Название: Die Regulatoren in Arkansas
Автор: Friedrich Gerstacker
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Ihr werdet ihn mit Eurem gotteslästerlichen Fluchen nicht herbeirufen«, erwiderte kopfschüttelnd der andere: »aber«, fuhr er dann, etwas lebhafter werdend, fort, »auch mir dauert die Zeit zu lang. Ich muß um zehn Uhr in der Betversammlung sein und habe noch sechs Meilen bis dahin zu reiten.«
»Die beiden Geschäfte scheinen sich bei Euch sehr gut zu vertragen!« Der Jäger lächelte verächtlich. »Predigen und Pferde stehlen – hm, paßt wirklich recht gut zusammen, kann auch recht gut nebeneinander bestehen, denn der ’Sabbat‹, wie Ihr ihn nennt, ist doch ein schlechter Tag für unser Geschäft. Aber laßt die Faxen hier im Wald, wo wir unter uns sind. ‹s ist – das wenigste zu sagen – langweilig.«
»Nun, habt keine Angst, Ihr sollt nicht lange mehr damit belästigt werden«, entgegnete Rowson, während er mit Wohlbedacht eine Prise aus einer Muscheldose nahm. »Doch seht«, fuhr er dann lebhafter fort, »Euer Hund spitzt die Ohren – er muß etwas wittern.«
Ein grau- und schwarzgestreifter Schweißhund hatte sich, einige Schritte von den Männern entfernt, auf dem einzigen kleinen sonnigen Fleck zusammengeknäult, wo ein umgestürzter Baum in das dichte Laubdach eine Lücke gerissen. Vorsichtig windend hob der Hund jetzt die Nase einen Augenblick in die Höhe, knurrte dann leise, wobei er einen schwachen Versuch machte, mit dem Schwanz zu wedeln, und fiel wieder in seine alte Lage zurück. Sein Herr, der ihn indessen aufmerksam beobachtet hatte, sprang mit zufriedenem Blick auf und rief:
»Nun endlich – Zeit ist’s, daß er kommt. Deik kennt ihn auch gut genug, mag aber seinen warmen Fleck dort nicht verlassen. Hallo – da ist er schon! – Nun, Rusch, Ihr glaubt wohl, man hält sich hier der Annehmlichkeit wegen zwischen den Moskitos und Holzböcken auf? Was, zum Henker, hat Euch abgehalten, zur rechten Zeit hier zu sein?«
Der Letztgekommene zeigte sich als ein Mann in mittleren Jahren und ging, wie der Prediger, anständig und reinlich gekleidet. Außerdem trug er aber, obgleich sonst gerade nicht jagdmäßig angezogen, eine Kugeltasche an der rechten Seite und eine lange gezogene Büchse auf der Schulter.
»Guten Morgen, Gentlemen«, wandte er sich jetzt an die ihn begrüßenden Männer, »guten Morgen, und seid nicht böse, daß Ihr habt auf mich warten müssen, aber – ich konnte nicht früher kommen. Der junge Laffe, der Brown, und der alte Harper mit der verdammten Rothaut krochen mir im Weg herum, und ich wollte mich nicht gern nach dieser Richtung zu sehen lassen. Die guten Leute fangen mir überhaupt an zu gescheit zu werden, und das schleichende Skalpiermesser schnüffelt in einem fort im Wald – umher. Höll’ und Teufel, warum dulden wir den Indianer eigentlich hier in der Nachbarschaft! Ich habe fast so eine Ahnung, als ob die Kugel schon gegossen wäre, die ihm in seine Jagdgründe verhelfen mag.«
»Ich glaube selber, Rusch«, sagte Cotton, »daß das Stück Blei vortrefflich angewandt wäre.«
»Hört einmal, Cotton«, wandte sich der Neugekommene halb ärgerlich an den Jäger, »ich wollte, Ihr nenntet mich nicht immer bei dem verwünschten Namen. Er fährt Euch einmal heraus, wenn es Fremde hören, und dann käm’ ich in des Teufels Küche. Sagt ’Johnson‹, wenn wir auch unter uns sind – Ihr gewöhnt Euch besser dran.«
»Nun meinetwegen«, erwiderte spöttisch der andere, »mir auch recht, Rusch oder Johnson, dem Strick entgeht Ihr doch nicht, sowenig wie wir anderen. Aber fidel wollen wir sein, solange wir noch beisammen sind, und dann ans Geschäft, denn wir haben in den letzten vierzehn Tagen keinen Cent verdient. Es wird Zeit, daß wir wieder anfangen.«
Er hatte bei diesen Worten eine kleine Whiskyflasche aus seiner wollenen Decke herausgewickelt, drehte den Stöpsel heraus und setzte sie dann mit einem zufriedenen »Prost« an die Lippen. Erst nachdem er einen tüchtigen Schluck genommen, hielt er sie dem ihm am nächsten stehenden Rowson hin und rief:
