Ein moderner Lederstrumpf. Robert Kraft
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein moderner Lederstrumpf - Robert Kraft страница 19

Название: Ein moderner Lederstrumpf

Автор: Robert Kraft

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183892

isbn:

СКАЧАТЬ verlassen, um ihr zu folgen. Das ist Sympathie, er fühlt wie ich.«.

      Ellen gab keine Entgegnung mehr, sie blickte zur Seite, die Lippen fest geschlossen.

      Ja, dieser Mensch hatte durch die unnatürliche Ruhe, die er sich angeeignet, auch einen Sinn verloren, den man sonst von jeder gebildeten Person verlangt.

      Wusste denn Starke gar nicht, wie beleidigend er einem jungen, feinempfindenden Mädchen gegenüber sprach?

      Das hiess ja mit anderen Worten, auf gut deutsch gesagt: Du bist mir völlig schnuppe, das erkennst du aus dem Benehmen meines Hundes.

      Nun, bei solch' einem originellen Charakter musste man eben ein Loch zurückstecken.

      Ellen wandte das Gesicht wieder ihm zu.

      »Bei derartigen Eigenschaften ist die Liebe des Beduinen zu seinem Hunde begreiflich.«

      »Liebe? Es ist mehr Hochachtung. Freilich ist auch Liebe dabei, Freundschaftsliebe. Das ist es eben. Sie werden auch nicht von Ihrem Freunde verlangen, dass er zehnmal hintereinander den Stein apportirt oder aus Gefälligkeit eine ähnliche, den Menschen entsprechendere Handlung ausführt. Sonst ist er am längsten Ihr Freund gewesen. Das nennt man cujoniren. Allerdings, nach langer Trennung, da kann man auch bei dem ernsten, schweigsamen Beduinen und seinem stolzen Hunde die Liebe hervorbrechen sehen. Kommt er nach tagelangem Wüstenritt heim, so fliegt ihm der Hund entgegen, springt ihm in den Sattel und küsst seinen menschlichen Freund, und dieser drückt ihn ans Herz, überhäuft ihn mit Kosenamen — »du Sonne meines Lebens, du Weide meiner Augen, meine Braut, mein Glück, meine Seligkeit«. Dann eilt der Beduine zu seinen Pferden; auch diese wiehern ihm freudig entgegen, und dann erst kommen Kinder und Frau daran. Und sie haben Recht:

      »Ein guter Hund, ein schnelles Pferd

       Sind mehr als zwanzig Frauen werth.«

      Plötzlich stand Ellen schnell auf, sprang auf ihr Rad und fuhr davon.

      Starke zeigte keine Verwunderung, blickte ihr nicht nach; er erhob sich gemächlich, klopfte die Pfeife aus und schnallte den Gürtel ein Loch enger.

      »Hassan,« sagte er dabei zu seinem Hunde, ebenfalls auf gut deutsch, »bei der sind wir Beide wieder mal in's Fettnäpfchen getreten.«

      ____________________

      6. Capitel.

       Ach, wenn er doch käme.

      Ja, Ellen fühlte sich äusserst beleidigt in ihrem ganzen Geschlecht.

      Sie dachte recht vernünftig über die Frauenfrage, sie gehörte nicht zu denen, welche das Weib am Ruder der Menschheit sehen und das Vaterland vertheidigen lassen wollen, welche den Mann an den Waschtrog gestellt wissen möchten. Die Frau soll im Erwerbs- und Geistesleben jede Stellung einnehmen, zu welcher sie befähigt ist, an welcher ihr Geschlecht sie nicht hindert, in welcher sie sich kraft ihrer Geschicklichkeit und Kenntnisse behaupten kann. Dazu vielleicht noch Stimmberechtigung, besonders in gewissen Sachen. Und das kommt ja Alles von ganz allein, das ist der Lauf der Entwickelung, Niemand kann es hindern, und die Querköpfe, die von ihren Isolirschemeln dagegen eifern, werden auch noch einmal einsehen, dass sie sich lächerlich gemacht haben. Allerdings giebt es Berufe, Stellungen, Aemter, zu denen sich die Frau nicht eignet, oder wenn sie sich dazu eignet, passen sie nicht für sie, eben weil es eine Frau ist, hierzu ist ein Mann fähiger, und indem Ellen diese Ueberlegenheit des Mannes in vieler Hinsicht offen anerkannte, durfte sie mit Recht eines von ihm fordern: Achtung vor der Frau.

