Anna das Mädchen aus Dalarne. Selma Lagerlöf
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Название: Anna das Mädchen aus Dalarne

Автор: Selma Lagerlöf

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Löwensköld-Trilogie

isbn: 9783754179987

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СКАЧАТЬ seinen Einfall entzückt sein und ihm in demselben Tone antworten, sobald sie seine Meinung erfaßt habe. Er wollte sich nicht warnen lassen, sondern fuhr in seiner Rede fort:

      »Du hast wohl bemerkt, Mutter, daß ich am Donnerstag etwas ärgerlich war, weil du den Versuch gemacht hattest, mich und meine Braut zu trennen. Ich hätte niemals gedacht, daß meine liebe Mutter so unfreundlich gegen mich sein könnte, und ich war so verstimmt, daß ich auf und davon ging mit der Absicht, dich nie wiederzusehen.«

      Die Frau Oberst lag immer noch still da. Karl Artur konnte nicht die geringste Spur von Zorn oder Mißbilligung an ihr wahrnehmen.

      Die Schwester dagegen wurde immer unruhiger. Sie schlich sich näher heran und kniff ihn vom Fußende des Bettes her fest in den Arm.

      Er begriff wohl, was sie meinte, aber er war seiner Sache vollkommen sicher. Viel besser als Jaquette wußte er, wie die Mutter genommen werden mußte, und so fuhr er wie vorher fort:

      »Ja, liebe Mutter«, sagte er, »als ich am Freitag früh den Vater verließ, versicherte ich ihm, daß ich nie wieder in diese Mauern zurückkehren würde. Aber nun bin ich doch wieder hier, und ich möchte wohl wissen, ob du, die klügste Frau in Karlstadt, verstehst, warum ich wiedergekommen bin?«

      Hier machte er eine Pause. Er war überzeugt, da er nun so viel gesagt hatte, werde die Mutter von selbst fortfahren. Aber das tat sie nicht; sie schob sich nur ein wenig höher auf das Kopfkissen hinauf und hielt die Augen so beharrlich auf ihn gerichtet, daß es ihn fast peinlich berührte.

      Unwillkürlich stieg der Gedanke in ihm auf, ob nicht vielleicht der Verstand seiner Mutter durch die Krankheit geschwächt worden sei. Sie konnte doch sonst halbausgesprochene Dinge verstehen; wenn sie das jetzt nicht tat, so mußte er eben weitermachen.

      »Ja, Mutter, es war wirklich meine Absicht, dich niemals wiederzusehen; als ich dies aber einer Freundin mitteilte, fragte sie mich, ob nicht meine Mutter es gewesen sei, die immer verlangt habe, daß man sich für das kleinste Versehen bei ihr entschuldige. Und dann fragte sie mich weiter, ob nicht auch meine Mutter selbst …«

      Weiter kam er nicht, denn Jaquette unterbrach ihn wieder. Sie schüttelte jetzt seinen Arm geradezu.

      Doch in diesem Augenblick brach die Frau Oberst ihr langes Schweigen.

      »Nein, Jaquette, störe ihn nicht«, sagte sie. »Laß ihn weiterreden.«

      Als die Mutter das sagte, durchfuhr Karl Artur ein leiser Verdacht, ob sie am Ende doch nicht so ganz zufrieden mit ihm sei, aber er schob ihn gleich wieder weit von sich weg. Sie konnte ihn doch nicht für hart und lieblos halten, das war unmöglich. Größere Schonung konnte sie doch nicht verlangen.

      Nein, die Mutter hatte Jaquette nur verbieten wollen, ihn einmal ums andere zu stören. Und jedenfalls hatte er jetzt schon zuviel gesagt, da war es am besten, er sprach sich ganz aus.

      »Diese Freundin war es auch, die mich jetzt hierhergeschickt hat. Sie sagte, es sei meine Pflicht, zu meiner Mutter zu reisen, da diese ja nicht zu mir kommen könne. Erinnerst du dich, liebe Mutter, wie du damals nach Upsala gereist bist, damit ich Gelegenheit hätte, dich um Verzeihung zu bitten? Meine Freundin sagte mir, sie sei überzeugt, du werdest einsehen, daß du …!«

      Nein, daß es so schwer war, mit seiner Mutter ins Gericht zu gehen! Diese Worte klebten ihm förmlich an der Zunge. Er stammelte, und er hustete, und schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als zu schweigen. Da flog ein leichtes Lächeln über das Gesicht der Frau Oberst, und sie fragte, wer denn die Freundin sei, die so gute Gedanken über sie hege.

