Der Traum: mehrbuch-Weltliteratur. Herbert George Wells
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Название: Der Traum: mehrbuch-Weltliteratur

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753199054

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СКАЧАТЬ so. Und hat es da nicht gewöhnlich etwas mit nachhause zu nehmen gegeben, mein Junge?‹

      ›Ja, fast immer.'

      ›Etwas ziemlich Schweres, nicht wahr?‹

      ›Nicht allzu schwer‹, meinte ich.

      ›Sehen Sie wohl?‹ sagte Petterton zu dem rothaarigen Mann.

      Dieser stellte nun, rasch und in scharfem Ton sprechend, ein Kreuzverhör mit mir an, und ich begann zu fühlen, daß etwas Bedrohliches in der Luft lag. Was ich heimgetragen hätte? Ich errötete bis über die Ohren und erklärte, ich wisse nicht, was es gewesen sei. Ob ich öfter Trauben mitgenommen hätte? Ich wisse es nicht. Birnen? Ich wisse es nicht. Sellerie? Das wisse ich auch nicht.

      ›Na, ich aber weiß es‹, sagte der Agent. ›Wozu sollte ich dich also weiter ausfragen? Und somit pack' dich.‹

      Ich ging in die Gärtnerei zurück und sagte meinem Onkel nichts von diesem unangenehmen Gespräch. Ich wußte aber sehr genau, daß die Sache damit nicht zu Ende war.«

       Die Familie Smith gerät ins Unglück

      1

      »Und nun«, sagte Sarnac, »muß ich euch von einem Wirbelsturm unheilvoller Ereignisse erzählen, der über unser unsicheres kleines Heim in Cherry Gardens hereinbrach und es vernichtete. In jener Welt des Zufalls, der Planlosigkeit und der Übervölkerung gab es weder Sicherheit noch soziale Gerechtigkeit in dem Sinne, wie wir heute diese Begriffe verstehen. Wir können uns die Unsicherheit und Verworrenheit des damaligen Lebens kaum vorstellen. Bedenkt nur: Die Wirtschaft der ganzen Welt ruhte auf einem Geld- und Kreditsystem, das lediglich aus Fiktionen und Übereinkommen bestand; es gab keine hinreichenden Schutzmaßregeln gegen den wucherischen Mißbrauch der das Geldwesen betreffenden Konventionen; Weltproduktion und Weltverbrauch wurden in keinerlei Weise überwacht; man wußte so gut wie nichts über die alljährlich fortschreitenden Veränderungen des Klimas; und so schwankte nicht nur das Schicksal der Individuen, sondern auch das der Staaten und Nationen unberechenbar und unbeeinflußbar hin und her. In jener Welt war das Leben der Menschen, Männer wie Frauen, fast ebenso unsicher wie heute das einer Feldmaus oder einer Mücke, die von einem Augenblick zum anderen das Opfer einer Katze, Eule oder Schwalbe werden können. Durch Zufall in die Welt gesetzt, erfuhren die damaligen Menschen zufällig Leid und Freud, Ruhm und Schmach und schließlich ein unvorhergesehenes Ende; und ihre Umgebung war weder auf ihre Geburt noch auf ihren Tod vorbereitet. Ein plötzlicher Tod kann uns auch heute ereilen, es gibt immer noch gefahrvolle Abenteuer – ein Blitzstrahl hätte gestern uns alle oder einen von uns hinstrecken können; doch ein solches Ende ist etwas Seltenes und etwas Reinliches. Das allgemeine Schicksal der Vergangenheit war ein fürchterliches, verzweiflungsvolles Hinsterben durch Entbehrungen und Sorgen oder infolge einer Krankheit, deren Ursachen man nicht kannte und die man schlecht behandelte; dergleichen gibt es heute nicht mehr. Und heute wird durch einen Todesfall nicht die Existenz einer ganzen Anzahl von Menschen zerstört, wie das in den alten Tagen oft geschah. Eine Witwe der damaligen Zeit hatte nicht nur den geliebten Gefährten, sondern auch ihren Lebensunterhalt verloren. Das Leben schafft jedoch die wunderbarsten Ausgleiche. Die Menschen damals fühlten die Gefahren nicht, die sie bedrohten. Es war ihnen eine erstaunliche Gleichgültigkeit eigen, bis das Unglück über sie hereinbrach.«

