Himmel (jetzt reicht's aber). Andrea Ross
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Название: Himmel (jetzt reicht's aber)

Автор: Andrea Ross

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isbn: 9783967525328

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СКАЧАТЬ als man am Hamburger Flughafen auf ihn schoss. Na und? Er war Geschäftsmann gewesen, zumindest zum Schluss …

      »So kleidet man sich eben auf der Erde, wenn man etwas erreichen will! Kleider machen Leute. Ich habe schließlich bis zum bitteren Ende versucht, die Welt zu retten. In eurem Auftrag. Und das, obwohl man mir alle nur verfügbaren Steine in den Weg legte. Zuerst das ganze Theater, bis ich endlich zu Lena finden durfte, die schwierige Erziehung des Messias, dann die jahrelangen Bemühungen mit dem Videospiel, welches nebenbei die Welt vereinte. DAS soll falsch gewesen sein? Ihr findet auch immer ein Haar in der Suppe! Kann man euch überhaupt etwas recht machen?« Natürlich war Steve klar, dass er sich soeben nicht sehr beliebt gemacht hatte. Aber da musste eine Klärung her! Sonst würde er bestimmt bis ans Ende der Ewigkeit an offenen Fragen herumkauen müssen.

      »Auftrag, Stephen McLaman? Du sprichst von einem ausdrücklichen Auftrag, die Erde vor der Apokalypse zu retten? Nun, dein Verhalten ist nicht diskutabel, wir stellen hier nur fest. Anstatt viele Worte zu verlieren, zeigen wir dir deinen letzten Besuch hier oben lieber noch einmal in Bildern. Ebenso eine Zusammenfassung deines – wie du das nennst – zweiten Lebens, das du von uns vertrauensvoll geschenkt erhalten hattest. Danach benenne uns bitte die Stelle, an der wir dir angeblich den Auftrag gaben, die Apokalypse abzuwenden!«

      Die Zentrale der Macht verwandelte sich augenblicklich in eine Art IMAX-Kino, nur ohne technische Hilfsmittel. Stephen beobachtete sein früheres Selbst beim Auftritt vor diesem Tribunal. Sah, wie man ihn über die Bedeutung der Zahl 12 in Kenntnis gesetzt, ihm Lenas Kindheit und Jugend präsentiert und schließlich erklärt hatte, dass er sie unbedingt beschützen sollte. Vor allem hatte er Sorge dafür zu tragen, dass Lena nicht noch vor der Geburt ihrer Tochter, des neuen Messias, Selbstmord begehen würde. Was er zwar unter dem Strich gemeistert hatte, jedoch nach Meinung des Tribunals in höchst unzulänglicher Manier.

      Es folgte die Zusammenfassung seiner zweiten Existenz auf Erden. Stephen tat sich selber Leid, all seine vergeblichen Bemühungen noch einmal mitansehen zu müssen, die Welt zu retten oder wenigstens den Ablauf seines parallelen Lebens auf die vertraute Schiene des ersten zu lenken, um nur noch die finale Sequenz seines unrühmlichen Abganges verändern zu müssen. Aber kleinste Abweichungen hatten seinen Lebensweg dieses Mal in eine komplett andere Richtung geführt, ihn wider Willen andere Abzweigungen auf dem Lebensbaum nehmen lassen. Sein verzweifeltes Gegensteuern hatte nichts gebracht.

      Genau! Yggdrasil, die Weltenesche. Die Spanierin Mercedes hatte ihm einst mühevoll diese Zusammenhänge begreiflich gemacht, in der virtuellen Zusammenfassung seines Lebens hatte er diese interessante Frau soeben wiedersehen können.

      Bald schon war die Vorführung an dem Punkt angelangt, als Steve sich mit Leib und Seele in seines Vaters Software-Firma LAMANTEC AG einbrachte und blind vor lauter Feuereifer an dem Videospiel »Die Ikarus-Matrix« arbeitete, zusammen mit dem ebenso besessenen Daniel »The Freak« Biterman. Wonach das Spiel schnell zum Welterfolg wurde und es der Menschheit ermöglichte, Lösungen zur Abwendung der drohenden Apokalypse zu erarbeiten. Zumindest theoretisch.

      »Na ja«, musste Stephen an dieser Stelle gedanklich einräumen.

      »Das Theater mit Geschäftsmann und Anzug hätte echt nicht sein müssen. Da war ich wohl wirklich nicht ich selbst, habe ein wenig meine Persönlichkeit verraten. Aber das wird doch hoffentlich nicht der Grund dafür sein, dass ich jetzt dort nach unten in die Hölle …«

      Weiter konnte Stephen diesen Gedanken nicht spinnen, denn soeben wurde er in dieser abstrusen Kinovorstellung erschossen und die Aufzeichnung riss ab. Wieder erhielt er keinen Hinweis darauf, ob die Welt nun kurze Zeit später wie in seiner letzten SpielSimulation untergegangen war oder weiter existieren durfte. Er beschloss, das Tribunal bei passender Gelegenheit danach zu fragen.

