Der Sturm-Heidehof. Emily Bronte
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Название: Der Sturm-Heidehof

Автор: Emily Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754181768

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СКАЧАТЬ wurden nun wieder nach haus gerufen. Und von neuem lebten die Mädchen ihren Träumen, zu denen sich mit den Jahren ein starker Wissensdrang gesellte. Wie unheimlich und fremd diesen Heidekindern übrigens das Institutsleben, der Zwang, erschienen ist, beweist »Die Waise von Lowood«, in der Charlotte ihre Eindrücke aus jener Zeit wiedergibt. 1842 zogen Charlotte und Emily nach Brüssel, um die französische Sprache zu erlernen. Nach zwei Jahren kehrten sie wieder heim. Sie fanden hier neues Elend. Der Bruder, Patrik, hatte sich dem Trunk ergeben. Und vier Jahre lang mußten die Mädchen täglich mit ansehen, wie ein reiches Leben gegen sich selber wütete, wie der begabte Bruder in Schmutz und Schwäche unterging.

      In diesen Jahren des Schmerzes schlossen die drei Schwestern – Anne, die jüngste, war im Hause geblieben – sich eng aneinander. Jede entdeckte nun das schöne Talent der anderen, sie lasen einander vor, was sie im stillen geschrieben hatten und beschlossen, gemeinsam einen Band Verse zu veröffentlichen, ihre Autorschaft jedoch zunächst unter den Pseudonymen Currer, Ellis und Acton Bell zu verbergen. Sie führten diese Absicht aus. Das Buch wurde aber wenig beachtet. Dieser Mißerfolg gab den Schwestern nur neuen Ehrgeiz. Jede von ihnen machte sich an eine Prosaarbeit: Emily (jetzt also Ellis Bell) schrieb »Wuthering Heights«, Acton den Roman »Agnes Grey« und Currer verfaßte eine Novelle »The Professor«, für die sie aber zunächst keinen Verleger fand. Sie ließ sich nicht entmutigen und schrieb nun eine längere Erzählung: »Jane Eyre, die Waise von Lowood«, die sofort akzeptiert und gedruckt wurde und ihren Siegeszug durch die Welt antrat, ehe noch die Romane der beiden Schwestern veröffentlicht waren. Als diese dann nachfolgten, konnten sie neben der »Jane Eyre« nicht mehr bestehen; man hielt beide Arbeiten für Jugendwerke Currer Bells, und meinte, der Autor scheue sich, sie mit seinem wahren Namen zu zeichnen. Diesen Irrtum berichtete Currer in einer »biographical notice«, die sie einem im Herbst 1850 erschienenen Neudruck der »Wuthering Heights« voransetzte. Ellis sollte diese Neu-Herausgabe ihres einzigen Romans nicht mehr erleben: sie starb am 19. Dezember 1848 an dem Familienübel der Brontës, der Schwindsucht. Die jüngere Schwester, Anne, folgte ihr im Frühjahr 1849. So blieb es die Aufgabe Charlottes, der einzigen Überlebenden, den Irrtum zu klären und den Schwestern zu ihrem Recht zu verhelfen. Sie tat das mit liebevollem Herzen und schrieb auch ein Vorwort zu den »Wuthering Heights«, in dem sie diesen Roman wohl hoch einschätzt, aber nicht in vollem Umfange zu würdigen weiß. Wer wußte das damals überhaupt? Das prächtige Werk, diese grandiose Mischung von Romantik und Naturalismus, kam damals viel zu früh. Man war nicht reif für die Wahrheiten dieses Buches – und nannte sie daher Unwahrheiten, das Buch selbst »eine literarische Kuriosität«. Man anerkannte die naturechte Schilderung der wilden Landschaften Nord-Englands, aber die Menschen, die Ellis Bell in diese Landschaft setzte, nannte man »phantastische Riesengeschöpfe, düster und teuflisch in ihrer übertriebenen Bosheit«.

      So schrieb man noch in den siebziger Jahren. Doch welch eine Wandlung im Geiste von damals zu heute! Wir von heute wissen, es ist ein Buch voll lebendiger Wahrheiten! Die »dämonische« Gestalt eines Heathcliff ist keineswegs unnatürlich. Es gibt und gab wohl stets Menschen von solch suggestiver Gewalt wie dieser Heathcliff, von so geheimnisvollem Lebenswandel und so immenser Willenskraft. Und es gibt Menschen, die zehnmal weiter gehen in ihrer Lust am Bösen, als dieser Mann, dessen leiderschütterte Seele ihn zwang, mit Energie und Bosheit ein ganzes Geschlecht zu vernichten. Und die anderen Gestalten dieses Romans sind so blutecht, teilweise so »typisch«, daß über sie nichts gesagt zu werden braucht. Sie alle sind Menschen, wie sie in der düsteren Natur Nord-Englands notwendig erwachsen mußten. Es sind Menschen ihrer Heimaterde, die Ellis Bell da schildert, und jener Heathcliff, der die anderen so düster überragt, – er ist die gestaltgewordene Tücke des unheimlichen Heidemoors, das riesenhaft und stumm und finster seiner Opfer lauert.

