Ein moderner Lederstrumpf. Robert Kraft
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Название: Ein moderner Lederstrumpf

Автор: Robert Kraft

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183892

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СКАЧАТЬ ein. Von hier bis zum Anfange des Passes, den Sie schon merken werden, sind es fünf Meilen. Die fahren Sie in einer halben Stunde. Dann sehen Sie nach der Uhr, fahren Sie schnell 25 Minuten lang, Sie werden drei Meilen machen können, beachten Sie nicht die Querthäler, sondern spähen Sie nach diesen 25 Minuten immer rechts nach einem metergrossen Steine an der Felswand, der gerade wie ein Menschenkopf aussieht. Zu verkennen und zu übersehen ist er nicht, wenn Sie nur nach rechts sehen. Hinter diesem die erste Schlucht links ab, das ist der richtige Weg; und wenn er auch anfangs etwas holperig ist, er wird bald besser, und dann immer gerade aus, Sie kommen direct nach Ludgate. Mögen Sie Ihren Eigensinn nicht bereuen.«

      Er trat zurück, Ellen stieg auf und jagte davon. Hatte er sie nicht auch eigensinnig genannt? Solch' ein Unhold.

      Immer noch zürnend, passirte sie den Eingang des Passes in die Felsen, was allerdings nicht zu verkennen war, denn diese Felsen hüben und drüben, himmelhoch ansteigend, erhoben sich jäh aus ebenem Boden, und bei diesem Gegensatze von Berg und Ebene blieb es, das war ein richtiger Engpass, und man kommt auf die Vermuthung, dass dieser Bärenpass einst das Bett eines Stromes gewesen ist, der sich durch die Felsen gebrochen hat, obgleich hiermit nicht die vielen Querthäler übereinstimmen wollen.

      Das ganze Alleghany-Gebirge setzt sich aus solchen parallelen Gebirgsstreifen zusammen; hier treten sie in Form von Felswänden am dichtesten zusammen, nur zwei deutsche Meilen breit. Es war einst die Hauptstrasse, die jetzt, seitdem die Eisenbahn hinüberfährt, kaum noch benutzt wird.

      Der Weg war von Natur ausgezeichnet, der Felsboden glatt wie ein Tisch, nur wenig ansteigend, dazu Rückenwind, Ellen flog spielend hinauf. Links und rechts aber, in den Schluchten, da sah es fürchterlich aus, da hätte man wohl, das Rad über die Schulter, von Stein zu Stein balanciren müssen.

      So flog sie immer weiter, bewunderte die schauerliche Romantik der Zwischenthäler und freute sich über diesen glatten Weg im Gegensatz zu jenen, bis sie an das Linksabbiegen dachte. Einen menschenkopfähnlichen Stein hatte sie noch nicht gesehen, leider auch nicht nach der Uhr; jetzt war es bald elf, sie fuhr und fuhr, und der Stein wollte immer noch nicht kommen. War sie schon daran vorüber? Wie in aller Welt sollte man denn aber auch in solch' einer Schlucht fahren können? Die bezeichnete musste doch wohl noch kommen.

      Aber weder der auffallende Stein noch ein links liegendes Thal mit passablem Weg war zu erblicken. Dafür erreichte sie jetzt die Höhe. Nun war sie sicher vorbei geradelt. Gut, dann ging es einmal in die offene Prairie, so hatte er ja wohl gesagt. Diese herrliche Thalfahrt konnte sie sich nicht entgehenlassen. Sie brauchte sich ja dann nur links zu halten, so musste sie wieder auf den richtigen Weg kommen. Also die Füsse auf die Stützen gestemmt, die Bremse vorsichtig in die Hand, und hinab ging es in sausendem Fluge. Der Luftzug milderte die Hitze, dabei vergass sie auch die Trockenheit des Gaumens.

      Dort vorn wurde der Weg anders. Er war mit Steinen bedeckt, ein herabgestürzter Felsblock mochte zersplittert sein. Ehe Ellen abbremsen konnte, war sie mitten drin, über einige kleine Steine hinweg, grössere konnte sie umfahren, sie hatte das Rad wieder in der Gewalt, es wurde ihr etwas ängstlich um's Herz, weil die Steine gar so spitz waren ...........

      Pfffhhh — sagte es, und durch Ellen's Körper ging ein unangenehmes Rütteln.

      Erschrocken sprang sie ab. Sie hatte einmal gehört, dass man nicht auf leeren Schläuchen fahren könne, die Felgen würden sich gleich verbiegen.

      Der Hinterreifen war schlaff. Das Loch war leicht zu finden, der spitze Stein steckte noch drin. Nun, für solche Fälle war sie ja mit Allem versehen. Die Werkzeugtasche aufgeschnallt, das Reparaturkästchen herausgenommen, auch das Instrument, um den Laufmantel abzuheben.