      »Thea war's, Mutter.«

      »War es nicht Charlotte, die meinte, ich sehne mich nach dir, um dich um Verzeihung bitten zu können?«

      »Nein, nicht Charlotte war's, sondern Thea.«

      »Ich bin froh, daß es nicht Charlotte war«, sagte die Frau Oberst.

      Dabei schob sie sich noch etwas höher auf das Kissen hinauf und versank in Schweigen. Auch Karl Artur sagte nichts mehr. Er hatte seiner Mutter nun gesagt, was er wünschte, wenn auch nicht mit so großer Beredsamkeit, wie es notwendig gewesen wäre. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten.

      Mittlerweile betrachtete er seine Mutter. Sicherlich kämpfte sie einen schweren Kampf mit sich selbst. Dem eigenen Sohne gegenüber ihr Unrecht anzuerkennen, das ging nicht so mit einem Male.

      Doch nun stellte sie eine andere Frage. »Du hast deinen Pastorenrock angezogen?«

      »Ich wollte dir damit zeigen, in welcher Gemütsstimmung ich gekommen bin.«

      Ein neues Lächeln huschte über das Antlitz der Mutter, und Karl Artur erschrak, denn es war böse und spöttisch.

      Doch plötzlich kam ihm das Gesicht hier auf den Kissen vor, als sei es in Stein gemeißelt. Die Worte, die er erwartete, kamen nicht. Angst erfaßte ihn, es könnte seiner Mutter am Ende nicht möglich sein, zu bereuen und abzubitten.

      »Mutter!« rief er und legte in seine Stimme so viel Ermahnung und Erwartung, als ihm möglich war.

      Da ging eine Veränderung mit der Kranken vor. Das Blut schoß ihr ins Gesicht; sie richtete sich im Bett auf, hob den gesunden Arm in die Höhe und schüttelte ihn vor seinem Gesicht.

      »Nun ist es genug!« rief sie. »Gottes Geduld ist zu En–« Sie konnte nicht mehr. Das letzte Wort erstarb matt und undeutlich. Die Augäpfel drehten sich nach oben, so daß nur noch das Weiße zu sehen war, und die Hand fiel schlaff auf die Decke nieder. Jaquette rief laut um Hilfe und rannte aus dem Zimmer. Karl Artur warf sich über die Mutter. »Was ist dir? Mutter! Mutter! Aber nimm es doch nicht so schwer!« Er küßte sie auf Mund und Stirne, wie wenn er Leben in sie hineinküssen wollte.

      Als er so über sie gebeugt lag, fühlte er plötzlich einen harten Griff im Nacken. Jemand hatte ihn am Rockkragen gefaßt, und als ob er ein kraftloser junger Hund wäre, wurde er von einer starken Hand zum Zimmer hinausgetragen und auf den Boden geschleudert.

      Zugleich hörte er seinen Vater mit furchtbarer Stimme sagen: »Ach so, du bist wiedergekommen! Du kannst dich wohl nicht zufriedengeben, bis du sie ganz umgebracht hast!«

      Als die Uhr an demselben Montagmorgen acht Uhr schlug, klingelte es bei Bürgermeisters, und die alte verständige Jungfer, die den Haushalt leitete, eilte in den Flur, um zu öffnen.

      Der da draußen stand, war Karl Artur Ekenstedt; aber die Jungfer dachte bei sich, wenn sie nicht seit so vielen Jahren in Karlstadt gelebt hätte und ihr Karl Artur nicht schon als Junge und auch als erwachsener junger Mann bekannt gewesen wäre, hätte sie ihn jetzt nicht wiedererkannt. Sein Gesicht war blaurot, und die schönen Augen waren so vorgequollen, daß es aussah, als wollten sie aus ihren Höhlen treten.

      Da die Jungfer schon so lange bei Bürgermeisters im Dienst war und eine gewisse Erfahrung in den einschlägigen Dingen gesammelt hatte, dachte sie, der junge Ekenstedt sehe aus wie ein Mörder, und sie hätte ihn am liebsten gar nicht ins Haus hereingelassen. Da er aber doch der Sohn des Oberst Ekenstedt und der guten Frau Oberst war, blieb ihr nichts anders übrig, als ihn hereinzulassen und ihn zu bitten, Platz zu nehmen und auf den Herrn Bürgermeister zu warten. Dieser mache seinen gewohnten Morgenspaziergang, er frühstücke aber um acht, und bis dahin werde er jedenfalls zurück sein.

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