C'est la vie. Christina Geiselhart
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Название: C'est la vie

Автор: Christina Geiselhart

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783748567431

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СКАЧАТЬ für ihn meinen Mann und meine Tochter. Nicht ohne vorher meinem Mann das Experiment einer Dreierbeziehung vorzuschlagen. Ménage à trois! Der einzige französische Ausdruck, der mir neben »Amour« und »je t’aime« geläufig ist.

      Mein liebenswürdiger Mann reagierte erstaunlich lieblos. »Was? Ich soll deinen Liebhaber akzeptieren? Wir leben zu dritt unter den Augen unserer Tochter?« Er griff sich an die Stirn und fügte an: »Ich fasse es nicht!«

      »Und ich verstehe dich nicht!«, rief ich erbost. »Dieser Mann nimmt dir den Teil ab, zu dem du keine Lust hast: Er geht mit mir ins Bett! Er macht mit mir, was du nicht machen willst. Aber wir, du und ich, können weiterhin gemeinsam fernsehen, gemeinsam Domino spielen, gemeinsam essen, gemeinsam ...« Ich stockte, denn Roberts Augen traten beängstigend hervor

      »Du bist irre!«, schrie er mit krebsrotem Gesicht. Aufgebracht stampfte er durch das Zimmer. Kreischend verlangte er von mir, den Liebhaber entweder auf der Stelle aufzugeben oder auszuziehen.

      »Aber, lieber Robert!« Ich blieb ganz ruhig. »Jetzt, nachdem ich weiß, was leidenschaftliche Liebe ist, kann ich nicht in dein kaltes Bett zurück!«

      Den roten Kopf ständig schüttelnd, verließ er wankend den Raum. Am folgenden Tag reichte er die Scheidung ein.

      Anfangs zog ich zu Abelard. Damals wohnte er in der vom Vater geerbten Doppelhaushälfte. Von meinem Gehalt als Sekretärin und den Einkünften meiner Gesangsauftritte sowie seinen unergründbaren Ressourcen lebten wir ein halbes Jahr wie Könige. Am Wochenende Sektfrühstück, an Sommerabenden Baggersee, jeden Tag mehrmals Sex. Eine Weile genoss ich dieses Leben. Doch selbst die schönsten Dinge können eines Tages anöden oder abstoßen. Nervtötend empfand ich sein Verlangen, meine Gesangsübungen nackt zu absolvieren. So konnte ich nicht arbeiten, musste ich doch jede Sekunde mit einer leidenschaftlichen Umarmung rechnen, die in einem wilden Ritt auf dem Boden endete. Nach einem Jahr zog ich aus.

      In einem nahen Städtchen fand ich eine Zweizimmerwohnung. Wir vereinbarten, uns nur noch viermal die Woche zu sehen, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Ich richtete mich notdürftig ein und konzentrierte mich auf meinen Job und den Gesang. Doch Abelard hielt sich nicht an die Vereinbarung. Er stand jeden Spätnachmittag und jeden Abend mit den Worten »Ich kann ohne dich nicht leben« vor meiner Tür. Ich wurde schwach und das Ganze fing von vorne an: Sekt, Sex, Baggersee!

      Nach sechs Monaten bekam ich hysterische Anfälle. »Entweder wir führen ein normales Leben oder du haust ab!«, schrie ich.

      »Aber das ist doch ein normales Leben!«, schrie er zurück.

      Nach sechs weiteren Monaten lag meine Liebe zu ihm in den letzten Zügen und der Mann hing mir zum Halse heraus. Ich wollte ihn loswerden, doch wurde ihn nicht los. Er schlief im Auto vor dem Haus und verfolgte mich bis zur Arbeit. Er erwartete mich nach der Arbeit, folgte mir nach Hause, hockte sich vor meine Tür, klopfte, jammerte und bettelte. Als er anfing, im Treppenhaus vor meiner Tür Totengesänge zu intonieren, drohte ich, die Polizei zu verständigen. Da verschwand er.

      Die Erleichterung über Abelards Verschwinden wich einige Tage später einem existenziellen Schrecken. Ich erhielt meine Kündigung. Sparmaßnahmen hieß es, aber ich wusste, dass meine neue Situation nicht salonfähig war. Ich rutschte auf der Karriereleiter. Lass dich nicht unterkriegen, sagte ich mir. Konzentriere dich auf das Singen. Schließlich bist du in Wahrheit eine Sängerin, eine Künstlerin und keine Büroangestellte.

      Ich geriet in Bedrängnis. Der Ort, an dem mir Abelard nachspionierte, wurde mir unheimlich. Allerdings: Ohne Job keine andere Bleibe. In Panik forstete ich die Stellenangebote durch. Bis ich ein neues Zuhause habe, nehme ich alles an, sagte ich mir. Eines Tages können sie mich alle. Die Kleinbürger, die auf mich herabsehen. Eines Tages werde ich auf sie herabsehen. Von allen Bühnen der Welt. Ich war damals Mitte vierzig und überzeugt, es noch zu schaffen. Mae West und Morgan Freeman hatten ihre Karrieren auch ziemlich spät gestartet. Ich war auch überzeugt, in einem vorherigen Leben eine Königin gewesen zu sein. Das wollte ich wieder werden. Das war mein Ziel.

