Die Juweleninsel. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Juweleninsel - Karl May страница 37

Название: Die Juweleninsel

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ bei andern Gelegenheiten entwickeln? Wo bleibt die Schaar der Reitelephanten, der Leoparden- und Tigerkäfige und tausend andere Dinge, mit denen die indischen Fürsten zu prahlen pflegen? Der Empfang entspricht nicht der Würde dessen, der empfangen wird.«

      »Yes!«

      »Man muß diesen Leuten zeigen wer wir sind. Man möchte sich wundern, daß man die Güte gehabt hat, uns in dem Palaste des Radjah einzuquartiren.«

      »Yes!«

      Der Indier hatte bisher seinen Blick kaum von dem Kopfe seines Pferdes erhoben. Er verstand jedenfalls kein Wort von ihrer Unterhaltung, wie die Beiden annahmen.

      »Sie werden, Excellenz, während den Verhandlungen dieselbe Höflichkeit zeigen müssen, die man Ihnen jetzt entgegenbringt.«

      »Yes!«

      Und streng auf die Erfüllung unserer Forderungen dringen, General.«

      »Yes!«

      Das hinterste Paar des kleinen Zuges bildeten zwei Lieutenants. Der Eine war auf alle Fälle ein Engländer; der Andere schien von südlicherer Abstammung zu sein. Er mochte ungefähr zweiundzwanzig Jahre zählen und zeigte neben der Gestalt eines Adonis das offene, Vertrauen erweckende Gesicht eines Kindes.

      »Der Alte macht ein sehr schlechtes Gesicht,« meinte der Erstere.

      »Der einfache Empfang wird ihm nicht gefallen, und dieser Mericourt, von dem er sich so auffällig bevormunden und beeinflussen läßt, thut das Seine, um Oel in die Flamme zu gießen.«

      »Du liebst den Rittmeister nicht, obgleich Ihr Landsleute seid.«

      »Pah! Er ist ein Pariser, und ich bin ein Korse; wir gehen einander nichts an.«

      »Noch mehr, Ihr haßt einander.«

      »Meinetwegen!«

      »Der Rittmeister kann Dir schaden.«

      »Pah! Er ist ein Feigling, der seinen Rang nur seiner Schlauheit, nicht aber seiner Tapferkeit verdankt. Er war früher vielleicht Gamin, Flaneur oder Kommis voyageur und ist nach Indien gegangen, weil er es daheim zu nichts bringen konnte. Ich sage Dir, Harry, daß ich ihn noch einmal vor den Degen bekommen und dann sicherlich nicht schonen werde!«

      »Er muß Dich wirklich ganz außerordentlich beleidigt haben!«

      »Allerdings.«

      »Darf man das Nähere erfahren?«

      »Gern. Du weißt, daß ich in Kalkutta sehr viel im Hause des Majors Wilson verkehrte. Die Majorin sah mich gern bei sich, weil unsere Unterhaltung ihr Gelegenheit gab, sich im Französischen zu vervollkommnen. Sie ist eine Schönheit, aber wie ich bestätigen muß, eine Dame von der strengsten reinsten Moralität, und es ist zwischen uns nie ein Wort gefallen, welches ihr Gemahl nicht hätte hören dürfen; das darfst Du mir glauben.«

      »Ich glaube es, denn ich kenne Dich,« bestätigte Harry im Tone der Ueberzeugung.

      »Auch der Rittmeister kam. Er fand die Majorin schön, reizend, entzückend und suchte sich ihr zu nähern. Sie behandelte ihn kalt, zurückhaltend. Er wurde eifersüchtig auf mich und handelte, wie ein Mann von seinem Charakter zu handeln pflegt.«

