Am Stillen Ozean. Karl May
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Название: Am Stillen Ozean

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Sie waren beendet, noch ehe der Abend hereinbrach, und sogar der brave Kong-ni staunte über die »außerordentlich unbeschreiblichen Kenntnisse«, die ich nach seiner Meinung in ihnen niedergelegt hatte. Ich aber will offen und ehrlich gestehen, daß ich mich bemüht hatte, mir die ungereimtesten Dinge zu ersinnen und sie in ein Gewand zu kleiden, welches gar nicht bombastischer gedacht werden konnte. Ein Europäer hätte ganz sicher schon beim zwanzigsten Worte erkannt, daß es sich entweder hier um eine ungeheure Aufschneiderei handele oder daß der Autor zu den unheilbar Wahnsinnigen gehöre.

      Wir waren eben damit beschäftigt, die Blätter, welche nach chinesischer Weise nur auf einer Seite beschrieben waren, zusammenzulegen, als der Kapitän eintrat.

      »Charley, Ihr habt mich gebeten, Euch nicht zu stören, aber ich muß dennoch kommen, denn der Kerl macht es mir zu heiß.«

      »Welcher Kerl?«

      »Da legt vor einer Stunde ein Kahn mit verschiedenen Paketen bei uns an, und ein Mensch steigt an Deck, der mir wahrhaftig ganz heiß gemacht hat. Sein Chinesisch ist noch viel schlechter, als es da oben bei den Finnen und Lappen gesprochen würde, und ich bringe nichts weiter heraus, als »krank pfui« und »komm ja!«. Jedenfalls ist einer krank, der den schönen Namen Pfui hat, und man denkt, daß ich einen Arzt an Bord habe, der ja kommen soll.«

      »Werde einmal sehen!« ich vermutete wieder einen sprachlichen Geniestreich des Master Frick Turnerstick und hatte mich auch nicht geirrt. Als wir an Deck kamen, lauerte der Mann an der Kajütentreppe auf uns.

      »Paßt einmal auf,« meinte der Kapitän. »Ich werde ihn noch einmal ganz langsam und deutlich fragen, und Ihr werdet nichts als sein »krank pfui« und »komm ja« zu hören bekommen.«

      Er hob mit bedächtiger Miene den Zeigefinger der rechten Hand empor, wie man es zu thun pflegt, wenn man jemand pantomimisch zur Aufmerksamkeit ermuntern will, und fragte:

      »Was willingst du auf meineng Schiffang?«

      »Kuang-fu« – antwortete der Gefragte.

      »Krank pfui! Da habt Ihr es, Charley!«

      Er deutete hinunter nach dem Boote und fragte:

      »Wähing willst du fahreng?«

      »Kom-tscha!«[60]

      »Komm ja! Habe ich recht oder nicht, Charley?«

      Ich bemühte mich, ein ernsthaftes Lächeln zu behalten.

      »Der Mann spricht allerdings ein Chinesisch, wie es Euch noch nicht vorgekommen sein mag; aber ich werde mich bemühen, seine Sprache verständlicher zu machen. Kuang-fu heißt Mandarin; er meint damit jedenfalls unsern Kong-ni, der gleich aus der Kajüte kommen wird.«

      »Ach so! Und dieses »Komm ja«?«

      »Der Mann sollte Kom-tscha sagen. Kom-tscha hat eine vielfältige Bedeutung. Es heißt erstens so viel wie Frei-Thee, grad in dem Sinne, wie es bei uns Freikonzerts, Frei-Bier und dergleichen giebt; sodann heißt es soviel wie Tribut, wie Reukauf, wie Angeld oder Draufgeld, wie Schwanzgeld beim Viehhandel und endlich auch soviel wie das arabische Bakschisch, also Geschenk, Trinkgeld.«

      »Fertig? Das ist ja ein Wort, welches einen geradezu zur Verzweiflung bringen kann, denn da möchte man einen Kopf haben wie ein Fregattenrumpf, um sich das alles merken zu können! Aber wie kommt er denn da zu uns? Ich habe ihm weder ein Freikonzert, noch einen Reukauf, noch einen arabischen Bakschisch abverlangt.«

      »Kong-ni wird uns die Sache erklären können. Da kommt er.«

      Der Genannte trat eben aus der Kajüte; er erblickte den Bootsführer und gab ihm einen Wink, worauf dieser in den Kahn stieg und die Pakete heraufbrachte.

