Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hat es dir ja bereits gesagt, daß ich den Brief erhalten soll!«

      »Da dieses Papier dir so wichtig zu sein scheint, trotzdem du seinen Inhalt bereits kennst, so wird er mir erlauben, es zuvor einmal genau zu betrachten.«

      Mein Verdacht hatte sich noch mehr befestigt. Anstatt gehoben zu werden, war er bereits zu einer bestimmten Vermutung geworden. Ich hielt das Papier mit seiner Fläche senkrecht zwischen das Auge und die Sonne; ich konnte nichts Auffälliges bemerken. Ich befühlte und beroch es, aber ohne Erfolg. Nun hielt ich es wagrecht so, daß ich die darauf fallenden Sonnenstrahlen mit dem Auge auffing, und da endlich zeigten sich mir mehrere, allerdings nur einem sehr scharfen Blicke bemerkbare Stellen, welche zwar mit der Farbe des Papiers beinahe verschwammen, aber dennoch die Gestalt von Schriftzeichen zu haben schienen.

      »Du wirst das Papier nicht bekommen!« sagte ich zum Kaimakam.

      »Warum nicht?«

      »Weil es eine geheime Schrift enthält, welche ich untersuchen werde.«

      Er verfärbte sich.

      »Du irrst, Effendi!«

      »Ich sehe es genau!« Und um ihn zu versuchen, fügte ich hinzu: »Diese geheime Schrift wird zu lesen sein, wenn ich das Papier in das Wasser halte.«

      »Tue es!« antwortete er mit einer sichtbaren Genugtuung.

      »Du hast dich durch die Ruhe deiner Worte verraten, Kaimakam. Ich werde das Papier nun nicht in das Wasser, sondern über das Feuer halten.«

      Ich hatte es getroffen; das erkannte ich an dem nicht ganz unterdrückten Erschrecken, welches sein zu offenes Gesicht überflog.

      »Du wirst den Brief ja dabei verbrennen und zerstören!« mahnte er.

      »Trage keine Sorge! Ein Effendi aus dem Abendlande weiß mit solchen Dingen recht wohl umzugehen.«

      Der Bey war ganz erstaunt.

      »Glaubst du wirklich, daß dieser Brief eine verborgene Schrift enthält?«

      »Laß ein Feuer anmachen, so werde ich es dir beweisen!«

      Noch war Pali zugegen. Auf einen Wink Alis suchte er dürre Aeste zusammen und steckte sie in Brand. Ich kauerte mich nieder und hielt das Papier vorsichtig über die Flammen. Da tat der Kaimakam einen schnellen Sprung auf mich zu und suchte es mir zu entreißen. Ich hatte das erwartet, wich ebenso schnell zur Seite, und er fiel strauchelnd zu Boden. Sofort kniete Ali Bey auf ihm.

      »Halt, Kaimakam!« rief er; »du bist falsch und treulos; du bist jetzt zu mir gekommen, ohne dich vorher meines Schutzes zu versichern, und ich mache dich zu meinem Gefangenen!«

      Der Offizier wehrte sich, so gut er es vermochte, aber wir waren ja drei gegen einen, und zudem kamen auch andere Dschesidi, welche in der Nähe gehalten hatten, herbei. Er wurde entwaffnet, gebunden und in das Zelt geschafft.

      Nun konnte ich mein Experiment vollenden. Die Flamme erhitzte das Papier beinahe bis zum Versengen, und nun kamen sehr deutliche Worte zum Vorscheine, welche an dem Rande der Zeilen standen.

