Messalina. Alfred Schirokauer
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Название: Messalina

Автор: Alfred Schirokauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181485

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СКАЧАТЬ wirst heute zum Gastmahl im Palatin erscheinen. In koischem Gewande.«

      Angstgeladene Stille herrschte ringsum. Die Eltern des tollkühnen Mädchens standen steif in sich zusammengesunken. Sie wußten, der Tod schwebte über ihrem Kinde und ihrem eigenen Haupte.

      Doch ahnungslos oder die Gefahr verachtend, rief Messalina erregt:

      »In koischem Kleide? Im durchsichtigen Gewand der leichtfertigen Weiber? Niemals, Cäsar!«

      Alles duckte die Köpfe. Jetzt mußte der zerschmetternde Blitz niederzucken auf das verwegene Geschöpf und seine Sippe.

      Aber zu allgemeinem Staunen sprach Caligula gelassen:

      »Wenn du nicht willst, daß ich dich auf der Stelle entkleiden lasse, so widerrufe deine Weigerung augenblicklich!«

      Statt einer Antwort befahl Valeria Messalina mit fester, heller Stimme ihren Sellaträgern, den Ort zu verlassen.

      Doch hier mischte sich der Vater Valerius Messala Barbatus endlich in die gefahrenstrotzende Debatte.

      »Sie wird erscheinen, wie du es befiehlst, o Cäsar. Verzeih einem törichten, unmündigen Kinde!«

      Er beugte flehend das Knie.

      Der letzte Blutstropfen war aus dem Gesichte des Kaisers gewichen. Mühsam beherrschte er seine zuckenden Züge. Er hatte anderes mit diesem Mädchen vor als ihren blutigen Tod im Zirkus. Zunächst! Daher winkte er nachlässig gewährend Valerius Messala zu, warf sich auf den Rücken und gab sich wollüstigen Vorstellungen hin.

      Die Pompa circensis setzte sich langsam wieder in Bewegung, dem Zirkus entgegen.

      Wagenrennen und kleinere Zirkusspiele waren beendet. Bis dahin hatte sich auf dem Sande der Arena nichts ereignet, was die verwöhnte Schaulust der Römer noch nicht gesehen hätte. Durch die Reihen der Sitze, die dem einfachen Volke dienten, lief ein vorsichtig leises Murren.

      »Bietet Caligula uns nach diesen großen Verheißungen nicht mehr, als was er bis zur Stunde bot, so wollen wir lieber im Schatten des Sonnensegels ein Schläfchen halten,« sagte der Gerber Fufidius. Er sprach laut genug, auch von anderen verstanden zu werden.

      »Schweig' doch, Unseliger,« warnte ihn sein Freund Verres und versetzte dem gelangweilt Gähnenden einen heftigen Rippenstoß. »Willst du für deine unvorsichtigen Redensarten zu einem neuen blutigen Spiele auf dem Sande da unten dienen?«

      »Ich bin ein fröhlicher Mensch und tauge nicht zu solch traurigen Possen,« lehnte Fufidius lustig die Warnung ab. »Sieh doch hinüber nach dem Podium, Freund Verres. Sitzt nicht der Cäsar unter dem Baldachin seiner Tribüne, als langweile er sich noch viel mehr als wir?«

      »Vielleicht sinnt er auf neue Teufeleien,« raunte Verres nach einem Blick auf den in den Zirkus vorspringenden Raum. Das Podium mit der kaiserlichen Tribüne lag erhöht und war mit einer Brustwehr umgeben, zum Schutz gegen allzu grimmige Sprünge der gereizten Raubkatzen – der Löwen und Tiger.

      »Nun, wenn seine Teufeleien spannende Spiele bringen und anderen gelten, sollen sie willkommen sein,« versetzte der vorlaute Gerber. »Aber sieh doch, Verres, was dort drüben geschieht! Wahrhaftig, das sieht nach etwas Neuem aus. Also harren wir in Geduld!«

      Er reckte und dehnte sich. Dann kramte er einen Beutel hervor, den er bisher zu Füßen seines Sitzplatzes aufbewahrt hatte. Große, gelbe Zitronen holte er aus dem Sacke. Zwei Früchte zerteilte er mit einem Scherben und gab die eine dem Gefährten. Laut schmatzend sog er den ätzenden, bittersauern, aber köstlich erfrischenden Saft.

      Verres nahm dankbar die durstlöschende Frucht. Sich dieser Labung armer Zirkusbesucher genießerisch hingebend, beobachtete er, wie in der Arena, der kaiserlichen Tribüne gegenüber, Zimmerleute ein wunderliches Gerüst aufbauten.

