Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»So, also! Dann ist Ritter Dietrich wohl geflohen?«
»Geflohen?!« rief der Wachtmeister. »Höre, Pruder Steckelpein, nimm Deine Knochen zusammen, sonst schüttle ich sie Dir hinunter in die Stiefel. Ritter Dietrich und geflohen! Durchgeschlagen hat er sich, durchgeschlagen, um ein Heer anzuwerpen, mit dem er den Markgrafen pis zurück nach Schwapen prügeln wird. Das merke Dir, sonst pist Du mein Freund gewesen!«
»So, also! Denkst Du etwa, der Balthasar fürchtet sich vor irgend Jemandem? Ihn und seinen Gregorimanorosewitsch hat noch Niemand zum Falle gebracht!«
»Gregomianorodewisch?! Wer ist denn eigentlich der Türkenhund, der diesen gotteslästerlichen, heidnischen Namen führt? Solche sündhaften Dinge sollten in einem christlichen Lande gar nicht gelitten werden!«
»Ein Türkenhund?« lachte der Hagere. »Nimm mir’s nicht übel, aber meinen Fuchs mit einem Türken zu verwechseln, das hätte ich einem Quitzow’schen nicht zugetraut! So, also jetzt weißt Du es!«
»Ja, jetzt weiß ich es, daß nur Dein Gaul einen so langen und dürren Namen hapen kann, als wie Ihr Peide selper seid. Aper wie ist er denn zu dem Glegimanilatefisch eigentlich gekommen?«
»Das ist sehr einfach: er stammt aus einem russischen Tabun und muß deshalb auch einen russischen Namen haben. Sein Vaterhengst hieß Gregorewitsch, dem sein Vater hieß Rimanowitsch und dem seiner hieß Rosewitsch, und darum heißt er zum Andenken an seine drei letzten Ahnen Gregorimanorosewitsch. So, also! Hast du das verstanden? Und daß er nicht übermäßig vom Fette trieft, das ist ja grad eine Ehre für ihn: er hatte nämlich eine Herzallerliebste, und als er von ihr getrennt wurde, konnte er das nicht verwinden und hat sich fünfundzwanzig Jahre lang so darüber gekränkt, daß er fast ein wenig vom Fleische gekommen ist.«
»Ja, die Liepe, die hat schon Manchen vom Fleische gepracht, der nicht gerade ein Pferd gewesen ist. Aper Pruder Steckelpein, sage mir doch, was das für ein altes Gepäude ist, das da über den Päumen hervorplickt!«
»Das ist Schloß Garlosen.«
»Das alte gichtprüchige Nest wäre das perühmte Garlosen?! Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper das muß ja zusammenstürzen, sopald ich mich nur mit dem Rücken d’ranlehne.«
»Warte es ab! Die Gräben sind so breit und tief und die Mauern so fest und stark, daß keine Donnerbüchse Etwas dagegen thun könnte. Und dazu sind die Ritter von dem Kruge die drei tapfersten in der ganzen
Runde, von meinem Herrn Claus gar nicht zu sprechen, der ein Vierteldutzend zinnerne Teller mit der bloßen Hand zusammenrollt.«
»Das ist keine Kunst, Pruder Steckelpeinewitsch, aper ein ganzes Dutzend irdene Teller zusammenwickeln, das ist eine Kunst! Doch höre einmal, hast Du Nichts gespürt von Herrn Dietrich von Quitzow? Ich denke, er muß sich in die Gegend von Stavenow geschlagen hapen, um sich bei Euch ein Asyl zu suchen.«
»Bis jetzt noch nicht, doch frage Herrn Claus; vielleicht weiß der mehr. So, also, da ist das Schloß. Hörst Du das Zeichen?«
Der Thorwart hatte jetzt die Ankommenden erblickt und gab mit dem Horne das Signal; kurze Zeit darauf rasselte die Zugbrücke nieder, das Fallgatter wurde in die Höhe gezogen und die eisenbeschlagenen Flügel des mächtigen Thores öffneten sich. Im Schloßhofe stand der alte Boldewin, um die Gäste zu empfangen. Er hatte sich auf einen Stock gestützt und verrieth beim Gehen durch die schmerzlichsten Verzerrungen seines Gesichtes, daß er von dem Zipperlein heimgesucht sei.
Nachdem er die beiden Ritter gebührend bewillkommnet hatte, stieg er mit ihnen die Treppe empor. Balthasar gab seinem Pferde einen Schlag, worauf es sich augenblicklich dem Stalle zuwandte, und schritt dann mit Caspar Liebenow nach der Gesindestube.
