Am Stillen Ozean. Karl May
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Название: Am Stillen Ozean

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Aber auf welche Weise werden wir diesen Mann hinunterbringen? Ich habe mit mir selbst grade genug zu schaffen, wenn ich nicht wie eine Bombe nieder in das Thal platzen will.«

      »Ich werde Eure Hilfe gar nicht brauchen; nur bitte ich Euch, mein Gewehr zu tragen.«

      »Eigentlich wollte ich das unglückselige Ding gar nicht wieder anrühren, aber wenn es nicht anders sein kann, so werde ich Euch den Gefallen thun. Gebt es her!«

      Er war mir behilflich, den Ohnmächtigen aufzunehmen; dann stiegen wir die Höhe hinab. Unten angekommen, fragte er:

      »Wo legt Ihr ihn nieder?«

      »Hier nicht, da es hier kein Wasser giebt. Wir müssen bis zu dem Bache, den wir vorhin passierten.«

      »Aber unsere Ziegen?«

      »Um diese können wir uns jetzt nicht bekümmern. Wir werden sie morgen holen oder holen lassen!«

      »Meinetwegen. Also vorwärts!«

      Wir hatten bis zu dem erwähnten Bache gar nicht weit. Ich legte den Chinesen dort nieder und entfernte die Kleidung von dem Arme, um die Geschwulst mit Hilfe des Wassers zu kühlen. Er erwachte dabei und bat:

      »Gebt mir zu trinken!«

      Dies geschah, und auch von unserm mitgenommenen Proviante aß er mit einer Begier, welche sehr deutlich zeigte, daß er gehungert hatte.

      »Sage mir deinen Namen,« bat er dann, »damit ich weiß, wie ich dich nenne, wenn ich dir danken will.«

      Ich nannte ihm denselben. Er schüttelte den Kopf.

      »Wenn man ein Wort sagt, muß man sich dabei etwas denken können, aber dein Name hat keine Seele. Erlaube mir, daß ich dich in der Sprache rufe, welche im Schin-tan (***** Schin tan wird China von den Buddhisten genannt.) gesprochen wird! Du bist ein Tao-dse; welchen Rang hat dir dein Kaiser gegeben?«

      »Ich reise in allen Ländern der Erde und schreibe dann Bücher über das, was ich gesehen habe.«

      »So bist du nicht bloß ein Hieu-tsai[31] oder ein Kieu-jin[32] sondern ein Tsin-sse[33] und hast Recht zu den höchsten Ehrenstellen deines Landes. Du bist groß und stark und klug; ich werde dich Kuang-si-ta-sse[34] nennen, denn dein Land liegt im Ti-si[35]. Wirst du es mir erlauben?«

      Kein Volk ist so höflich wie die Chinesen, und es ist eine beinahe tödliche Beleidigung, einen Bewohner der Mitte grob zu nennen. Der Name, welcher mir erteilt wurde, war ein sprechender Beweis, daß Kong-ni keine Ausnahme bildete. Dieser Name war zwar beinahe mehr als hochtrabend, aber was konnte es schaden, wenn ich ihn acceptierte? Darum antwortete ich:

      »Ich erlaube es dir. Wie hieß die Dschunke, mit welcher du Schiffbruch littest?«

      »Fu-schin-hai[36]. Der Teifun hat sie mit allen Leuten getötet, und ich bin ganz allein entkommen.«

      »Willst du mit uns nach Kuang-tscheu-fu gehen?«

      »Hast du ein Schiff, welches dorthin fährt?«

      »Es gehört diesem Manne, welcher mit demselben bereits durch alle Meere gefahren ist.«

      Er wandte sich zum Kapitän herüber.

      »So bist du ein Ti-tu[37]! Wie ist dein Name?«

      Ich antwortete an Stelle des Kapitäns:

      »Er spricht noch nicht die Sprache deines Landes, und ich werde also zwischen ihm und dir den Tun-sse[38], machen. Kapt’n, dieser Mann heißt Kong-ni und möchte auch Euern Namen wissen!«

      »Turnerstick,« antwortete der Angeredete.

      »Tu-re-ne-si-ki? Wirst du die Gnade haben, Ti-tu Tu-rene-si-ki Kuon-gan, mich mit nach Kuang-tscheu-fu zu nehmen?« fragte der Chinese.

      Ich übersetzte dem »Admiral Tu-re-ne-si-ki, Excellenz« diese höfliche Erkundigung. Er lachte im ganzen Gesichte und fragte mich:

      »Was heißt »ja« auf Chinesisch?«

      »Das kommt auf die Mundart an; entweder tsche oder ssche.«

      Er wandte sich zu Kong-ni und nickte mit dem Kopfe.

