Durchs wilde Kurdistan. Karl May
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Название: Durchs wilde Kurdistan

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ weit von unserm Standorte lag ein ziemlicher Felsbrocken. Ich legte die Waffen und das Oberkleid ab und machte mich daran, ihn fortzuschaffen. Er wurde von den Scheiks mit Dank angenommen und, nachdem ich mit dem Dolche meinen Namen eingegraben hatte, mit Anwendung von Seilen empor gezogen, wo er seine Stellung grad über der Sonne bekam.

      Mittlerweile hatte Ali Bey den Zweck seines Besuches erreicht. Er wollte wieder aufbrechen und fragte mich, ob ich ihn begleiten oder lieber hier bleiben wolle.

      »Wie werde ich die Feierlichkeit am besten beobachten können?« fragte ich ihn.

      »Wenn du mit mir gehest,« antwortete er. »Die Urne wird heute abend beim Glanze der Fackeln und Laternen von Scheik Adi nach dem Tale Idiz übergeführt.«

      »Ich denke, sie ist bereits hier!«

      »Nein. Sie steht am kühlen Wasser im Walde und wird erst in das Heiligtum gebracht.«

      »Trotz der Türken?«

      »Sie können uns nicht hindern.«

      »So reite ich mit.«

      »Du hast bis zum Abend Zeit. Willst du mir eine Liebe erweisen?«

      »Gern, im Falle es mir möglich ist!«

      »Du weißt, daß ich dem Häuptling der Badinan-Kurden Gewehre versprochen habe. Wirst du den Ort finden, wo er seine Hütten hat?«

      »Sehr leicht. Jedenfalls braucht man gar nicht bis dorthin zu reiten, da er den Paß und die Seitentäler besetzen wollte. Es wird übrigens an der Zeit sein, ihm einmal Nachricht zu geben.«

      »Willst du dies übernehmen?«

      »Ja.«

      »Und ihm seine Gewehre bringen?«

      »Wenn du sie mir anvertraust!«

      »Er soll hundert haben und auch Munition dazu. Drei Maultiere können dies tragen. Wie viele Männer wünschest du als Begleitung?«

      »Ist ein Angriff oder sonst eine Feindseligkeit zu erwarten?«

      »Nein.«

      »Gib mir zehn Krieger mit. Ich werde auch Mohammed Emin mitnehmen, der dort von der Höhe kommt.«

      Ich hatte vorhin erfahren, daß der Scheik der Haddedihn auf die Jagd gegangen sei. Ich war überhaupt in den letzten Tagen gar nicht mit ihm zusammengetroffen. Er wollte sich so wenig wie möglich zeigen, damit seine Anwesenheit nicht öffentlich zu Sprache komme, und er hatte wohl auch sein Vorurteil gegen die Teufelsanbeter nicht ganz überwunden. Darum war es ihm lieb, daß er mit mir gleich wieder aufbrechen konnte.

      Es währte nur kurze Zeit, so waren die Maultiere beladen, und unser kleiner Zug setzte sich in Bewegung. Zunächst hielten wir auf Scheik Adi zu, und dann wichen wir links ab, um den Weg nach Kaloni zu gewinnen. Meine Vermutung bestätigte sich; ich traf eine Anzahl der Badinankurden bereits auf der ersten Höhe hinter Scheik Adi und wurde von ihnen zu ihrem Häuptlinge geführt, der mich dieses Mal mit sehr großer Ehrerbietung empfing. Ich mußte bei ihm bleiben, um ein Mahl einzunehmen, das uns sein Weib bereitete. Er war mit den Gewehren sehr zufrieden und zeigte sich ganz besonders erfreut über den Säbel des Kaimakam, den Ali Bey mir als Extrageschenk für ihn mit gegeben hatte. Mohammed Emin fand an den Badinankurden ein solches Wohlgefallen, daß er sich entschloß, hier zurückzubleiben und mich zu erwarten, obgleich er nicht Kurdisch verstand. Ich versuchte nicht, ihm abzuraten, da seine Anwesenheit in Scheik Adi doch noch von den Türken bemerkt und dann der eigentliche Zweck unsers Rittes in die Berge gefährdet werden konnte. Ich kehrte also ohne ihn zurück.

      Der Tag war doch so ziemlich vergangen, als ich wieder bei Ali Bey anlangte und ihm von den Badinan berichtete. Ich bemerkte, daß die Türken sich mehr nach der Mitte des Tales zurückgezogen und das Heiligtum also frei gegeben hatten.

      »Wann beginnt die Feier?« fragte ich den Bey.

