Am Stillen Ozean. Karl May
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Название: Am Stillen Ozean

Автор: Karl May

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nichts! Das muß ich verstehen! Ich bin ein alter erfahrener Mann, und ihr seid noch jung. Laßt Euch ein Beispiel erzählen. Master Cornpush, den ich nicht leiden kann, kommt zu mir und sagt mir Dinge, die mich wütend machen. Ich nehme ihn und werfe ihn die obere Treppe hinab, oder vielmehr, will ihn nur die obere Treppe hinabwerfen; er aber ist so ungeschickt und stürzt alle beiden Treppen hinunter, und ich mußte eine schwere Menge Strafgelder zahlen. So ist es mir mit diesem unglücklichen Master Cornpush ergangen; warum kann es mit der Kugel nicht ganz dasselbe sein? Ich will bloß die Ziegen treffen, aber die Kugel will partout zu Euch hinüber, fliegt über die Ziegen hinweg und Euch in den Kopf – nun, was dann, he? Und Ihr fragt, warum ich nicht geschossen habe, statt daß Ihr mir dafür dankt, daß ich so geistesgegenwärtig war, Euch das Leben zu retten? Charley, das hätte ich nicht von Euch erwartet!«

      Ich gestehe, ich war vollständig verblüfft über diesen Vorwurf, welcher mit solchem Ernste und solcher Ueberzeugung vorgetragen wurde; auch wollte ich den Mann nicht noch mehr in Harnisch bringen und darum antwortete ich nur:

      »Aber warum schoßt Ihr denn nicht hinter den Ziegen her?«

      »Konnte ich, wenn dieser Henry – oder Harry – oder Parrystutzen nicht losgehen will? Ich habe gedrückt und gekniffen, gezogen und geschoben aus Leibeskräften – pshaw, er wollte einmal nicht! Hier habt Ihr Eure Schießröhre wieder! Wenn ich wieder einmal auf Ziegen gehe, so nehme ich mir eine Feueresse mit; von der weiß ich doch wenigstens, daß sie losgeht! Wo nehme ich nun meine sechs Tiere her, he?«

      »Hm, leider,« lachte ich; »sechs Ziegen auf zwei Schüsse!«

      »Charley, bringt mich nicht in Krawall! Her mit meiner Büchse! Habt ihr etwas damit geschossen?«

      »Ja, zwei. Die eine ist tot, und die andere ging dort hinauf; sie ist verwundet und hat stark geschweißt.«

      »Ist das etwa zu verwundern?« fragte er ingrimmig. »Wenn so ein armes Tier verwundet ist und einen solchen Berg hinauf muß, wird es doch wohl schwitzen dürfen!«

      Jetzt wurde aus meinem Lachen ein förmliches Gelächter. Das aber brachte ihn so in Harnisch, daß er mir die Büchse aus der Hand riß.

      »Charley, Ihr seid ein Barbar, ein vollständig gefühlloser Mensch; ich habe mit Euch nichts mehr zu schaffen. Segelt von Port Lloyd nach Canton, mit wem Ihr wollt, nur aber mit mir nicht!«

      Er warf mir den Bergstock vor die Füße und schritt mit einer Gebärde der höchsten Indignation fort. Ich ließ ihn laufen, denn ich wußte sehr genau, daß er wieder kommen werde. Ich nahm also meinen Stock auf und stieg den Spuren der verwundeten Ziege nach. Gleich hinter der zu erglimmenden Höhe mußte die See liegen, wie ich von dem gegenüberliegenden Punkte der Thalwand gesehen hatte. Fährte und Schweiß waren deutlich zu erkennen und führten mich nach einem schmalen Plateau, welches sich senkrecht nach der See abzustürzen schien. Hart am Rande desselben lag die Ziege. Sie war schwer getroffen und versuchte, sich zu erheben, als sie mich erblickte. Ich machte durch einen sichern Schuß ihrer Qual ein Ende.

      Kaum war der Knall verhallt, so war es mir, als ob ich tief unten einen Ruf vernähme. Ich legte mich nieder, bog den Kopf über den scharfen Rand des Felsens hinaus und blickte hinab. Ganz wie ich vermutet hatte, fiel die Felsenwand beinahe senkrecht zur Tiefe und bildete einen kleinen Halbkessel, welcher in seinem Hinterteile höchsten dreißig Fuß breit war, nach vorn, wo er von den Wogen der See bespült wurde, sich allmählich erweiterte und sich ringsum so streng abgeschlossen zeigte, daß ihn wohl noch nie ein lebendes Wesen betreten hatte. Von oben war wohl kaum hinabzukommen, und an der Wasserseite verwehrte eine scharfe Korallenbarre, über welche sich die See in hohen Wogen brach, den Zugang. Und doch stand ein Mensch da unten, der mich bemerkt hatte und mir durch Gestikulationen zu verstehen gab, daß er sich in einer verzweifelten Lage befinde.