      Dank meines adretten Aussehens und meiner Merkfähigkeit heuerte mich ein Gasthaus als Bedienung an. Gleich nach Vertragsabschluss suchte ich nach einer neuen Wohnung. In einer entfernten Kleinstadt wurde ich fündig. Mit einem Teil der Abfindung meines Ex-Mannes kaufte ich ein Auto. Den Rest wollte ich irgendwann in Form einer Eigentumswohnung anlegen. Vorerst mietete ich fünfzig Quadratmeter mit Küche und Bad.

      Schon nach wenigen Monaten hatte ich von dem Gasthaus genug. Es entpuppte sich als üble Spelunke, in der respektlose Kerle verkehrten, die mir auf den Hintern klopften und anzügliche Bemerkungen zu meinem Brustumfang machten. Nicht mit mir! Wer bin ich denn? Eine einstige Königin! Eine Künstlerin und Sängerin! Ich ohrfeigte die Übeltäter und quittierte den Dienst.

      Mein Hauswirt erfuhr davon nichts, denn innerhalb kurzer Zeit hatte ich einen schlauen Job: Kunden für American Express, Diners und andere Kreditkarten angeln. Für jeden erfolgreichen Abschluss winkte eine gute Provision. Das machst du mit Links, dachte ich. Und täuschte mich. Nach einem Jahr Beine in den Bauch stehen und dabei in die Röhre gucken, schmiss ich die undankbare Arbeit. Wer war ich denn?

      Meine Gesangsübungen vergaß ich während meiner Berufs-Odyssee keinesfalls. Noch immer war ich beim Künstlerdienst unter dem Slogan: »Hanna Sanchez: das Highlight auf Silbernen, Goldenen und Diamantenen Hochzeiten« angemeldet. Besonders beliebt wurde ich bei Seniorenpartys. Herren knapp unter achtzig und jenseits der Achtzig standen auf mich. Jahrelang hielt ich mich mit solchen Gigs und anderen Jobs über Wasser. Mal stand ich an einer Hotelrezeption, dann hinter dem Tresen, auch hinter Marktständen. Die Märkte waren besonders herb für meine zarte Gesundheit. Früh aufstehen liegt mir nicht und mag ich auch kräftig aussehen, so bin ich doch eine sensible Frau.

      In jener Zeit zog ich dreimal um, hatte einen dreißigjährigen Liebhaber, der mich sporadisch in der jeweiligen Bleibe beglückte, und ich bekam hin und wieder Besuch von meiner Tochter. Mein bevorzugter Song auf der Bühne war zu jener Zeit Dalidas Hit: »Er war gerade achtzehn Jahr, fast noch ein Kind mit weichem Haar, ein Mann zum Lieben!« Zu meinem Leid brachte er mir nicht mehr Erfolg ein als die anderen Songs und so rang ich mich zu einem waghalsigen Gang durch: Ich bat meinen Ex-Mann um finanzielle Unterstützung.

      Robert entsetzte sich so sehr über mein Anliegen, dass er knallrot anlief und sich ans Herz griff. Kerzengerade schoss er vom Stuhl hoch und wies mir die Tür. »Du bist unglaublich unverschämt. Zuerst zerstörst du unsere Ehe und dann willst du dafür auch noch Geld von mir. Lass dich bei mir nicht mehr blicken.«

      Die Jahre flossen dahin. Mein junger Liebhaber fand eine junge Frau und heiratete, die Gigs wurden seltener. Das Geld verrann. Die Chancen auf Arbeit standen aussichtslos. Ich wurde dicker und älter.

      In der Pfütze spiegelt sich plötzlich eine jammervolle Figur. Sie redet auf mich ein: »Hey, du Frau, du! Deine Stimme ist schön. Hab `ne Gitarre. Wollen wir nicht gemeinsam Musik machen?«

      Ich sehe auf und will wissen, woher er meine Stimme kennt.

      »Na, weil ich sie höre. Seit einer Stunde singst du das Lied: ‚Er war gerade achtzehn Jahr, noch ein Kind mit weichem Haar …‘»

      Ich bitte ihn, aufzuhören. Es klingt grauenvoll.

      »Ich spiele sehr gut. Wir könnten zusammen berühmt werden.«

      Ungläubig starre ich ihn an.

      »Glotz nicht! Glaub an uns! Wir sehen so abgerissen aus, so hoffnungslos verloren, aber wir werden so schöne Musik machen, dass die Passanten glauben, sie träumen.«

      Der Typ ist nicht übel, denke ich, stehe СКАЧАТЬ