Название: Eine Reise ins Nichts
Автор: null Rahek
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738025408
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Das Bier kam und auch der Wein. Beide tranken ihre Biere in einem Zug aus. Gustav zündete sich eine Zigarette an. Er konnte sich dabei auch körperlich entspannen. Ramona mochte keine Zigaretten, aber bei Gustav störte es sie nicht.
„Wir gehen ins Internet und suchen nach dem Buch und der Buchhandlung. Irgendwas werden wir finden und vielleicht auch Antworten.“, schlug sie entschlossen vor. Er verzog sein Gesicht.
„Das Internet ist ein eigenes Universum, unendlich weit und unendlich voll gepackt mit menschlichem Geistesgut. Und so, wie sich im unendlichen Universum die kleinen Planeten verlieren, so verliert sich auch die Wahrheit im Internet.“
Ramona grinste, als sie Gustav zuhörte.
„Ja, mein kleiner Philosoph, aber im Internet finden sich trotzdem Wahrheiten. Man muss nur wissen wonach und wo man sucht und wir beide wissen genau wonach.“, sagte sie und dann hob sie ihren Zeigefinger und raunte in mystischer Tonlage:
„Mordsache Rigonaldos“.
Die Flasche Wein hatten sie schnell geleert und eilten zum Hotel zurück.
Ihr Zimmer war mit einem Internetcomputer ausgestattet und sofort gingen sie ans Werk. Tatsächlich fand Ramona auf Anhieb die lokalen Nachrichtenseiten und zwei Klicks weiter fand sie die Meldung von „
Rigonaldos
tragischem Ende“
.
„Ich übernehme die Übersetzungen in Italienisch und Latein, du bist dafür für Englisch, Französisch und Weibisch zuständig.“, sagte Gustav und lächelte Ramona mit breitem Grinsen an. Dann las er die Meldungen und erklärte:
„Rigonaldos fanden sie vor 23 Jahren. Tot in seinem Buchladen. Wenn ich das hier richtig lese, dann wurde er enthauptet. Nichts wurde gestohlen und es fanden sich keinerlei auswertbaren Spuren. Immerhin befanden sich eine reich gefüllte Ladenkasse und sogar alter Schmuck im Geschäft. Rigonaldos hatte wirklich keine Erben, nicht einmal eine Haushälterin. Da er das Geschäft als alleiniger Eigentümer besaß, versiegelte man kurzerhand das Haus. Erst wenn das Gebäude eingefallen ist, darf die Stadt das Grundstück neu benutzen. Kann aber wohl noch ein paar Jahre dauern. Außer den Mord gab es offensichtlich nichts Erwähnenswertes im Leben des Rigonaldos. Über die Bücher kein Wort.“
Ramona sah fragend Gustav an.
„Das hilft uns nicht weiter, verdammtes Internet!“, fluchte sie. Dann tippte sie wild auf die Tastatur. Auch der Buchtitel „
Chronik der Weltgeschichte
“ brachte keine neuen Erkenntnisse.
Inzwischen war es dunkel geworden und der Abend begann.
Müde und enttäuscht gaben beide die Internetsuche auf.
Vielleicht hatten sie gestern nur eine andere Wahrnehmung, vielleicht waren sie einfach nur in einem anderen Geschäft. Vielleicht war Rigonaldos ein häufiger Name für einen Buchhändler und vielleicht war alles nur eine Verwechslung.
Aber eigentlich waren es zu viele „
Vielleicht
“.
Eine schlüssige Antwort war einfach nicht zu finden.
Oder waren sie krank und litten an geistiger Verwirrung? Das war undenkbar!
