Название: Weihnachtserzählungen - 308 Seiten
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742762993
isbn:
»Hallo!« sagt der Major. »Wer ruft Jemmy Jackman an?« Und
dabei war er ganz außer Atem und spielte seine Rolle weniger
natürlich, als ich es erwartet hätte.
»Hier ist Mrs. Edson, Major«, sage ich. »Sie hat einen
Spaziergang gemacht, um ihren armen Kopf zu kühlen, der ihr
sehr weh getan hat; sie ist dabei vom Weg abgekommen und hat
sich verirrt, und Gott weiß, wohin sie noch geraten wäre, wenn
ich nicht gerade des Wegs dahergekommen wäre, um in den
Briefkasten meines Kohlenlieferanten eine Bestellung
einzuwerfen, und Sie nicht hier herumspazierten, um Ihre Zigarre
zu rauchen! – Und Sie sind wirklich nicht wohl genug, meine
Liebe«, sage ich zu ihr, »um sich ohne mich auch nur halb so weit
Liebe«, sage ich zu ihr, »um sich ohne mich auch nur halb so weit
von zu Hause zu entfernen. – Und Ihr Arm wird sicherlich sehr
willkommen sein, Major«, sage ich zu ihm, »ich weiß, sie darf
sich, so schwer sie will, darauf lehnen.«
44
Und mittlerweile hatten wir es soweit gebracht – dem
Allmächtigen sei Dank! –, daß sie zwischen uns beiden
dahinschritt.
Ein kalter Schauer schüttelte sie vom Kopf bis zu den Füßen,
und das Zittern hörte nicht auf, bis ich sie auf ihr Bett legte. Bis
zum frühen Morgen hielt sie meine Hand fest und jammerte und
jammerte: »Oh, der Elende, der Elende, der Elende!« Aber als
ich schließlich so tat, als ob der Kopf mir schwer würde und ein
tiefer Schlaf mich übermannte, hörte ich, wie das arme junge
Weib mit so rührenden und demutsvollen Worten dem Himmel
dankte, daß sie davor bewahrt geblieben sei, sich in ihrer Raserei
das Leben zu nehmen, daß ich glaubte, ich müßte mir auf der
Bettdecke die Augen ausweinen, und ich wußte, daß sie es nicht
wieder versuchen würde.
Da es mir gutging und ich die Ausgabe tragen konnte,
schmiedete ich am folgenden Tag mit dem Major meine Pläne,
während sie den tiefen Schlaf der Erschöpfung schlief; sobald es
anging, sagte ich zu ihr:
»Mrs. Edson, meine Liebe, als Mr. Edson mir die Miete für
»Mrs. Edson, meine Liebe, als Mr. Edson mir die Miete für
diese weiteren Monate bezahlte ...«
Sie fuhr empor, und ich fühlte, wie ihre großen Augen auf mich
gerichtet waren, aber ich fuhr mit meiner Rede und meiner
Nadelarbeit fort.
»... ich bin nicht ganz sicher, ob ich die Quittung richtig datierte.
Könnten Sie sie mir einmal zeigen?«
Sie legte ihre eiskalte Hand auf die meine und sah mich
durchbohrend an, als ich genötigt war, von meiner Nadelarbeit
aufzublicken. Aber ich hatte die Vorsicht gebraucht, meine Brille
aufzusetzen.
»Ich habe keine Quittung«, sagte sie darauf.
»Ah! Dann hat er sie«, sagte ich in gleichgültigem Ton. »Es
kommt nicht darauf an.
Eine Quittung ist eine Quittung.«
Von dieser Zeit an hielt sie stets meine Hand in der ihrigen, wenn
ich sie ihr reichen konnte, und das war in der Regel nur dann der
Fall, wenn ich ihr vorlas. Denn natürlich hatten sie und ich viel mit
der Nadel zu tun, und keine von uns beiden hatte ein besonderes
Geschick für diese kleinen Wäschestückchen, obwohl ich in
Anbetracht der Umstände auf meinen Anteil daran ziemlich stolz
bin. Und obwohl sie auf alles achtete, was ich ihr vorlas, so
bin. Und obwohl sie auf alles achtete, was ich ihr vorlas, so
schien es mir doch, daß neben der Bergpredigt es sie am meisten
fesselte, wenn ich von dem sanften Mitleid unseres Herrn mit uns
armen Frauen las und von seiner Jugend, und wie seine Mutter
stolz auf ihn war und alle seine Reden in ihrem Herzen bewahrte.
In ihren Augen lag ein dankbarer Ausdruck, der niemals bis an
mein Lebensende meinem Gedächtnis entschwinden wird, und
wenn ich sie zufällig ansah, so traf ich stets auf diesen dankbaren
Blick.
Oft bot sie mir auch ihre zitternden Lippen zum Kuß, viel mehr
wie ein liebevolles Kind, dessen Herz vom Kummer halb
gebrochen ist, als wie ich es mir von einem erwachsenen
Menschen denken könnte.
Einmal war das Zittern dieser armen Lippen so stark, und ihre
Tränen strömten so reichlich, daß ich glaubte, sie wolle mir all ihr
Leid erzählen; deshalb nahm ich ihre beiden Hände zwischen die
meinen und sagte:
»Nein, mein liebes Kind, nicht jetzt. Es ist am besten, wenn Sie
jetzt nicht davon sprechen. Warten Sie auf bessere Zeiten, wenn
Sie darüber hinweggekommen sind 45
und sich wieder kräftig fühlen; dann sollen Sie mir erzählen,
soviel Sie wollen. Soll das zwischen uns ausgemacht sein?«