Messalina. Alfred Schirokauer
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Название: Messalina

Автор: Alfred Schirokauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181485

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СКАЧАТЬ der kaiserlichen Tribüne und meldete dem Cäsar: die Aufstellung der von ihm befohlenen Maschinerie sei vollendet.

      Caligula dankte durch eine lässige Handbewegung und verbarg ein Gähnen. Als der Prätor sich entfernen wollte, rief der Kaiser ihn zurück.

      »Erweise mir den Gefallen –« hob der Cäsar an.

      Gillo ward totenbleich bei dieser ungewöhnlich höflichen Anrede des Gefürchteten. Caligula bemerkte es und lächelte. Doch auch das Lächeln dieses Gorgonenantlitzes war eine Bedrohung.

      »Erschrick nicht, mein Freund,« sprach er weiter. »Es handelt sich wirklich um eine Gefälligkeit, die du mir erweisen sollst. – Begib dich zu Messala Barbatus und sage dem Manne, ich ließe seine Tochter Valeria Messalina einladen, während des weiteren Verlaufes der Spiele an meiner Seite zu sitzen.«

      Der Prätor verbeugte sich stumm und eilte, seinen Auftrag auszuführen. Doch bald kam er ohne das junge Mädchen zurück. Mit vor Furcht kalkweißem Gesicht und kaum seiner Stimme mächtig, berichtete er: »Herr, des Messala Tochter läßt dir für die hohe Auszeichnung danken –«

      »Aber sie kommt nicht?« fiel ihm der Kaiser grimmig ins Wort.

      »Sie fürchtet die Götter zu beleidigen, wenn allzuviel Glück sich an einem Tage auf sie niedersenkt. Denn dieser Tag hat ihr schon durch deinen eigenen Mund die Einladung zu deinem Gastmahle beschert.«

      Caligula blickte sekundenlang mit unbeweglichen Augen vor sich hin. Dem Prätor schienen es Stunden.

      Dann zog der Kaiser einen schweren Ring vom Zeigefinger. Ein schöner Sardonix zierte den Reif. Er reichte dem Prätor das Geschmeide.

      »Du warst wirklich in Todesgefahr, Proculejus Gillo. Die kluge Ausrede der Kleinen hat dir das Leben gerettet. Nimm für die ausgestandene Angst den prächtigen Stein hin. Möge er dir das unverdiente Glück bringen, auch fernerhin dich meiner Gunst zu erfreuen.«

      Dann lehnte er sich wohlgefällig im Sessel zurück, klatschte in die Hände und rief: »Los, los! Wer soll zuerst unsere neue Maschine erproben?«

      »Es ist der Mann, der auf der Straße aufgegriffen wurde, als er dich beleidigte, Herr,« gab Gillo dienstbeflissen und furchterlöst Auskunft.

      »Ah, ich entsinne mich! Beginnt!« Ein verschmitztes Lächeln war um seinen Mund. »Laß uns nicht warten, Prätor,« befahl er. »Und ihr, Freunde, gebet acht, was euer Kaiser ersinnt, euch eine heitere Unterhaltung zu bieten.«

      »Heil dir, Cäsar!« riefen die Schmeichler.

      Der gewaltige Zirkus nahm augenblicklich diesen Ruf auf. Fünfzigtausend Kehlen schrien den Segenswunsch für den blutrünstigen Herrscher Roms zum Himmel.

      Auf der mit Statuen geschmückten Spina, einer die Arena in zwei Teile scheidenden Aufmauerung, erschienen nun Herolde und verkündeten dem Volke die Fortsetzung der Spiele. Das Rasseln der Ketten, mit denen die Gittertüren vor den Raubtierkäfigen aufgezogen wurden, vermischte sich mit dem Gebrüll der Bestien. Mit langen Stachelstöcken scheuchten die Wärter Löwen, Tiger, Panther und Leoparden auf. Die Tiere waren ausgehungert, ihre Wut und ihren Blutdurst zu erhöhen.

      Aus der Dunkelheit ihrer Gefängnisse glitten in schmiegsamem, weichem Schleichen die majestätischen Katzen hervor in das grelle Tageslicht. Bald füllte sich der Raum zwischen den Einhegungen vor dem Pegma und der Säule mit den reißenden Großtieren Afrikas und Indiens. Rollend erscholl das Gebrüll zweier Löwen, die, sobald sie einander erblickten, zu einem Kampfe losbrachen. Das Geheul der durch Hunger und Helle aufs äußerste erzürnten anderen Tiere begleitete den Zweikampf der beiden Feinde.