Gustav war nie ernsthaft krank gewesen. Nur einmal ging er in den letzten Jahren zum Arzt. Er hatte Nierensteine, weil er beim einsamen Studium eines neuen Fachgebietes in seiner Bibliothek nicht ausreichend getrunken hatte. Die Geschichte der Kulturpflanzen hatte Gustav dermaßen beansprucht, dass er das Trinken einfach vergessen hatte. Prompt bildeten sich Nierensteine, die sich schmerzhaft festsetzten. Das war vor zwei Jahren. In seiner Not suchte er einen Urologen auf. Der Arzt war furchtbar nett und verordnete regelmäßiges Saufen. Ob das Bier dabei warm oder kalt wäre, spielte keine Rolle. Gustav war dankbar. Vielleicht sollte er öfter zum Arzt gehen. Doch der nette Urologe verlangte anschließend, dass Gustav seine Hose herunter ließ. Er sei inzwischen in einem Alter, wo man auch zur Vorsorge untersuchen müsste. Gustav gehorchte brav und als er noch überlegte, warum zur Vorsorge er die Hose heruntergelassen soll, verschwand der nette Urologe hinter seinem Rücken. Flink streifte der sich einen dünnen Gummihandschuh über, tauchte seinen Zeigefinger in einen Bottich mit Gleitmittel und steckte ihn bis zum Anschlag in Gustavs Hintern. Mit einem kräftigen „
Flutsch
“ fühlte sich Gustav irgendwie in seinem inneren Zentrum gestört und schrie entsetzt auf.
„Ganz locker! Bin schon fertig!“, erwiderte der nette Urologe.
„Aber doch nicht von hinten und ohne Ankündigung!“, wimmerte Gustav.
„Brauchen Sie dafür etwa ein Vorspiel?“
Gustav zog schnell seine Hose wieder hoch und war beschämt. Der nette Urologe schmunzelte und verkündete freundlich, dass die Prostata in Ordnung sei und Gustav sollte regelmäßig in seine Sprechstunde kommen.
„Immerhin sind Sie in einem gewissen Alter.“, erklärte der Doktor routiniert. Schweigsam verließ Gustav die Praxis des netten Urologen. Sein Hintern fühlte sich ziemlich entweiht an und beim Laufen flutschte es noch etwas, weil noch eine Menge Gleitmittel zwischen den Pobacken und im Anus haftete.
Seit diesem Erlebnis wollte Gustav nie wieder einen Arzt aufsuchen und dabei blieb er. Außerdem war er nicht krank und Ramona machte auch einen überaus gesunden Eindruck.
„Morgen sind wir klüger!“, beendete Gustav die abenteuerlichen Überlegungen.
Erschöpft und ziemlich hungrig gingen sie ins Bistro auf der gegenüberliegenden Seite des Hotels. Ramona verputzte einen riesigen Meeresfrüchtesalat, um sich anschließend auf ein saftiges Steak zu stürzen. Gustav bestellte zusätzlich Knoblauchkartoffeln, einen Teller Schafskäse mit Oliven und Tintenfisch. Beim Rotwein hielten sich beide nicht zurück und schnell wurden sie wieder heiter im Gemüt.
„Wirst du wirklich verrückt, weil du mit mir noch keinen Sex hattest, du wollüstiger Irrer?“, fragte Ramona, nachdem der Tisch abgeräumt wurde.
Gustav schoss die Schamesröte ins Gesicht. Er hatte an seinen kleinen Ausbruch vor dem alten Buchladen keine weiteren Gedanken mehr verschwendet. Verdammte Emotionen!
„Du weißt, dass ich verrückt bin, …nach dir.“, entgegnete er fast schüchtern.
Ramona kicherte wie ein kleines Schulmädchen, antwortete jedoch nichts Entsprechendes. Gustav hätte ihr auch sagen können, dass er sie liebte und sie begehrte, dass sie eine aufreizende Figur besaß und sie hübsch sei. Aber er hätte auch sagen wollen, dass sie sich nicht so prüde anstellen sollte und sich gefälligst auf Sex mit ihm einlassen könnte. Doch Gustav wollte nicht mit ihr streiten.
Sie sah bezaubernd aus, erst recht mit ihren roten Bäckchen, für die der Rotwein sorgte und so schenkte er ihr ein süßes, trauriges Lächeln.
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