Messalina. Alfred Schirokauer
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Название: Messalina

Автор: Alfred Schirokauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181485

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СКАЧАТЬ Germanen.

      Doch trotz des Nationalgewandes erkannte man in Abalanda sofort den Nordländer an seinem hohen, stattlichen Wuchse und dem rötlich blonden Vollbarte. Die blonden Haare allerdings trug er, entgegen der Sitte seiner Heimat, verschnitten, da in Rom nur Stutzer oder Lustknaben sich das Haupthaar lang wachsen ließen.

      Caligula fingerte ungeduldig an einer Kette, die aus seine Brust herabhing. Dieses Geschmeide bestand aus fingergliedlangen bläulichen Edelsteinen von glattem Schliffe, deren Enden in Goldkapseln gefaßt und durch seine goldene Kettchen miteinander verbunden waren. Leise klirrte der weibische Schmuck.

      »Möchtest du dich herablassen, mir zu antworten, mein Freund?« knurrte endlich Caligula, heimlich drohende Blicke unter den gesenkten Lidern verbergend.

      »Dein Einfall hat sogar sehr tiefen Eindruck auf mich gemacht, hoher Herr,« nahm Abalanda das Wort.

      »Du sagst das mit seltsamer Betonung. Der Eindruck scheint nicht allzu günstig gewesen zu sein.«

      »Nein, Herr.«

      Der Imperator wollte auffahren, beherrschte sich jedoch. Nur das Beben des Kinnes verriet seine Erregung. Doch seine Stimme klang klar und ruhig, eisig.

      »Du sprichst nicht nur sehr rein und ausdrucksvoll unsre Sprache, Abalanda,« warf er hin. »Du sprichst in dieser Sprache auch mit kühner Aufrichtigkeit.«

      »Ich bin dein Gast, Cäsar, und soweit mir bekannt, ist auch in deinem Rom der Gast heilig wie in meiner Heimat. Mein Vater sandte mich, deiner Einladung folgend, zu dir, damit ich eure Sitten kennenlerne und das Gute an ihnen in unsere armen, unwirtlichen Gaue heimbrächte.«

      »Die Gründe deiner Sendung kenne ich hinlänglich, mein nordischer Prinz,« höhnte der Imperator. »Warum führst du sie mir so weitläufig auf?«

      »Um dir zu erläutern, o Cäsar, weshalb ich mich – wie du es nennst – einer kühnen Aufrichtigkeit befleißige,« versetzte Abalanda unerschrocken. »Oder ist dem, den du einlädst, eure Sitten zu studieren, verboten, sich ein Urteil über eure Bräuche zu bilden? Ist dem verwehrt, auf deine Frage ohne Scheu zu sagen, was er denkt?«

      »Keineswegs. Also heraus mit der Sprache! – Was mißfällt dir an meinem Einfall?«

      Abalanda sah den Imperator fest an. Caligula liebte es nicht, scharf betrachtet zu werden, weil er sich seiner frühen Glatze schämte. Er fürchtete den Spott über seinen kahlen Kopf und sah in eingehend musternden Blicken oft eine todeswürdige Beleidigung.

      Ungeduldig rief er dem nordischen Fürstensohne daher zu: »Wende dich ab, wenn du mit mir sprichst!«

      »Die Jugend in meiner Heimat ist dahin erzogen, offenen Blickes gerade mit jenen zu sprechen, denen am meisten Achtung und Ehrerbietung gebührt,« widersprach Abalanda, mit seinen klaren blauen Augen dem feigen Basiliskenblick des Kaisers begegnend. »Und was ich nun an deinem Einfall auszusetzen habe, o Cäsar: du erwähntest bei Beginn des Schaustückes selbst, wir würden den sehr listig ersonnenen Tod eines Menschen zu schauen bekommen, eines Menschen, den du zu diesem Tode verurteiltest, weil er dir den Gruß versagte. Nun erzählt man aber im Zirkus, dieser arme Alte sei stumm und in seiner Stummheit gar nicht fähig gewesen, dir den gebotenen Gruß zu bieten. Nennt ihr Römer das Gerechtigkeit der Strafe?«

      Haßerfüllt betrachtete Caligula lange den unverletzlichen, mutigen Widersacher. Endlich sagte er: »Bist du fertig?«

      Erregt über den grausamen Tod des Alten, fuhr Abalanda fort:

      »Der Arme büßte nicht seine Schuld, sondern ein Verschulden der Natur, die ihm Stimme und Sprache vorenthielt.« Er sprach in scharfem Tone.

