Germinal. Emile Zola
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Название: Germinal

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754175019

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СКАЧАТЬ wenn die Suppe nicht fertig ist, dann ist's begreiflich.«

      Er trank ein volles Glas Wasser und machte sich dann an den Fleischkäse. Er schnitt viereckige Stücke davon ab, die er mit seinem Messer aufspießte und auf seinem Brote aß, ohne eine Gabel zu gebrauchen. Wenn der Vater aß, wurde nicht gesprochen. Er selbst aß schweigend; er erkannte nicht das gewöhnliche Wurstzeug Maigrats, es mußte von anderwärts kommen, doch richtete er an sein Weib keine Frage. Er fragte bloß, ob der Alte oben noch immer schlafe. Nein, der Großvater war schon ausgegangen, um seinen gewohnten Spaziergang zu machen. Abermals trat Stille ein.

      Doch der Geruch, des Fleisches ließ Leonore und Heinrich aufblicken, die sich am Boden sitzend die Zeit damit vertrieben, daß sie aus dem verschütteten Wasser Bäche ableiteten. Beide Kinder stellten sich zum Vater hin, das kleinere voran. Ihre Blicke folgten jedem Stücke, sahen hoffnungsvoll, wie es vom Teller geholt wurde, und sahen dann mit bestürzten Mienen, wie es im Munde des Vaters verschwand. Dieser bemerkte schließlich die Gier, von der sie erblaßten und ihnen der Mund wässerig wurde.

      »Haben die Kinder davon bekommen?« fragte er.

      Als sein Weib mit der Antwort zögerte, fügte er hinzu:

      »Du weißt, ich mag kein Unrecht. Es benimmt mir den Appetit, wenn sie mich da umstellen und nach einem Bissen lechzen.«

      »Aber ja, sie haben bekommen!« rief sie zornig. »Wenn du auf sie hören willst, kannst du ihnen deinen Teil geben und den Teil der anderen, sie werden sich vollstopfen, bis sie platzen. Nicht wahr, Alzire, wir alle haben Fleischkäse gegessen?«

      »Gewiß, Mama«, antwortete die kleine Bucklige, die unter ähnlichen Umständen mit der Keckheit einer erwachsenen Person log.

      Leonore und Heinrich waren verblüfft und empört angesichts einer solchen Lüge; sie selbst wurden geprügelt, wenn sie nicht die Wahrheit sagten. Ihre jungen Herzen waren tief gekränkt, und es drängte sie, zu widersprechen und zu erklären, daß sie nicht da waren, als die anderen Fleisch aßen.

      »Geht!« wiederholte die Mutter und jagte die Kinder in die andere Ecke der Stube. »Ihr sollt euch schämen, immer um den Teller des Vaters zu hocken. Wenn er nur allein bekommt, ist es recht, denn er arbeitet, während ihr Taugenichtse nur Ausgaben verursacht, mehr als ihr wert seid!«

      Maheu rief sie zurück, setzte Leonore auf seinen linken Schenkel, Heinrich auf seinen rechten Schenkel; dann aß er den Rest des Fleischkäses mit ihnen. Er schnitt kleine Stückchen und gab jedem seinen Teil; die Kinder waren entzückt und verschlangen die Bissen, die der Vater ihnen vorlegte.

      Als er gegessen hatte, sagte er seiner Frau:

      »Gib mir noch nicht den Kaffee; ich will mich vorher waschen ... Sei mir behilflich, das schmutzige Wasser ausschütten.«

      Sie faßten den Bottich an beiden Henkeln und leerten ihn in die Gosse vor der Tür. In diesem Augenblicke kam Johannes herunter; er hatte trockene Kleider an, eine Hose und einen Kittel von Wollstoff; beide Stücke waren zu groß, sein älterer Bruder hatte sie abgelegt. Als seine Mutter ihn durch die Tür schlüpfen sah, hielt sie ihn an.

      »Wohin gehst du?«

      »Dorthin.«

      »Wo dorthin? ... Du pflückst mir für den Abend Löwenzahnsalat. Du hörst mich? Wenn du ohne Salat heimkommst, bekommst du es mit mir zu tun.«

      »Gut, gut.«

      Johannes ging mit den Händen in den Taschen, die Holzschuhe schleppend, seine mageren Lenden eines zehnjährigen Knirpses wiegend wie ein alter Grubenarbeiter. Jetzt kam auch Zacharias herunter, sorgfältiger in seinem Äußern, den Oberleib bekleidet mit einem schwarzen, blau gestreiften Wolltrikot. Sein Vater rief ihm zu, er solle nicht zu spät heimkommen; er ging kopfnickend davon mit der Pfeife zwischen den Zähnen, ohne zu antworten.

