Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hatte Liebenow gestutzt; jetzt aber schob er Balthasar rasch auf die Seite und fuhr mit dem Kopfe nieder zu dem engen Loche, welches den Eingang bildete.

      »Schwalpe, Pruder Schwalpe, pist Du es, oder ist es Dein Geist?!«

      »Liebenow, Kaspar Liebenow, thut es möglich sin, daß ich Dir hier getroffen haben thue?!« Und zu gleicher Zeit barst die Hütte auseinander, denn der hocherfreute Insasse derselben nahm sich gar nicht erst Zeit, langsam hervorzukriechen, sondern fuhr mit Kopf und Schultern gleich direct durch die verwitterte Moosdecke. »Daß Dich dat Wetter! Wo thust denn Du herkommen thun, alte Kriegsmaschine, in diese ungeheuerliche Nacht. Ich denke, sie haben Dir todt geschlagen oder uffgehangen, und da thust Du jetzt frisch und gesund lebendig vor mich stehen bleiben!«

      »Todtgeschlagen oder aufgehänkt? Mordelement? Gott straf mich, wenn ich fluche, aper Pruder Schwalpe, hat Dich die Kälte so um den Verstand gepracht, daß Du denkst, den Wachtmeister Kaspar Liepenow könnten sie zum Paumeln pringen oder gar mit dem Säpelauf den Hut klopfen, daß es ihm an’s Lepen ginge? Da sollte dem Gezüchte doch gleich der Deiwel in die Peine fahren! Aper komm an mein Herz, Pruder Schwalpe; ich muß Dir einen Kuß gepen, den man pis Friesack hören soll!«

      »Schön, hier hast Du mir! Wenn Dich dat Umärmeln Spaß machen thut, so kannst Du dat Vergnügen haben, so lange es Dich gefallen thut. Aber erweise mich die Liebe und schiebe Deinen Bart erst in die Höhe, damit ich Dich auch richtig auf den Schnabel kommen thue!«

      Sie umarmten sich mit brüderlicher Herzlichkeit, und wäre es nicht finstere Nacht, sondern Tag gewesen, so hätte man in den Mienen Beider die Rührung bemerken können, in welche sie durch das unverhoffte und freudige Wiederfinden versetzt worden waren.

      »So Pruderherz, da hat die Schnäpelei ein Ende, und nun mußt Du wissen, wer der Kamerad ist, der hier nepen Dir steht.«

      »Na nu, ich thue selbst ein wenig neugierig sin und habe gar keene Ahnung nick, wie Du in diese Gegend kommen thust mit Eenen, den ich noch niemals nick gesehen haben thue!«

      »Das ist dem Herrn Claus von Quitzow auf Stapenow sein Leipknappe, Palthasar geheißen, ein ganz verdeiwelt streitparer Degenknopf, den die Natur ein Pischen zu viel in die Länge gezogen hat, weil es in der Quere keinen Platz mehr gegepen hat. Er ist mit seinem Flegisahnolieperpitsch durch aller Herren Länder gezogen und kann von manchem schönen Strauß erzählen!«

      »So, also!« bekräftigte der Dürre. »Ja, der bin ich selber!«

      »Schön,« machte Schwalbe. »Aber wer thut denn eigentlich der tapfere Resiganotriebelisch sin, von dem Du Deine Rede gehalten haben thust?«

      »Das, Pruder Schwalpe, ist der Fuchs hier von dem Ritter Steckelpein, auch ein ganz verdeiweltes Vieh, das den lependigen Drachen im Leipe hat, wenn es zum Zuschlagen geht. Das Biest steht pei den andern Pferden da drüben hinter dem Pusche, wo unsere Leute auf das Zeichen warten.«

      »Wat thust Du für een Zeichen meenen?«

      »Wir liegen hier im Hinterhalte gegen zwei Juden, die von Schwerin mit Waaren kommen, und gepen – Halt, Pruder Schwalpe, hast Du nicht Etwas gehört?«

      Die drei Männer lauschten einige Sekunden mit angehaltenem Athem in die Nacht hinaus. Es ließ sich von fernher ein Geräusch, ähnlich demjenigen von rollenden Rädern, hören.