»Da – stärkt Euch zu Eurer Predigt heute morgen, Ihr werdet’s brauchen können. Verdammt will ich sein, wenn ich nicht drei solche Flaschen im Leibe haben müßte, um ruhig zuhören zu können, und sogar dann würde ich noch die Bedingung stellen, daß ich eingeschlafen sein müßte, ehe Ihr angefangen hättet.«
»Danke«, sagte Rowson, den dargebotenen Trunk abweisend, »danke schön, ich möchte nicht gern heute morgen nach Whisky riechen. Gebt die Flasche an Johnson, der wirft ihr ohnedies schon sehnsüchtige Blicke zu.«
»Nichts besser als ein heißer Trunk am Morgen«, sagte der Neuankömmling, indem er ohne weitere Umstände dem Jäger Bescheid tat. »Aber Weston«, fuhr er dann, sich an den Jüngsten wendend, fort, »was habt Ihr denn, Ihr kratzt Euch ja, als ob Ihr wie eine Schlange die Haut abschälen wolltet; hat Euch ein Moskito gestochen?«
»Einer?« fragte der junge Mann ärgerlich, indem er hinzutrat und die Flasche aus Johnsons Hand nahm. »Einer? Die Luft ist hier dick voll von ihnen, und es kommt mir fast so vor, als ob Harper recht habe, der neulich behauptete, es wären so viele von diesen verwünschten, scharfgesichtigen Burschen hier, daß man bei Tisch, wenn man nur einmal mit dem Messer durch die Luft hiebe, den ganzen Teller voll Flügel und Beine hätte.«
»Hoho!« lachte Cotton. »Ihr gewöhnt Euch schon daran; kommt da freilich gerade aus den Missouri-Bergen herunter, wo, wie ich mir habe erzählen lassen, die Leute nachts ohne Rauch im Freien schlafen können; hier möchte ihnen das schwerfallen.«
»Gentlemen, denken Sie daran, weshalb wir hier sind«, bemerkte Rowson jetzt etwas ungeduldig, »die Zeit vergeht, und ich muß wahrhaftig fort. Überhaupt ist dies keineswegs ein so ungemein sicherer Platz, wenn Johnson wirklich den Indianer mit seinen Freunden hat in der Nähe herumkriechen sehen. Ich schlage also vor, daß wir ohne weitere Umstände ans Werk gehen und jetzt endlich verabreden, was wir eigentlich verabreden wollten.«
»Brav gesprochen, großer Prophet!« rief Cotton und schlug dabei dem Redner mit der Faust so kräftig auf die Schulter, daß dieser schmerzhaft das Gesicht verzog und dem Allzufreundlichen einen tückischen Seitenblick zuwarf, jedoch mit großer Selbstüberwindung seinen Ärger verbiß und, bedächtig die Männer ansehend, fortfuhr:
»Wir haben, dank den geschäftigen Schuften, die nicht allein in der Ansiedlung, sondern im ganzen County, ja im ganzen Staate umherstreifen und sich unter dem Namen ’Regulatoren‹ breitmachen, mehrere Wochen lang brachgelegen und nicht einen Pfennig verdient. Gestern ist, wie Ihr alle wißt, ein Botschafter von der Insel dagewesen, der dringend gute Pferde fordert, die zu einem Landtransport oder was weiß ich verwandt werden sollen, und wir kleben hier und legen die Hände in den Schoß. Das geht nicht länger. Ich brauche Geld, wie jeder von Euch, und mit Maisbau und Schweinezucht durch jahrelange Arbeit zu verdienen, was gewissermaßen auf dem Tischtuch vor uns liegt, wäre lächerlich; also zur Tat denn. Da ich durch den guten Ruf, den ich mir zu erwerben gewußt habe, obgleich ich doch eigentlich nur ein schwacher, sündhafter Mensch bin…«
»Höll’ und Teufel, laßt den Unsinn!« unterbrach ihn Cotton, ärgerlich mit dem Fuß stampfend, »plappert Euren Gebetkram her, wenn Ihr bei Roberts seid, aber schenkt uns hier reinen Wein ein.«
»Da ich durch den guten Ruf, den ich mir zu erwerben gewußt«, wiederholte Rowson und machte eine besänftigende Gebärde gegen Cotton, »auf vielen, sehr vielen Farmen Zutritt erhalten habe, so hat mir das natürlich Gelegenheit gegeben, den Vieh- und besonders den Pferdestand der Eigentümer genau zu untersuchen. Meiner Meinung nach also gibt es für uns keine ergiebigere Gegend als Springcreek, an der anderen Seite vom Petite-Jeanne. Husfield СКАЧАТЬ