      »Tsche und meinetwegen auch ssche, alter Junge! Haben wir dich aus der einen Patsche herausgefischt, so werden wir dich doch nicht etwa in eine andere stecken. Wißt Ihr etwas, Charley? Dieser Mann hat sich einigermaßen erholt und wird wohl bis zum Strande laufen können. Es wird abend, und wir wollen machen, daß wir hier fortkommen!«

      Das war mir recht. Kong-ni erklärte, daß er genug Kraft besitze, selbst zu gehen. Ich gab ihm mein Taschentuch als Bandage, in welcher sein Arm ruhen konnte, und dann brachen wir auf. Der kurze Weg bis zur Jolle war bald zurückgelegt. Wir schoben sie in das Wasser, stiegen ein und griffen zu den Rudern. Kong-ni hielt sich wacker, und wir brachten ihn, der ohne unsere Jagdexpedition auf dem einsamen Stapleton-Island elend hätte verschmachten müssen, glücklich auf unser Schiff, wo ich seinen Arm sofort in die Behandlung nahm.

      Die Reparaturen, deren unser »The wind« bedurfte, stellten sich leider als sehr umfangreich und langwierig` heraus. Der Teifun hatte das ganze Gebäude des Schiffes arg zusammengerüttelt, dessen Fugen durch das Zerbrechen des Fock – und Bugmastes arg erschüttert worden waren. Zudem fehlten die beiden Boote, und um nur das Hauptsächliche herzustellen, bedurften wir eines Aufenthaltes von zwei Wochen in Port Lloyd. Dann endlich gingen wir in See nach Canton, wo die Hauptreparaturen bewerkstelligt werden sollten.

      Der Arm Kong-nis machte mir keine Sorge, denn die Heilung schien einen ganz guten, regelrechten Verlauf zu nehmen. Ueberhaupt war mir die Anwesenheit des Chinesen sehr vorteilhaft; er sprach den weicheren, wohllautenden südlichen Dialekt, ich aber hatte meine Uebungen im Dialekte von Peking gemacht. Deshalb behielt ich ihn fast während des ganzen Tages bei mir, um, ohne daß er es merkte, sein Schüler zu sein.

      Darauf war der Kapitän aufmerksam geworden.

      »Charley, sagt einmal, ist denn dieser Chinese gar so ein prachtvoller Mensch, daß Ihr keine Minute von ihm lassen könnt?« fragte er mich. »Ich muß Euch offen sagen, daß ich höchst unzufrieden mit Euch bin, denn Ihr vernachlässigt mich auf eine wahrhaft schauderhafte und unverzeihliche Weise.«

      »Ihr habt einigermaßen recht, Kapt’n, aber Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich Euch gestehe, daß ich mich meist der Sprache wegen zu Kong-ni halte. Ihr glaubt nicht, wie viel man schon in einer einzigen Woche zu lernen vermag, wenn man Gelegenheit hat, seine Studien in dieser praktischen Weise vorzunehmen.«

      »Ah, das ist es also, Ihr Schlaukopf! Ich bin ein wenig weit in der Welt herumgekommen und könnte es sehr gut gebrauchen, wenn ich mir hier und da einiges von anderen Sprachen zusammengelesen hätte; aber einesteils kommt man mit unserm Englischen an jedem Orte durch, andernteils habe ich ein ganz außerordentliches Talent, in fremden Sprachen weniger als nichts zu lernen. Ich habe einst sechs Monate lang Französisch getrieben und weiß nur noch, daß vaisseau Schiff heißt, und auch das werde ich in acht Tagen vergessen haben. Aber eine Schande СКАЧАТЬ



<p>31</p>

»Blühendes Talent«, wie der Baccalaureusgrad genannt wird.

<p>32</p>

»Beförderter Mensch«, ungefähr Licentiat.

<p>33</p>

»Vorgerückter Mann«, so viel wie Doktor. Auf diesen drei Graden beruht die Anstellungsfähigkeit in China, und nur einem Tsin-sse werden vornehmere Aemter übertragen.

<p>34</p>

Wörtlich: »Großer Glanz, Doktor aus dem Westen.«

<p>35</p>

»Westliche Erde.«

<p>36</p>

»Königin der Meere.«

<p>37</p>

Ein Ti-tu ist ein Admiral. Der Chinese versetzte in gewohnte Höflichkeit den Kapitän in diesen hohen Rang.

<p>38</p>

Dolmetscher, wörtlich: »Doktor der Sprache.«