Die Juweleninsel. Karl May
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Название: Die Juweleninsel

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ zu lenken und zu regieren verstehe. Und der General suchte sein reiches üppiges Lager auf mit der Ueberzeugung, daß der Abenteurer ein sehr selbstbewußtes aber gerade deshalb brauchbares Werkzeug für ihn sei, welches man abnutzen und dann fallen lassen werde.

      Hinter dem Palaste des Maharajah dehnte sich ein ungeheurer Garten, welcher mit seiner hinteren Seite an den Ganges stieß. Er war in zwei ungleiche Hälften getheilt, deren kleinere für die Frauen des königlichen Harems bestimmt war.

      Kurz nach der bei dem General stattgefundenen Unterredung gingen zwei Männer in der größeren Hälfte des Gartens spazieren. Es war der Rajah und sein oberster Minister.

      »Du irrst, Tamu,« meinte der erstere. »Diese Engländer kommen nicht in friedlicher Absicht. Was wollen sie in Gibraltar, auf Malta, auf dem Kap, in Amerika, China und Japan? Was wollen sie in Indien? Brauchen wir sie? Wenn wir sie brauchten, würden wir sie rufen. Aber, haben wir sie gerufen? Wo sie hinkamen, flossen Ströme von Blut. Es wird auch hier fließen.«

      »Nein, es wird keines fließen. Sie kommen, um ein Bündniß mit Dir abzuschließen gegen Deine Feinde und die ihrigen.«

      »Ich brauche dieses Bündniß nicht. Ich bin mächtig genug, um meine Feinde zu besiegen, wenn ich welche hätte; aber ich habe keine. Ich regiere mein Volk in Liebe, und ich bin freundlich und gerecht mit meinen Nachbarn.«

      »Die Engländer werden Dir beweisen, daß Du Feinde hast.«

      »Sie können es nicht beweisen.«

      »Sie werden Dir sagen, was ihnen Deine Nachbarn für Vorschläge gemacht und für Rathschläge gegeben haben.«

      »Das werden sie lügen.«

      »Sie werden Dich überzeugen.«

      »Haben Sie Dich schon überzeugt?«

      »Ja.«

      »Mit ihrem Golde.«

      »Sahib, Du weißt, daß ich der treuste Deiner Diener bin!«

      »Ich weiß, daß Du ein Mensch bist, und daß Du in Deinem Hause viel brauchst.«

      »Sahib, nimm Deinen Dolch und stoße ihn mir in das Herz; ich werde unschuldig sterben.«

      »Unschuldig sollst Du nicht sterben. Dieser Dolch ist nur dann für Dich, wenn Du schuldig bist, dann aber, Tamu, wird er Dich so sicher treffen, wie er hier diesen Farren trifft!«

      Er durchfuhr mit seinem haarscharfen Kris die Luft und fällte mit demselben einen Baumfarren, dessen Schaft die Stärke eines Armes hatte. Dann fuhr er fort:

      »Du hast mit dem General gesprochen?«

      »Nicht mit ihm, sondern mit dem Franzosen.«

      »Aber der General war dabei?«

      »Nein. Der Franzose war allein bei mir.«

      »Der General ist ein listiger Schakal. Er spricht nicht selbst, um alle Folgen auf seinen Diener zu werfen. Und dieser kennt die Gefahr nicht, die ihm droht. Warum verhandelt er nicht selbst mit Dir?«

      »Du verhandelst auch nicht selbst mit ihm, Sahib. Ich spreche für Dich, und sein Diener spricht für ihn.«

      »Das ist falsch, Tamu. Ich habe zu verhandeln mit der Regierung dieser Engländer. Der General spricht für diese Regierung, und Du sprichst für mich. So ist es richtig. Wenn Dir der General den Franken schickt, so beleidigt er mich. Du sollst nie wieder mit dem Franken reden. Sage das dem Generale. Ich gebiete Dir dieses ganz ausdrücklich!«

      Der Minister blickte vor sich nieder.

