Название: Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler
Автор: Marc Lindner
Издательство: Bookwire
Жанр: Математика
isbn: 9783748558897
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3.15. Funktionsfähige Märkte
Funktionsfähige Märkte zeichnen sich dadurch aus, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt und umgekehrt, aber ohne, dass eine Partei, ein Unternehmen willkürlich Preispolitik, wie zum Beispiel bei Monopolstellung oder Bildung von Kartellen, ausüben kann, oder die anderen Marktteilnehmer in besonderem Maße beeinflussen kann.
Der Preis spiegelt dabei die Schnittstelle der Angebot- und Nachfragekurve wieder, wie in Grafik 3-6 zu erkennen ist. Die Nachfragekurve gibt das Verhältnis zwischen Preis und gewünschter Menge wieder. Für einen hohen Preis sind nur wenige Kunden bereit den Artikel oder die Dienstleistung zu kaufen. Je geringer der Preis ist, umso höher steigt die nachgefragte Menge. Wobei der Preis, den ein Kunde bereit ist zu zahlen, jenen Nutzen repräsentiert, den er sich von dem Kauf verspricht.
Dem gegenüber kann der Produzent entscheiden, wie viel er von seinem Produkt verkaufen möchte. Dabei steigert er so lange seinen unternehmerischen Gewinn, wie er Einheiten veräußert, die mehr Einnahmen generieren als deren marginale Kosten sind. Das bedeutet, dass die letzte Einheit, die ein Produzent dauerhaft bereit wäre zu verkaufen, einen Gewinn von 0 erzielen würde. Weniger würde er nicht verkaufen, auch nicht in der Hoffnung, dass der Preis steigt, weil jede Einheit, die er nicht verkauft, verkauft ein Mitbewerber. Er selbst kann weder den Markt noch den Produktpreis beeinflussen.
Möchte er auf Dauer mehr verkaufen, muss er versuchen, seine Kosten zu reduzieren. Somit stellen funktionsfähige Märkte einen starken Anreiz dar, kostengünstig und dadurch effizient zu produzieren. Unternehmen, die Ressourcen verschwenden würden nicht bestehen können.
Deshalb ist es gefährlich, wenn durch Subventionen die Nachfrage und somit der Preis hochgehalten werden. In einem auf solche Weise verzerrten Markt werden Ineffizienzen viel weniger stark bestraft. Als Folge ist auch der Innovationsanreiz merklich geringer.
Grafik 3-5: Bildung des Marktpreises bei vollständiger Konkurrenz
Die hier angenommene steigende Grenzkostenfunktion stellt den Normalfall dar. Allerdings gibt es Märkte, zum Beispiel Gütertransport, die sinkende Grenzkosten aufweisen, zum Beispiel höhere Auslastung der LKW oder Skaleneffekte. In einem solchen Fall neigt der Markt zu einer Monopolbildung, da das Unternehmen die geringsten Kosten aufweist, welches die größte Menge verkauft. Kleine Mitbewerber werden aus dem Markt gedrängt, weil sie nicht zu den gleichen Kosten produzieren können.
Generell kann Folgendes gesagt werden.
In funktionsfähigen Märkten mit vollständiger Konkurrenz ist die Produktion kosteneffizient, weil jedes Unternehmen sich daran ausrichtet, dass die Grenzkosten der letzten produzierten Einheit, dem Grenznutzen der letzten konsumierten Einheit entsprechen.
Subventionen, Monopolstellungen und andere Arten der Marktverzerrung unterstützen Ineffizienzen und senken den Innovationsanreiz.
In funktionsfähigen Märkten ist die Wohlfahrt17 maximal:
Wohlfahrt = ∑ Zahlungsbereitschaft der Käufer
–∑ Produktionskosten der verkauften Einheiten
3.16. Bruttoinlandsprodukt
Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Kenngröße unseres rein ökonomischen Wirtschaftssystems. Es misst, wie viel Geld aktiv im Umlauf ist, also welche monetären Ausgaben getätigt werden. Dabei wird kein Unterschied gemacht, wofür es verwendet wird. Wenn das BIP also als Angabe für die Konjunktur dient, mag es gerechtfertigt erscheinen. Soll jedoch das BIP als Grundlage für die Angabe des gesellschaftlichen Wohlstandes herangezogen werden, fängt es an, gefährlich zu werden, denn es misst rein monetäre Ströme und ermittelt in keiner Weise den Nutzen. Dazu ein Zitat von Oskar Wilde. „Ein Zyniker ist ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt.“
In diesem Sinne grenzt es auch an Zynismus, von dem BIP als Indikator des gesellschaftlichen Wohlstandes zu sprechen.
