, Bey!«

      Der Kaimakam schien kein schlimmer Mann zu sein; er war froh, daß der Angelegenheit eine solche Wendung gegeben wurde, und darum kam sein Dank ganz sichtlich aus einem aufrichtigen Herzen.

      »Aber eine Bedingung habe ich natürlich auch an dich,« fuhr Ali fort.

      »Welche?«

      »Du betrachtest dich und deine Truppen als kriegsgefangen und bleibst mit ihnen in Scheik Adi, bis ich mich mit dem Mutessarif geeinigt habe.«

      »Darauf gehe ich ein, denn ich kann es verantworten. Der Miralai ist an allem schuld; er ist zu unvorsichtig vorgegangen.«

      »Du gibst also die Waffen ab?«

      »Das ist schimpflich!«

      »Könnt ihr als Kriegsgefangene die Waffen behalten?«

      »Ich erkläre mich nur insoweit für kriegsgefangen, als ich in Scheik Adi bleibe und keinen Durchbruch versuche, bis ich weiß, wie der Mutessarif über uns verfügen wird.«

      »Der Durchbruch würde dein Verderben sein; er würde euch aufreiben.«

      »Bey, ich will ehrlich sein und zugeben, daß unsere Lage eine sehr schlimme ist; aber weißt du, was tausend Mann vermögen, wenn sie zur Verzweiflung getrieben werden?«

      »Ich weiß es, aber es kommt dennoch keiner von euch davon.«

      »Aber es wird auch mancher von euch fallen! Und bedenke, daß dem Mutessarif noch das Linien- und Dragonerregiment zur Verfügung steht, dessen größter Teil in Mossul zurückgeblieben ist. Rechne dazu die Hilfe, welche er aus Kjerkjuk und Diarbekir, aus Sulimanijah und andern Garnisonen erhalten kann; rechne dazu die Artillerie, welche ihm noch zur Verfügung steht, und du wirst einsehen, daß du zwar Herr der jetzigen Situation bist, es aber wohl nicht bleiben wirst.«

      »Soll ich auf einen Sieg und seine Ausnutzung verzichten, weil ich später vielleicht geschlagen werden kann? Der Mutessarif mag mit seinen Regimentern kommen; ich werde ihm sagen lassen, daß es euch das Leben kostet, wenn er mich nochmals angreift. Und wenn ihm weitere Hilfe zur Verfügung steht, so ist dies bei mir ebenso der Fall. Du weißt, daß es nur meines Aufrufes bedarf, um so manchen tapfern Stamm der Kurden zur Erhebung gegen ihn zu bringen. Doch ich liebe den Frieden und nicht den Krieg. Ich habe zwar heute Dschesidi aus ganz Kurdistan und den angrenzenden Provinzen um mich versammelt und könnte die Fackel des Aufstandes unter sie schleudern; aber ich tue es nicht, sobald der Mutessarif mir erlaubt, die Rechte der Meinigen zu wahren. Ich will dir und deinen Truppen jetzt noch die Waffen lassen; aber ich habe einem Verbündeten Gewehre versprochen, und die wird der Gouverneur auf alle Fälle liefern müssen.«

      »Wer ist dieser Verbündete?«

      »Kein Dschesidi verrät seinen Freund. Also du behältst deine Waffen, aber alle Munition lieferst du mir ab, und dafür verspreche ich dir, für den Proviant zu sorgen, dessen du bedarfst.«

      »Gebe ich dir die Munition, so ist es genau so, als ob du auch die Waffen hättest!«

      Ali Bey lächelte.

      »Wohl, so sollst du auch die Munition behalten; doch sage ich dir: wenn deine Leute Hunger bekommen und du mich um Proviant bittest, so werde ich dir denselben nur gegen Flinten, Pistolen, Degen und Messer verkaufen. Also auf diese Weise seid ihr nicht kriegsgefangen, sondern wir schließen nur einen Waffenstillstand ab.«

      »So ist es, und darauf kann ich eingehen.«

      »Du siehst, daß ich sehr nachsichtig bin. Nun aber höre meine Bedingungen: Ihr bleibt im Tale Scheik Adi; ihr bleibt ohne alle Verbindung mit außen; ihr enthaltet euch aller Feindseligkeit gegen die Meinigen; ihr ehrt unsere Heiligtümer und unsere Wohnungen; erstere dürft ihr gar nicht betreten und die letzteren nur mit meiner Erlaubnis; der Waffenstillstand dauert so lange, bis euch ein Befehl des Mutessarif zugeht, und zwar wird dieser Befehl euch in meiner Gegenwart gegeben; jeder Fluchtversuch, auch eines Einzelnen, und jede Zuwiderhandlung gegen unsere Vereinbarung hebt den Waffenstillstand sofort auf; ihr behaltet eure gegenwärtige Stellung und ich die meinige. Dagegen mache ich mich verbindlich, daß ich bis zu der angegebenen Zeit СКАЧАТЬ