      »Es is mich ganz so, als ob een Wagen kommen wollen thäte; wat thust Du dazu meenen, Balthasar?«

      »So, also! Da kommen sie; ich habe es auch gehört!«

      »Ja, da kommen sie. Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper das wird eine Freude für meinen Säpel sein!«

      »Wegen der paar Judens braucht Ihr keene große Freude nick zu haben thun!«

      »Höre Pruder Schwalpe, das versteht sich ja ganz von selpst, daß ich Die gleich mit den ploßen Händen zu Pulver zerreipe, aper es sind eine Anzahl Reisige Dessen von Karenzin dapei, und die werden sich nicht freiwillig apthun lassen. Weißt Du was, Pruder Steckelpein – — halt, der ist nicht mehr da, der ist uns davongelaufen, um die Anderen zu penachrichtigen; aper das thut nichts, denn wir prauchen ihn hier gar nicht. Du thust mit, Pruderherz?«

      »Dat versteht sich ganz von selber. Ich thue zwar keene Waffe nick haben, aber die Karenziner werden mir wohl eine borgen thun.«

      »Keine Waffe? Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper das ist doch eine ganz pesondere Schande für einen Kerl wie Du. Es muß Dir schlecht gegangen sein pisher, und das mußt Du mir später erzählen.«

      »Dat werde ich thun; doch thue jetzt ruhig sein und gieb mich wenigstens Dein Messer; sie sind schon da!«

      Während dieses im Flüstertone geführten Gespräches war der erwartete Zug allmälig immer näher gekommen und passirte jetzt die Stelle, an welcher die beiden Männer hinter dem Gebüsch verborgen standen. Obgleich die Einzelheiten sich in der Finsterniß nicht leicht unterscheiden ließen, war doch wahrzunehmen, daß die Zahl der begleitenden Reiter nicht eine ganz geringe sei. Die geladenen Güter mußten also schon einen bedeutenden Werth repräsentiren, da es sonst den Juden nicht eingefallen wäre, die hohe Gratification für die Reisigen zu bezahlen.

      Voran ritten zwei Männer hüben und drüben an den beiden Straßenrändern, um scharfe Augen auf die Säume des Strauchwerkes zu haben; erst eine gute Strecke hinter ihnen kam der von vier Pferden gezogene Wagen, welcher von einer Anzahl Kriegsknechten beschützt wurde, und hinter ihm ritten die Uebrigen, um ihn von hinten zu decken und bei einem etwaigen Ueberfalle schnell bei der Hand zu sein.

      Die Gegend, welche man jetzt passirte, war als eine gefährliche bekannt, denn noch selten war es einem Geschäftsmann gelungen, mit seinem Eigenthum ungeschädigt Garlosen zu passiren, und ganz besonders waren es die Bürger der zur Hansa gehörigen Städte, zu deren Hab und Gut die Boldewins mit ihren Verbündeten eine auffällige Zuneigung an den Tag zu legen pflegten. Darum befleißigte sich jeder Reisende hier einer ganz besonderen Vorsicht, und die beiden Besitzer des Wagens, welche auf ihren mageren und abgetriebenen Kleppern zur Seite desselben ritten, fühlten ihre verzagten israelitischen Herzen schneller und ängstlicher als sonst klopfen.

      Der Eine von ihnen lenkte jetzt sein Pferd zu dem Anführer der Kriegsschaar.

      »Ist mir doch, Herr Ritter, als ob wir kämen an einen Ort, wo wir müssen halten offen die Augen, damit nicht komme über uns die Rotte der Philister, welche verderben möge der Gott unserer Väter in alle Ewigkeit!«

      »Sei ruhig, Itzig. Man muß hier jedes Geräusch beobachten, und wenn Du plauderst, höre ich nichts!«

      Itzig zog sich zu seinem Genossen zurück.

      »Hat er etwas gesagt, der große Kriegsheld, ob wir sind geritten vorbei an der Gefahr?« frug ihn dieser.

      »Nichts hat er gesagt! Ruhig soll ich sein, hat er gesagt! Als ob ich könnte sein ruhig, wenn ich höre im Geiste das Getrappel von Pferden, auf welchen sitzen die Räuber und Mörder, welche kommen dahergesprengt auf der Straße, um mir zu nehmen meine Sachen und mein schönes Kind, welche ist die Perle der Kinder Juda und die Freude von meinen alten Tagen.«

      »Aber er muß doch haben gesagt, warum Du sollst sein ruhig! Wenn Du ihm bezahlst Dein Geld, mußt Du doch auch dürfen sprechen von dem Gedanken Deines Herzens!«

      »Er hat gesagt, ich soll sein ruhig, weil in dem Walde stecken die Ammoniter, Moabiter und Jebusiter, welche uns wollen überfallen mit der Schärfe ihres Schwertes. – Gott, der Gerechte!« unterbrach er sich, vor Schreck nach dem Arme Schmuels greifend; СКАЧАТЬ