Название: Winnetou Band 2
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742772039
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nach meiner Ansicht sehr gut gelang. Dann holte ich mir zwei Polizisten, welche sich vor der Türe des
gedachten Hauses aufstellen sollten, während ich mich im Innern befand.
Ich war so ziemlich überzeugt, daß mir die Festnahme des gesuchten Spitzbuben und seines Opfers
gelingen werde, und in ziemlich gehobener Stimmung zog ich die Hausglocke, über welcher auf einem
Messingschilde zu lesen war:
›First class pension for Ladies and Gentlemen‹. Ich befand mich also am richtigen Orte. Haus und
Geschäft waren Eigentum einer Dame. Der Portier öffnete, fragte mich nach meinem Begehr und erhielt
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den Auftrag, mich bei der Dame zu melden; auch übergab ich ihm eine Visitenkarte, welche auf einen
andern Namen lautete als den meinigen. Ich wurde in das Parlour geführt und hatte nicht lange auf die
Lady zu warten.
Sie war eine fein gekleidete, behäbig aussehende Dame von ungefähr fünfzig Jahren. Wie es schien, hatte
sie einen kleinen Rest von schwarzem Blute in ihren Adern, wie ihr gekräuseltes Haar und eine leichte
Färbung ihrer Nägel vermuten ließen. Sie machte den Eindruck einer Frau von Gemüt und empfing mich
mit großer Höflichkeit.
Ich stellte mich ihr als den Feuilletonredakteur der ›Deutschen Zeitung‹ vor, zeigte ihr das betreffende
Blatt und gab an, daß ich den Verfasser dieses Gedichtes sprechen müsse; dasselbe habe solchen Anklang
gefunden, daß ich ihm Honorar und neue Aufträge bringe.
Sie hörte mir ruhig zu, betrachtete mich aufmerksam und sagte dann:
»Also ein Gedicht hat der Herr bei Ihnen drucken lassen? Wie hübsch! Schade, daß ich nicht Deutsch
verstehe, sonst würde ich Sie bitten, es mir vorzulesen. Ist es gut?«
»Ausgezeichnet! Ich hatte bereits die Ehre, Ihnen zu sagen, daß es sehr gefallen habe.«
»Das ist mir von größtem Interesse. Dieser Herr hat den Eindruck eines fein gebildeten Mannes, eines
wahrhaften Gentleman auf mich gemacht. Leider sprach er nicht viel und verkehrte mit niemand. Er ist
nur ein einziges Mal ausgegangen, jedenfalls als er Ihnen das Gedicht brachte.«
»Wirklich? Ich entnahm aus der kurzen Unterhaltung, welche ich mit ihm hatte, daß er hier Gelder
erhoben habe. Er muß also öfters ausgegangen sein.«
»So ist es während meiner Abwesenheit vom Hause geschehen, vielleicht auch hat sein Sekretär diese
geschäftlichen Dinge abgemacht.«
»Er hat einen Sekretär? Davon sprach er nicht. Er muß also ein wohlsituierter Herr sein.«
»Gewiß! Er zahlte gut und speiste auf das feinste. Sein Sekretär, Master Clinton, führte die Kasse.«
»Clinton! Ah, wenn dieser Sekretär Clinton heißt, so muß ich ihn im Klub getroffen haben. Er stammt aus
New York oder kommt wenigstens von dort und ist ein vorzüglicher Gesellschafter. Wir trafen uns
gestern zur Mittagszeit - -«
»Das stimmt,« fiel sie ein. »Da war er ausgegangen.«
»Und fanden, « fuhr ich fort, »ein solches Wohlgefallen aneinander, daß er mir seine Photographie
verehrte. Die meinige hatte ich nicht bei mir, mußte sie ihm aber bestimmt versprechen, da wir uns heute
wieder treffen wollen. Hier ist sie.« Und ich zeigte ihr Gibsons Bild, welches ich immer bei mir trug.
»Richtig, das ist der Sekretär,« sagte sie, als sie einen Blick darauf geworfen hatte. »Leider werden Sie
ihn nicht so bald wieder sehen, und von Master Ohlert werden Sie kein weiteres Gedicht erhalten können;
sie sind beide abgereist.«
Ich erschrak, faßte mich indessen schnell und sagte:
»Das tut mir sehr leid. Der Einfall, abzureisen, muß ihnen ganz plötzlich gekommen sein?«
»Allerdings. Es ist das eine sehr, sehr rührende Geschichte. Master Ohlert freilich sprach nicht davon,
denn niemand greift in die eigenen Wunden, aber sein Sekretär hat sie mir unter dem Siegel der
Verschwiegenheit mitgeteilt. Sie müssen nämlich wissen, daß ich mich stets des besonderen Vertrauens
derjenigen erfreue, welche zeitweilig bei mir wohnen.«
»Das glaube ich Ihnen. Ihre feinen Manieren, Ihre zarten Umgangsformen lassen das als ganz natürlich
erscheinen,« flunkerte ich mit der größten Unverfrorenheit.
»O bitte!« meinte sie, trotz der Unbeholfenheit dieser Adulation geschmeichelt. »Die Geschichte hat mich
fast zu Thränen gerührt, und ich freue mich, daß es dem unglücklichen jungen Manne gelungen ist, noch
zur rechten Zeit zu entkommen.«
»Entkommen? Das klingt ja genau so, als ob er verfolgt werde!«
»Es ist auch wirklich der Fall.«
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»Ah! Wie interessant! Ein so hochbegabter, genialer Dichter, und verfolgt! in meiner Eigenschaft als
Redakteur, gewissermaßen also als Kollege des Unglücklichen, brenne ich vor Verlangen, etwas Näheres
zu hören. Die Zeitungen repräsentieren eine bedeutende Macht. Vielleicht wäre es mir möglich, mich
seiner in einem Artikel anzunehmen. Wie schade, daß Ihnen diese interessante Geschichte nur unter dem
Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt worden ist!«
Ihre Wangen röteten sich. Sie zog ein nicht ganz reines Taschentuch, um es im Falle des Bedürfnisses
sofort bei der Hand zu haben, und sagte:
»Was diese Diskretion betrifft, Sir, so fühle ich mich jetzt nicht mehr zu ihr verpflichtet, da die Herren
abgereist sind. Ich weiß, daß man das Zeitungswesen eine Großmacht nennt, und würde ganz glücklich
sein, wenn Sie dem armen Dichter zu seinem Rechte helfen könnten.«
»Was in meinen СКАЧАТЬ