      »Ali Bey, siehst du, daß ich recht hatte?«

      »Emir, du bist ein Zauberer!«

      »Nein; aber ich weiß, wie man solche Schriften sichtbar machen kann.«

      »O, Effendi, die Weisheit der Nemtsche ist sehr groß!«

      »Hat der Mutessarif dieses Zauberstück nicht ebenso verstanden? Es gibt Stoffe, aus denen man eine Tinte machen kann, welche nach dem Schreiben verschwindet und mit einem andern Mittel gezwungen wird, wieder sichtbar zu werden. Die Wissenschaft, welche diese Mittel kennt, heißt Chemie oder Scheidekunst. Sie wird bei uns mehr gepflegt als bei euch, und darum haben wir auch bessere Mittel als ihr. Wir kennen viele Arten von geheimen Schriften, welche sehr schwer zu entdecken sind; die euren aber sind so einfach, daß keine große Klugheit dazu gehört, eure unsichtbaren Worte sichtbar zu machen. Rate einmal, womit diese Worte geschrieben worden sind.«

      »Sage es!«

      »Mit Harn.«

      »Unmöglich!«

      »Wenn du mit dem Harne eines Tieres oder eines Menschen schreibst, so verschwindet die Schrift, sobald sie eingetrocknet ist. Hältst du das Papier dann über das Feuer, so werden die Züge schwarz, und du kannst sie lesen.«

      »Wie lauten diese Worte?«

      »Ich komme übermorgen, um zu siegen.«

      »Ist dies wahr? Irrest du dich nicht?«

      »Hier steht es deutlich!«

      »Wohlan, so gib mir diesen Brief!«

      Er ging in großer Erregung einigemal auf und ab; dann blieb er wieder vor mir stehen.

      »Ist dies Verrat oder nicht, Emir?«

      »Es ist Heimtücke.«

      »Soll ich diesen Mutessarif vernichten? Es liegt in meiner Hand!«

      »Du wirst es dann mit dem Padischah zu tun bekommen!«

      »Effendi, die Russen haben ein Wort, welches lautet: »der Himmel ist hoch, und der Zar ist weit«. So ist es auch mit dem Padischah. Ich werde siegen!«

      »Aber du wirst viel Blut vergießen. Sagtest du mir nicht kürzlich, daß du den Frieden liebst?«

      »Ich liebe ihn, aber man soll ihn mir auch lassen! Diese Türken kamen, um uns die Freiheit, das Eigentum und das Leben zu rauben; ich habe sie dennoch geschont. Jetzt spinnt man neuen Verrat. Soll ich mich nicht wehren?«

      »Du sollst dich wehren, aber nicht mit dem Säbel!«

      »Womit sonst?«

      »Mit diesem Briefe. Tritt mit demselben vor den Mutessarif, und er wird besiegt und geschlagen sein.«

      »Er wird mir einen Hinterhalt legen und mich gefangen nehmen, wenn ich morgen nach Dscherraijah gehe!«

      »Wer hindert dich, dasselbe auch mit ihm zu tun? Er ist dir sicherer als du ihm, denn er hat keine Ahnung, daß du seine Absichten kennst.«

      Ali Bey sah eine ganze Weile nachdenklich vor sich nieder; dann antwortete er:

      »Ich werde mich mit Mir Scheik Khan besprechen. Willst du mit mir nach dem Tale Idiz reiten?«

      »Ich reite mit.«

      »Vorher aber will ich diese Menschen da unten unschädlich machen. Tritt nicht mit ein, sondern erwarte mich hier!«

      Warum sollte ich ihn nicht in das Zelt begleiten? Seine Hand lag am Dolche und sein Auge blickte entschlossen. Wollte er mich verhindern, eine rasche Tat zu verhüten? Ich stand wohl eine halbe Stunde allein, und während dieser Zeit hörte ich die zornigen Töne einer sehr erregten Unterhaltung. Endlich kam er wieder. Er hatte ein Papier in der Hand und gab es mir.

      »Lies! Ich will hören, ob es ohne Falschheit ist. «

      Es enthielt die kurze, gemessene Weisung an die befehligenden Offiziere, alle Waffen und auch die Munition sofort an diejenigen Dschesidi zu übergeben, deren СКАЧАТЬ