      Und nun sah sie sich einem Manne gegenüber, der hierüber dieselben Ansichten hatte wie ungefähr ein Hottentotte, wie ein Indianer! Der die Frauen wie ein Türke in den Harem sperren wollte!

      Nein, das konnte sie ihm nicht verzeihen. Oder konnte sie es, so war das doch keine Gesellschaft für sie. Gebildet war er, aber Bildung und Gemüth ist zweierlei. Er war gemüthsroh. Eigentlich schade. Aber nun mochte sie eben auch nicht mehr in seiner Gesellschaft bleiben, hoffentlich wurde sie in Indianopolis von seiner Begleitung erlöst.

      Es ging bergan, es wurde immer steiler, Ellen brachte ihre Maschine nicht mehr vorwärts, sie kippte um. Starke fuhr immer noch, dazu, wie sie jetzt bemerkte, nur mit einem Fusse; er sprang neben ihr ab und zeigte das abgebrochene Pedal.

      »Ich habe mir die Maschine selbst gebaut, hatte aber vor zwei Jahren noch nicht die Erfahrung wie jetzt, und auch meine Muskelkraft ist gewachsen; ich glaube, jetzt trete ich Alles durch. In einer Stunde ist der Schaden reparirt.«

      Sie hatten den Gipfel des Hügels erreicht, unten lag ein hübsches Dörfchen, jenseits erhoben sich jäh die Alleghany-Berge.

Grafik6

      »Sehen Sie, gleich am Wege das Häuschen mit dem rauchenden Schornsteine, es ist eine Schmiede, hat auch eine gute Drehbank. In einer Stunde ist der Bolzen fertig, selbst wenn ich ihn erst schmieden muss.«

      »So werde ich einstweilen vorausfahren, kommen Sie nach.«

      »Nein, Miss, warten Sie diese Stunde auf mich. Sie müssen nach Ludgate, kaum 12 Meilen von hier entfernt; das dort ist der Bärenpass, ganz leicht zu befahren, aber allein würden Sie den Weg sicher verfehlen.«

      »Ich werde ihn zu finden wissen, und im Uebrigen befolge ich Ihre Vorschrift: immer pedantisch den Stundenplan einhalten. Jetzt wird gefahren.«

      Sie rollte den Hügel hinab. Starke war wieder an ihrer Seite.

      »Hören Sie auf mich, Miss. Ausnahmen kommen immer einmal vor. Es treiben sich arbeitslose Goldwäscher und Bergleute hier herum. Fortwährend durchkreuzen Schluchten und Thäler den Pass; die siebente grössere Schlucht müssen Sie links einschlagen, aber das ist eine ganz ungenaue Angabe, es kommen unzählige andere dazwischen. Finden Sie nicht die richtige Schlucht, so kommen Sie auf ganz unfahrbare Wege, verirren sich in ein Labyrinth, oder Sie erreichen die offene Prairie, und heute giebt es noch Regen.«

      Aber Ellen that, als höre sie nicht. Das Thal hatte sie erreicht, sauste eben in voller Fahrt an der Schmiede vorbei, als plötzlich Starke, schon zu Fuss, eine Hand an der Lenkstange, die andere am Sattel, ihr Rad mit einem Ruck zum Stehen brachte.

      Wie er dies fertig gebracht, wusste sie nicht, wunderte sich jetzt auch nicht darüber.

      »Lassen Sie mich los!« rief sie, hochroth vor Entrüstung.

      »Nur eine Stunde. Ich sorge mich wirklich um Sie, Sie werden sich verirren.«

      »Wollen Sie mich jetzt freigeben, Sie unverschämter Mensch?!«

      Statt dessen zwang er sie durch Umlegen des Rades zum Absteigen.

      »Wenn Ihnen mein Hund folgte, würde ich Ihnen den zum Schutze mitgeben.«

      »Ich würde ihn erschiessen! Ich brauche keinen Schutz!«

      »Ich hätte Lust, einen Schlauch zu zerschneiden, dass Sie nicht weiterkönnen.«

      »Ja, das sähe Ihrer Rohheit ganz ähnlich!« stiess Ellen hervor, jetzt vor Entrüstung bleich werdend.

      Starke bat nicht, drohte nicht; seine ruhige Stimme war keiner Wandlung fähig.

      »Gut, СКАЧАТЬ