      »Sihdi, einst besaß ich Dein ganzes Vertrauen, jetzt aber besitze ich es nicht mehr!«

      »Tamu, einst besaß ich Deine ganze Treue, jetzt besitze ich sie nicht mehr! Ich sage Dir dies weil ich Dich liebe. Du dientest meinem Vater und solltest auch mir dienen bis an meinen oder Deinen Tod. Wenn ich Dich nicht liebte, würde ich schweigen; ich zeige Dir aber meine Trauer um Dich, damit Du umkehrest und wieder mein Freund werdest. Gehe jetzt heim und sprich mit Deinem Gewissen. Es wird Dir den rechten Rath ertheilen!«

      Der Minister verbeugte sich und ging. Eben als er in den Palast treten wollte, tauchte eine Gestalt vor ihm auf. Es war der Rittmeister.

      »Nun, Du hast mit dem Rajah gesprochen?«

      »Ja.«

      »Was sagte er?«

      »Er trauert.«

      »Warum?«

      »Weil er ahnt, daß ich Euer Freund geworden bin.«

      »Und Du trauerst mit?«

      »Nein. Ich habe seinem Vater treu gedient, denn er wußte meine Treue zu belohnen. Dieser aber mästet seine Unterthanen und läßt seine Minister hungern. Verdopple die Summe, welche Du mir geboten hast, und das Königreich Augh ist Euer!«

      »Darüber muß man noch sprechen. Doch jetzt komm, es ist hier nicht der geeignete Ort zu solchen Geschäften. Diese Muskatbäume könnten Ohren beherbergen, die uns gefährlich sind.«

      Sie verschwanden unter den Säulen.

      Der Maharajah war tiefer in den Garten hineingegangen und hatte sich dann hinüber nach der für die Frauen bestimmten Abtheilung gewendet. Er erreichte einen in arabischem Stile erbauten Kiosk, welchen ein aus dem Ganges abgeleiteter kleiner Kanal von drei Seiten umfloß, um Denen, welche darin Ruhe und Erholung suchten, die Gluth der indischen Sonne durch die Verdampfung des Wassers zu kühlen. Einige Stufen führten zum Eingange empor. Er stieg hinan, bis er einen Vorhang erreichte, welcher aus den feinsten Kaschmirgespinnsten bestand. Hier schlug er leicht die Hände zusammen.

      »Rabbadah!«

      »Wer ist es?« frug eine weibliche Stimme von innen.

      »Dein Bruder. Darf ich eintreten?«

      »Komm herein, mein Lieber!«

      Er schob den Vorhang zur Seite und trat ein. Er befand sich in einem kleinen, achteckigen Gemache, welches mit einem Luxus ausgestattet war, den nur ein orientalischer Fürst erdenken und bestreiten kann. Auf dem reichen schwellenden Sammetpolster ruhte ein Wesen, welches aus dem Himmel Muhammeds herniedergestiegen zu sein schien, um die süßesten und entzückendsten Begriffe und Vorstellungen der Schönheit und Liebe zu verkörpern. Auch ein Meister aller Meister unter den Malern hätte nicht vermocht, diese Schönheit auf die Leinwand zu zaubern, und kein Dichter, selbst kein Hafis hätte vermocht, dieses Götterbild gebührend zu besingen, und wäre der Rajah nicht ihr Bruder gewesen, er wäre vor ihr niedergesunken, um ihr sein Königreich für ihre Liebe anzubieten.

      Sie empfing ihn mit einem holdseligen Lächeln und reichte ihm die Hand entgegen.

      »Willkommen, mein Freund. Schon wieder sehe ich Wolken auf Deiner Stirn.«

      »Sie werden wohl niemals wieder vergehen!«

      »Hat die Hand Deiner Schwester ihre Macht verloren? Hat sie Dir nicht stets geholfen?«

      »Ja. Wenn mein Herz bekümmert war, kam ich zu Dir, und Du machtest mich wieder fröhlich, fröhlicher, als es eine meiner Frauen vermocht hätte; denn Du gabst mir nicht nur Liebe, sondern auch den Rath, der СКАЧАТЬ