      Ich konnte die Laute hören, die Worte aber nicht verstehen, seine Kleidung jedoch sagte mir, daß er ein Chinese sei. Wie kam der Mann nach Stapleton-Island und noch dazu in diese unzugängliche Bucht? Freiwillig jedenfalls nicht. Aber wie war es möglich, ihn herauszubringen? Ich überlegte noch, wie dies möglich sei, als ich hinter mir Schritte hörte. Ich drehte mich gar nicht um, denn ich vernahm aus dem lauten Schnaufen, daß es mein reuig zurückkehrender Frick Turnerstick sei.

      »Alle Wetter, war dies geklettert! Ich will lieber an tausend Mastbäumen hinauf, als diesen Berg wieder hinunter!« seufzte er.

      Der gute Mann ließ ganz außer acht, daß er dennoch auf jeden Fall wieder hinab müsse.

      »Wollt Ihr vielleicht auf dieser Seite hinab, Sir?« fragte ich, auf den Abgrund deutend.

      Er streckte alle zehn Finger abweisend aus.

      »Fällt mir niemals ein! Ich glaube, ich käme so unmäßig schnell in die Tiefe, daß der Kapitän Frick Turnerstick als Wrack unten läge, an welchem man weder Rumpf noch Masten oder Spieren und Stengen zu erkennen vermöchte.«

      »Und doch müßt Ihr hinab!«

      »Ich? Müssen? Warum? Charley, ich komme in ganz guter und rechtschaffener Absicht wieder, und Ihr wollt mich dafür geradezu in den Tod jagen. Ist das recht von Euch?«

      »Ja, was soll denn aus dem Manne da unten werden, wenn ihr ihn nicht heraufholt?«

      »Ein Mann? Wo?«

      »Macht es, wie ich: Legt Euch nieder und seht ihn Euch an!«

      Er folgte dieser Aufforderung mit sehr bedeutender Vorsicht und fragte dann:

      »Ein Chinese, nicht, Charley?«

      »Ja.«

      »Wie kommt der Kerl in diesen Käfig?«

      »Das wird er uns wohl sagen. Zur See können wir nicht zu ihm; das ist wegen der fürchterlichen Barre dort unmöglich; also müssen wir hier hinunter.«

      Der Kapitän machte ein ganz verzweifeltes Gesicht.

      »Hört, Charley, ich möchte dem Kerl von Herzen gern helfen, aber was kann es ihm nutzen, wenn ich seinetwegen Hals und Bein breche?«

      »Das ist richtig. Also werde ich versuchen, hinabzukommen.«

      »Wird Euch nicht anders gehen,« meinte er ängstlich.

      »Wollen sehen! Ganz hinunter kann ich allerdings unmöglich, aber es ist gut, daß ich mein Lasso bei mir habe. Seht dort den Feyé[20] am Rande stehen! Von da aus lasse ich mich auf den schmalen Vorsprung, den Ihr unter ihm seht, hinab, und ist Eure Aufgabe, den Lasso, welchen ich bei meiner Rückkehr werfen werde, aufzufangen und an den Stamm zu binden. Ihr haltet natürlich mit, wenn ich einporsteige.«

      Wir schritten bis zu dem Feyé hin, an welchen ich, tief an der Erde, den Lasso befestigte. Dann warf ich Jacke und Mütze ab und ließ mich auf den erwähnten Vorsprung, welcher vielleicht fünfzehn Fuß unter uns lag, hinab.

      »Den Lasso los, Kapt’n!«

      »Aye, aye! Aber nehmt Euch in acht, Charley; wenn Ihr stürzt, so kann Euch niemand helfen!«

      Ich legte mir den Lasso um den Leib und stieg weiter. Die ganze Höhe des Felsens mochte vielleicht zweihundert Fuß betragen. Von dem vier Fuß breiten Absatze, zu welchem ich mich niedergelassen hatte, war es für einen geübten und schwindelfreien Bergsteiger nicht schwer, bergab zu kommen, und nun ungefähr zwanzig und etliche Fuß über der Sohle des Kessels hörte diese Möglichkeit vollständig auf. Ich langte glücklich СКАЧАТЬ



<p>20</p>

Bergbanane.