C'est la vie. Christina Geiselhart
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Название: C'est la vie

Автор: Christina Geiselhart

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783748567431

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СКАЧАТЬ das ist ganz ausgeschlossen. Ihre Nummer ist seit Jahren bei mir eingespeichert unter dem Namen Helgachen!«

      »Wie Sie wissen, kann es leicht zu Fehlspeicherungen kommen. Ich hatte erst kürzlich mehrmals eine Freundin angerufen, um ihr zu sagen, sie möge doch besser eine Stunde später zur Verabredung kommen. Erst nach Tagen meldete sich eine Person, die sagte, sie kenne mich überhaupt nicht.«

      »Das tut mir leid! Ich hätte schwören können!«

      »Tun Sie es nicht.«

      »Aber gestern habe ich doch diese Nummer gewählt!«, ruft er verzweifelt.

      »Das kann nicht sein!«, lüge ich gnadenlos. »Mit mir haben Sie jedenfalls nicht gesprochen.«

      »Aber Ihre Stimme! Ihre Stimme, Madame! Sie ist genau wie die meiner Frau.«

      »Das kann vorkommen. Steigern Sie sich nicht hinein!« Verdammt, gibt er nicht endlich auf?

      »Wenn das tatsächlich so ist, bitte ich vielmals um Entschuldigung. Verzeihen Sie die Störung.«

      Endlich. Er hat die Austaste gedrückt. Ich erlebe noch die Überführung und Festnahme des Täters und atme auf. Ganz wohl ist mir nicht. In zwei Wochen kommt Curd zurück. Dann beginnt der Kampf. Dann kann ich mich nicht mehr vor der längst fälligen Aussprache drücken.

       Fin

      No money in our coats

      Hannaerzählt

      Wie hypnotisiert starre ich sie an. Starre durch sie hindurch. Sie ist nichts weiter als eine große Pfütze. Schmutziges Wasser, in dem Zigarettenkippen schwimmen und ein trostloser Himmel schaukelt. Und doch ist sie mehr. Sie ist mein gnadenloser Spiegel.

      Ich lehne mich auf der Bank zurück, ziehe den Mantel fester, stecke die Hände in die Taschen. Sie sind leer. Außer den Klamotten auf dem Leib, meinen schäbigen Möbeln und ein paar Büchern besitze ich nichts mehr. Ein großer Teil der Lebensversicherung ging für das drauf, was man den Lebensunterhalt nennt. Die letzten Kröten trug ich in Eddys Bar und betrank mich mit billigem Cognac. Den Plan einer eigenen Wohnung begrub ich hinter dem Tresen.

      Das bisschen Wohngeld und die Sozialhilfe erhalten mir bis jetzt meine mickrige Bleibe und machen hin und wieder ein anständiges Essen möglich. Die Kosten für die Telefonkarte kann ich auch noch berappen. Aber eigentlich brauche ich kein Handy. Es ruft mich niemand an, und zu erreichen ist von den lieben Freunden auch keiner mehr. Eine Bettlerin bin ich deshalb nicht, auch wenn es den Anschein hat. Ich nenne mich Frührentnerin und gefühlsbetont. Schon immer habe ich auf mein Gefühl gehört. Heute, weil vom Rummelplatz gegenüber der Song »Angie« tönt und mich so verdammt melancholisch stimmt. Damals, als ich an die große Liebe glaubte. Ganz aufgegeben habe ich diesen Glauben nicht. Er wird kommen, mein Held. Auch Geld wird wieder in meine Taschen fließen. »Angie, Angie ... with no money in our coats ...«

      »Ich bin keine Bettlerin!«, herrsche ich die Frau an, die mir ein Sandwich in den Schoß legt. Das Wetter sei schlecht, die Luft feucht und für eine Frau in meinem Alter lebensgefährlich, sagt sie.

      »Eine Frau in meinem Alter?« schreie ich sie an. »Ich bin im besten Alter, gute Frau!«

      Sie habe ja nur helfen wollen, stottert sie und eilt davon. Um allen, die mich anglotzen, zu zeigen, dass ich noch beweglich bin, rutsche ich auf den Bordstein.

      Mir ist nicht kalt, denn der alte Schafsfellmantel wärmt hervorragend. Ich mummele mich hinein und starre weiterhin in die Pfütze. Neben dem kalten Himmel sehe ich nun ganz deutlich mein Gesicht. Mein jetziges, mein gestriges und mein vorgestriges. Wie konnte es soweit kommen, schießt es mir wieder durch den Kopf. Es hat doch alles schön angefangen.

