Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller - Alfred Bekker страница 3

Название: Unmögliche Aufträge: Zwei Thriller

Автор: Alfred Bekker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Extra Spannung

isbn: 9783742794581

isbn:

СКАЧАТЬ Urbach wurden nicht vorgestellt. Der Pathologe machte eine ungeduldige Handbewegung.

      Der Gehilfe trat ans Kopfende der Bahre. Er schien die Szene, die er sicher schon unzählige Male erlebt hatte, zu genießen. Vielleicht wettete er mit sich selbst, ob jemand umkippte oder nicht. Schaake wich dem lauernden Blick des Mannes aus.

      Urbach stellte sich neben den Helfer. Er ließ Schaake nicht aus den Augen.

      »Na los«, sagte Kluth.

      Der Helfer fasste einen Zipfel des Lakens, dann zögerte er den Moment der Enthüllung noch ein wenig hinaus. Seine Lippen schimmerten feucht. Schaake hielt den Atem an und presste die Lippen aufeinander. Sein Magen zog sich zu einem Klumpen zusammen.

      Mit einem Ruck zog der Helfer das Laken zurück.

      Ein dumpfes Dröhnen füllte seinen Schädel, der Klumpen in seinem Magen wurde schwerer und drohte ihn nach unten zu ziehen, und er glaubte zu schwanken. Er spürte Urbachs Blicke, und er zwang sich, in das stille weiße Gesicht zu blicken. Gnädigerweise hatte man den zerstörten Schädel bandagiert, und eine Kinnbinde hielt den Unterkiefer geschlossen. Die Lippen waren ein wenig zurückgezogen, straff gespannt wie Plastikfolie. Oder Wolfslefzen. Der Klumpen in seinem Magen löste sich langsam auf. Er schluckte. War er erleichtert, weil das Gesicht erkennbare Züge aufwies? Was hatte er erwartet? Einen Haufen zerfetzter Haut und zerschmetterter Knochen? An den Schultern, soweit sie unter dem zurückgezogenen Laken sichtbar waren, zeigten sich tiefe Schrammen. Dafür, dass dieser Mann aus einem fahrenden D-Zug gestürzt war, sahen die Verletzungen nicht schlimm aus. Wahrscheinlich war der Schädel zerschmettert. Oder das Genick gebrochen. Schaake wandte sich abrupt um, öffnete den Mund und stieß den angehaltenen Atem aus. Der Pathologe streifte durchsichtige Gummihandschuhe über seine breiten Hände mit den behaarten Fingern. Das Gummi klatschte, als er den Bund losließ, und dann gab es quietschende Geräusche, als er den Sitz der Finger korrigierte.

      »Nun?«, fragte Trettin.

      Kluth runzelte unwillig die Stirn, aber er sagte nichts.

      Schaake nickte, weil er seiner Stimme nicht traute. Er räusperte sich und sagt dann: »Ja.«

      In Urbachs helle Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck. Schaake sah den Staatsanwalt an. Kluths Gesicht drückte Zufriedenheit aus.

      Trettin sagte: »Sind Sie sicher? Wollen Sie ihn sich noch einmal ansehen? Sie wissen ja, dass Sie der einzige sind...« Er verstummte. Schaake sah noch einmal in das wächserne Gesicht mit der spitzen Nase, den eingefallenen Wangen und dem schütteren Haar. »Ja, ja!«, sagte er laut und ungeduldig.

      »Schön«, entschied Trettin. »Gehen wir.«

      Kluth lächelte Schaake zu. »Sie haben es hinter sich«, meinte er. »Der Rest ist unsere Sache.«

      Schaake wusste es besser. Er spürte Urbachs Blicke in seinem Nacken. Urbach würde ihn nicht einfach ziehen lassen. Für Urbach war das Spiel noch nicht zu Ende. Schaake wusste, dass er zu viele Fehler gemacht hatte. Den ersten und zugleich größten Fehler hatte er begangen, als er sich fast bedenkenlos auf ein gewagtes, aberwitziges Spiel eingelassen hatte...

      I

      Volker Schaake stand am Fenster seines Zimmers im Holiday Inn am Köln/Bonner Flughafen. Eine Boeing 737 stieß aus dem makellos blauen Septemberhimmel herab. Fast lautlos schwebte sie über den klotzigen Hotelbau hinweg. Schaake fragte sich zum hundertsten Mal, was er hier sollte. Er gehörte zum Planungsbüro München. Zu seinem Gebiet gehörten Spanien und die spanisch sprechenden Länder Nordafrikas. Zur Zeit projektierte er eine automatische Bandstraße für ein Getriebemontagewerk, das in Nordspanien im Auftrag eines amerikanischen Automobilkonzerns errichtet wurde. Seine Firma unterhielt auch in Köln ein Montage- und Planungsbüro, aber wenn seine Reise irgendetwas mit der Kölner Niederlassung zu tun hätte, hätte man ihn erwartet oder abholen lassen. Zumindest hätte man es ihm gesagt.