      Zum Schluß ihres Vorworts findet Charlotte schöne, charakteristische Worte für das so feine Werk der Schwester, das von uns Heutigen weit über »Die Waise von Lowood« gestellt werden muß. Und diese schönen Worte mögen auch hier den Schluß bilden:

      »Wuthering Heights« erwuchs in wilder, unwirtlicher Werkstatt – auf Heimatboden. Der Bildner fand auf einsamem Moorland einen mächtigen Granitfelsen. Er betrachtete ihn und sah, daß man aus diesem Felsen ein wildes, dunkles, finsteres Haupt herausentwickeln könne, eine Gestalt, die jedenfalls ein Großes haben werde – Macht! Er schuf mit grobem Meißel und nach keinem anderen Modell als seinen Traumvisionen. Mit Zeit und Fleiß bekam der Felsen Menschenähnlichkeit; und da steht er nun: ragend, dunkel und drohend – halb Fels, halb Menschenbild: dies dämonisch-schrecklich, jener reizvoll schön, denn seine Farbe ist von sanftem Grau, und weiches Heidemoos bekleidet ihn, und Heidekraut mit rosigen Glöckchen und balsamischen Düften blüht vertrauensvoll zu Füßen dieses Riesen.

      Gisela Etzel

Der Sturmheidhof

      I.

      1801. – Ich bin soeben von einem Besuch bei meinem Hauswirt zurückgekehrt – dem einsamen und einzigen Nachbarn, mit dem ich zu tun haben werde. Wirklich, dies ist ein prächtiges Land! In ganz England, glaube ich, hätte ich keine andere Gegend gefunden, die so völlig dem Getriebe der Geselligkeit entrückt ist. Für den Misanthropen ein wahres Eden! Und Mr. Heathcliff und ich sind so recht ein passendes Paar, diese Einsamkeit miteinander zu teilen. Ein kapitaler Kerl! Wie argwöhnisch er die schwarzen Augen zusammenkniff, als ich bei ihm vorgeritten kam, und wie mißtrauisch er die Hände tiefer in die Jackentaschen bohrte, als ich meinen Namen nannte! Das gewann ihm gleich mein Herz, wovon er freilich nichts ahnen mochte.

      »Mr. Heathcliff?« fragte ich.

      Er nickte.

      »Mr. Lockwood, Ihr neuer Mieter«, stellte ich mich vor. »Ich gebe mir die Ehre, mein Herr, Sie sobald als möglich nach meiner Ankunft aufzusuchen, um die Hoffnung auszusprechen, daß ich Sie in meinem beharrlichen Bemühen, Drosselkreuzhof als Wohnsitz zu erlangen, nicht etwa belästigt habe; ich hörte gestern, Sie hätten daran gedacht –«

      »Drosselkreuzhof ist mein eigen«, unterbrach er mich ausweichend. »Würde niemandem erlauben, mich zu belästigen, soweit ich es verhindern könnte –. Treten Sie ein!«

      Das »treten Sie ein« war mit zusammengepreßten Zähnen gemurmelt worden und drückte den Gedanken aus: »Geh zum Teufel!« Selbst das Tor, an dem er lehnte, ließ seinen Worten keine einladende Bewegung folgen. Und dieser Umstand, glaube ich, veranlaßte mich, der Aufforderung Folge zu leisten. Ich fühlte Interesse für einen Mann, der noch unzugänglicher zu sein schien, als ich selbst es war.

      Als er sah, daß die Brust meines Pferdes sich gegen das Tor preßte, zog er eine Hand hervor und öffnete. Dann ging er mürrisch die Allee hinauf mir voran. Als wir den Hof betraten, rief er: »Josef, nimm Mr. Lockwoods Pferd und bring Wein herauf«.

      Aha, da haben wir das gesamte Dienstpersonal, wie mir scheint, schloß ich aus diesem bündigen Auftrag. Kein Wunder, daß zwischen den Pflastersteinen Gras wächst, und daß nur das liebe Vieh für das Beschneiden der Hecken sorgt.

      Josef war ein ältlicher, nein, ein alter Mann; sehr alt vielleicht, obschon stark und sehnig. »Gott helf uns!« murmelte er leise und sichtlich mißvergnügt, als er mir vom Pferde half. Dabei sah er mich mit so saurer Miene an, daß ich mitleidig vermutete, er bedürfe, um sein Mittagessen zu verdauen, tatsächlich göttlicher Hilfe und sein frommer Ausruf habe zu meiner unerwarteten Ankunft keine Beziehung.

      Sturmheidhof heißt Mr. Heathcliffs Wohnort; der Name soll den atmosphärischen Tumult bezeichnen, dem dieser Ort bei stürmischem Wetter ausgesetzt ist. Reinen, stärkenden Luftzug müssen sie dort in der Tat haben. Man kann sich die Gewalt des um die Ecken des Gutshofs blasenden Nordwinds vorstellen, wenn man die schiefe, geduckte Haltung der paar verkümmerten Föhren, die hinter dem Hause stehen, betrachtet und die Reihe dürrer Dornbüsche, die alle ihre Glieder nach einer Richtung drehen, als erbettelten СКАЧАТЬ