Der beiden Quitzows letzte Fahrten. Karl May
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Название: Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Diener.«

      Nur die Wenigen, welche über die Quitzows gleichgültig dachten, blieben auch gleichgültig bei dem Schicksale derselben. Anders aber sahen ihre Feinde die Sache an, selbst in dem Falle, daß sie Friedrich nicht wohl wollten. Sie sahen in dem Falle der mächtigen Partei die rächende Vergeltung für das ihnen wirklich oder vermeintlich wiederfahrene Unrecht; und eine Menge kleiner Seelen, die vorher nicht gewagt hatten, gegen die Quitzows den Mund aufzuthun, triumphirten und ergingen sich in tapferen Worten und Redensarten. Friedrich aber arbeitete, unbeirrt um den verbissenen Grimm der Feinde und die kriechenden Lobhudeleien sogenannter Freunde, mit Kraft und unausgesetzter Rüstigkeit an dem so glorreich begonnenen Werke weiter. Es war ihm die hohe und allerdings schwere Aufgabe geworden, den Marken eine rühmliche Zukunft zu geben; er hatte erkannt, welche Wege er zu wandeln habe und welche Mittel er anwenden müsse, um die Lösung dieser Aufgabe anzubahnen, und so griff er denn mit fester und sicherer, starker Hand hinein tief in das Geschick des ihm anvertrauten Landes, weder rechts noch links hörend, sondern einzig und allein nur den Stimmen seiner hohen Verpflichtungen folgend. – —

      Wenn man von dem Dorfe Fischbeck aus gen Tangermünde über die Elbe setzte und von dem unten an dem Flusse gelegenen Theile der Stadt emporstieg nach der Straße, welche nach Stendal führt, so gewahrte man zur rechten Hand ein Mauerviereck, über welches zwischen einigen Baumwipfeln das Dach eines Hauses emporragte. Ein breiter Thorweg in der Mitte der Frontseite und neben demselben eine kleine, schmale Pforte führten durch die Mauer nach dem Hause, welches von den Bewohnern Tangermünde’s mit heiliger Scheu betrachtet und – womöglich gemieden wurde.

      Hier wohnte und lebte Suteminn, der Ritter ohne Furcht und Tadel, in der Mitte der dienstbaren Geister,

      welche er sich vermöge seiner Kunst und Wissenschaft unterthänig gemacht hatte. Der Wandersmann, der hier vorüberging, sah mit scheuem Blicke nach der Strohfirste des geheimnißvollen Hauses; die Frauen der Stadt machten lieber einen weiten Umweg, als daß sie sich in die Nähe desselben begeben hätten, und wenn gar der Abend nahte mit seinem gefahrvollen Dunkel, so war der Ort gemieden von Jedermann, und kein lebendes Wesen, welches nicht durch wichtige Gründe herbeigeführt wurde, klopfte an das alte, dunkle Thor. – Aber wenn irgend Jemand schwerkrank mit dem Tode rang, wenn irgend einer der umwohnenden Burgherren das Hab und Gut eines Bürgers mit dem seinigen verwechselt hatte oder auf sonst irgend eine Weise in der Noth eine Hilfe erforderlich war, die kein Anderer gewähren konnte, da schritt man nach dem »Zauberhause« und ward für die ausgestandene Angst vor dem überirdischen Insassen desselben gewöhnlich durch den gewünschten Erfolg belohnt.

      Es war an einem späten Februarnachmittage, als die Schelle des Rathsdieners durch die Straßen erklang, um die ehrbaren Bürgersleute auf eine Kunde aufmerksam zu machen, welche die hohen Väter der Stadt ihren getreuen und lieben Kindern durch seinen Mund zugehen lassen wollten. Die Thüren und Fenster öffneten sich trotz der herrschenden grimmigen Kälte und ließen die Köpfe oder die vollständigen Gestalten der Hausbewohner hervor, denen die rathsherrliche Mittheilung galt. Und angenehm mußte dieselbe sein, wie aus der freudigen Wirkung zu erkennen war, welche sie auf die Hörer hervorbrachte, die eilig über die frostigen Gassen sprangen und sich zusammenrotteten, um das Ereigniß angelegentlichst zu besprechen.

      Froh lächelnd über den Erfolg seiner Verkündigung, schritt der Diener empor zur Stendaler Straße, ließ auch hier seine Schelle ertönen und begann mit lauter, weithin schallender Stimme:

      Se. Liebden, der hochehrwürdige Herr Bürgermeister sammt dem weisen Rathe unserer guten Stadt und Gemeinde Tangermünde, thun hiermit den ehr— und tugendsamen Bürgern, Hausfrauen, Söhnen und Töchtern nebst Ingesinde folgendes hochlöbliche, landesherrliche Mandat zur strengen Nachbeachtung kund und zu wissen:

