Winnetou Band 2. Karl May
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Название: Winnetou Band 2

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742772039

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СКАЧАТЬ gesucht. Ihr selbst lauft in den Straßen und Bierhäusern herum, um ihn zu finden - - ich müßte nicht Old

       Death sein, wenn ich nun nicht wüßte, wen ich vor mir habe.«

       »Nun wen, Sir?«

       »Einen Detektive, einen Privatpolizisten, welcher eine Aufgabe zu lösen hat, welche mehr familiärer als

       krimineller Natur ist.«

       Dieser Mann war wirklich ein Muster von Scharfsinnigkeit. Sollte ich zugeben, daß er ganz richtig

       vermutet habe? Nein. Darum antwortete ich:

       »Euern Scharfblick in Ehren, Sir; aber dieses Mal dürftet Ihr Euch doch verrechnet haben.«

       »Glaube es nicht!«

       »O gewiß!«

       » Well! Es ist Eure Sache, ob Ihr es zugeben wollt oder nicht. Ich kann und mag Euch nicht zwingen.

       Aber wenn Ihr nicht wollt, daß man Euch durchschaue, dürft Ihr Euch nicht so durchsichtig verhalten. Es

       handelt sich um eine Geldsache. Man hat die Aufgabe einem Greenhorn anvertraut; man will also

       schonend verfahren; folglich ist der Betreffende ein guter Bekannter oder gar ein Glied der Familie des

       Geschädigten. Etwas Kriminelles ist doch dabei, sonst würde die hiesige Polizei Euch nicht ihre Hilfe

       zugesagt haben. Vermutlich hat der Betreffende einen Verführer, welcher sich bei ihm befindet und ihn

       ausnützen will. Ja, ja, schaut mich nur an, Sir! Ihr wundert Euch über meine Phantasie? Nun, ein guter

       Westmann konstruiert sich aus zwei Fußstapfen einen ganzen langen Weg von hier bis meinetwegen ins

       Kanada hinein, und es ist gar selten, daß er sich dabei irrt.«

       »Ihr entwickelt allerdings eine außerordentliche Einbildungskraft, Master.«

       » Pshaw! Leugnet meinetwegen immerfort! Mir macht es keinen Schaden. Ich bin hier leidlich bekannt

       und hätte Euch wohl einen guten Rat geben können. Doch wenn Ihr meint, auf eigenem Weg schneller

       zum Ziele zu gelangen, so ist das zwar recht lobenswert von Euch, ob aber klug, das möchte ich

       bezweifeln.«

       Er stand auf und zog einen alten Lederbeutel aus der Tasche, um sein Bier zu bezahlen. Ich glaubte, ihm

       durch mein Mißtrauen wehe getan zu haben, und sagte, um das wieder gut zu machen:

       »Es gibt Geschäfte, in welche man keinen andern, am allerwenigsten aber einen Fremden, blicken lassen

       darf. Ich habe keineswegs die Absicht gehabt, Euch zu beleidigen und denke - - -«

       12

       »Ay, ay!« unterbrach er mich, indem er ein Geldstück auf den Tisch legte. »Von einer Beleidigung ist

       keine Rede. Ich habe es gut mit Euch gemeint, denn Ihr habt etwas an Euch, was mein Wohlwollen

       erweckte.«

       »Vielleicht begegnen wir uns wieder!«

       »Schwerlich. Ich gehe heut hinüber ins Texas und will nach Mexiko hinein. Es ist wohl nicht

       anzunehmen, daß Euer Spaziergang dieselbe Richtung haben werde, und so - fare well, Sir! Und denkt bei

       Gelegenheit daran, daß ich Euch ein Greenhorn genannt habe! Von Old Death dürft Ihr das ruhig

       hinnehmen, denn er verbindet nicht die Absicht der Beleidigung damit, und es kann keinem Neulinge

       Schaden bringen, wenn er ein klein wenig bescheiden von sich denkt.«

       Er setzte den breitkrempigen Sombrero auf, welcher über ihm an der Wand gehangen hatte, nahm Sattel

       und Zaumzeug auf den Rücken, griff nach seinem Gewehre und ging. Aber als er drei Schritte gemacht

       hatte, wendete er sich schnell wieder um, kam noch einmal zurück und raunte mir zu:

       »Nichts für ungut, Sir! Ich habe nämlich auch - studiert und denke heute noch mit großem Vergnügen

       dran, was für ein eingebildeter Dummkopf ich damals gewesen bin. Good bye!«

       Jetzt verließ er das Lokal, ohne sich nochmals umzudrehen. Ich sah ihm nach, bis seine auffällige und von

       den Passanten belächelte Gestalt in der Menschenmenge verschwand. Gern hätte ich ihm gezürnt. Ich gab

       mir ordentlich Mühe, bös auf ihn zu sein, und brachte es doch nicht fertig. Sein Äußeres hatte eine Art

       von Mitleid in mir erweckt; seine Worte waren rauh, aber seine Stimme hatte dabei sanft und eindringlich

       wohlmeinend geklungen. Es war ihr anzuhören gewesen, daß er es ernsthaft gut mit mir meine. Er hatte

       mir trotz seiner Häßlichkeit gefallen, aber ihn darum in meine Absichten einzuweihen, das wäre nicht nur

       unvorsichtig, sondern sogar leichtsinnig gewesen, obgleich allerdings anzunehmen war, daß er mir

       vielleicht einen guten Wink geben konnte. Das Wort Greenhorn hatte ich ihm nicht übelgenommen; ich

       war durch Sam Hawkens so an dasselbe gewöhnt worden, daß es mich nicht beleidigen konnte.

       Ebensowenig hatte ich es für nötig gehalten, ihm zu sagen, daß ich schon einmal im Westen gewesen war.

       Ich legte den Ellbogen auf den Tisch, den Kopf in die Hand und blickte sinnend vor mir nieder. Da wurde

       die Tür geöffnet, und der, welcher hereintrat, war kein anderer als - - Gibson.

       Er blieb am Eingange stehen und musterte die Anwesenden. Als ich annahm, daß sein Blick auf mich

       fallen müsse, wendete ich mich um, der Türe den Rücken zukehrend. Es gab keinen leeren Platz außer

       demjenigen, welchen Old Death inne gehabt hatte. Gibson mußte also zu mir kommen, um sich bei mir

       niederzusetzen. Ich freute mich bereits im stillen über den Schreck, welchen mein Anblick ihm einjagen

       würde.

       Aber er kam nicht. Ich hörte das Geräusch der sich wieder in ihren Angeln drehenden Türe und drehte

       mich schnell um. Wahrhaftig, er hatte mich erkannt; er floh. Ich sah ihn hinaustreten und schnellen

       Schrittes davoneilen. Im Nu hatte ich den Hut, auf dem Kopf, warf dem Boardkeeper eine Bezahlung zu

       und schoß hinaus. Da, rechts, lief er, sichtlich bemüht, hinter einer dichten Menschengruppe zu

       verschwinden. Er drehte sich um, sah mich und verdoppelte seine Schritte. Ich folgte mit gleicher

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