      »Kuang-si-ta-sse,« wandte sich der jugendliche Mandarin zunächst zu mir, »du hast mir das Leben gerettet und mir den Arm so weit geheilt, daß ich heut bereits wieder schreiben konnte. Dafür bin ich dir Dank schuldig. Thue mir den Gefallen und nimm diesen Kom-tscha von mir an!«

      Er zeigte auf einige der Pakete und drehte sich dann zu dem Kapitän.

      »Tu-re-ne-si-ki, du hast mich auf dein Schiff genommen und hierher gebracht, hast mir Speise und Trank gegeben, ohne mich zu fragen, ob ich dich bezahlen kann. Du bist edelmütig, und ich bin dankbar. Nimm diesen Kom-tscha für das, was du an mir gethan hast!«

      »Gut! Eine Liebe ist der andern wert, und ich will dich nicht beleidigen,« antwortete Turnerstick; »ich werde also das Freibier und den Reukauf annehmen. Aber thu mir den Gefallen und nenne mich doch ordentlich Frick Turnerstick und nicht Tu-ru-nu-ku-su-mu-lu, oder wie das Ding geklungen hat. Und willst du mir mit Gewalt einen fremden Namen aufzwingen, so sprich wenigstens chinesisch; da heiße ich Turningsticking. Verstanden, alter Chinesischverderber?«

      Diese Ermahnung war so ernstlich gemeint, daß ich die größte Mühe hatte, ein lautes Lachen zu unterdrücken. Der gute Master Turnerstick hatte vom Leichtmatrosen auf gedient, verstand sein Fach aus dem Fundamente und hatte sich niemals Mühe gegeben, sein Wissen über das Seewesen hinaus zu erweitern. Andernfalls wäre es ja vollständig unbegreiflich gewesen, einen Seekapitän, und wenn derselbe auch nur einen einfachen Kauffahrer befehligte, sich in einen so wahrhaft chinesischen Irrtum hineinarbeiten zu sehen. Mir allerdings gab seine edle sprachliche Selbsterkenntnis so viel Spaß, daß ich mir keine Mühe nahm, dieser Unerschrockenheit ein Ende zu machen.

      Es wäre ein hoher Grad von Unhöflichkeit gewesen, wenn wir die Geschenke abgelehnt hätten; darum nahm auch ich die meinigen an und bedankte mich bei Kong-ni. Dieser griff unter seine Kleidung und brachte eine seidene Schnur hervor, an welcher ein kleiner Gegenstand hing, den ich für ein Medaillon hielt.

      Ach werde jetzt dieses Schiff verlassen; aber ich kehre zurück, um dich abzuholen,« sagte er zu mir. »Wirst du bis dahin hier bleiben?«

      »Wann wirst du kommen?«

      »In sechs Tagen.«

      »Diese ganze Zeit kann ich nicht an Bord verweilen. Ich werde flußaufwärts gehen und mir Canton ansehen.«

      »Gehst du allein?«

      »Nein; der Kapitän wird mich begleiten.«

      »So befolge den Rat, welchen ich dir gebe: Wenn du deine jetzige Kleidung beibehältst, so besuche nur diejenigen Orte, welche die Y-jin[61] betreten dürfen.«

      »Läuft man Gefahr, wenn man weiter geht?«

      »Ja; denn die Polizei hat jeden Fremdling zu fassen und vor das Gericht zu bringen.«

      »So werde ich mir chinesische Kleider kaufen.«

      »Thue das,« antwortete er lächelnd; »dann kannst du gehen, wohin du willst; denn du sprichst die Sprache der Sse-hai-dse[62], und niemand wird dich für eine Fremden halten, wenn du einen Pen-tse[63] trägst.«

      »Sind Pen-tses zu bekommen?«

      »So viele, wie du brauchst, und so lang du sie haben willst,« antwortete er mit demselben Lächeln. »Aber hüte dich vor den Lung-yin[64] und vor den Kuang-ti-miao[65], sie sind dem Fremden gefährlich.«

      »Vor СКАЧАТЬ



<p>60</p>

Hier soviel wie Geschenk.

<p>61</p>

»Fremdlinge, Barbaren.«

<p>62</p>

Sse-hai = »Vier Meere« nennen die Chinesen ihr Land und sich selbst Sse-hai-dse d. i. »Söhne der Vier Meere«.

<p>63</p>

Zopf.

<p>64</p>

»Drachenmänner«; so werden die Flußpiraten genannt.

<p>65</p>

Tempel des Kriegsgottes.