Himmel (jetzt reicht's aber). Andrea Ross
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Название: Himmel (jetzt reicht's aber)

Автор: Andrea Ross

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isbn: 9783967525328

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СКАЧАТЬ mich natürlich auch daran, auszugehen und Leute kennen zu lernen. Na ja, er ist jetzt Vier und wird auch größer, dann wird das bestimmt besser werden. Apropos Dennis – ich glaube, ich muss dann! War schön, dich wieder mal zu treffen.« Belinda drückte seine Schulter und wollte eilig davongehen.

      »Warte mal, ich begleite dich zurück. Hast du ein Auto dabei, wo wohnst du denn eigentlich?« Plötzlich hatte Steve Angst vor dem Alleinsein, vor der Wiederkehr in seine arg belastete Gedankenwelt.

      »Klar besitze ich ein Auto, das parkt bei eurem Haus gleich um die Ecke. Damit es den feinen Herrschaften nicht peinlich sein musste, mit welch einer alten Schüssel ich hier ankomme. Ich wohne aber nicht in Hamburg, sondern drüben in Cuxhaven«, verriet Belinda grinsend.

      Cuxhaven! Wie Lena! Stephen war beim neuerlichen Gedanken an Lena wie elektrisiert, ohne sich das anmerken zu lassen. Im Plauderton meinte er: »Das ist ja nicht völlig aus der Welt. Wir könnten uns doch demnächst mal treffen, wenn du magst. Ich habe meinen Neffen schließlich noch nie gesehen und möchte den jungen Mann endlich kennen lernen«, schmunzelte Stephen, während er seine Halbschwester zum Auto begleitete. Belinda freute sich tierisch und die beiden tauschten eifrig ihre Telefonnummern aus.

      »Bis bald!« Belinda stieg in ihren alten, grünen Peugeot 206 und brauste davon. Es fuhr einen heißen Reifen, das Schwesterchen. Ihr Temperament erinnerte eher an die Spanierin Yolanda als an die sanfte Lena.

      Yoli … bestimmt war sie jetzt im Jahre 2004 noch/wieder am Leben, je nachdem, wie man es betrachtete. Dieser Gedanke freute Stephen, denn die Schuldgefühle wegen ihres Todes hatten ihn im vorigen Leben nie komplett verlassen. Schließlich war sie mit SEINER Harley verunglückt. Oder vielmehr würde ihr dieses Unglück erst noch passieren, schon im nächsten Jahr. Jedoch nur, falls er wieder nach Spanien auswandern und sich nicht von ihr fernhalten würde. Aber musste er denn unbedingt wieder nach Spanien gehen? Der ursächliche Streit mit seinem Vater jedenfalls würde nach Lage der Dinge todsicher ausfallen.

      Nachdenklich blieb Steve noch ein paar Minuten auf demselben Fleck stehen. Er könnte ja Belinda besuchen, sich dabei in Cuxhaven etwas umsehen und vielleicht würde er, ob Zufall oder nicht, hierbei Lena treffen und einen ersten neuen Grundstein legen können …

      Ihm war nicht bewusst, auf welche ihm bislang unbekannten Äste Yggdrasils er soeben im Begriff war abzubiegen.

      * * *

      Kirstie saß in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch, wühlte sich seit Stunden entnervt durch riesige Stapel von Papieren. Um sie herum standen Dutzende von Aktenordnern, doch keiner davon schien das Gesuchte zu enthalten. Stephen lugte ins Zimmer, wollte seine Mutter mit einem Kaffee aus ihrer Grübelei retten.

      »Du kommst gerade recht«, seufzte sie resigniert. »Ich muss dich unbedingt etwas fragen, auch wenn ich weiß, wie wenig du aus nachvollziehbaren Gründen mit Vater kommuniziert hast. Aber ich kann bestimmte Dokumente einfach nicht finden, vielleicht hat er ja trotzdem dir etwas darüber verraten!«

      Stephen konnte sich durchaus denken, was sie suchte. »Jetzt komm erst mal mit hinunter, wir trinken auf der Terrasse einen Kaffee. Ich glaube, mir sind da einige Zusammenhänge klarer als dir. Zwar kann ich dir schlecht erklären warum – doch ich habe Vater im Laufe der Zeit besser kennen gelernt, als du denkst.«

      Natürlich hatte er das; schließlich musste er gleich zwei Erwachsenenleben mit Thomas McLaman verbringen, das zweite sogar wegen der intensiven Zusammenarbeit bei der LAMANTEC AG ziemlich auf Tuchfühlung. Doch das konnte er seiner Mutter SO nicht erzählen, auf keinen Fall.

      Mutter und Sohn nahmen auf der Terrasse neben dem Pool Platz. Stephen liebte diese Stelle ganz besonders, denn ein namhafter Gartendesigner hatte vor einigen Jahren begeistert seine spontane Idee aufgegriffen und eine kleine Wasserkaskade geschaffen. Die ergoss ihr Wasser nun gurgelnd und glucksend wie ein Bach in einen kleinen Teich, der optisch nur durch ein dekoratives Bruchstein-Mäuerchen von der geschwungenen Silhouette des Schwimmbeckens getrennt war.

