Der Schatz im Silbersee. Karl May
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Название: Der Schatz im Silbersee

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ an unserm Blockhause,« antwortete der Missourier. »Natürlich gehen die beiden hinauf, um sie zu holen. Aber ob sie sich des Nachts durch den Urwald finden werden, das möchte ich — — «

      »Habt keine Sorge,« fiel der Jäger ein. »Sie wissen den Weg, sonst würden sie geblieben sein. Der alte Bär hat, wie er sagte, viel eingekauft. Die Sachen sind unterwegs; er muß zu seiner Karawane stoßen und hat doch so viel Zeit versäumt. Da ist es leicht erklärlich, daß er sich sputete. Lassen wir sie also reiten, und wenden wir uns unsern eigenen Angelegenheiten zu. Was soll mit den Toten und Gefangenen werden?«

      »Die ersteren werfen wir einfach ins Wasser, und über die andern halten wir nach altem Brauche Gericht. Vorher aber wollen wir uns überzeugen, daß uns durch die Entkommenen keine Gefahr drohe.«

      »O, deren sind so wenig, daß wir sie nicht zu fürchten haben; sie werden so weit wie möglich gelaufen sein. Übrigens können wir einige Wachen ausstellen; das ist mehr noch als genügend.«

      Der Cornel lag bei seinen gefangenen Tramps und wimmerte vor Schmerzen; aber es nahm niemand Notiz davon, wenigstens zunächst noch nicht. Von der Flußseite war nichts zu befürchten, und nach der Landseite wurden einige Wachen ausgestellt. Old Firehand ließ sein Pferd und auch diejenigen seiner bisherigen drei Gefährten holen, dann konnte das »Savannengericht« beginnen.

      Zunächst wurde über die gewöhnlichen Tramps verhandelt. Es war ihnen nicht nachzuweisen, daß einer von ihnen einem der andern Anwesenden ein Leid zugefügt habe. Für das, was sie beabsichtigt hatten, wurden ihnen ihre jetzt empfangenen Wunden und der Verlust ihrer Pferde und Waffen als Strafe angerechnet. Heute nacht sollten sie streng bewacht und dann morgen früh entlassen werden. Die Wunden durften sie sich gegenseitig verbinden.

      Nun kam die Reihe an den Hauptthäter, den Cornel. Er hatte bisher im Schatten gelegen und wurde nun nahe an das Feuer gebracht. Kaum fiel der Schein der Flamme auf sein Gesicht, so stieß Fred, der Knabe, einen lauten Schrei aus, sprang auf ihn zu, bückte sich über ihn, betrachtete ihn, als ob er ihn mit den Augen verschlingen wolle und rief dann, zur Tante Droll gewendet, aus: »Er ist‘s, er ist‘s, der Mörder. Ich erkenne ihn. Wir haben ihn!«

      Droll schnellte sich sofort auch wie elektrisiert herbei und fragte: »Irrst du dich nicht? Er kann es ja gar nicht sein; es ist nicht möglich.«

      »O ja, er ist‘s, er ist‘s gewiß!« behauptete der Knabe. »Schau die Augen an, welche er macht. Liegt da nicht die Angst des Todes darin? Er sieht sich entdeckt und muß nun alle Hoffnung auf Rettung aufgeben.«

      »Aber wenn er es wäre, müßtest du ihn schon auf dem Schiffe, auf dem Steamer, erkannt haben.«

      »Da habe ich ihn gar nicht gesehen. Die Tramps sah ich wohl, ihn aber nicht. Er muß stets so gesessen haben, daß die andern ihn verbargen.«

      »Das war allerdings der Fall. Aber noch eins: du hast mir den Thäter als schwarz und lockenhaarig beschrieben, der Cornel hier aber hat steifes und kurzes rotes Haar.«

      Der Knabe antwortete nicht sofort. Er griff sich an die Stirn, schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und sagte dann im Tone hörbarer Ungewißheit: »Das ist freilich wahr! Sein Gesicht ist‘s ganz; aber das Haar ist völlig anders.«

      »Es wird eine Verwechselung sein, Fred. Menschen sehen einander ähnlich; ein schwarzes Haar aber kann nicht rot werden.«

      »Das zwar nicht,« fiel der alte Missourier ein; »aber man kann sich dunkle Haare abrasieren und dann eine rote Perücke tragen.«

      »Ah! Sollte das hier — —?« fragte Droll, ohne daß er den Satz vollständig aussprach.

