Am Stillen Ozean. Karl May
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Am Stillen Ozean - Karl May страница 1

Название: Am Stillen Ozean

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ arl May

      AM STILLEN OZEAN

      Der Ehri

      Potomba

      Ein heiterer, wolkenloser Himmel breitete sich über uns aus; aber das strahlende Licht der Sonne vermochte die finstern Schatten nicht zu verscheuchen, welche auf den Zügen der wackern Seeleute lagen, die mit mir um das lodernde Feuer saßen, an welchem wir unser Mittagsmahl bereiteten.

      Vor uns lag der niedrige Strand, von drei scharfen, gefährlichen Korallenringen umgeben, außerhalb deren die See ihre weiten, glänzenden Wogen wälzte, während zwischen ihnen und der Küste das Wasser so unbewegt lag, als habe nie ein Sturm in diesen sonnendurchglühten Breiten getobt. Hinter uns stieg das Land zur Höhe, hier und da von grünen Eucalyptussträuchern, dichten Melaleuceen (Theebäumen) und Gruppen von Callitrisconiferen bestanden, unter und zwischen denen zahlreiche Akazia – und andere feinstielige Leguminosen-Arten eine dichte Bodenbekleidung bildeten. Auf dem höchsten Punkte der Insel stand Bob, der Zimmermann, denn an ihm war die Reihe, mit dem Fernrohre unausgesetzt den Horizont abzusuchen nach irgend einer Art von Segel, welches uns Befreiung aus unserer nichts weniger als angenehmen Lage bringen konnte.

      Wir hatten mit unserm guten Dreimaster »Poseidon« vor nunmehr sechs Wochen Valparaiso verlassen, um nach Hongkong zu segeln, in kurzer Zeit die sehr befahrenen Linien nach Callao, Guayaquill, Panama und Acapulco durchschnitten und waren dann in schneller, glücklicher Fahrt vor einem steifen Südostpassat immer scharf nach West gegangen, bis auf der ungefähren Höhe von Ducir und Elisabeth der Passat in einen Orkan umschlug, wie ich ihn von solcher Stärke und Unwiderstehlichkeit während meiner vielen Fahrten noch niemals erlebt hatte.

      Wir waren gezwungen gewesen, alle Leinwand, außer dem Sturmsegel, einzuziehen, und dennoch hatte der »Poseidon« einen Spielball der empörten Wogen gebildet, der durch keine menschliche Einsicht, Kraft und Geschicklichkeit zu regieren gewesen war. Jetzt lag unser Dreimaster gestrandet draußen zwischen den verräterischen Korallenklippen; der Kutter war über Bord gerissen worden; die Schaluppe hatte bei unserer Landung ein unheilbares Leck bekommen, und das Langboot stak auf einem spitzen, haarscharfen Riff, welches sich wie ein malayischer Dolch in seinen Bug gebohrt hatte.

      Die Brandung draußen riß Planke um Planke von dem Schiff, welches unrettbar verloren war, und wir hatten zwei Tage lang unter Anstrengung aller Kräfte arbeiten müssen, um von der Fracht und dem Proviante so viel zu bergen, als wir der gefräßigen See zu entreißen vermochten.

      Nun war es mit der schweren Arbeit zu Ende, und wir saßen, wie bereits gesagt, zwischen großen Warenballen und Fässern um das Feuer und bemühten uns, einer den andern an Düsterheit der Mienen zu übertreffen.

      Seitwärts stand Kapitän Roberts und war bemüht, die Länge und Breite zu berechnen. Wir hatten seit früh wieder freien Himmel, und es konnte ihm also jetzt, da sämtliche astronomische und nautische Instrumente gerettet worden waren, nicht schwer werden, seine Aufgabe genau zu lösen.

      »Nun, Kapt’n, seid Ihr fertig?« fragte der Steuermann, indem er ein mächtiges Stück Salzfleisch vom Feuer nahm, um die Bratschärfe zu prüfen, die es erlangt hatte.

      »Aye, aye, Maat; bin fertig!« lautete die Antwort.

      »Wo sind wir?«

      »Wir sitzen anderthalb Grad nördlich vom Steinbock auf dem zweihundertneununddreißigsten Grad östlich von Ferro.«

      »Wollte, wir säßen daheim in Hobokken bei Mutter Grys und hätten einen festen Stuhl oder Schemel unter uns und ein Glas Steifen vor der Nase. Was meint Ihr wohl zu dieser Insel, Kapt’n? Wird ihr Name ausfindig zu machen sein?«

      Der Kapitän neigte bedenklich den Kopf.

      »Hier giebt es mehr Inseln als Pockennarben in Euerem Gesichte, und das ist ziemlich viel gesagt, wie Ihr wohl wißt, Maat. Habt Ihr für jede Narbe gleich den richtigen Namen bei der Hand?«

      Der Steuermann bemühte sich, das Kompliment, welches der Vergleich für ihn enthielt, mit einem allerdings sehr sauren Lächeln zu erwidern.