      Wir, Friedrich von Zollern, Markgraf von Brandenburg, Burggraf von Nürnberg, Bayreuth und Karlsberg, Herr von Hof, Wunsiedel, Ansbach u. s. w. haben den mannigfaltigen Schaden angesehen, der den Landen der Marken in vergangenen Zeiten zugefügt ist. Um ihm zu wehren, haben wir mit Rath und Wissen aller Herren, Mannen und Städte der beiden Marken, auch des Grafen von Ruppin und seiner Lande, sowie auch der Priegnitz, eine solche Einigung geboten und Satzung gemacht, als hiermit allen Bewohnern der gedachten Lande beigefügt wird. Es sollen Alle den Frieden in und außer Landes stets fest und unverbrüchlich halten. Wer jener Lande oder eines ihrer Bewohner Feind ist, dem sollen alle andere Herren, Mannen, Städte und Einwohner dieser Lande Feind sein, ihm feindlich nachstellen, ihn weder hausen, hegen, speisen und tränken, mit ihm keine Gemeinschaft, noch Verrichtung haben, weder heimlich noch offenbar. Alle Herren, Mannen und Städte sollen ihren Nachbaren alle bei ihnen angesessenen Räuber, Missethäter und Feinde des Ortes und des Landes namhaft machen und sie beschreiben, und zu wem solche Missethäter und Räuber kommen, der soll sie anhalten und Demjenigen, dessen Feinde sie sind, Anzeige davon machen. Der soll dann die Missethäter fordern, und der Herr, Mann oder die Stadt, wo dieselben ergriffen worden sind, sollen gehalten sein, ihm unverzüglich zu seinem Rechte zu verhelfen.

      Keiner und Niemand soll Unsere oder des Landes Feinde in oder durch das Land geleiten und keinen Frieden mit ihnen machen, ohne unser Wissen und Vollwort. Wer von solchen Uebelthätern und Räubern erfährt, der soll sie ohne Verzug anzeigen, oder er werde, wenn sich sein Wissen darum ergiebt, ebenso gestraft wie sie. Auch soll Niemand Mordbrenner schützen oder ihnen Schutz gewähren. Wird ein Mann oder Ort mit Raub und Brand angegriffen, da soll man die Sturmglocken läuten und Lärmen machen lassen. Dann sollen Alle den Feind verfolgen, ihm nachstellen, ihn hindern und anhalten, seinen Schaden wieder gut zu machen. Ist ein Jemand nicht in handhafter, wahrer That ergriffen oder berüchtigt, den wollen Wir vor Uns kommen lassen und ihn darum zur Rede setzen; kann er sich dann rechtlich entschuldigen, so soll ihm das zu gute kommen, wo nicht, so soll er leiden, was sich gebühret. Auch soll Jeder seine Knechte anhalten, hiernach zu verfahren, und in allen diesen löblichen Dingen für sie stehen. Alle Herren, Mannen und Städte sollen ihre weltlichen Gerichte löblich bestellen, damit Jedermann schnell Recht erhalten könne, und es soll auch Niemand dem Andern in seine Gerichte eingreifen. Jeder aber, der gegen diese Befehle handeln wird, soll deshalb gestrafet werden, wie es sich von Rechts wegen gebühret.

      Solches ist gegeben und befohlen zum allgemeinen Wohle Unsers Landes, damit ein Jeder wohnen könne in Fried und Eintracht unter den Seinen und sich freue der redlichen Arbeit seiner Hände! – —

      Hier draußen vor der Stadt hatte diese Verkündigung keinen, wenigstens keinen bemerkbaren Zuhörer gefunden, und der Diener wandte sich langsam zur Stadt zurück, in welcher Freude und Jubel herrschte über diesen kraftvollen Griff der markgräflichen Faust in die schädlichen Wirren des Faustrechtes. Mit dieser Verordnung war eine Drohung ausgesprochen worden gegen die beutesüchtige Ritterschaft, die es sich zur Hauptaufgabe gestellt hatte, den friedfertigen Bürger und Handelsmann seines Eigenthums und rechtmäßigen Gewinnes zu berauben, und in ihr lag der Anbruch einer geordneten Zeit garantirt, wie sie von den bisher Schutzlosen längst schon ersehnt worden war.

      Darum ging es heut, und besonders am Abende, gar laut und fröhlich in den Schankstätten und Herbergen der Stadt Tangermünde her und das Lob des Herrn Friedrich von Zollern ward verkündigt von Haus zu Haus, von Stube zu Stube. Tiefe Ruhe dagegen herrschte in dem mauerumschlossenen Hause an der Stendaler Straße, und von seinen Bewohnern war kein hörbares Lebenszeichen zu bemerken.

      Nur aus der Esse stieg zuweilen ein rothglühender Schwalch, durch welchen hellleuchtende Funken gleich feurigen Käfern schossen, oder es hob sich in kerzengrader Richtung eine schwarze, dichte Rauchsäule empor, welche sich oben ausbreitete, um dann schwer und langsam auf die Umgebung herab zu fallen. »Im Zauberhause wird der Höllenzwang gesprochen,« sagten die Leute, welche es bemerkten, bekreuzigten sich und beteten eine Ave Maria.

      In dem vordern Wohnraum des Hauses saßen drei Personen, welche wohl geeignet waren, einen ungewöhnlichen Eindruck auf den Beschauer hervorzubringen. Es waren dies ein Jüngling und zwei Frauen. Der Erstere saß an dem mit einer starken Eichenholzplatte versehenen Tische und seine hohe, kraftvolle Gestalt war über ein dickes Buch gebeugt, welches СКАЧАТЬ