      »Sobald es dunkel geworden ist. Nimm deine Gewehre mit; es wird viel geschossen.«

      »Gib mir eins von den deinigen. Ich muß meine Patronen schonen, die ich hier nicht durch neue ersetzen kann.«

      Ich war wirklich sehr neugierig auf diese Begräbnisfeierlichkeit, deren Zeuge ich werden sollte. Es war ja sehr leicht möglich, daß vor mir noch niemals ein Europäer dem Begräbnisse eines der angesehensten Teufelsanbeter beigewohnt hatte. Ich saß an der Kante des Tales und blickte hinab, bis sich die Schatten der Nacht niedersenkten. Da leuchteten rundum die Wachtfeuer wieder auf, und zugleich wuchs über dem Heiligtume langsam eine Doppelpyramide von Lichtern empor, grad so wie am ersten Abend, den ich in Scheik Adi zugebracht hatte. Die beiden Türen des Grabmales wurden mit Lampen behangen.

      »Komm!« ermunterte mich Ali Bey, der mit einigen Bevorzugten zu Pferde stieg.

      Der Baschi-Bozuk blieb zurück. Halef begleitete uns. Wir ritten in das Tal hinab und langten vor dem Heiligtume an, welches vollständig erleuchtet worden war. Der Platz vor demselben wurde von einer doppelten Reihe bewaffneter Dschesidi eingeschlossen, um jedem Türken den Zutritt zu versagen. Im Heiligtume selbst befand sich nur Mir Scheik Khan mit den Priestern; andern außer Ali Bey und mir war der Eintritt nicht gestattet. Im innern Hofe standen zwei eng nebeneinander gekoppelte Maultiere, die ein quer über ihre Rücken liegendes Gestell trugen, auf welchem die Urne befestigt war. Um diese beiden Tiere hatten die Priester einen Kreis gebildet. Sie begannen bei unserm Erscheinen in sehr langsamem Tempo einen monotonen Gesang, in welchem die Worte »dschan de dim – ich gebe meine Seele hin« sehr oft wiederkehrten. Nach demselben wurden die Maultiere mit Wasser aus dem heiligen Brunnen getränkt und erhielten einige handvoll Körner, um anzudeuten, daß der, den sie trugen, eine weite Reise vor sich habe. Nun machte der Mir Scheik Khan einige Zeichen mit der Hand, deren Bedeutung ich nicht verstand, und jetzt begann ein zweiter Gesang, leise und harmonisch. Er hatte vier Absätze, deren jeder mit den Worten: »Tu Chode dehabini, keif in im – du liebst Gott, genieße Ruhe« begann. Leider verstand ich zu wenig Kurdisch, um das Ganze begreifen und merken zu können.

      Als dieser Gesang beendet war, gab der Khan ein Zeichen. Er stellte sich an die Spitze; zwei Scheiks nahmen die Maultiere am Zügel; ihnen folgten paarweise die andern Scheiks und Kawals, denen sich Ali Bey mit mir anschloß. Der Zug setzte sich in Bewegung und wurde, als er aus dem Heiligtume trat, von einer Salve der Wachehaltenden empfangen.

      Sofort krachten auf den Höhen Hunderte von Schüssen, und aber Hunderte trugen die Botschaft, daß wir aufgebrochen seien, dem Tale Idiz entgegen.

      Wir zogen langsam zur Höhe empor. Als wir den Weg nach dem Tale erreichten, bot sich uns ein zauberischer Anblick dar. Die Dschesidi hatten von Scheik Adi bis Idiz ein Spalier gebildet, dessen Doppelglieder ungefähr dreißig Schritte auseinander standen. Jeder dieser Männer trug eine Fackel und eine Flinte, und jedes dieser Glieder schloß sich unter Abfeuern der Gewehre hinter uns an. So bildete sich ein Zug, der mit jedem Augenblicke und mit jedem Schusse immer länger wurde. Das Licht der Fackeln schmückte den dunkeln Wald welcher hier meist aus hohen Eichen bestand, mit unbeschreiblichen Tinten, und der Donner der Salven wurde von den dunkeln Gründen des tiefen Forstes ununterbrochen zurückgeworfen.

      Wahrhaft überwältigend aber wurde das Schauspiel, als wir endlich das Tal erreichten. Dasselbe schien der mächtige Krater eines Vulkanes zu sein, in dessen Grunde riesige Flammen loderten, zwischen denen Tausende von Geistern mit Leuchten und Lichtern irrten. Ein mehrtausendstimmiger Ruf hieß uns willkommen und in der Zeit einiger Sekunden hatten sich sämtliche Lichter zu beiden Seiten der Talsohle geordnet. Der große, weite Kessel war förmlich tageshell erleuchtet. Das größte Licht aber verbreiteten zwei СКАЧАТЬ