Der Sturm-Heidehof. Emily Bronte
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Название: Der Sturm-Heidehof

Автор: Emily Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181768

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СКАЧАТЬ »und ich fürchte, das Wetter wird mich für eine halbe Stunde hier festhalten, falls Sie mir für diese Zeit Unterkunft gewähren können.«

      »Halbe Stunde?« sagte er, die weißen Flocken von seinen Kleidern schüttelnd. »Soll mich wundern, ob Sie Lust haben werden, durch dicken Schneesturm zu wandern. Wissen Sie, daß Sie Gefahr laufen, sich in den Sümpfen zu verirren? Selbst Leute, die mit den Mooren hier gut bekannt sind, verlieren an solchen Abenden häufig den Weg. Und ich kann Ihnen sagen, es ist vorläufig keine Aussicht auf einen Wetterumschlag.«

      »Vielleicht könnte einer Ihrer Leute meinen Führer machen und bis zum Morgen in Drosselkreuzhof bleiben – könnten Sie einen entbehren?«

      »Nein, keinen.«

      »O – –. Nun gut, dann muß ich mich eben auf meinen eigenen Spürsinn verlassen.«

      »Hm!«

      »Gibt's bald Tee?« fragte der mit dem schäbigen Rock und wandte seinen grimmigen Blick von mir zu der jungen Dame.

      »Soll er welchen haben?« fragte sie, sich an Heathcliff wendend.

      »Mach ihn fertig, hörst du!« war die grobe Antwort, die mich zusammenfahren ließ. Der Ton, in dem dies gesagt worden war, verriet ein wahrhaft böses Naturell. Ich sah mich nicht mehr veranlaßt, Heathcliff einen prächtigen Kerl zu nennen.

      Als die Vorbereitungen beendet waren, lud er mich mit einem »Nun, Herr, rücken Sie Ihren Stuhl heran« ein. Und wir alle, einschließlich des bäurischen Jünglings, setzten uns zu Tisch. Ein finsteres Schweigen herrschte, während wir aßen und tranken.

      Ich dachte, wenn ich diese Wolke heraufbeschworen habe, so muß ich einen Versuch machen, sie wieder zu vertreiben. Sie konnten doch nicht alle Tage so grimmig und stumm dasitzen: so übellaunig diese Menschen auch sein mochten, schien es mir doch undenkbar, daß sie dies böse Stirnrunzeln alltäglich zur Schau trugen.

       »Es ist merkwürdig«, begann ich also, während ich mir eine zweite Tasse Tee einschenken ließ, »es ist merkwürdig, wie die Gewohnheit unseren Geschmack und unsere Anschauungen formen kann. Viele würden nicht begreifen können, daß ein so völlig von der Welt abgeschlossenes Leben, wie Sie, Mr. Heathcliff, es führen, noch Freude bieten könne. Trotzdem wage ich zu sagen, daß Sie, umgeben von Ihrer Familie und an der Seite Ihrer liebenswürdigen Gefährtin, dieses guten Genius über Ihr Herz und Heim ...«

      »Meine liebenswürdige Gefährtin!« unterbrach er mich mit einem diabolischen Grinsen. »Wo ist sie – meine liebenswürdige Gefährtin?«

      »Mrs. Heathcliff, Ihre Gattin, meine ich.«

      »So, ja – o, Sie wollen andeuten, daß ihr Geist gewissermaßen als Engel den Sturmheidhof bewacht, wenn auch ihr Leib dahingegangen ist. Habe ich Sie recht verstanden?«

      Meinen Irrtum gewahrend, versuchte ich, ihn wieder gut zu machen. Ich hätte sehen können, daß ein zu großer Altersunterschied zwischen den beiden bestand, um es glaubhaft erscheinen zu lassen, daß sie Mann und Frau seien. Er war ungefähr vierzig, ein Alter, in dem der Mann sich selten der Täuschung hingibt, daß ein junges Mädchen ihn aus Liebe heirate. Der Traum ist dem Greisentum aufgespart.

      Sie sah nicht älter aus als siebzehn.

      Dann fiel mir blitzartig ein: der Tölpel an meiner Seite, der seinen Tee aus der Untertasse schlürft und sein Brot mit ungewaschenen Händen ißt, könnte ihr Mann sein – Heathcliff junior selbstredend. Da hat man die Folgen des Lebendigbegrabenseins. Sie hat sich an diesen Bauern weggeworfen aus purer Unkenntnis dessen, daß bessere Männer existieren! Wie schade – hoffentlich werde ich nicht die Veranlassung werden, daß sie ihre Wahl bereut. Diese letzte Betrachtung klingt vielleicht etwas dünkelhaft; sie ist es nicht. Mein Nachbar erschien mir beinahe abstoßend. Dagegen wußte ich aus Erfahrung, daß ich ziemlich anziehend war.