      »Also, Stephen? Hast du irgendwo eine Stelle gefunden, an der wir dich mit der Abwendung der Apokalypse beauftragten?« Die donnernde Stimme klang streng, fordernd. Stephen konnte sich lebhaft vorstellen, weshalb nordische Menschen früher an Thor, den Donnergott geglaubt hatten.

      »Nein, nicht so direkt. Eher indirekt. Ich sollte doch die Mutter des Messias retten und diesen dann aufziehen und beschützen, nicht wahr? Nachdem der Messias wiederum für die Sache mit dem Weltuntergang zuständig war, verstand es sich doch selbst, dass ich mich da berufen fühlte, Jessica zum Umdenken zu bewegen!« Stephen war sich der Richtigkeit seiner Denkweise noch immer gewiss. Die Welt hatte ihn gelehrt, stets gegen alles was negativ, böse oder zerstörerisch anmutete, erbittert anzukämpfen. Woran wohlgemerkt die Religion nicht ganz unschuldig war.

      »Richtig erkannt, Stephen McLaman. Du hattest den Auftrag also tatsächlich verstanden. Dein großer Fehler war, aus einer klaren Anweisung Dinge abzuleiten und zu interpretieren, die weit außerhalb deiner Befugnisse lagen. Selbst als du merktest, dass Jessica unbeirrt ihrer Bestimmung folgte – sie hat dich sogar mehrfach gewarnt – konntest du dieses irrige Verhalten nicht aufgeben und hast nebenbei noch Menschen aller Nationen in dieses sinnlose Streben mit hinein gezogen. Eigentlich müssten wir dich jetzt hinunter zu deinem Vater schicken, denn man kann dir durchaus Vorsatz unterstellen; du hast bewusst zuwidergehandelt und »Gott« spielen wollen. Nur aus einem einzigen Grund sind wir bereit, dir eine weitere Chance zuteilwerden zu lassen: der Messias hat persönlich um die Verschonung deiner Seele gebeten. Hat angeregt, dich noch einmal hinunter auf die Erde zu entsenden, denn du seist kein schlechter Mensch; dem konnten wir zustimmen. Aber sei gewarnt, Stephen McLaman: dies ist unwiderruflich der letzte Versuch, der dir gewährt wird. Um mit den einstigen Worten des Messias zu sprechen: du hast eine Entscheidung zu treffen, wäge sie im Interesse deiner Seele weise ab! Dieses Mal geben wir dir ausdrücklich keinen Auftrag mit auf den Weg; somit gibt es auch nicht den geringsten Grund für dich, wieder in blinden Aktionismus zu verfallen. Viel Glück!« Noch ehe Stephen das Gehörte verarbeiten oder akzeptieren konnte, verschwammen die Konturen der 12-teiligen Einheit zu einer einzigen, die jetzt die Umrisse von Jessicas schönem Gesicht zeigte. Dieses nickte ihm aufmunternd zu, verschwamm bis zur Unkenntlichkeit und löste sich dann in Nichts auf.

      Als Stephen langsam das Bewusstsein verlor, wurde ihm schmerz-

      haft klar, dass er erneut keine abschließende Auskunft erhalten würde, ob die Welt nun untergegangen war oder nicht. Oder darüber, weshalb man ihn und seinen Vater erschossen hatte. Hilflos dämmerte er hinüber in sein neues Leben.

      * * *

      

       Kapitel 2

      Kleine Ursache – große Wirkung

      »Stephen, ist dir nicht gut? Soll ich dir ein Glas Wasser bringen? Oder Kreislauftropfen vielleicht?«

      Als Steve zu sich kam, tätschelte jemand vorsichtig seine Wange. Vorsichtig öffnete er die Augen, ihm war tatsächlich schwindelig, die Welt drehte sich im Kreise. Er lag rücklings auf einer Couch, die ihm äußerst bekannt vorkam. Seine Mutter Kirstie stand mit besorgtem Blick über ihn gebeugt und Steve fiel auf Anhieb auf, dass sie sehr blass wirkte und ganz in Schwarz gekleidet war, was untypisch und unvorteilhaft an Mama aussah.

      Da die rothaarige Kirstie stets vergeblich versucht hatte, ihren sehr hellen Haut-Ton in der Sonne etwas dunkler zu bekommen und hieran jeden Sommer in schönster Regelmäßigkeit kläglich gescheitert war, machte sie die dunkelste aller Farben einfach noch blasser, als sie eigentlich sowieso schon war. Das einzig Dunkle in ihrem Gesicht bildeten nach ihren erfolglosen Versuchen alljährlich die Sommersprossen, deren Population sich schon beim ersten Sonnenbad zu vervielfachen pflegte; oft hatte Stephen sich als Kind hierüber köstlich amüsiert.

      »Es geht schon wieder, glaube ich. Lass mich bitte einfach noch einen Moment hier liegen und ausruhen, dann komme СКАЧАТЬ