      Eigentlich ist es gar nicht so einfach, einen Laufmantel abzunehmen, als es sich zusieht, wenn es ein anderer macht. In ihrem ganzen Leben hatte es Ellen noch nie gethan, noch weniger einen Luftschlauch geflickt. Wenn ihr in England einmal so etwas passirte, ging sie in die nächste Reparaturwerkstätte, oder war ihr das zu weit, in's nächste Wirthshaus, gegen Bezahlen der Kosten und ein gutes Trinkgeld wurde ihr die kranke Maschine nach Hause geschickt, sie selbst fuhr mit der Eisenbahn voraus.

      Aber sie brachte den Schlauchmantel herab, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit. Dem Kästchen lag eine Gebrauchsanweisung bei, sie wurde aufmerksam studirt; nun konnte sie es. Alles war vorhanden, sie kratzte, pinselte und klebte so, nun die Luftpumpe heraus, wozu erst der Widerstand der infamen Schnalle überwunden werden musste. Sie pumpte. War das fürchterlich heiss unter der Mittagshitze in diesem Engpass. Und dieser Durst! Sie pumpte und pumpte — wurde er denn noch immer nicht fest? Keine Spur. Die Zähne zusammengepresst, pumpte sie weiter, bis sie endlich merkte, dass die Luft ebenso schnell aus der Wunde wieder entwich, wie sie durch das Ventil hineinkam. Also nochmals die Anweisung gelesen, nochmals gekratzt, gepinselt und geklebt, nochmals gepumpt. Und das war heiss! Und dieser Durst! Aber nun hielt es auch, der Schlauch schwoll. Nicht allzufest, bei dieser Gluth könnte er leicht platzen. Ellen wäre sehr fröhlich gewesen, wenn nicht wieder die elende Schnalle an der Rahmentasche zu überwinden gewesen wäre.

      Diesen spitzen Steinen traute sie nicht mehr. Die schienen bald aufzuhören. Ellen nahm das Rad über die Schulter, und wenn es auch wie Feuer brannte, sie trug es wie ihr geliebtes, krankes Kind, wohl eine viertel Stunde lang.

      Wirklich, jetzt war der Weg wieder frei von den bösen Steinen.

      Ihre Liebe wurde belohnt. Nun aufgestiegen und frisch drauf ......

      Pfffhhhtsch — sagte das Hinterrad.

      Ellen hätte die ganze Maschine am liebsten gegen die Wand werfen mögen. Hatte sie das etwa verdient? Nein. Das war eine Niederträchtigkeit, besonders von dem Hinterrade.

      Aber Energie besass Ellen doch. Sie fing noch einmal an. Zunächst die verfl..... Schnalle, Ellen fluchte wirklich, und da gab die Schnalle klein bei. Also nochmals gekratzt, gepinselt, geklebt und gepumpt, wenn auch unter Thränen. Nein, dieser Durst, dieser Durst! Und der Pumpencylinder brannte wie glühendes Eisen in ihren Händen. Sie hatte es noch nicht für nöthig befunden, sich eine Korbflasche zuzulegen, unnützer Ballast hier mitten in der Cultur. Starke hatte immer eine grosse Lederflasche in der linken Jackentasche, und wenn der jetzt hier wäre, sie wollte trinken, trinken, trinken ..... Herr Gott, der Schlauch wollte schon wieder keine Luft annehmen!

      »Nein, das ist doch zu schändlich!« weinte Ellen. »Ach, lieber Gott, mach mir doch meinen Schlauch voll.«

      Das Gebet wurde nicht erhört, und ihre Seele dem Teufel zu verschreiben, daran dachte sie im Augenblicke nicht, sonst würde sie es vielleicht gethan haben.

      Gebrochen sank Ellen auf einen Stein. Sie trug sich mit Todesahnungen herum. Was sollte denn auch aus ihr werden? Den Weg von 8 Meilen zurück zu Fuss? Es graute ihr schrecklich davor. Bei dieser furchtbaren Hitze! Schliesslich aber blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Zunächst wollte sie warten, ob Starke nicht käme. Es war zwar eine kühne Annahme, dass Starke ebenfalls diesen offenbar falschen Weg einschlagen würde, doch Ellen baute fest darauf, mindestens musste sein Hund ihrer Spur folgen können, wozu hatte er denn sonst einen Hund, wozu hatte denn dieser Hund sonst eine Nase, und Ellen hatte wohl Recht, wenn sie sich diesen Mann vorstellte, wie er sofort erkennen würde, aus irgend einem Anzeichen, dass sie nicht den richtigen Weg eingeschlagen habe; er war ja so ein halber Trapper, dann musste er auch Indianersinne besitzen, und es war wohl auch richtig, wenn sie sich vorstellte, wie der kluge Hund, die Nase am Boden, der Fährte des Gummireifen folgen würde.

      Zunächst glaubte Ellen, die ersten Qualen des Verschmachtungstodes durchzukosten. Schon sah sie in der öden Felsenwildniss grüne Oasen mit springenden Quellen, der glitzernde Spiegel eines See's winkt ihr — das heisst, sie bildete sich nur ein, schon solche Visionen zu haben, weil sie davon gelesen hatte; so weit war es doch noch nicht mit ihr. СКАЧАТЬ