Winnetou Band 2. Karl May
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Название: Winnetou Band 2

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742772039

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       von ihnen war mehr nüchtern zu nennen. Rohe Gestalten und Gesichter, südlich leichte Kleidung und

       prächtige Waffen fielen an ihnen sofort auf. Jeder von ihnen war mit Gewehr, Messer, Revolver oder

       Pistole versehen, außerdem hatten alle eine wuchtige Niggerpeitsche an der Seite hängen, und jeder führte

       an starker Leine einen Hund bei sich. Alle diese Hunde von ungeheurer Größe waren von jener sorgfältig

       gezüchteten Rasse, welche man in den Südstaaten zum Einfangen flüchtig gewordener Neger verwendete

       und Bluthunde oder Menschenfänger nannte.

       Die Strolche starrten uns, ohne zu grüßen, mit unverschämten Blicken an, warfen sich auf die Stühle, daß

       diese krachten, legten die Füße auf den Tisch und trommelten mit den Absätzen auf ihm herum, womit

       sie an den Wirt das höfliche Ersuchen richteten, sich zu ihnen zu bemühen.

       »Mensch, hast du Bier?« schrie ihn einer an. »Deutsches Bier?« Der geängstigte Wirt bejahte.

       »Das wollen wir trinken. Aber bist du auch selbst ein Deutscher?«

       »Nein.«

       »Das ist dein Glück. Das Bier der Deutschen wollen wir trinken; sie selbst aber sollen in der Hölle braten,

       diese Abolitionisten, weiche dem Norden geholfen haben und schuld sind, daß wir unsere Stellen

       verloren!«

       Der Wirt zog sich schleunigst zurück, um seine noblen Gäste so rasch wie möglich zu bedienen. Ich hatte

       mich unwillkürlich umgedreht, um den Sprecher anzusehen. Er bemerkte es. Ich bin überzeugt, daß in

       meinem Blicke gar nichts für ihn Beleidigendes lag; aber er hatte einmal keine Lust, sich ansehen zu

       lassen, vielleicht große Sehnsucht, mit jemand anzubinden, und schrie mir zu:

       »Was starrst du mich an! Habe ich etwa nicht wahr gesprochen?«

       Ich wendete mich ab und antwortete nicht.

       »Nehmt Euch in acht!« flüsterte Old Death mir zu. »Das sind Rowdies der schlimmsten Sorte. Jedenfalls

       entlassene Sklavenaufseher, deren Herren durch die Abschaffung der Sklaverei bankerott geworden sind.

       Die haben sich nun zusammengetan, um allerlei Unfug zu treiben. Es ist besser, wir beachten sie gar

       nicht. Trinken wir rasch aus, um dann zu gehen.«

       Aber grad dieses Flüstern gefiel dem Manne nicht. Er schrie zu uns herüber:

       »Was hast du Heimliches zu reden, altes Gerippe? Wenn du von uns sprichst, so tu' es laut, sonst werden

       wir dir den Mund öffnen!«

       Old Death setzte sein Glas an den Mund und trank, sagte aber nichts. Die Leute bekamen Bier und

       kosteten. Das Gebräu war wirklich gut; die Gäste befanden sich aber in echter Rowdylaune und gossen es

       in die Stube. Derjenige, welcher vorhin gesprochen hatte, hielt sein volles Glas noch in der Hand und rief:

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       »Nicht auf den Boden! Dort sitzen zwei, denen dieses Zeug sehr gut zu bekommen scheint. Sie sollen es

       haben.«

       Er holte aus und goß sein Bier über den Tisch herüber auf uns beide aus. Old Death fuhr sich ruhig mit

       dem Ärmel über das naßgewordene Gesicht; ich aber brachte es nicht fertig, so ruhig wie er die

       schändlichsten Beleidigungen einzustecken. Mein Hut, mein Kragen, mein Rock, alles tropfte an mir, da

       mich der Hauptstrahl getroffen hatte. Ich drehte mich um und sagte:

       »Sir, ich bitte Euch sehr, das nicht zum zweitenmal zu tun! Treibt Euern Spaß mit Euern Kameraden; wir

       haben nichts dagegen; uns aber laßt gefälligst in Ruhe.«

       »So! Was würdet Ihr denn tun, wenn ich Lust empfände, Euch nochmals zu begießen?«

       »Das wird sich finden.«

       »Sich finden? Nun, da müssen wir doch gleich einmal sehen, was sich finden wird. Wirt, neue Gläser!«

       Die Andern lachten und johlten ihrem Matador Beifall zu. Es war augenscheinlich, daß er seine

       Unverschämtheit wiederholen werde.

       »Um Gottes willen, Sir, bindet nicht mit den Kerlen an!« warnte mich Old Death.

       »Fürchtet Ihr Euch?« fragte ich ihn.

       »Fällt mir nicht ein! Aber sie sind mit den Waffen schnell bei der Hand, und gegen eine tückische Kugel

       vermag auch der Mutigste nichts. Bedenkt, daß sie Hunde haben!«

       Die Strolche hatten ihre Hunde an die Tischbeine gebunden. Um nicht wieder von hinten getroffen zu

       werden, verließ ich meinen bisherigen Platz und setzte mich so, daß ich den Rowdies die rechte Seite

       zukehrte.

       »Ah! Er setzt sich in Positur!« lachte der Wortführer. »Er will sich wehren, aber sobald er nur eine

       Bewegung macht, laß ich Pluto auf ihn los. Der ist auf Menschen dressiert.«

       Er band den Hund los und hielt ihn an der Schnur bei sich. Noch hatte der Wirt das Bier nicht gebracht;

       noch war es Zeit für uns, ein Geldstück auf den Tisch zu legen und zu gehen, doch glaubte ich nicht, daß

       uns die Bande erlauben werde, uns zu entfernen, und sodann widerstrebte es mir, vor diesen

       verachtenwerten Menschen die Flucht zu ergreifen. Denn solche Prahlhänse sind im Grund ihrer Seele

       Feiglinge.

       Ich griff in die Tasche und spannte meinen Revolver. Im Ringen stellte ich meinen Mann; das wußte ich,

       doch war mir zweifelhaft, ob es mir gelingen werde, die Hunde zu bewältigen. Aber ich hatte Tiere,

       welche auf den Mann dressiert gewesen waren, unter den Händen gehabt, und brauchte mich wenigstens

       vor einem einzelnen Packer nicht zu fürchten.

       Jetzt kam der Wirt. Er stellte die Gläser auf den Tisch und sagte in bittendem Tone zu seinen

       streitsüchtigen Gästen:

       »Gentlemen, euer Besuch ist mir sehr angenehm; aber ich bitte euch, die beiden Männer dort in Ruhe zu

       lassen. Sie sind ebenfalls meine Gäste.«

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