Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der beiden Quitzows letzte Fahrten - Karl May страница 11

Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ nützlichen Artzneyen und anderen guten Stücken zum dritten mal auß sondern Fleiß gemehret und verfertigt durch Joachimum Camerarium, der löblichen Reichsstadt Nürnberg Medicum Doctor. Sampt wohlgeordnetem genugsamem Bericht von den Destillir und Brennöfen.« Er schien seine Aufmerksamkeit ungetheilt auf den Inhalt dieses Buches zu verwenden, denn es lag eine sehr sichtbare Spannung in seinen männlich schönen Zügen, und nur selten warf sein ernstes Auge einen Blick auf die beiden weiblichen Gestalten, welche mit ihm den niedrigen Raum belebten. Die Eine von ihnen war eine Jungfrau fast in demselben Alter wie er und ebenso wie er durch Schönheit und Adel ausgezeichnet, welcher sich ihrem lieblichen Angesichte sehr leicht erkennbar aufprägte; die Andere aber, vom Alter krumm und gebückt, trug eine seltene Häßlichkeit zur Schau, und ihre Gesichtsbildung war ganz eine solche, mit welcher der Aberglaube seine Hexen auszustatten pflegt.

      Die Frauen spannen und der Jüngling las, und keins von ihnen versuchte, die dabei herrschende Stille durch ein Wort, eine laute Bemerkung zu unterbrechen, bis draußen vom Thore her ein lautes Klopfen ertönte. Ueberrascht horchten alle Drei empor, und die Jungfrau sprach mit einer tiefen, klangvollen Altstimme:

      »Wer mag es sein, der in so später Abendstunde sich an unser verrufenes Haus wagt? Detlev, willst Du vielleicht nachschauen?«

      Der Angerufene erhob sich.

      »Doch vielleicht ein Hilfesuchender, den die Noth zwingt, seine Scheu vor dem »Zauberhause« zu überwinden,« meinte er.

      »Halt!« fiel die Alte ein; »bleibt hier, junger Herr. In einem verzauberten Hause muß die Hexe das Thor bewachen, und mein Gesicht paßt besser hinaus, als das Eurige!«

      Sie legte die tanzende Spindel zur Ruhe, schob den Jüngling zur Seite und trat hinaus in den Hof. Sie war nicht das einzige Wesen, welches durch das Pochen an das Thor gerufen worden war, sondern an demselben wurde sie von noch zweien mit laut jubelnden Tönen empfangen, die einen Andern zur sofortigen Flucht bewogen hätten: es war ein riesiger Fanghund mit wahrhaft bärenmäßigen Gliedern und ein Leopard, welcher unter unbeschreiblichen Tönen seine elastisch kraftvolle Gestalt schmeichelnd an die Herrin schmiegte. Diese trat zu einem kleinen Gucklocke, durch welches man, ohne selbst bemerkt zu werden, einen forschenden Blick auf jeden Einlaßbegehrenden zu werfen vermochte, und erkannte zwei Männer,

      von denen der Eine wartend am Thore stand, während der Andere einige Schritte zurück bei den Pferden hielt.

      »Wer seid Ihr, und was ist Euer Begehr zu dieser späten Stunde?« frug sie mit einer Stimme, deren schriller Ton ganz zu dem Ausdrucke ihres Gesichtes paßte.

      »Wohnt Herr Suteminn in diesem Hause?« gegenfragte kurz und befehlend der Angeredete.

      »Ja. Was wollt Ihr von ihm?«

      »Ist er daheim oder nicht?«

      »Er ist daheim. Aber hört Ihr es denn nicht, daß ich wissen will, was Ihr von ihm begehrt?«

      »Oeffne die Thür; ich habe mit ihm zu reden!«

      »Dieses Haus steht nicht für Jeden offen. Sagt, wer Ihr seid und was Ihr wollt; ich darf nicht um jedes Fremden willen den Herrn bei seinen Büchern stören.«

      »So geh’ und sag’, Herr Friedrich schicke mich!«

      So dunkel und ungenügend der Alten diese Worte erschienen, sie waren in einem Tone gesprochen, welcher sie veranlaßte, von weiteren Fragen abzusehen, und ihre sich entfernenden Schritte bewiesen, daß sie der erhaltenen Weisung Folge leiste. Auch währte es nur eine kurze Zeit, so erschien sie wieder, aber nicht in dem breiten Hauptthore, sondern an dem kleinen Nebenpförtchen, welches sich, nachdem die Riegel zurückgeschoben waren, kreischend in den Angeln drehte.