      »Natürlich! Ich habe mich von dem roten Haare nicht irre machen lassen. Der Mann, nach welchem ich so lange Zeit gesucht habe, der Mörder meines Weibes und meiner Kinder, hatte auch schwarzes, lockiges Haar; dieser Kerl hier hat einen roten Kopf; aber ich behaupte dennoch, daß er der Gesuchte ist. Er trägt eine Perücke.«

      »Unmöglich!« meinte Droll. »Habt ihr denn nicht gesehen, wie der Indianer ihn vorhin beim Schopfe nahm, als er ihm die Ohren abschnitt? Trüge der Kerl eine falsche Haartour, so wäre sie ihm vom Kopfe gezogen worden.«

      »Pshaw! Sie ist gut gearbeitet und vortrefflich befestigt. Ich werde es sofort beweisen.«

      Der Cornel lag mit gefesselten Armen und Beinen lang ausgestreckt auf dem Boden. Seinen Ohren entströmte noch immer Blut; sie mußten ihm großen Schmerz verursachen, er aber achtete nicht darauf. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf die Worte der beiden Sprecher gerichtet. Hatte er erst ziemlich trostlos darein geschaut, so war der Ausdruck seines Gesichtes jetzt ein ganz andrer geworden. Die Angst war der Hoffnung, die Furcht dem Hohne, die Verzagtheit der Siegessicherheit gewichen. Der alte Missourier war vollständig überzeugt, daß der Cornel eine falsche Haartour trage. Er richtete ihn in sitzende Stellung auf, ergriff ihn beim Haare und zog an demselben, um die Perücke vom Kopfe zu reißen. Zu seinem größten Erstaunen wollte das nicht gelingen, das Haar hielt fest, es war wirklich eignes Haar.

      »All devils, der Halunke hat wirklich Haare auf seiner Glatze!« rief er erstaunt aus und machte dabei ein so bestürztes Gesicht, daß die andern gewiß über dasselbe gelacht hätten, wenn die Situation nicht eine so ernste gewesen wäre.

      Das Gesicht des Cornels verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, und er rief im Tone grenzenlosen Hasses: »Nun, du Lügner und Verleumder, wo ist denn die Perücke? Es ist leicht, einen Menschen wegen einer Ähnlichkeit, die er mit einem andern hat, falsch anzuschuldigen. Beweise doch, daß ich derjenige bin, für den du mich ausgeben willst!«

      Der alte Missourier blickte bald auf ihn, bald auf Old Firehand, und sagte ratlos zu dem letzteren: »Sagt mir doch, Sir, was Ihr davon denkt! Derjenige, den ich meine, war wirklich schwarz und lockig; dieser aber ist schlicht und rot. Und dennoch will ich tausend Eide schwören, daß er es ist. Meine Augen können mich unmöglich täuschen.«

      »Ihr könnt‘ Euch dennoch irren,« antwortete der Jäger. »Wie es scheint, gibt es hier eine Ähnlichkeit, welche Euch täuscht.«

      »Dann darf ich meinen alten, guten Augen nicht mehr trauen!«

      »Mach sie besser auf!« höhnte der Cornel. »Der Teufel soll mich holen, wenn ich etwas davon weiß, daß irgendwo eine Mutter mit zwei Söhnen ermordet oder, wie du behauptest, gar totgepeitscht worden sind!«

      »Aber du kennst mich doch! Du hast es mir vorhin selbst gesagt.«

      »Muß ich, wenn ich dich einmal gesehen habe, der Mann sein, den du meinst? Auch der Knabe da verkennt mich vollständig. Jedenfalls ist der Mann, von welchem er redet, derjenige, von welchem auch du gesprochen hast; aber ich kenne den jungen Boy nicht und — — —«

      Er hielt plötzlich inne, als ob er über irgend etwas erschrocken oder erstaunt sei, faßte sich aber augenblicklich und fuhr in demselben Tone fort: » — und habe ihn niemals gesehen. Nun klagt mich meinetwegen an, aber bringt Beweise. Wenn ihr mich einer zufälligen Ähnlichkeit wegen verurteilen und exekutieren wollt, so seid ihr einfach Mörder, und das traue ich wenigstens dem berühmten Old Firehand nicht zu, in dessen Schutz ich mich hiemit begebe.«

      Daß er sich mitten in dem Satze unterbrach, hatte einen sehr triftigen Grund. Er saß da, wo die Leichen lagen; er hatte mit dem Kopfe auf einer derselben gelegen. Als ihn dann der Missourier zum Sitzen aufrichtete, hatte der steife, leblose Körper derselben eine leichte rollende Bewegung gemacht, welche keinem Menschen auffallen konnte, da sie in dem Rotköpfigen ihren Stützpunkt verloren hatte. Nun lag sie hart hinter СКАЧАТЬ