      Sie schleppten auch Rollen, Seile und schwere Steine herbei. Diese Steine sollten offenbar als Gegengewichte dienen für eine bewegliche Plattform. Denn kaum waren die vorbereiteten Holzteile des Gerüstes von einigen Hundert eiligen Händen zum Bau gefügt, als die Zimmerer Versuche anstellten mit einem auf- und niederschwebenden Mittelstück der Maschine.

      »Das sieht vielversprechend aus,« urteilte Fufidius mit kritischer Vorfreude. Er schabte behaglich mit den Zähnen das Fruchtfleisch seiner Zitrone aus, wobei er rücksichtslos die Kerne auf die Köpfe der tiefer Sitzenden spuckte. »Und dort,« – der schwatzhafte Gerber zeigte mit der Schale hinaus in die Arena – »dort scheint noch etwas ganz Besonderes zu kommen. Aber was bedeutet das? Will man einem der Fechter oder einem Wagenlenker ein Denkmal setzen?«

      Wirklich schleppten etwa hundert Zirkushandwerker eine ungeheure Säule herbei. Zwar sah man, daß sie nur ein hohler Zylinder aus Holz war. Doch hatte man durch Bemalung der Außenseite den Eindruck erweckt, der wohl dreißig Manneshöhen lange Säulenschaft sei aus ligurischem Marmor gemeißelt. Das Kapitäl war reich vergoldet. Das Postament in der Höhe bot kaum zum Stehen für einen Menschen oder eine lebensgroße Statue Platz.

      Schnell war die gigantische Säule aufgerichtet. Nur wenige Minuten nachdem die Handwerker das riesige Gebäu herbeigeschafft hatten, ragte in der gleißenden Sonne der schwindelnd hohe Pfeiler in die Luft. Dann grenzte man den Platz noch durch hohe Barrieren ein. Sie reichten bis zu den Raubtierkäfigen, doch so, daß die Maschinerie und die Säule außerhalb der Einhegung blieben. Ohne Gefährdung durch die Bestien konnten die Zirkusarbeiter an die beiden Bauwerke herangelangen.

      Neugierig und erwartungsvoll verfolgte das Publikum diese unverständlichen Vorbereitungen.

      »Nennt man auch das Zirkusspiele?« spottete der Gerber. »Na – rasch genug ist es ja gegangen, so daß man wenigstens den Fleiß und die Geschicklichkeit der Leute bewundern konnte.«

      »Mit dem Denkmal scheinst du recht zu behalten,« bemerkte Verres. »Sieh, auf der Säule ist ein Galgen mit einer Rolle, deren doppelter Strick bis zum Boden reicht. Daran soll vermutlich die Statue aufgezogen werden.«

      »Nun schweigt endlich mal mit euerm Geplapper, ihr blöden Schwätzer!« gebot ärgerlich einer der Umsitzenden. »Ist mit den Vorbereitungen dort eine Überraschung für uns geplant, so greift dem Kaiser nicht vor durch euer törichtes Orakeln. Verderbt Klügeren, als ihr seid, nicht die Freude.«

      Der frohsinnige, plauderlustige Gerber warf einen Blick der Geringschätzung auf den mürrischen Patron.

      »Ich würde auch dir eine Zitrone zur Erfrischung anbieten, Nachbar,« neckte er den Mann, »wäre dein Gesicht nicht ohnehin schon sauer genug.«

      Die Zuhörer rings brachen in ein Gelächter aus. Fufidius frohlockte, die Lacher auf seiner Seite zu haben. Jetzt sog er mit demonstrativem Wohlbehagen die andere Hälfte der Zitrone aus. Dabei tat er, als käme sein greuliches Mienenspiel von der Säure des Saftes. In Wahrheit schnitt er dem Übellaunigen spottende Grimassen.

      »Vielleicht bereust du es noch, mich gekränkt zu haben,« knurrte finster der Mann, indem er sich jäh erhob und rasch entfernte.

      Sofort rückten alle ringsum von Fufidius und Verres ab. Ein tiefes Schweigen trat plötzlich ein. Man wollte mit den beiden nichts mehr zu schaffen haben. Ihre Nähe war mit einem Male vergiftet. Des Imperators Spione lauerten überall, nicht nur bei den Vornehmen und Reichen, die Caligula oft eines Verbrechens anklagen ließ, nur um sie СКАЧАТЬ