      »Alle Kinder«, fuhr Sarnac fort, »beginnen ihre Laufbahn mit einem unbedingten Vertrauen in die Dauerhaftigkeit der Dinge, die sie umgeben. Das Erwachen aus dem Wahn der Sicherheit setzt klare Erkenntnis voraus. Wir können uns die Gefahren, die uns bedrohen, nur vorstellen, wenn wir klar denken; und sobald wir klar denken, haben wir auch die Kraft, der Gefahr zu begegnen. Die Menschen der alten Zeit dachten verworren und irrig wie Kinder, sie waren blind gegen den fortschreitenden Verfall der schwankenden Zivilisation, in der sie lebten. Trotz der allgemeinen Unsicherheit schien ihnen das Dasein im Grunde ganz sicher. Ein Unglücksfall setzte jedermann in Erstaunen, obwohl jedermann dauernd auf Unheil aller Art hätte gefaßt sein müssen.

      Der erste Schlag traf meine Familie ganz unvorbereitet, etwa sechs Wochen, nachdem ich aus Chessing Hanger zurückgekehrt war, um mein letztes Schulsemester zu absolvieren, ehe ich Gärtner wurde. Es war am späten Nachmittag. Ich war aus der Schule heimgekommen und saß lesend in unserem unterirdischen Zimmer. Die Mutter räumte eben den Teetisch ab und zankte mit Fanny, die ausgehen wollte. Die Lampe war angezündet, und ich sowie Vater, der, wie er sagte, die Zeitung überflog, waren so nah als möglich an sie herangerückt, denn das Licht, das sie gab, war völlig ungenügend. Da hörten wir oben die Türglocke des Ladens kreischen.

      ›Zum Kuckuck,‹ sagte Vater, ›wer kommt denn da noch so spät am Abend?‹

      Er schob seine Brille in die Höhe. Er hatte sich aufs Geratewohl bei einem Trödler eine Brille gekauft und setzte sie auf, wenn er las. Sie machte seine ohnehin schon großen, milden Augen noch größer. Er schaute uns fragend an. Wer konnte um diese Zeit noch etwas wollen? Gleich darauf hörten wir Onkel John Julip die Treppe herunterrufen:

      ›Mortimer‹, sagte er, und seine Stimme kam mir dabei ganz ungewöhnlich vor. Niemals hatte ich ihn meinen Vater anders als Smith nennen hören.

      ›Bist du es, John?‹ sagte Vater, indem er sich erhob.

      ›Ja, ich bin es. Ich möchte mit dir sprechen.‹

      ›Komm doch herunter und trink eine Tasse Tee mit uns‹, rief Vater, unten an der Treppe stehend.

      ›Nein, ich muß dir etwas erzählen, es ist besser, du kommst herauf. Etwas Ernstes.‹

      Ich überlegte, ob ich vielleicht irgendetwas angestellt hätte und Onkel deshalb herübergekommen sei. Mein Gewissen war aber ziemlich rein.

      ›Was kann denn nur los sein?‹ fragte Vater.

      ›So geh doch und laß es dir erzählen‹, meinte Mutter.

      Vater ging.

      Ich hörte meinen Onkel etwas sagen wie: ›Wir sind erledigt. Man hat uns verraten, und wir sind erledigt.‹ Dann schloß sich die Tür zum Laden. Wir horchten nach oben. Es klang, als ob Onkel Julip im Sprechen auf und ab gehe. Meine Schwester Fanny nahm Hut und Jacke und huschte unauffällig die Stiege hinauf und zum Hause hinaus. Nach einer Weile erschien Prue; sie sagte, sie habe der Lehrerin aufräumen geholfen, ich aber wußte, daß sie log. Dann verging eine lange Zeit. Schließlich kam Vater allein die Treppe herunter.

      Er ging zum Kamin, als ob er im Traum wandle, blieb auf dem Kaminteppich stehen und starrte mit unheilvollem Ausdruck vor sich hin, offenbar wartend, daß Mutter ihn frage, was denn geschehen sei. ›Warum ist John nicht heruntergekommen, um eine Tasse Tee zu trinken und einen Bissen zu essen? Wo ist er hingegangen, Morty?‹

       ›Er ist fortgegangen, um einen Möbelwagen zu bestellen‹, erwiderte Vater.

      ›Einen Möbelwagen? Ja, wozu denn?‹ fragte Mutter.

      ›Er muß ausziehen – wenn du es wissen willst.‹

      ›Er muß ausziehen?‹

      ›Wir werden sie für ein paar Tage hier bei uns unterbringen müssen‹, fuhr Vater fort.

      ›Wen werden wir hier unterbringen müssen?‹

      ›Ihn und Adelaide. Sie kommen nach Cherry Gardens.‹

      ›Du СКАЧАТЬ