      »Mrs. Heathcliff ist meine Schwiegertochter«, sagte Heathcliff, meine Vermutung bestätigend. Dabei warf er ihr einen sonderbaren Blick zu – einen Blick voll tiefsten Hasses; es sei denn, daß seine Augen nicht wie die Augen anderer Menschen die Sprache der Seele redeten.

      »Ah gewiß, jetzt sehe ich: Sie sind der glückliche Besitzer dieser gütigen Fee«, bemerkte ich, mich meinem Nachbar zuwendend.

      Der Bursche wurde blutrot und ballte die Faust. Er schien handgreiflich werden zu wollen. Doch faßte er sich schnell wieder und beruhigte den Sturm in seinem Innern durch halblaute Verwünschungen gegen mich, die ich jedoch nicht beachtete.

      »Kein Glück in Ihren Mutmaßungen, Herr«, sagte mein Gastgeber; »keiner von uns hat das Vorrecht, Ihre gute Fee sein eigen zu nennen; ihr Mann ist tot. Ich sagte, sie sei meine Schwiegertochter, so muß sie also meinen Sohn geheiratet haben.«

      »Und dieser junge Mann hier ist –«

      »Nicht mein Sohn, sicherlich.«

      Heathcliff lächelte wieder, als sei es doch ein zu kühner Scherz, ihm die Vaterschaft über diesen ungeschlachten Bären zuzumuten.

      »Mein Name ist Hareton Earnshaw«, grollte der andere, »und ich möcht Ihnen raten, ihn zu achten!«

      »Ich habe keine Mißachtung gezeigt«, war meine Antwort, während ich heimlich über die Würde lachte, mit der er sich vorstellte.

      Er heftete den Blick auf mich, länger als mir daran lag, ihn zu erwidern, denn ich fürchtete in Versuchung zu kommen, ihm entweder ein paar herunterzuhauen oder meine Heiterkeit laut werden zu lassen. Ich begann mich in diesem liebenswürdigen Familienkreis unaussprechlich überflüssig zu fühlen.

      Das körperliche Wohlbehagen, das der warme Raum bereitete, ging völlig in der unerquicklichen Stimmung unter, die diese Menschen zu verbreiten wußten. Ich beschloß, mich wohl zu hüten, ein drittes Mal dies Dach über meinem Haupte zu haben.

      Als die Mahlzeit beendet war und niemand ein Wort der Unterhaltung hatte, trat ich ans Fenster, um nach dem Wetter zu sehen. Ein trauriger Anblick: schon war es schwarze Nacht da draußen, und Himmel und Hügel verschmolzen im wilden Wirbel von Wind und Schnee.

      »Es scheint mir ganz unmöglich, jetzt ohne Führer heimzufinden«, konnte ich mich nicht enthalten auszurufen. »Die Wege werden schon begraben sein; und selbst wenn sie schneefrei wären, so könnte ich doch kaum einen Schritt weit sehen.«

      »Hareton, treib die Schafe in den Scheunenschuppen; wenn sie über Nacht in der Hürde bleiben, werden sie einschneien«, sagte Heathcliff.

      »Was soll ich tun?« fuhr ich in wachsender Besorgnis fort.

      Meine Frage blieb unbeantwortet, und als ich mich umblickte, gewahrte ich nur Josef, der den Hunden den Futternapf brachte, und Mrs. Heathcliff, die sich über das Feuer beugte und sich damit unterhielt, ein Bündel Streichhölzer abzubrennen, das vom Kaminsims gefallen war, als sie die Teebüchse wieder hinaufstellte. Nachdem der erstere seine Schüssel niedergesetzt hatte, blickte er sich forschend im Zimmer um und krächzte dann mit heiserer Stimme:

       »Wie kennt 'r doch nur so faul da 'rumstehn, wo die annem all furt sin! Aber 'n Tunichgut seid 'r – un rede nutzt nit, bessern tut 'r Eich nit, aber zum Satan geht 'r, grad wie Eire Mutter z'vor.«

      Im ersten Moment glaubte ich, daß diese Beredsamkeit mir gelte, und da ich ohnedies wütend war, ging ich auf den alten Schurken los, um ihn hinauszuwerfen. Mrs. Heathcliff jedoch verblüffte mich durch die Worte, die sie dem Mann СКАЧАТЬ