      »Ich sehe keine Ungerechtigkeit,« lächelte Caligula boshaft, »und sehe keinen Grund zu der Empörung, die in dir brennt und aus dir lodert. Wenn der Mann stumm war – es mag sein – warum auch nicht? – so habe ich in diesem Menschen nicht meinen Beleidiger bestraft, sondern ich bestrafte in ihm die Natur selbst, die durch diesen Menschen die Gottheit Caligula zu beleidigen wagte.«

      Abalanda war des Gespräches müde. Es hatte keinen Sinn, mit diesem Wahnsinnigen zu rechten. Er grüßte den Imperator mit edelm Anstande und bat um Urlaub.

      »Ich darf meinen Gastfreund Valerius Messala nicht vernachlässigen,« entschuldigte er sich.

      »Ein Mann, der wie du auf seine Ehrlichkeit pocht, sollte nicht so dreist lügen,« höhnte Caligula. »Nicht Valerius Messala lockt dich von mir, sondern seine schöne Tochter.«

      Und als dem Germanen unter diesen Worten das Blut heiß in die Stirn wallte – vor Zorn und weil der Kaiser roh vor allen das tiefste Geheimnis seines Herzens besudelt hatte – lachte Caligula rachefreudig aus, zeigte auf den Prinzen mit dem langen, dünnen Zeigefinger und rief:

      »Seht – seht – wie er errötet – der Heuchler! Aber ich warne dich, junger Freund. Die Aënobarbi haben nicht nur Eisenbärte und Eisenköpfe, sie haben auch Herzen von Erz. Etwas davon wird auch den Weibern dieses Geschlechtes anhangen.«

      Dann aber, als der Nordländer sich schroff entfernt hatte, sprang die bis aufs letzte und äußerste beherrschte Wut des Imperators hervor – wie vorher die zu Henkern des stummen Volusius erkorenen Raubtiere aus ihren Käfigen gebrochen waren. In den Mundwinkeln Caligulas stand weißer Speichelschaum. Die grünlichen Augen mit den nadelspitzen Pupillen hasteten gierig durch die kaiserliche Umgebung hin. War da auf keinem Gesichte zu lesen, daß einer dem Kaiser die frechen Beleidigungen aus dem Munde des Barbaren gönnte?

      Plötzlich schnellte Caligula von seinem Elfenbeinsessel empor. Dicht trat er vor einen Edeln hin. Sein Blick schillerte. Seine behaarten Hände zerrten an der klirrenden Geschmeidekette, in deren Edelsteinen die Sonne in fluoreszierenden Funken flirrte, als sprühe des Kaisers Wut sichtbar von seiner Gestalt.

      »Ich hoffe, die Spiele gefallen dir besser als diesem Bärenhäuter, Menalippus?« zischte er den vornehmen, noch jungen Mann an. »Oder täusche ich mich, wenn ich meine, in deiner Miene strahle nicht übermäßiges Vergnügen?!«

      Menalippus hätte nicht Römer sein, den Caligula nicht kennen und nicht Zeuge sein müssen der Unterredung mit Abalanda, um nicht sofort zu begreifen, um was es ging. Der ergrimmte Imperator suchte nach einem Opfer, an dem er seinen heißen Zorn kühlen konnte. Wie aller reichen Römer in der Umgebung des Kaisers spielte auch des Menalippus Dasein sich ab in einem Hinundherpendeln zwischen atemloser Jagd nach Lebensgenuß und dem Vorbereitetsein auf den plötzlichen Tod als Folge einer Laune des despotisch zürnenden oder vermögensgierigen Herrschers.

      Menalippus wußte, seine Stunde hatte geschlagen, als Caligula ihn gerade jetzt anredete. Er war entschlossen, seinen Tod zu rächen, das Scheusal wenigstens in diesem letzten Augenblicke bis ins tiefste innere zu treffen.

      »Du hast dich nicht getäuscht, Herr, wenn du Unfreude in meinen Mienen sahst,« sagte er nach einem starkem Atemzuge und verbarg weder seinen Ekel noch seine haßerfüllte Verachtung.

      Caligula prallte förmlich zurück vor dieser Kühnheit.

      »Willst du dem nordischen Sklaven nachahmen, diesem verlogenen Heuchler, dem ich in einer Anwandlung von Gnade die römische Toga zu tragen erlaubte?« stieß er hervor.

      »Es ist keine Ehre mehr, unter deiner Regierung sich durch das Gewand des Römers zu kennzeichnen,« höhnte Menalippus. »Dieser Fürstensohn sprach wie ein Mann. Es ist besser, СКАЧАТЬ