Während hier der gewaltige Wachtmeister bald die Mannen der Boldewins um sich versammelt hatte und, den Schnurrbart drehend, von seinen Thaten erzählte, saßen droben die Ritter beisammen und hatten gar heimliche und wichtige Dinge mit einander zu verhandeln.
»Es ist keine faule Mähr, sondern ganz gewiß und sicher,« sagte Heyso in halblautem Tone; »ich habe meine Späher in Berlin und Brandenburg, und wer gut bezahlt, der wird auch gut berichtet.«
»Hrrr! Hm!« machte Claus von Quitzow. »Das wäre ein Fang, wie er so leicht nicht wieder kommt, ja, wie er noch gar nimmer dagewesen ist. Wie schön könnten wir da dem Markgrafen den Streit mit meinem Vetter, dem Dietrich, heimzahlen! Also zweimal hundertundfünfzigtausend Goldgülden hat er zu beschaffen? Eine Heidensumme, die man sich gar nicht denken kann! Und wie viel soll dazu von Hamburg kommen?«
»Das weiß ich nicht genau; aber wenig ist es nicht. Wenn der Streich gelingt, so können wir mit dem großen Mogul um die Wette trinken!«
»Und fünfzigtausend Weiber haben, wie die Könige vom Morgenlande,« fiel der junge Boldewin hier ein. Die Dreie von dem Kruge hatten bisher mit weit offenem Munde den Enthüllungen Heyso’s von Steinfurth gelauscht und ihr Erstaunen über den Inhalt derselben war so groß, daß sie nur ganz allmälig wieder in den Besitz der Sprache kamen.
»Zweimal hundertundfünfzigtausend Goldgülden!« stieß seufzend der alte Boldewin hervor und that einen Zug aus seinem Humpen, als wolle er sich vor Freude ersäufen.
»Zweimal hundertundfünfzigtausend Goldgülden!« rief sein Vetter Thomas von dem Kruge und schlug dabei mit der Faust auf die Tafel, daß es krachte. »Da kaufe ich mir das Frankenland und trinke den Wein ganz allein der dort wächst. Topp, Herr Heyso, ich bin dabei, und ein besseres Schwert als das meine, sollt Ihr gar nicht finden.«
Er streckte dem Genannten beide Hände hin, in welche dieser auch kräftig einschlug. Der alte Boldewin war, wenn ihn die Geister des Weines nicht beherrschten, ein gar überlegsamer Kopf und voll der weisesten Rathschläge. Er nahm auch jetzt die Sache von einer weniger leidenschaftlichen Seite und meinte vorsichtig:
»Ein schönes Geld ist es, und wohl etwas mehr werth als das halbe Schock böhmischer Groschen, welches wir vorige Woche dem Juden abnahmen, aber haben – haben muß man die Goldfüchse, das ist die Hauptsache. Wer weiß denn, wann der Transport hier vorübergeht? Er ist gar leicht zu versäumen!«
»Da ist es eben unsere Sache, Tag und Nacht auf der Lauer zu liegen, damit er uns nicht entgehe,« meinte Heyso. »Ich werde mit einer guten Schaar meiner Mannen zu Euch stoßen, denn die Bedeckung wird eine zahlreiche sein.«
»Hrrr! Hm!« räusperte sich Herr Claus. »Nehmt’s nicht übel, Ritter, aber ich denke anders als Ihr. Hrrr! Hm! Der Markgraf ist viel zu klug, um durch eine große Anzahl Reisiger die Aufmerksamkeit erst auf den Zug zu lenken; mich dünkt vielmehr, daß der Transport in aller Stille und unter irgend welcher listigen Verkleidung vor sich gehen wird.«
»Hast Recht, Bruder!« rief der alte Boldewin. »Komm trink!
Claus that ihm gehörigen Bescheid und fuhr dann weiter fort:
»Und wer soll sich jetzt im Winter Tag und Nacht in den Bruch oder auf das Moor legen, um den Fang gehörig abzuwarten! Hrrr! Hm! Das ist eine Arbeit, die ich selbst meinem Balthasar mit seinem Gregorimanorosewitsch nicht zutraue, und das sind doch Zwei, die Alles möglich machen. Nein, ich schlage vor, daß wir einen Kundschafter aussenden, durch den wir erfahren, was uns zu wissen nothwendig ist.«
»Ihr habt weise gesprochen, Herr Claus,« meinte Heyso. »Aber es wird schwer sein, einen Mann zu finden, der klug und treu genug ist für СКАЧАТЬ