Wer am BIP festhält, um gesellschaftlichen Nutzen zu schützen, der fordert unterschwellig „der Mensch darf arm sein, aber er sollte wenigstens Geld haben.“
Betrachten wir deshalb unterschiedliche Fälle und ihre Auswirkungen auf das BIP:
1) Eine Frau geht zum Friseur und zahlt 50 € für die Dienstleistung. Der Frau ist der erhaltene Nutzen 50 € wert, ansonsten würde sie nicht zum Friseur gehen. Gleichzeitig wurde das BIP um 50 € erhöht.
2) Die Frau vom Friseur bekommt abends zu Hause ihre Haare geschnitten. Es entsteht bei der Frau ein gewisser Nutzen, der das BIP nicht verändert.
3) Eine Familie geht in einen Unterhaltungspark und zieht daraus einen Nutzen aus den Erlebnissen und steigert gleichzeitig das BIP.
4) Eine Familie bereitet sich einen Picknickkorb zu und verbringt ein Wochenende in einer verlassenen Jagdhütte im Wald und vergnügt sich mit spielen und Abenteuergeschichten. Es entsteht wiederum ein Nutzen, der aber nicht im BIP wiederzufinden ist.
5) Der Hausmann oder die Hausfrau arbeitet im Haushalt und erzieht die Kinder. Daraus resultiert für die Familie und auch für die Gesellschaft ein Nutzen. Das BIP wird dadurch aber nicht gesteigert.
6) Nach einem Autounfall sind drei beteiligte Autos Schrott. Ein Fahrer hat sich einen Arm gebrochen. Ein Zweiter hat eine Rippe gebrochen und muss 3 Wochen im Krankenhaus liegen. Im Nachhinein ist kein Nutzen entstanden, um genau zu sein, ist ein Schaden entstanden. Die Ärzte und Krankenhäuser werden Rechnungen schreiben, die Autohändler werden drei neue Autos verkaufen und das BIP massiv steigern.
Grundsätzlich ist eine Maximalsteigerung des BIP dadurch möglich, dass ein Krieg sämtliche Gegenstände zerstört, und die Menschen zu mehr oder minder verletzten Kriegsgeschädigten macht.
3.17. Unternehmensethik
Unternehmen sind im Prinzip Untergruppen der Gesellschaft, bei denen im Kollektiv arbeitende Menschen ein gemeinsames Ziel verfolgen und durch die Zusammenarbeit effektiver arbeiten, als wenn sie alleine wären. Dies ist möglich, weil sich Fähigkeiten ergänzen und in vielen Fällen Produkte und Dienstleistungen erst durch diese Zusammenarbeit realisierbar werden. Zum Beispiel wäre es nicht möglich, dass ein Mensch eine Turbine entwickelt, die Aerodynamik optimiert und dann ein ganzes Flugzeug selbst zusammenbaut, lackiert und ausliefert und es gewinnbringend am Markt verkauft.
Dabei gibt es zwei grundlegende Unternehmensstrukturen und Philosophien, die in ihrer reinsten Form aber beide sehr selten vorkommen dürften.
1) rein gewinnorientierter Kapitalgeber:
Es wird nur der Nutzen der Kapitalgeber maximiert. Der Nutzen der Belegschaft ist unwichtig. Es wird monetär so wenig entlohnt wie möglich. Umweltauflagen werden in den kontrollierten Bereichen minimal erfüllt und in nicht kontrollierten Bereichen wenig bis gar nicht beachtet.
So verlagern große Firmen ihre Produktion immer mehr in Schwellenländer, wo sie wenige bis gar keine Auflagen erfüllen müssen. Dies führt nicht nur zur Ausbeutung der Natur, sondern ebenfalls zur Ausbeutung der dort lebenden Menschen.
2) СКАЧАТЬ