      »Tretet ein! ich werde Euch führen!«

      Er mußte sich bücken, um in den Hof zu gelangen, und wäre bei dem Anblicke der beiden Thiere, welche an den Seiten der Frau standen, fast wieder zurückgetreten, wenn ihn nicht die friedliche Haltung derselben und sein persönlicher Muth daran verhindert hätten. Der Weg führte durch das Wohnzimmer. Als der Fremdling dieses betrat und die beiden jungen Leute erblickte, hemmte er erstaunt seine Schritte; er schien Wesen von ihrer Art gar nicht in diesem Hause vermuthet zu haben; aber schon hatte die Alte die in das Nebengemach führende Thür geöffnet und winkte ihm, einzutreten.

      Es war nur ein kleiner Raum, in dessen hinterstem Winkel sich ein breiter Heerd befand, über welchem die trichterförmige Oeffnung des Schornsteins gähnte. In einem über dem Feuer angebrachten Kessel brodelte eine Flüssigkeit, welche ein kräftiges, kräuterhaftes Aroma verbreitete; die Wände waren mit Flaschen, Gläsern, Tiegeln und allerlei für den Laien räthselhaften Gefäßen und Gegenständen bedeckt, und aus dem bis zur Decke reichenden Büchergestell sah eine für die damalige Zeit ganz bedeutende Anzahl Hefte, Rollen und Folianten auf den Besucher herab.

      Der Inhaber dieses Gemaches hatte am Tische gesessen und ein vor seinem Sessel aufgeschlagenes Buch zeigte, in welcher Beschäftigung er unterbrochen worden war. Jetzt aber stand er vor seinem Besuche, und es war in diesem Augenblicke selbst für Denjenigen, welcher die Beiden nicht gekannt hätte, zu bemerken, daß sich hier zwei nicht ganz gewöhnliche Leute einander gegenüber befanden. Die hochaufgerichtete, reckenhafte Gestalt des Hausherrn zeugte von einer Fülle physischer Kraft, wie sie nur Wenigen gegeben ist, während seine Umgebung ebenso wie der Ausdruck seiner Züge bewies, daß er auch in geistiger Beziehung von der Natur nicht vernachlässigt sei; feiner dagegen, wenn auch lang und kräftig, war die Figur des Andern, und in dem edelgeschnittenen Gesichte lag ein Etwas, welches auf ein geübtes Denk— und Urtheilsvermögen schließen ließ.

      »Ihr seid von dem Herrn Markgrafen abgesandt, wie Ihr mir sagen ließet?« frug Suteminn, das Gespräch beginnend.

      »So ist es, und da Ihr mich sonder Zweifel noch nicht gesehen habt, so erlaubt, daß ich Euch meinen Namen nenne! Er heißt: Henning von Bismarck.«

      Ueber das Angesicht des Hörers flog ein Zug freudiger Ueberraschung, und schneller vielleicht als gewöhnlich streckte sich seine Hand zum herzlichen Willkommen aus.

      »Henning von Bismarck, Herrn Clausens Bruder, den ich kenne? Er ist ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, so wie auch Ihr; viel Gutes habe ich von Euch gehört, und zwar aus hohem Munde. Seid willkommen und macht es Euch behaglich!«

      Während er ihm den breiten Lehnstuhl hinschob, blieb er selbst mit über die Brust geschlagenen Armen erwartungsvoll vor ihm stehen. Bismarck nahm mit jener Unumständlichkeit, die den selbstständigen Character kennzeichnet, auf dem alten Sessel Platz, streckte, sich dehnend, die in gewaltigen Stiefeln steckenden Beine von sich und warf dabei einen prüfenden Blick auf die Umgebung.

      »Das also ist das Zauberhaus,« begann er endlich, »vor dem das ganze Land sich fürchtet! Herr Ritter, könnt Ihr wirklich hexen?«

      Mit lächelnder Miene hatte der Gefragte das ungenirte Benehmen seines Gastes verfolgt; bei dieser aufrichtigen Frage wurde das Lächeln zum leisen, kurzen Lachen.

      »Was nennt Ihr hexen, Herr? Zur Erreichung gewisser Zwecke Kräfte gebrauchen, welche Anderen unbekannt, ja furchtbar sind, und die sie deshalb übernatürliche nennen? Ja, dann kann ich hexen.«

      »Gut, so macht einmal aus der alten schweinsledernen Gelehrsamkeit hier auf dem Tische so rasch wie möglich einen Imbiß mit einem guten, kräftigen Schlucke irgend einer Flüssigkeit! Ich bin gar weit geritten, und die Bismarck’s haben sich mit Fasten und Kasteiung nie befreundet.«

      Statt aller Antwort ergriff Suteminn den mächtigen Folianten, schob ihn unter den Tisch und zog statt seiner den unter der Tischplatte angebrachten Kasten hervor, den er an die Stelle des Buches placirte. СКАЧАТЬ