      Im Mai 1980 habe ich meinen Helden geheiratet. Damals hieß er Robert. Heute nennt er sich Bob. Zur Hochzeit schenkten ihm seine guten Eltern ein Grundstück, auf das wir unser Häuschen bauten, wie es so die Art der bodenständigen Schwaben ist, wenn sie es sich leisten können. Da Robert aus wohlhabendem Hause stammt und als Ingenieur bei IBM ganz ordentlich verdiente, genehmigte ihm die Volksbank einen Kredit mit geschlossenen Augen. Abzuzahlen in einem Zeitraum von zwanzig Jahren. Die gehen schnell vorbei, sagte der Banker und Robert lächelte schief. Der Meinung war er nicht, und der Gedanke, in Null komma nichts fünfzig zu sein, behagte ihm ebenso wenig. Ich arbeitete als Sekretärin bei H&P. Ein Traumjob, der täglich geruhsam begann. Jeden Morgen bekam ich bei einer Tasse Kaffee von den Kolleginnen erst einmal den neuesten Klatsch serviert.

      In der Pfütze erscheinen nun ein See und Schatten. Und da, da schaukelt wieder mein Gesicht. Das von Hanna, dem lüsternen Weib, das eine berühmte Sängerin sein wollte und stattdessen ein armes Schwein wurde.

      Mein Ehemann soll sehr nett und liebevoll gewesen sein. Nur zu dumm, dass ich davon wenig merkte. Er gehörte zu einer keuschen Sorte Männer. Er liebte mich auf biedere Weise in routiniertem, gähnendem Rhythmus. Sehr öde auf die Dauer. Der ewig gleiche Blick an die Zimmerdecke, die trotz der höchsten Gefühle nicht schöner wurde. Ich bat ihn um diese und jene erotische Gefälligkeit, doch er zuckte zurück. Eines Tages zuckte er vor jeglicher Berührung zurück. Nachdem ich einige Jahre still darunter gelitten hatte, lernte ich den Mann meines Lebens kennen. Jedenfalls glaubte ich das. Er sah umwerfend aus, begehrte mich Tag und Nacht und verlangte sogar, dass ich nackt kochte, nackt die Wohnung aufräumte und nackt die Post aus dem Kasten holte. Das errege ihn sehr, weil ich so schön sei, sagte er und häufig unterbrach er mich beim Kochen oder Staubsaugen und liebte mich mit einer Leidenschaft, die ich nie zuvor kennengelernt hatte. Zwei Jahre lang schwebte ich im siebten Himmel.

      »Es gibt ihn, den unvergleichlichen Liebhaber, der außerdem noch ein aufmerksamer Partner ist!«, erzählte ich begeistert meiner Freundin.

      Von da an nannte uns meine Freundin Heloise und Abelard nach dem legendären Liebespaar.

      Wir unternahmen Reisen nach Ägypten, wo ich auf einem Kamel hockte, und nach Tunesien, wo ich auf einem Esel ritt. Wir flanierten durch London und Paris. Und wir flogen sogar nach Kanada.

      »Wie finanziert er eigentlich eure Ausflüge und wann arbeitet er?«, fragte meine Freundin. Ich wusste es nicht, hatte nie danach gefragt. »Er ist eben ein Lebenskünstler!«, antwortete ich hastig.

      Und wurde das Geld während der Reise tatsächlich mal knapp, rief er gelassen: »Kein Problem! Wir schlafen im Auto, in Herbergen, auf den Bänken und wir kaufen nur im billigen Supermarkt ein!«

      Deshalb kenne ich von Paris und London auch nur die Parkbänke und Supermärkte. Nie habe ich ein Theater von innen gesehen, was mich nicht störte, denn ich hätte ohnehin nichts verstanden.

      Als allerschönste Erinnerung bleibt mir der Baggersee. Das Nacktbaden im silbrigen Mondschein. Zur nächtlichen Stunde, umgeben von Wald. Traumhaft und herrlich erotisch. Im Mondlicht glitzerte das Wasser wie von Diamanten übersät. Auch unsere nackten Körper glänzten silbern. Einen schöneren Mann als Abelard hatte ich nie zuvor gekannt. Jauchzend sprangen wir ins kühle Nass, ein paar Frösche quakten dazu, Grillen zirpten, ein Käuzchen ächzte und nach ein paar Zügen durch die dunkle Flut verlangte Abelard mehr. Es war köstlich, so begehrt zu werden. Mein frostiger Ehemann hatte solch lodernde Leidenschaft nie zustande gebracht. Abelard keuchte und stöhnte, was die Frösche zu lauterem Quaken animierte und zog mich, die ich trotz des kalten Wassers in Flammen stand, an Land, wo er mich in wilder Leidenschaft liebte. Nie hatte ich den Mond über mir so schön gesehen, nie war der siebte Himmel so nah und die elende Zimmerdecke so fern. Abelard schenkte mir den Himmel auf Erden.

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