      Nein, er hatte keine Ahnung, weshalb Wessendorf ihn nach Köln geschickt hatte. Wessendorf hatte nichts damit zu tun, das war schon mal sicher. Die Tickets waren von der Firmenleitung in Nürnberg gekommen, zusammen mit der Anweisung, im Holiday Inn abzusteigen, ein Zimmer sei reserviert.

      In München hatte er die Acht-Uhr-Maschine genommen. Kurz vor halb zehn war er im Hotel angekommen. An der Rezeption hatte keine Nachricht für ihn vorgelegen. Jetzt war es elf durch, und noch immer tat sich nichts. Er hatte seine Mutter angerufen, die in Düren lebte. Er hatte sie gefragt, wie es ihr ginge, und als sie hörte, dass er in Köln war, hatte sie ihn auf ihre bedrängende Art gebeten, doch wenigstens kurz herüberzukommen. Vielleicht, hatte er gesagt, aber wahrscheinlich klappe es nicht.

      Langsam, aber sicher, begann der Ärger in ihm zu nagen. Er fühlte sich verschaukelt. In München bleiben wichtige Arbeiten liegen. Es gab Schwierigkeiten mit einem spanischen Unterlieferanten, Zeichnungen und Spezifikationen mussten geändert werden, der amerikanische Auftraggeber musste sein Einverständnis geben, die ersten Abnahmetermine rückten unerbittlich näher.

      Schaake überlegte, ob er duschen sollte, als es hart an der Tür klopfte. Er öffnete. Da standen sie. Zwei Männer, an denen auf den ersten Blick nichts Auffälliges zu entdecken war. Der ältere, ein fülliger Mann mit verwischter Zigarrenasche auf den Revers seines dunklen Jacketts, ergriff das Wort.

      »Guten Tag, Herr Schaake. Herr Dr. Wessendorf hat dieses Zusammentreffen arrangiert. Dürfen wir eintreten?«

      Wessendorf hatte das Treffen wohl nicht arrangiert, aber Schaake sagte nichts. Die Besucher würden schon mit der Sprache herausrücken. Vielleicht ging es um interne Dinge, die nicht in einem Büro ausgehandelt werden sollten. Vielleicht, hatte er während des Fluges überlegt, wollte man ihm einen Sitz im Vorstand anbieten, vertraulich zunächst, weil erst ein anderer ausgebootet werden musste. Volkmanns Stuhl wackelte, hieß es. Die Geheimnistuerei sprach für irgendetwas in der Preislage.

      Wortlos gab er die Tür frei. Er zog sein Jackett über, weil die beiden Besucher sehr korrekt gekleidet waren.

      Der Ältere hielt Schaake die Hand hin. »Mein Name ist Mehrländer, das ist mein Mitarbeiter, Herr Urbach.«

      Schaake drückte die Hand, die groß und überraschend kräftig war. Die Namen hatte er noch nie gehört. Aus der Vorstandsetage des Konzerns stammten die Männer nicht. Vielleicht schickte man bewusst konzernunabhängige Unterhändler, Banker vermutlich. Wie auch immer, Schaake hatte keine Lust, auf einem Vorstandsposten zu versauern.

      »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Mehrländer.

      »Natürlich. Entschuldigen Sie. Kann ich Ihnen etwas bestellen?«

      »Nein, danke, nichts. Aber wenn Sie möchten...«

      Mehrländer hatte eine tiefe, raue Stimme. Er war schon älter, Ende Fünfzig vielleicht. Sein dichtes Haar war stark ergraut, buschige Brauen wucherten über braunen Augen, die scharf und klar durch eine Brille mit dicken Gläsern blickten. Die fleischige Nase war von roten Äderchen durchzogen, die Lippen schimmerten bläulich.

      Urbach, ein drahtiger Mann mit knappen Bewegungen, war wesentlich jünger. Das Haar trug er kurzgeschnitten, den Mund hielt er fest zusammengepresst, als ob ihm irgendetwas nicht passte. Seine hellen Augen zuckten durch das Hotelzimmer, richteten sich auf Schaake, tasteten ihn schnell ab, und wanderten dann weiter.

      Mehrländer legte eine Aktentasche auf den Tisch. Er öffnete sie und zog ein Zigarrenetui heraus, das er Schaake hinhielt.

СКАЧАТЬ