Der Schut. Karl May
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Название: Der Schut

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Genannte hörte meine Worte und kam herbei.

      »Was befiehlst du, Herr?« fragte er.

      »Wenn der Khawaß des Dorfes von mir ein Bakschisch erhält, so soll der Kiaja natürlich auch eins erhalten. Ich hoffe, daß du damit einverstanden bist.«

      »Wie gern!« rief er aus, indem er mir die Hand entgegenstreckte. »Dein Mund hat Worte des Segens, und deine Hand teilt Gaben des Reichtums aus!«

      »So ist es. Natürlich willst du nicht weniger empfangen, als dein Untergebener erhalten hat?«

      »Herr, ich bin der Vorgesetzte. Mir gebührt noch mehr als ihm.«

      »Richtig, er hat acht Streiche und drei Piaster bekommen, folglich lasse ich dir fünf Piaster und zwölf Hiebe geben.«

      Da legte er schnell seine beiden Hände dorthin, wo selbst beim größten Gelehrten der Sitz der Geisteskräfte nicht gesucht werden darf, und schrie:

      »Nein, nein, Herr! Nicht die Hiebe, sondern nur die Piaster!«

      »Das wäre ungerecht. Keine Piaster ohne Hiebe. Entweder alles oder gar nichts. Wähle!«

      »Dann lieber nichts!«

      »So ist es deine Schuld, wenn deine Hand nicht empfängt, was ich ihr zugesprochen hatte.«

      »Nein, nein!« wiederholte er. »Beides zu empfangen, das ist zu viel!«

      Er wollte sich entfernen, kehrte aber nach einigen Schritten wieder um, sah mich bittend an und fragte:

      »Herr, könnten wir es nicht anders machen?«

      »Wie denn?«

      »Gib mir die fünf Piaster, die zwölf aber meinem Khawassen. Er hat die Peitsche bereits gekostet, so daß sie ihn nicht mehr erschrecken kann.«

      »Wenn er will, so bin ich einverstanden. Also her mit dir, du General der öffentlichen Sicherheit!«

      Halef streckte die Hand nach dem Khawassen aus; dieser aber sprang schleunigst zur Seite und rief:

      »Allah göstermessin — Gott behüte und bewahre! Die sanften Gefühle meines Sitzes sind bereits genugsam aufgeregt. Wenn du wirklich beschlossen hast, zu teilen, so gib mir die Piaster und dem Kiaja die Hiebe! Dir kann es ja ganz gleichgültig sein, wer sie bekommt, mir aber keineswegs.«

      »Das glaube ich. Aber ich sehe, daß ich weder das Eine noch das Andere los werde; darum gebe ich euch die Erlaubnis, euch zu entfernen.«

      »Basch üstüne, tschelebim — mit Vergnügen, Herr! Reite getrost weiter! Vielleicht findest du anderwärts eine Seele, welche nach den Hieben schmachtet, ohne die Piaster zu begehren.«

      Er hob den Säbel auf, welcher ihm entfallen war, und entfernte sich. Der Kiaja ging auch, kehrte aber doch noch einmal um und flüsterte mir vertraulich zu:

      »Effendim, vielleicht wäre es doch noch zu machen. Ich möchte die Piaster sehr gern haben.«

      »Nun, wie denn?«

      »Zwölf ist zu viel. Gib fünf Piaster und fünf Hiebe; das kann ich eher vertragen. Erfülle mir diese Bitte, so hast du deinen Willen, und ich habe den meinigen auch.«

      Ich konnte nicht anders — ich mußte laut auflachen, und meine Gefährten stimmten ein. Der Kiaja freute sich, uns so gut gelaunt zu sehen, und fragte mich in beinahe zärtlichem Ton:

      »Effendim, sewgülüm — mein lieber Effendi, nicht wahr, du tust es? Fünf und fünf?«

      Da trat aus dem umstehenden Volk ein langer, hagerer, dunkelbärtiger Mensch hervor und sagte:

      »Beni itschit, jabandschi — höre mich, Fremder! Du siehst hier über dreißig Männer stehen, von denen ein jeder bereit ist, sich fünf Streiche geben zu lassen, wenn er dazu fünf Piaster bekommt. Wenn es dir recht und gefällig ist, so wollen wir Dizi syraji (* In Reih und Glied.) machen und uns dieses schöne Geld verdienen.«

      »Ich danke, ich danke sehr!« antwortete ich ihm. »Ihr habt uns nicht beleidigt, also könnt ihr keine Prügel und leider auch keine Piaster erhalten.«

      Er machte ein enttäuschtes Gesicht und sagte wehmütig:

      »Das ist uns gar nicht lieb. Ich bin ein sehr armer Mann und schlafe unter dem Dach des Himmels. Ich genieße mit den Meinen das Itschki plamudün (** Getränk der Eicheln.), und der Hunger ist unser einziger Gönner. Nie habe ich einen Stockhieb erhalten. Heute aber würde ich mich schlagen lassen, um fünf Piaster zu erhalten.«

      Man sah es dem Mann an, daß er die Wahrheit sprach. Das Elend saß in jeder Falte seines Gesichtes. Schon wollte ich in die Tasche greifen, da aber stand auch schon Halef bei ihm, zog den Beutel und drückte ihm etwas in die Hand. Als der arme Bursche sah, was er bekommen hatte, rief er aus:

      »Du hast dich geirrt! Das kannst du doch — — «

      »Still, Alter!« fiel ihm Halef in die Rede, indem er mit der einen Hand den Beutel wieder in die Tasche gesteckt, während er mit der andern die Peitsche drohend schwang. »Mach' dich von hinnen und sorge dafür, daß die Deinen einmal echte Kaffeebohnen anstatt der Eicheln erhalten!«

      Er schob den Mann fort, unter die Umstehenden hinein, worauf sich derselbe denn auch mit eiligen Schritten entfernte, gefolgt von den Anderen, welche die Höhe des Geschenkes gern erfahren wollten.

      Nun brachen wir auf. Als unsere Pferde sich in Bewegung setzten, trat der Khawaß des Dorfes aus der Menge wieder hervor und rief mir zu:

      »Herr, du hast mich mit Piastern beglückt. Ich werde dir das Yrz beraber gitmeji (* Ehrengeleit.) geben.«

      Er stellte sich an unsere Spitze, nahm den Säbel auf und schritt in martialischer Haltung vor uns her. Erst draußen vor dem Dorf verabschiedete er sich.

      »Sihdi,« meinte Halef, »es freut mich doch, daß ich nicht derb zugeschlagen habe. Er ist kein übler Kerl, und es sollte mir leid tun, wenn ich »die sanften Gefühle seines Sitzes in schlimmere Aufregung« versetzt hätte. In diesem schönen Lande ist jeder ein Held bis zu dem Augenblick, in welchem er die Peitsche sieht.«

      — — —

      Zweites Kapitel: Eine Bärenjagd

      Der Aufenthalt in dem elenden Dorfe hatte ganz gegen unsere vorherige Absicht weit über eine Stunde gedauert. Um zu erfahren, wo wir heute Nacht bleiben würden, fragte ich den Konakdschi darnach. Er antwortete:

      »Wir bleiben bei Junak, wo ihr besser ruhen werdet, als es hier im Dorfe der Fall gewesen wäre.«

      »Wie weit ist es bis zu ihm?«

      »Wir erreichen sein Haus noch vor Anbruch der Nacht. Ihr könnt sicher sein, daß er euch willkommen heißen wird.«

      Weitere Erkundigungen wollte ich aus guten Gründen nicht einziehen. Es war vorteilhaft für uns, diesen Konakdschi glauben zu lassen, daß er unser ganzes Vertrauen besäße.

      Noch ritten wir auf der Hochebene; aber vor uns im Westen lagen schwere Bergesmassen, deren Ausläufer uns bald zwischen СКАЧАТЬ