      Schweigend genossen beide ihren heißen Kaffee, jeder für sich in Gedanken versunken. Dann klärte Stephen seine Mutter schweren Herzens auf.

      »Es gibt kein Testament und auch keine Lebensversicherung, Mama. Du brauchst gar nicht weiter danach zu suchen. Vater war halt so – nach ihm die Sintflut. Er war ein Mensch, der auch nie ernsthaft ins Kalkül gezogen hätte, vorzeitig abzuleben. Es durfte ohnehin keinerlei Umstände geben, die er nicht selbst kontrollieren konnte. Nicht einmal den Tod. Tut mir leid, aber ich glaube, wir müssen ohne solche hilfreichen Verfügungen zu Recht kommen.«

      Kirstie starrte ihn erschrocken an. »Wie kannst du das wissen? Selbstverständlich kenne ich seine Denkweisen … aber dass er so weit gehen konnte?« Sie blickte ungläubig drein, sträubte sich innerlich gegen die bittere Erkenntnis, dass es ihrem verstorbenen Mann tatsächlich egal gewesen sein könnte, wie sie nach seinem Tod in finanzieller Hinsicht überleben würde.

      »Ich bin mir ziemlich sicher, aber durchsuche ruhig weiter seine Unterlagen, wenn du mir nicht glaubst. Rufe zur Sicherheit seinen Anwalt an, falls er bei diesem oder einem Notar Verfügungen hinterlassen hat. Aber ich würde mich an deiner Stelle von vornherein damit abfinden, dass diese Bemühungen höchstwahrscheinlich vergeblich sein werden. Das hält hinterher wenigstens die Enttäuschung in Grenzen.«

      Als Stephen registrierte, wie schockiert seine Mutter auf ihre Fingernägel starrte, taten ihm seine allzu nüchternen Ausführungen leid; er stand auf, legte ihr die Arme um die Schultern und sagte in weitaus einfühlsamerem Ton: »Wie dem auch sei – du bist nicht allein, schließlich hast du noch mich! Ich werde dir helfen, wo ich nur kann. Zum Beispiel kann ich in der Firma nach dem Rechten sehen, deren Leitung an Vaters Stelle übernehmen und die existierenden Projekte fortführen, das wird mir eine Ehre sein. Du wirst sehen, ich bringe die LAMANTEC AG eines Tages ganz groß raus!«

      Jetzt sah Kirstie drein, als sei er Münchhausen persönlich, der gerade üble Lügengeschichten erzählt. »Stevie, sei mir bitte nicht böse, aber du hast dich noch nie für die Firma deines Vaters interessiert, ganz im Gegenteil! Was ihn übrigens sehr enttäuscht hat, doch das ist dir bekannt. Dir fehlt es an sämtlichen Kenntnissen über dieses Imperium, genau wie mir auch. Also, entweder Simon bekommt das in Kürze auf die Reihe, oder wir müssen uns zurückziehen und unsere Anteile verkaufen!«

      »Simon? Wieso Simon?« Stephen kramte in seiner Gehirnschublade. Ach, genau! Siedend heiß fiel es ihm wieder ein. Anders als in seinem zweiten, parallelen Leben gab es Simon Jansen im ersten Leben als seinen Vorgesetzten und er selbst war nur ein ihm unterstellter Programmierer gewesen, der weisungsgebunden arbeitete. Aber hatte Simon überhaupt 2004 schon eine Anstellung bei der LAMANTEC inne gehabt?

      Kirstie stöhnte. »Stimmt, du weißt es ja noch gar nicht! Vater wollte nächste Woche mit dir reden und befürchtete schon im Vorfeld, dass du dich mit ihm anlegen würdest. Genauer gesagt rechnete er fest mit deiner Absage. Also, zur Verdeutlichung: dein Vater wollte dich einstellen. Er hatte gemeint, dass du gefälligst dein Potential in das einstige Familienunternehmen einbringen sollst, anstatt mit deinen Programmen konkurrierende Firmen reich zu machen. Aber er kannte natürlich auch deine Einstellung zu allem, was mit seiner Person zu tun hatte. Insbesondere dein Problem, dich ihm bedingungslos unterzuordnen. Von der Pike auf hättest du dich in der Firma hocharbeiten sollen und gerade deshalb rechnete er nicht ernsthaft mit deinem Einverständnis. Aus diesem Grund sagte er diesem Simon gegen meinen Widerstand schon mal unter Vorbehalt zu, auch wenn die Verträge noch nicht unterzeichnet sind. Tut mir leid, aber haargenau so war das!« Himmel noch mal, genau dieses Gespräch mit Vater war einst dafür verantwortlich gewesen, dass er nach Spanien auswanderte! Nur mit seiner Harley, den Klamotten auf seinem Leib und dem Notebook. Viel mehr hatte nicht in den Rucksack gepasst, den er in sein neues Heimatland mitnahm. Doch dieses Mal hatte СКАЧАТЬ