      »Hispo! – Hispo!« hetzte jubelnd die Menge den riesigen Berberlöwen.

      Hispo war ein Liebling der Zirkusbesucher, ein alter Wüstling der Arena. Er hatte sich über seine Mitgefangenen eine Art Herrschergewalt angemaßt, die er immer wieder siegreich verteidigte. Auch diesmal wurde er seines Widersachers Herr.

      Ein Tierwärter war auf die Maschinerie geklettert. Von dort aus warf er kleine Fleischstücke unter die Bestien. Die Aufmerksamkeit der Tiere sollte auf den Ort gelenkt werden, von dem her sie die Befriedigung ihres Hungers zu erwarten hatten.

      Rasch sammelte sich der schnaufende, knurrende Haufen vor dem Pegma und der Säule und balgte sich mit kurz aufbrüllendem Fauchen um die Brocken. Aufgeregt wartend, sprangen die Großkatzen gegen die Umhegung, bleckten Zunge und Rachen zu der Maschinerie empor, nachdem der Wärter die kärgliche, nur anreizende Fütterung eingestellt hatte.

      Jetzt schleppten Männer den Alten herbei, der sich vergeblich gegen die ihm angetane Gewalt zu wehren suchte. Man zwang ihn auf die bis zum Boden herabgezogene Plattform der Maschinerie. Immer wieder sprang er herunter und warf sich lallend vor Todesangst seinen Henkern zu Füßen. Sie stießen ihn wieder auf die Bretter, bis er sich in sein Schicksal ergab, in die Knie brach und erstickt lallend sein Antlitz verhüllte.

      Die Tiere witterten ihr Opfer. Sie wußten, durch Erfahrung belehrt, Menschen in der Arena bedeuteten baldige Stillung des nagenden Hungers. So standen sie, mit glühenden Augen und gähnend knurrend, die Szene bei dem Pegma belauernd.

      Auf den Sitzen des Volkes murmelte Fufidius: »Ewige Götter, das ist doch der Stumme Volusius. Was tat der arme Mensch, daß man ihn verurteilte?«

      Verres flüsterte zurück: »Er hat den Kaiser beleidigt, indem er ihm den Heilruf versagte. Ich war in der Menge, als man den Alten gefangennahm.«

      »Ein Stummer – den Heilruf!« –

      »Schweig!« zischte Verres. Er sah besorgt um sich. Dieser Fufidius war zu unvorsichtig! Ob nur keiner seine Kritik des kaiserlichen Urteils gehört hatte!

      Er konnte beruhigt sein. Die Aufmerksamkeit der Zuschauer galt allein den Vorgängen bei der Maschinerie. Jetzt brach schmetternder Jubel los. Ein Handgriff des Werkmeisters hatte den Hebel gelöst – das ungeheure Gegengewicht der Steine riß die Plattform blitzschnell nach oben – ein Menschenkörper, der stumme Volusius, schnellte hoch empor, sauste gegen das knatternde Sonnensegel, prallte daran zurück, wirbelte durch die Luft und schlug inmitten der Raubtiere in den Sand der Arena. Die Bestien hatten den Flug der ihnen zugedachten Beute mit lauernden Blicken verfolgt. Als man sie endlich in ihre Gefängnisse zurückscheuchte, wurde ein armseliger Rest zermalmter blutiger Knochen auf den Kehricht des Zirkus geworfen. Alles, was von dem schuldlosen Volusius übriggeblieben war.

      Während die Menge aus den Volkssitzen das Geschehene als etwas wirklich Neues eifrig lobend besprach, hatte der Gerber Fufidius die Ellbogen auf die Knie gestützt und drückte seine von der Lohe gebräunten Hände vors Gesicht. Er verbarg die Tränen des Mitleids, die ihm der schauerliche Tod des Stummen in die Augen trieb.

      Auch auf der Tribüne Caligulas wagte es einer, sich des Schuldlosen anzunehmen. Der Kaiser hatte soeben das Lobgehudel seiner Kreaturen entgegengenommen.

      »Nun, mein Abalanda, mein großartiger Einfall scheint nicht sehr tiefen Eindruck auf dich gemacht zu haben?« wandte der Cäsar sich an einen Fremden.

      Es war ein Mann, der unfern stand und mit ernst zusammengezogenen Brauen in die Arena niederblickte, deren Sand geglättet und von den Blutspuren gereinigt wurde.

      Ein hochgewachsener Recke von etwa dreißig Jahren, der Sohn eines angesehenen römertreuen Germanenfürsten. Obwohl Abalanda kein Römer war, hatte Caligula ihm die Gnade gewährt, СКАЧАТЬ