      Der Bottich ward wieder mit lauwarmem Wasser gefüllt. Maheu zog langsam die Jacke aus. Auf einen Wink führte Alzire Leonore und Heinrich hinaus. Der Vater liebte es nicht, sich vor der Familie zu waschen, wie dies in vielen anderen Häusern des Arbeiterdorfes vorkam. Er tadelte übrigens niemanden; er sagte bloß, es passe sich für Kinder, zusammen im Wasser zu plätschern.

      »Was machst du da oben?« rief die Maheu über die Treppe hinauf.

      »Ich bessere mein Kleid aus, das ich gestern zerrissen habe«, antwortete Katharina.

      »Gut; komm jetzt nicht herunter, dein Vater wäscht sich.«

      Maheu und sein Weib blieben jetzt allein. Diese legte Estelle auf einen Stuhl, die merkwürdigerweise nicht heulte, weil sie sich neben dem Feuer wohl befand und von da ihre leeren Blicke eines gedankenlosen Wesens auf die Eltern richtete. Maheu hockte jetzt nackt vor dem Bottich; er hatte zuerst den Kopf hineingesteckt und denselben mit schwarzer Seife gerieben, deren Jahrhunderte währender Gebrauch die Haare des ganzen Stammes entfärbte und gelb machte. Dann stieg er ins Wasser, bestrich die Brust, den Bauch, die Arme, die Schenkel und bearbeitete sie kräftig mit beiden Händen. Sein Weib stand dabei und schaute ihm zu.

      »Hör' einmal,« begann sie, »ich habe gesehen, wie du Augen machtest, als du heimkamst ... Du hast dir wohl den Tag über Kummer gemacht, und der Anblick dieser Vorräte hat dich aufgeheitert ... Denke dir, daß die Spießbürger in der Piolaine mir nicht einen Sou gegeben haben. Sie waren sehr freundlich, haben die Kleinen bekleidet, und ich schämte mich zu bitten, denn es bleibt mir in der Kehle stecken, wenn ich verlangen soll.«

      Sie unterbrach sich einen Augenblick, um Estelle auf dem Sessel zurechtzulegen, weil sie einen Purzelbaum fürchtete. Der Vater fuhr fort, sich die Haut abzureiben, ohne durch eine Frage diese ihn interessierende Geschichte zu beschleunigen, und geduldig wartend, bis er begreifen werde.

      »Ich muß dir sagen, daß Maigrat mir den Kredit verweigert hat; ja, rundweg verweigert, wie man einen Hund hinausjagt ... Du kannst dir meine Lage vorstellen. Wollene Kleider mögen ja gut warmhalten, aber damit hat man noch nichts im Magen. Ist's nicht so?«

      Er erhob den Kopf, ohne etwas zu sagen. Nichts in der Piolaine, nichts bei Maigrat, was denn? Doch schon hatte sie, wie sie es gewöhnlich tat, die Ärmel aufgeschürzt, um ihm den Rücken und jene Teile des Körpers zu waschen, die er selbst nicht leicht erreichen konnte. Er liebte es übrigens, daß sie ihn einseifte, daß sie ihn überall rieb, bis die Handknöchel sie schmerzten. Sie nahm die Seife und bearbeitete ihm die Schultern, während er sich in die Höhe reckte, um stramm auszuhalten.

      »Ich bin dann zu Maigrat zurückgegangen und habe ihm Worte gesagt, feine Worte! ... Es müsse einer kein Herz im Leibe haben, um so zu handeln, und es müsse ihm schlimm ergehen, wenn es noch eine Gerechtigkeit gebe ... Das ging ihm an die Kehle; er wandte den Kopf weg und wäre am liebsten durchgegangen ...«

      Vom Rücken ging sie zu den Hinterbacken hinab; als sie einmal im Zuge war, ging sie weiter, suchte die Falten auf und ließ nicht ein Plätzchen am Körper, ohne es blank zu scheuern, wie ihre Schüsseln bei der großen Samstagsreinigung. Sie geriet in Schweiß bei diesem heftigen Auf und Nieder der Arme und kam dermaßen außer Atem, daß ihr die Worte fehlten.

      »Schließlich hat er mich eine alte Klette geheißen ... Doch wir werden Brot haben bis zum Samstag, und das Schönste ist, daß er mir auch hundert Sous geliehen hat ... Ich nahm bei ihm noch die Butter, den Kaffee, die Zichorie; ich wollte auch Wurstzeug und Kartoffeln nehmen, doch da begann er zu brummen ... Für sieben Sous Fleischkäse, für achtzehn Sous Kartoffeln; es blieben mir drei Franken und fünfundsiebzig Centimes für ein Ragout und ein Suppenfleisch СКАЧАТЬ