      »Mit Hinterlist?«

      »Ja. Eines Tages fragte mich der Major nach der Ursache meines intimen Verkehres mit seiner Gemahlin. Ich war erstaunt. Es kam zum Wortwechsel, und er forderte mich. Mir war es nicht um den Hieb, welchen ich empfangen konnte, mir war es nur um die Ehre seines braven unschuldigen Weibes. Ich suchte ihn also zu beruhigen und von ihrer Unschuld zu überzeugen; es half nichts; ich mußte mich mit ihm schlagen. Er stach mir ein Loch in den Rockärmel, und ich zeichnete ihm einen Cirkumflex in das Gesicht. Dann vermied ich sein Haus. Auch der Rittmeister durfte sich dort nicht mehr sehen lassen. Das ist die Kugel, welche er sich gegossen hat; es wird die Zeit kommen, in welcher ich sie ihm vorschießen werde, und dann soll es ihm schwer werden sie zu verdauen.«

      Dann laß nur mich mit dabei sein; auch ich gönne ihm alles Gute. Doch, hier sind wir am Palais des Rajah, und noch immer will sich kein Würdenträger sehen lassen!«

      Der Andere lächelte fein.

      »Der höchste Würdenträger hat sich bereits sehen lassen.«

      »Du meinst den Haushofmeister?«

      »Ja, oder vielmehr den Rajah selbst.«

      »Ah, Du willst doch nicht etwa sagen, daß —«

      »Natürlich! Ich will sagen, daß dieser Indier, welcher so still neben dem General reitet, kein Anderer ist als Madpur Sing selbst. Er ist ein Anderer als sein Vater war. Dieser hat sein Land durch seine Prunksucht beinahe aufgezehrt. Madpur Sing aber sucht es durch weise Sparsamkeit und Einfachheit wieder empor zu bringen. Wir finden keinen pompösen Empfang, weil er ein guter Fürst ist, nicht weil er uns nicht achtete. Die Ehre, daß er uns in eigener Person empfängt, ist größer als alles Andere.«

      »So kennst Du ihn?«

      »Ich habe mit ihm in Kalkutta gesprochen.«

      »Ah, und dies erfahre ich erst jetzt?«

      »Muß man mit seinen Bekanntschaften prahlen?«

      »Er war in Kalkutta! So spricht er wohl auch etwas Englisch?«

      »Er versteht und spricht es vollkommen.«

      »O weh! Er hört ja jedes Wort, welches der General mit dem Rittmeister spricht.«

      »Mir sehr gleichgiltig. Sie mögen die Augen auf- und den Mund zumachen, dann kommen sie nicht in solche Verlegenheiten!«

      Der kleine Zug hielt vor dem Portale des Schlosses. Die Wachen, welche hier standen, warfen sich zur Erde nieder. Der General lächelte verächtlich; er glaubte, diese Ehrenbezeugung gelte ihm.

      »Erlaube, daß ich Dich in das Zimmer des Rajah bringe,« meinte der Indier in der Sprache seines Landes.

      »Mich und mein Gefolge.«

      »Er wünscht Dich allein bei sich zu sehen.«

      »Ich bin kein Paria, der allein gehen muß. Warum empfängt mich Dein Herr wie einen Teppichhändler?«

      »Und wenn die Königin Deines Landes, wenn alle Könige der Erde kämen, er würde sie nicht anders empfangen. Er ist in Euren Ländern gewesen und hat sich gar nicht empfangen lassen. Komme allein zu ihm!«

      »Ich komme mit meinem Gefolge oder gar nicht. Melde es ihm!«

      »Er hat diesen Wunsch nur um Deinetwillen ausgesprochen. Doch, da Dein Wille nicht anders ist, so komm!«

      Er führte den General und seine Begleiter durch mehrere prachtvolle Höfe nach einer breiten Granittreppe, die zu einer Säulenhalle von jener Architektonik führte, wie sie vor zwei Jahrtausenden in Indien zu finden war. Die zahlreichen Personen, denen sie begegneten, warfen sich alle schweigsam zu Boden und blieben liegen, bis sie vorüber waren.

      »Hat ihnen Dein Gebieter befohlen, sich vor uns auf die Erde zu legen?«

      »Das würde er ihnen nie befehlen. Sie fallen nieder aus Ehrfurcht nur für ihn.«

      Der СКАЧАТЬ