      »Habe noch nie daran gedacht, meine ehrliche Physiognomie zu benamsen, Kapt’n. Aber wenn dieses unglückselige Stück Koralle hier noch keinen Namen hat, so sind wir wahrhaftig gezwungen, ihm einen zu geben. Ich schlage vor, wir heißen das Eiland Maatepockeninsel!«

      Er schien seinen Witz für außerordentlich geistreich zu halten, denn die Gesichtssäure verschwand, und neben dem riesigen Stücke Kautabaks, welches er im Munde hatte, drängte sich ein Lachen hervor, das nicht kräftiger und herzlicher gedacht werden konnte.

      Die Schiffsdisziplin ist eine außerordentlich exakte, und selbst der »unbefahrenste« Seejunge weiß, daß alle einstimmen müssen, wenn der Kapitän oder der Maat so gnädig ist, zu lachen; nur muß der eine sich leiser und der andere lauter beteiligen, je nach dem Range, den er auf der Schiffsliste einnimmt. Daher öffneten jetzt alle Mannen vom Hochbootsmann an bis herab zum Kajütenhelp die Lippen, um ihre Lachmuskeln pflichtschuldigst in Bewegung zu setzen. Sogar der Kapitän verzog den Mund, als wolle er ein beistimmendes Lächeln versuchen, und meinte dann:

      »Ich denke, wir befinden uns so zwischen Holt und Miloradowitsch auf einem weit nach West vorgeschobenen Platze. Was meint Ihr, Master Charley?«

      Ich war auf dem Schiffe der einzige Passagier gewesen, mit dem sich der sonst sehr schweigsame Kapitän unterhalten hatte; es war mir vorgekommen, als ob ich mich seiner Zuneigung rühmen dürfe, und er hatte wirklich die Gewohnheit angenommen, mich mehr zu Rate zu ziehen, als es sonst von einem Seemanne einem Laien gegenüber zu geschehen pflegt. Daher kam es, daß die Mannschaft einen gewissen Respekt vor mir hegte, der mir in manchen Fällen sehr zu statten kam und sehr oft eine kleine Bevorzugung oder Erleichterung zur Folge hatte.

      »Meine Berechnung vorhin stimmt ganz mit der Eurigen, Sir,« antwortete ich. »Zwar bin ich in diesen Gegenden noch nie gewesen, aber ich habe mich über sie sehr genau unterrichtet. Sicher ist es jedenfalls, daß wir uns auf einer der Pomatu-Inseln befinden, obgleich dieses Eiland eine andere Form zeigt, als man bei den andern gesehen hat.«

      »Ich war auch noch nicht hier,« gestand der Kapitän. »Wollt Ihr mir wohl sagen, wie die Pomatu-Inseln gebaut sind?«

      »Sie sind korallischen Ursprunges, meist rundlich gebaut und nicht viel höher als das Niveau des Meeres. Sie haben in ihrer Mitte meist einen kleinen See und tragen gewöhnlich auf dem harten Korallengrund eine fruchtbare Humusdecke. Der Archipel wurde zuerst von dem Spanier Quiros im Jahre 16o6 entdeckt und zerfällt in mehr als sechzig Gruppen.«

      »Wie weit rechnet Ihr von hier bis nach den Gesellschafts-Inseln?«

      »Sie liegen, wie Ihr wohl wißt, in der Richtung von Südost nach Nordwest zwischen dem zehnten bis achtzehnten Grad südlicher Breite und dem zweiundzwanzigsten Grad zu zweihundert östlicher Länge; wir haben also, wenn wir erst genau West nehmen und dann grad nach Nord umlegen, sechzehn Grade, und wenn wir die Meridiane und Breitenlinien im Diagonal nach Nordwest schneiden, vierzehn Grade zu durchmessen.«

      Roberts sah mich bei dieser Auseinandersetzung etwas von der Seite an. Der gute Kapitän war nämlich auf den ihm gewohnten Kursen ein ganz braver Schiffsführer, schien aber in andern Lagen etwas unsicher zu sein.

      »Vierzehn Grade; das ist ein langer Weg, besonders wenn man festsitzt und kein Schiff unter den Füßen hat!« brummte er.

      »Hm! Ich gab Euch ja den Rat, so viel Holz wie möglich zu bergen, um ein Fahrzeug zu bauen. Wir haben doch den Zimmermann und konnten alle mit Hand anlegen. Auch aus der Schaluppe, wenn wir sie nicht fahren ließen, und dem Kutter hätte sich vielleicht etwas machen lassen. Ihr aber habt das Gut gerettet, und nun sitzen wir fest, wie Ihr ja selbst sagt.«

СКАЧАТЬ